Stay Forever - Retrogames & Technik

Transkript

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Mháire: Hallo Rahel, wir haben uns heute zusammengefunden, um über eine der einflussreichsten

Mháire: Serien der 90er und 2000er zu reden. Und ich freue mich schon sehr darauf, es wird gelb.

Rahel: Es wird sehr gelb. Hallo Mairi.

Mháire: Gelb, normalerweise eher so mittig-warnfarbe, aber zumindest wenn man Matt Groening

Mháire: glaubt, ist das die Hautfarbe des Durchschnitts Amerikaners.

Rahel: Ja, zusammen mit einigen anderen Sachen, die scheinbar den Durchschnitt Amerikaner

Rahel: ausmachen. Denn wir reden natürlich hier über die Simpsons, die alles andere

Rahel: als durchschnittlich und gewöhnlich sind.

Mháire: Gleichzeitig aber auch eine gewisse, fast heimelige Normalität für Leute darstellen.

Mháire: Unsere Aufgabe ist es heute aufzurollen, wo kommt das her, wie ist das entstanden,

Mháire: wie hat es sich entwickelt, welche Folgen hat es für die Popkultur und die Kultur generell gehabt.

Mháire: Und wir haben auch noch jemanden zu Gast, der aus der absolut tiefsten Fan-Perspektive

Mháire: reden kann, als Betreiber einer Fansite.

Mháire: Ich weiß nicht, ob Leute noch wissen, was das ist, weil es heutzutage nur noch Fan-Wikis gibt.

Rahel: Ich möchte an der Stelle ganz stolz anmerken, dass ich das nicht nur weiß,

Rahel: sondern ich bin sogar auch noch Teil von Foren und sowas.

Mháire: Oh, Fan-Foren, ja. Für unsere jüngere Zuhörerschaft, das ist wie Discord nur ein Langsam.

Rahel: Das hast du schön gesagt.

Mháire: Aber die Serie, über die wir heute reden, die Simpsons, ist auch aus einer Zeit.

Mháire: Als es noch Fanforen und Shrines und Fansites gab, die haben ihren Anfang Ende

Mháire: der 80er genommen und sind in die 90er gestartet.

Mháire: Und ich glaube, dort haben sie, da sind sich, denke ich, bis heute alle einig,

Mháire: auch ihre einflussreichste Zeit gehabt, die dann in den 2000ern nochmal ein

Mháire: großes Juhu hatte, was sie nicht daran hindert, bis heute zu existieren.

Rahel: Ich traue mich gar nicht, wie viele Folgen es inzwischen gibt oder wie viele

Rahel: Staffeln, weil mein Gefühl ist, Egal, wann diese Folge hier gehört wird,

Rahel: das wird immer veraltet sein, weil die Simpsons einfach ein totaler Selbstläufer sind.

Mháire: Also aktuell sind es 36 Staffeln und es sind fast 800 Episoden.

Mháire: Aber meines Wissens nach sind schon Verträge unterschrieben,

Mháire: dass sie bis 2028, 2029 noch weiterlaufen werden.

Rahel: Hammer, wow.

Mháire: Ja, ihr könnt in eurem Kopf updaten, für wann ihr diese Folge hört.

Mháire: Einfach immer nochmal. Ich glaube, 15 Stück werden aktuell immer bestellt für

Mháire: eine neue Staffel, also tatsächlich eine reduzierte Staffelgröße.

Mháire: Einfach draufschlagen.

Rahel: Ja, anders als viele andere, die Welt von folgen, haben wir hier erstmals eine

Rahel: bodenständige Realsatire.

Rahel: Also in den Simpsons haben wir den Blick auf die Gesellschaft,

Rahel: aber durch einen Zerspiegel. Das ist überspitzt, das ist verformt, skurril.

Rahel: Man erkennt aber alles.

Rahel: Und deswegen ist es eben irgendwo der amerikanische Durchschnittsbürger,

Rahel: aber irgendwo auch nicht.

Rahel: Und da würde mich jetzt mal interessieren, Mairi, was ist denn deine persönliche

Rahel: Verbindung zu den Simpsons? Hast du das früher geguckt?

Mháire: Heimlich teilweise. Also dazu muss man Folgendes sagen.

Mháire: Jedes Mal, wenn wir über irgendetwas mit Zeichentrick reden werden,

Mháire: das älter als 2004 ist, wird das Wort heimlich fallen.

Mháire: Oder so um 2000 rum, weil ich in einem Haushalt aufgewachsen bin,

Mháire: wo die Überzeugung vorherrschte, dass Zeichentrick Kinder dumm machte.

Mháire: Das hat mich nicht daran gehindert, durchaus welchen zu schauen,

Mháire: weil es einen uralten winzigen kleinen Fernseher im Gästezimmer im Keller gab

Mháire: und ich ein stilles Kind war und Leuten nicht aufgefallen ist,

Mháire: wenn ich mal eine Stunde verschwunden bin. Also, ich habe die Simpsons nicht von Anfang an geguckt.

Mháire: Viel von meinem Kontakt ist zu Beginn so Schulhof-Sekundär-Kontakt gewesen.

Mháire: Alle anderen haben die Simpsons geschaut und haben sie sich gegenseitig zitiert

Mháire: und das hat ganz, ganz viel einfach von dem Lebensgefühl der 90er geprägt.

Mháire: Und dann habe ich einzelne Sachen geschaut. Jetzt in der Vorbereitung für diese

Mháire: Folge ist mir aufgefallen, wie viel ich tatsächlich dann in Stückchen und Häppchen

Mháire: und hier mal eine Folge und da mal eine Folge über die Zeit hinweg dann geschaut hatte.

Mháire: Also ich habe so ein bisschen das für mich dann selber aufgearbeitet,

Mháire: überrascht, weil ich erst dran ging mit, oh, ich habe doch gar nicht so viel

Mháire: Ahnung davon und dann doch. Erstens, weil es irgendwo immer lief.

Rahel: Ja, ja.

Mháire: Zweitens, weil so viel davon in meinen Alltag einfach eingeflossen ist dadurch,

Mháire: dass Freunde in meinem Bekanntenkreis es ständig zitiert haben und es irgendwie

Mháire: auch in meinen eigenen Wortschatz teilweise übergegangen ist.

Mháire: Es ist wirklich bemerkenswert, wie das quasi heimlich sogar in meinen Zeichentrick

Mháire: fernes Jugendleben sich reingeschlichen hat durch seine Allgegenwärtigkeit. Und bei dir?

Rahel: Bei mir ist das ganz ähnlich. Ich habe die Serie, sagen wir mal,

Rahel: so halbheimlich geguckt.

Rahel: Nicht, weil das jetzt so unbedingt verboten gewesen wäre.

Rahel: Aber das Ding ist, ich habe halt sehr früh in meinem Computer schon eine TV-Karte gehabt.

Rahel: Und sagen wir mal, ich habe mehr Zeit mit dieser TV-Karte verbracht als mit Hausaufgaben.

Rahel: Und die Simpsons, genau wie du gesagt hast, das lief immer irgendwo.

Rahel: Und so gerade frisch, wenn ich von der Schule nach Hause gekommen bin,

Rahel: gab es dann meistens in der Wiederholung ein bis zwei Folgen.

Rahel: Und die habe ich mir sehr gerne angeguckt.

Rahel: Und ich habe so genau wie du auch festgestellt, ich dachte immer,

Rahel: ja, ich habe hier nur wieder ein paar Folgen geguckt.

Rahel: Nein, das waren ganz schön viele. Und auch sehr regelmäßig, die ich geguckt haben muss.

Rahel: Und da ist eben sehr viel dann auch hängen geblieben. Immer so einzelne Versatzstücke.

Rahel: Und natürlich dann auch so geflügelte Worte wie Nein oder Haha.

Rahel: Das hat mich schon sehr geprägt. Das ist mir dann aber erst in der Recherche aufgefallen.

Mháire: Ein Running Gag bei einem Freund mit mir war, dass immer, wenn es darum geht,

Mháire: wer irgendetwas besser kann, hat der seelenlose Stahlbolzen gewonnen.

Mháire: Eine von den wenigen wirklich guten Übersetzungen von einem Gag.

Mháire: Es ist nicht wegzudenken gewesen.

Rahel: Machen wir doch mal für die Leute, die wirklich noch nie auch nur eine einzige

Rahel: Folge gesehen haben, den kurzen Abriss, worum es in der Serie eigentlich geht.

Rahel: Also, Die Simpsons, das ist eine Comedy-Zeichentrick-Serie,

Rahel: die seit 1989 existiert und sie zeigt eben das Leben der amerikanischen Durchschnittsfamilie,

Rahel: Mittelklasse-Familie in der Kleinstadt Springfield.

Rahel: Die Familie besteht aus den Eltern, Homer und Marge. Und die haben ihre drei

Rahel: Kinder, Bart, Lisa und Maggie.

Rahel: Auch noch zwei Haustiere, da kommen wir bestimmt auch später noch zu.

Rahel: Und es ist vor allem einfach ein Feuerwerk an Gags innerhalb von Sekunden.

Rahel: Also das sind mal Wortwitze, dann ist es mal Slapstick. Und dann haben wir wieder

Rahel: beißende Gesellschaftskommentare, die aber sehr lustig untergebracht werden.

Mháire: Sehr, sehr viel auch rein visuelle Gags, wo nur dadurch, dass irgendwo ein Schild

Mháire: im Hintergrund hängt oder man, nachdem eine Aussage getroffen wurde,

Mháire: im Hintergrund sehen kann, was die Realität ist, zu der diese Aussage stimmt.

Mháire: Also eine Serie, die sich noch darauf verlässt, dass man hinschaut und die dann

Mháire: tatsächlich teilweise verliert, wenn sie die Folgen, die noch nicht in Full

Mháire: HD und in 16 zu 9 produziert wurden, das kam erst irgendwann mit der Zeit, logischerweise,

Mháire: dass da dann Teile abgeschnitten werden in neueren Visionen,

Mháire: wo dann teilweise der visuelle Gag kaputt geht oder wegfällt.

Mháire: Und die Simpsons sind auch bekannt. und das ist sehr viel von dem Humor,

Mháire: wenn auch definitiv nicht der stärkste von.

Mháire: Charakter sagt A, Smashcut zu B und B ist das Gegenteil von A.

Mháire: Es gibt unglaublich viele von nur ein absoluter Idiot würde das machen,

Mháire: dreht sich um, tut genau das, was nur ein absoluter Idiot machen würde.

Mháire: Das hat sich auch ein bisschen durchgesetzt als das ist der Simpsons Humor,

Mháire: was gerade der früheren Serie sehr unrecht tut.

Mháire: Da ist es nur eine Kategorie von vielen verschiedenen Gagsorten.

Rahel: So eine typische Folge ist ungefähr 20 Minuten lang, die wird dann mit Werbung

Rahel: eben auf 30 Minuten gestreckt und werbebedingt, das hat jetzt ein bisschen was

Rahel: mit dem amerikanischen Fernsehsystem zu tun,

Rahel: besteht die durchschnittliche Folge immer aus drei Akten, das heißt wir haben

Rahel: ganz klassisch Anfang, Mittel und Ende, das ist also erstmal sehr formelhaft.

Rahel: Wenn wir uns dann angucken, was steckt denn in den Folgen drin,

Rahel: dann bleibt das formelhaft.

Rahel: Also wir haben üblicherweise zwei größere Handlungsstränge, den A-Plot und den B-Plot.

Rahel: Mindestens einer dieser beiden bezieht sich auf einen Mitglied der Simpsons-Familie.

Rahel: Und meistens ist der B-Plot nicht ganz so wichtig, sondern da werden dann die

Rahel: Nebencharaktere mehr in den Vordergrund gerückt.

Rahel: Das kann aber häufig den A-Plot unterfüttern.

Rahel: Und beide zusammen sind dann so, ich nenne es jetzt mal das Simpsons-Rezept,

Rahel: wo wirklich die Simpsons-Familie in den Vordergrund gerückt wird,

Rahel: zusammen mit dieser verrückten Kleinstadt Springfield, die eben vor allem durch

Rahel: ihre Nebencharaktere lebt.

Mháire: Und es gibt auch noch eine Sache, die erzählerisch gerade für die besten Folgen

Mháire: mit typisch ist, dass es mit einer Situation anfängt, die dann eine absolut

Mháire: bizarre Wendung zu einem gänzlich anderen Thema macht. Oder das sogar mehrfach.

Rahel: Ja.

Mháire: Ja, dass es damit anfängt, dass das Haustier der Klasse von Bart gestorben ist.

Mháire: Das muss begraben werden, dabei stößt man auf Öl. Das Öl bedeutet,

Mháire: dass es viel Geld gibt, das Geld muss für irgendwas ausgegeben werden und auf

Mháire: einmal geht es darum, dass man eine Monorail anschafft.

Mháire: Also diese sehr weiten und teils bizarren Gedankensprünge zwischen sehr unterschiedlichen

Mháire: Storylines, die dann aber am Ende alle von A nach B führen und einem während

Mháire: man das schaut auch logisch vorkommen irgendwie. Das ist auch typisch.

Rahel: Ja, aber wenn du es gerade so erzählst, das klingt schon so ein bisschen nach

Rahel: dem Schmetterlingseffekt.

Mháire: Ja. Tote Hamster. Leonard Nimoy erzählt etwas davon, dass die Hybris des Menschen

Mháire: ihr zu Fall bringen wird.

Mháire: Dazwischen sind mehrere Schritte, aber es ergibt alles Sinn.

Rahel: Das ist seit 1989 eben ein sehr simples Rezept und ein voller Erfolg.

Rahel: Und natürlich haben die Simpsons auch unzählige Auskopplungen bekommen.

Rahel: Wir haben 2007 den Simpsons-Film, der ikonischerweise auch einfach nur der Simpsons-Film heißt.

Rahel: Wir haben Theme-Park-Attraktionen, wir haben Comics, wir haben zahlreiche Nachahmer-Serien.

Rahel: Also die Serie hat wirklich sehr große Fußspuren in der westlichen Popkultur hinterlassen.

Rahel: Und natürlich gibt es auch zahlreiche Videospiele, wovon die meisten eher arcade-ig sind.

Rahel: Was ich sehr spannend finde, ich habe mir die jetzt für die Recherche noch mal

Rahel: so ein bisschen zu Gemüte geführt. Von den Spielen, die wir heute als,

Rahel: ich sag mal vorsichtig, gut bewerten würden, die haben meistens denselben Kern wie die Serie.

Rahel: Nämlich, dass eben auch da wieder die Simpsons-Familie und Springfield in den

Rahel: Vordergrund gestellt wird. Dass wir Springfield beispielsweise erkunden könnten.

Rahel: Also, das ist ja auch die Prämisse vom GTA-ähnlichen Hit and Run.

Rahel: Das ist chaotisch, es ist witzig, es ist actionreich und im Zentrum von all

Rahel: dem steht eben die Simpsons-Familie und die Stadt.

Mháire: Ich mag aber, wie deutlich man die Airquotes, die Anführungszeichen,

Mháire: als gut bezeichnen würde, gehört hat.

Rahel: Ja, ich finde das immer sehr schwierig, da so Werten zu sprechen,

Rahel: weil ich in meinem idealistischen Herz gehe immer davon aus,

Rahel: dass alle Leute sich für alles immer Mühe gegeben haben. Ja.

Rahel: Aber das ist eben nicht bei allen Spielen gleich gut geglückt.

Rahel: Na gut, schauen wir uns doch mal an, was die Welt so ausmacht.

Rahel: Und ich würde sagen, wenn die Serie schon Die Simpsons heißt,

Rahel: dann sollten wir auch mit den Simpsons anfangen.

Mháire: Oh ja. Wollen wir sie abwechselnd vorstellen? Und möchtest du anfangen oder

Mháire: möchtest du das Sandwich übernehmen

Mháire: mit den beiden sehr coolen weiblichen Figuren, die reden können?

Rahel: Das war jetzt aber schon so ein bisschen eine kleine Kritik für später.

Mháire: Leicht wertend.

Rahel: Wir können das gerne abwechselnd machen. Aber vorher vielleicht noch ein ganz

Rahel: kurzer Take zum Namen, die Simpsons.

Rahel: Das ist eine Anspielung auf das Wort Simpleton, also wie Einfallspinsel.

Rahel: Und tatsächlich verkörpern alle Mitglieder der Familie unterschiedliche Klischees.

Rahel: Die sind häufig flach oder eben einfältig, aber immer auch liebenswürdig.

Rahel: Was aus heutiger Sicht natürlich besonders beeindruckend ist,

Rahel: ist, dass die Simpsons ein Single-Income-Three-Kids-Haushalt sind.

Mháire: Ja, das ist etwas überholt inzwischen. Aber ja, nur ein Elternteil arbeitet, drei Kids.

Mháire: Obwohl es tatsächlich sehr früh schon durchaus Thema ist, dass die Tatsache,

Mháire: dass es drei Kinder sind, die Finanzen schon stark belastet hat.

Mháire: Aber es ist noch möglich.

Mháire: Ein eigenes Haus, ein Auto, zwei Autos sogar.

Mháire: Und offensichtlich auch durchaus Hobbys und genügend Spielzeug,

Mháire: Konsolen, Actionfiguren und sonst was für die Kids, dass sie glücklich sind.

Mháire: Naja, soweit sie glücklich sein können.

Rahel: Zwei Haustiere.

Mháire: Zwei Haustiere.

Rahel: Zwei Haustiere.

Mháire: Gut, den Hund kriegen sie umsonst, aber das stimmt.

Rahel: Tierarztkosten.

Mháire: Was für Tierarztkosten, der arme Hund, was mit dem alles passiert. Das ist bedrückend.

Mháire: Das sind unsere Fünfe. Und ich finde es schön, wie du gesagt hast,

Mháire: dass sie alle eine andere Art und Weise davon verkörpern, ein bisschen einfältig

Mháire: zu sein. Denn das heißt ja nicht, dass sie nicht schlau sind.

Mháire: Also sie haben jeweils eine vollkommen andere Art von Schleue,

Mháire: die sehr unterschiedlich funktioniert.

Mháire: Von Bauernschleue über ein bisschen Hinterfotzigkeit, Seit emotionale Schleue

Mháire: bis hin zu der klaren akademischen Schleue von Lisa.

Mháire: Also, möchtest du mit der Bauernschleue von Homer anfangen?

Rahel: Genau, Homer Simpson, der Familienvater und ich nenne ihn jetzt mal Patriarch.

Rahel: Also, wichtig zu wissen, die Charaktere behalten ja in fast allen Folgen auch

Rahel: immer ihre Outfits bei, außer sie fahren mal in Urlaub.

Rahel: Das heißt, die sind auch alle sehr gut zu erkennen. Homer, leicht untersetzt,

Rahel: weißes Hemd, blaue Hose, zwei Haare auf dem Kopf und hier eins über dem Ohr.

Rahel: Scheinbar war das übrigens im Zeichenprozess sehr wichtig, dass die Animateure

Rahel: alle lernen mussten, wie man die Haare von den Simpsons gleichbleibend zeichnet,

Rahel: damit das eben mehrere Leute reproduzieren konnten, den Simpsons-Look.

Rahel: Und dabei waren auch diese insgesamt vier Haare von Homer sehr wichtig.

Rahel: Also, wir verbinden Homer mit so Dingen wie, er guckt gerne Fernsehen,

Rahel: er isst sehr gerne Fastfood, trinkt zu viel Bier, er legt wenig Wert auf Bildung oder Kultur.

Rahel: Er ist auch sehr kindisch und faul, aber er ist im Herzen schon ein guter Mann,

Rahel: der seine Familie liebt und er hat eben, wie du es so schön genannt hast, eine Bauernschleue.

Rahel: Also man hat viele Folgen, wo Homer, naja, ich sag mal so, für sich kleinere

Rahel: Vorteile doch sichern kann.

Rahel: Das geht auch häufig in die Hose, aber man kann jetzt nicht sagen,

Rahel: dass Homer wirklich dumm wäre.

Rahel: Was natürlich ein bisschen unpassend ist, ist, dass er ohne jegliche Kompetenzen

Rahel: als Sicherheitsbeauftragter in einem Kernkraftwerk arbeitet.

Rahel: Das ist jetzt ein bisschen unpassend, aber gut.

Mháire: Findest du für die Welt, finde ich es sehr passend, in der wir uns da bewegen.

Rahel: Ja.

Mháire: Aber es ist ja auch ein Running Gag, dass Homer Dutzende verschiedener anderer Jobs ausprobiert.

Mháire: Glücklich ist er wirklich nur, wenn er etwas anderes macht als seinen Job im

Mháire: Kernkraftwerk, wo er nur darauf wartet, dass er wieder nach Hause gehen kann.

Mháire: Und zwischendurch mit seinen Kumpels, die da auch arbeiten, Donuts oder andere

Mháire: Sachen in sich reinstopft.

Mháire: Wenn er einen Schneepflug fahren kann, wenn er in der Bowlingbahn arbeitet,

Mháire: Er wird zwischendurch auch Zugführer und andere Dinge, für die er eigentlich

Mháire: überhaupt nicht geeignet ist.

Mháire: Aber irgendwie funktioniert es immer. Größtenteils aufgrund der Tatsache,

Mháire: dass andere Leute auf böshafte Art und Weise noch unfähiger sind als er.

Mháire: Marge ist die Familienmutter. Sie ist genauso wie Homer, immer gleich angezogen.

Mháire: Es sei denn, es gibt eine absolute Ausnahme oder es gibt ein Gag,

Mháire: dass ihr Haar ausnahmsweise anders ist.

Mháire: Denn das ist das Auffälligste an ihr. Sie hat einen gigantischen,

Mháire: lockigen Beehive, der noch mal mindestens halb so groß ist wie die Figur selber.

Mháire: Sie trägt immer das gleiche grüne, trägerlose Kleid. Sie hat immer,

Mháire: ich meine stylisch, sie hat immer eine Perlenkette und Pumps an.

Mháire: Und sie ist diejenige, die sich um die Kids kümmert.

Mháire: Das Baby Maggie ist eigentlich fast immer bei ihr auf dem Arm,

Mháire: wenn sie unterwegs sind.

Mháire: Sie hat eine ausgesprochen ungewöhnliche Stimme. Sie klingt so,

Mháire: als hätte sie die letzten 30

Mháire: Jahre eigentlich nur mit Rauchen und Whisky verbracht. Also Marge ist...

Mháire: Hau mich, hau mich.

Mháire: Respekt vor allen Leuten, die es verkörpert haben. Im Deutschen mehr als im

Mháire: Englischen logischerweise.

Mháire: Und sie arbeitet meistens nicht. Es gibt aber Folgen, wo es darum geht,

Mháire: dass sie schon gerne was Eigenes hätte und was Eigenes machen würde.

Mháire: Und sie ist das emotionale und auch das moralische Zentrum der Familie.

Mháire: Sie holt die anderen immer wieder zurück in die Realität, wenn sie sich gänzlich

Mháire: in irgendwelchem Unsinn verlieren.

Mháire: Und sie ist auch diejenige, die zwar nicht sofort an die Decke geht,

Mháire: wenn sie Ungerechtigkeit sieht,

Mháire: sondern die erstmal einen Moment dasteht, aus dem Fenster schaut und macht,

Mháire: Aber dann aus dieser Unzufriedenheit Konsequenzen zieht und auch schon mal Protestmärsche

Mháire: lostritt oder irgendwelche Vereine gründet oder sonst irgendetwas.

Mháire: Also ein ungewöhnlicher Charakter für heute insofern, als dass sie sehr viele

Mháire: von diesen traditionellen weiblichen Werten der amerikanischen Kernfamilie mehr

Mháire: oder weniger manifestiert, aber kontinuierlich auch daraus ausbricht.

Rahel: Ja, sie ist auf der einen Seite dieser Hausfrauen- und Mutterstereotyp,

Rahel: wie man eben aus vielen Sitcoms kennt, aber sie wächst an vielen Stellen drüber hinaus.

Rahel: Was ich auch noch ganz lustig finde, ist, dass sie an vielen Stellen aber auch sehr zynisch ist.

Mháire: Ja. Und man hat nie die Dynamik, die ganz viele andere von diesen Sitcom-Pärchen

Mháire: haben, mit einem, in Anführungsstrichen, Idioten als Ehemann und dann der straight-faced Ehefrau,

Mháire: die ordentlich ist und sich immer um alles kümmert und ihren kindischen Ehemann

Mháire: mehr oder weniger wie ein weiteres Kind behandelt und aushalten muss.

Mháire: Es geht selten darum, dass Marge tatsächlich Hausarbeit-Dinge macht.

Mháire: Nur ganz, ganz wenige Fälle, in denen ich mich überhaupt daran erinnere, dass es darum geht.

Mháire: Das ist nicht der Kern ihres Charakters. Es wird nicht wirklich darüber geredet,

Mháire: dass sie die Hausfrau ist und Mutter, weil wenn sie eine Storyline hat,

Mháire: dreht es sich eigentlich immer darum, dass sie etwas tut, was eben nichts damit zu tun hat.

Rahel: Bart ist der älteste Sohn von den beiden.

Rahel: Blaue Hose, blaue Sneaker, ein orangenes Hemd und eine Zeckenfrisur. Bart ist zehn Jahre alt.

Rahel: Immer. Es gibt eine ganze Folge, die sich nur darum dreht, dass Bart seinen 11.

Rahel: Geburtstag feiert und er gar nicht so recht weiß, was er jetzt tun soll,

Rahel: weil er war doch immer 10 Jahre alt.

Rahel: Das ist so ein kleiner, winziger Running Gag, der sich darauf bezieht,

Rahel: dass die Simpsons immer zur gleichen Zeit spielen, aber gleichzeitig auch mit der Zeit gehen müssen.

Rahel: Also inzwischen in den Folgen gibt es dann auch so Dinge wie Smartphones,

Rahel: was natürlich schwierig ist, wenn man dann Charaktere hat, die scheinbar nicht altern.

Rahel: Bart spielt sehr gerne Streiche.

Rahel: Also beispielsweise berühmt sind seine Telefonstreiche bei der lokalen Bar, also Monster Werner.

Rahel: Berühmt sind auch die Kreidesprüche aus dem Intro der Serie,

Rahel: wo er immer einen Strafspruch aufgegeben kriegt, der er an die Tafel schreiben

Rahel: muss. Und der Spruch an sich ist schon sehr lustig.

Rahel: Er skateboardet sehr gerne, er schaut auch sehr gerne Fernsehen.

Rahel: Er ist beispielsweise großer Fan der Crusty the Clown Show und insbesondere

Rahel: deren Segment Itchy and Scratchy.

Mháire: Entschuldigung, hast du auch den Effekt, dass du sofort den Jingle im Kopf hörst?

Rahel: Sofort.

Mháire: The itchy and scritchy show. Ja, Entschuldigung.

Rahel: In den ersten Staffeln ist Bart noch eigentlich der Protagonist oder sagen wir

Rahel: mal der Focalizer der Show, also so ein bisschen der Ankerpunkt.

Rahel: Das hat sich im Laufe der Zeit dann immer weiter in Richtung von Homer verschoben.

Rahel: Aber so am Anfang war Bart wirklich der zentrale Charakter.

Rahel: Und von ihm kommen dann auch so berühmte Aussprüche wie Aikadamba oder friss meine Hose, auch immer.

Rahel: Sehr beliebt auf dem Schulpausenhof, wie ich sagen darf.

Mháire: Und natürlich die alternative Version von Weihnachtsjingles,

Mháire: Batman smells Robin, laid an egg.

Mháire: Die deutsche Version weiß ich gerade gar nicht mehr auswendig.

Mháire: Was zu meiner großen Verblüffung direkt in der ersten Folge ist.

Mháire: Okay, eine der ikonischsten Sachen passiert innerhalb von fünf Minuten der ersten Folge.

Mháire: Lisa ist acht Jahre alt. Immer.

Mháire: Auch wenn es durchaus Continuity gibt und sich andere Charaktere rings um die

Mháire: Simpsons verändern, nicht älter werden, aber verändern und ihre Lebensumstände sich verändern.

Mháire: Niemand hier altert und niemand trägt jemals was anderes.

Mháire: Lisa trägt ein trägerloses Kleid. Das scheint genetisch zu sein,

Mháire: Mutter, Tochter. Nur, dass es bei ihr ein rotes Kleid ist.

Mháire: Aber sie hat auch eine Perlenkette, auch genetisch.

Mháire: Und sie hat eine sternförmige Frisur. Sie sieht immer aus wie so eine kleine

Mháire: Sternschnuppe, die durch die Gegend läuft.

Mháire: Und Lisa ist die linksliberale Intellektuelle ihrer Familie,

Mháire: obwohl sie erst acht ist.

Mháire: Einer ihrer Running Gags ist, dass Leute sie wie ein Kind behandeln und sie

Mháire: dann ein Kurz-Essay von sich gibt, das erstens mit tiefen philosophischen Überlegungen

Mháire: und zweitens wissenschaftlichen Fakten und drittens langen Worten gespickt ist,

Mháire: was dann viele Leute relativ ratlos zurücklässt.

Mháire: Sie fasst schon aufdringlich alle die Dinge, die wir mit linksliberale Intellektuelle

Mháire: denkenden Menschen verbinden. Sie ist für Klimaschutz und das war schon sehr

Mháire: früh. Sie vertritt feministische Standpunkte.

Mháire: Sie wird tatsächlich Vegetarierin und bleibt das auch, wirklich konsequent.

Mháire: Und sie ist diejenige, die sich immer mit wichtigen Fakten beschäftigt,

Mháire: die Dinge zitieren kann und das auch tut.

Mháire: Auch sehr schön, sie zitiert irgendwie ein passendes Gedicht zu einer Situation.

Mháire: Alle gucken, sie fragen dann, dann sie, Yay, Dad, go.

Mháire: Oh, also sie ist eine 35-jährige Uniprofessorin,

Mháire: gerade eben berufen auf einen neuen Job, aber im Körper einer Achtjährigen steckend

Mháire: und muss sich daran anpassen an das, was von ihr erwartet wird,

Mháire: begehrt dagegen aber auch oft auf.

Mháire: Sie ist dafür aber häufig emotional nicht sehr schlau.

Mháire: Sie kann häufig tiefer liegende, emotional komplexere Dinge nicht so klar sehen

Mháire: und übernimmt sich oft oder ist bissig in Situationen, wo es vielleicht gar nicht nötig wäre.

Mháire: Also sie ist auch immer so ein bisschen dieses, wenn du zu sehr nur in eine

Mháire: Richtung schaust, hast du Scheuklappen auf.

Rahel: Sie ist auch ganz schön intolerant anderen gegenüber, die ihre progressiven

Rahel: Meinungen nicht teilen.

Mháire: Ja.

Rahel: Es ist schon ein würziger Charakter, sagt es mal so.

Rahel: Damit haben wir aber auch schon die weiblichen Sprechrollen in den Hauptfiguren durch.

Rahel: Und wir kommen zu Maggie, dem jüngsten der drei Kinder.

Rahel: Denn Maggie ist im Grunde genommen noch ein Baby. Begleitet mit einem blauen

Rahel: Mischmarsch aus Strampelanzug und Schlafsack.

Rahel: Hat auch so ein passendes blaues Schleifchen im Zackenhaar, sieht also Lisa

Rahel: sehr ähnlich, auch mit diesem Sternschnuppen-Look.

Rahel: Und sie trägt einen roten Schnulli, denn sie ist noch zu klein zum Reden.

Rahel: Das heißt, sie kommuniziert eher mit Schnullersauggeräuschen,

Rahel: die aber ein echt ikonisches Geräusch in der Serie geworden sind.

Rahel: Einigen wenigen Folgen kann Maggie dann doch sprechen.

Rahel: Das sind entweder Folgen, die in so eine alternative Zukunft blicken oder eben,

Rahel: wo es dann um erste Worte geht.

Rahel: Und was ich total spannend fand, ist, dass in diesen Ausnahmefällen Maggie Simpson

Rahel: häufig von überraschend berühmten Leuten gesprochen wird.

Rahel: Also das übernehmen mal die regulären Synchronsprecherinnen von Lisa und Barth,

Rahel: also Yadley Smith und Nancy Cartwright. Aber dann haben wir auch auf einmal

Rahel: Leute wie Elizabeth Taylor und Jodie Foster.

Rahel: Also diese Leute haben alle schon Maggie Simpson gesprochen.

Mháire: Und es ist irgendwo ab einem Zeitpunkt dann ja auch ein Geben und Nehmen von,

Mháire: oh, Jodie Foster hat Maggie Simpson gesprochen oder andersrum,

Mháire: Jodie Foster durfte Maggie Simpson sprechen.

Rahel: Elizabeth Taylor hat übrigens, es ging um ein einziges Wort,

Rahel: das erste Wort, was Maggie je gesprochen hat. und sie hat sehr,

Rahel: sehr viele Takes dafür gebraucht, bis die Produzenten zufrieden waren.

Rahel: Also, muss man auch erstmal schaffen.

Mháire: Was war das erste Wort?

Rahel: Maggie scheint ähnlich wie Lisa auch sehr intelligent zu sein,

Rahel: eventuell sogar noch intelligenter.

Rahel: Das merkt nur niemand, zumindest von den Simpsons-Mitgliedern.

Rahel: Also sie hat beispielsweise schon die einsteinische Formel E gleich MC Quadrat

Rahel: mit Bauklötzen niedergeschrieben.

Rahel: Sie hat auch schon Lisa Saxophon gespielt.

Rahel: Also das ist auch eindeutig ein Charakter, die sehr viel in die Brainpower gesteckt hat.

Mháire: Das scheint eher in der weiblichen Linie zu liegen. Ich habe dann die Ehre,

Mháire: den Familienhund einzubringen in dieser Aufzählung. Austiere gehören nämlich zur Familie.

Rahel: Genau.

Mháire: Ich glaube, da sind wir uns einig. Der Familienhund heißt Knecht Ruprecht,

Mháire: beziehungsweise im Original Santa's Little Helper.

Mháire: Und ist ursprünglich ein Rennhund, auf den Homer sein letztes Geld setzt,

Mháire: In der Hoffnung, dafür genügend Kohle zu bekommen, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Mháire: Schon bizarr genug. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe die erste Folge jetzt nochmal geschaut.

Mháire: Und es erinnert mich an einen anderen Weihnachtsklassiker, an National Lapoon's Christmas Holiday.

Mháire: Wo auch es ständig darum geht, dass das Weihnachtsgeld oder in der damaligen

Mháire: Übersetzung die Weihnachtsgratifikation ausfällt.

Mháire: Und wir haben das geschaut. Also ich habe das mit meinem Mann nochmal geschaut,

Mháire: jetzt eine ganze Reihe von ikonischen Folgen als Vorbereitung.

Mháire: Und wir so, haha, Weihnachtsgratifikation. Und dann sagen sie es tatsächlich

Mháire: auch in den Simpsons. Einmal ist nicht von Weihnachtsgeld die Rede,

Mháire: sondern von Weihnachtsgratifikation.

Mháire: Also da war jemand, zumindest zu dem Zeitpunkt, ausreichend belesen in der Popkultur,

Mháire: um das richtig zu machen. Sagen wir so, Knecht Ruprecht ist kein guter Rennhund.

Mháire: Also der Gag ist, dass sie sagen, wir warten zumindest, bis unser Hund noch

Mháire: durch das Ziel kommt. Und dann sitzen sie da mehrere Sekunden.

Mháire: Nee, doch nicht. Aber nachdem er dann rausgeschmissen wird, adoptieren sie ihn

Mháire: direkt und dann ist es ihr Familienhund, Knecht Ruprecht.

Mháire: Der hat dann auch noch ein sehr bewegtes Leben, wechselt auch noch ein paar Mal die Jobs.

Mháire: Fast ein bisschen wie Homer, für zwischendurch auch mal ein Wachhund,

Mháire: aber ist immer dabei und ist immer erbärmlich.

Mháire: Mir war früher, als ich jünger war, nicht klar, dass das ein Windhund,

Mháire: ein Greyhound sein soll.

Mháire: Und ich dachte, was stimmt mit diesem Hund nicht? Der sieht aber aus,

Mháire: als würde er verhungern, weil er gezeichnet wird, dass man so drei von seinen Rippen sehen kann.

Mháire: Aber das ist einfach eine Andeutung darauf, dass er eben diese sehr dünne,

Mháire: langgezogene Windhundrasse ist.

Rahel: Ich finde die Story, wie die Simpsons ihren Familienhund kriegen,

Rahel: das ist auch schon wieder ein sehr lustiger Gag und gleichzeitig sehr gute Charakterisierung.

Rahel: Also wir erfahren...

Rahel: Homer braucht Weihnachtsgeld. Also ist seine Idee, klar, ich gehe zum Hunderennen

Rahel: und weil ich so ein guter Papa bin, nehme ich auch noch meinen Sohn mit zum

Rahel: Hunderennen, wo wir Geld wetten werden.

Rahel: Aber sie adoptieren dann eben einen Hund, der soeben auf die Straße gesetzt

Rahel: wurde. Also irgendwie ist es auch wieder ganz liebenswürdig.

Mháire: Ja, diese Leute machen Hanebüchen und dumme Dinge, aber im Kern sind sie eigentlich

Mháire: okay. Zumindest ist das, wie sie anfangen.

Mháire: Wir werden wahrscheinlich später noch ein bisschen über Character Degradation

Mháire: möglicherweise reden, was so ein Phänomen ist, wenn ein Charakter auf Dauer

Mháire: sehr, sehr bekannt ist und vor allen Dingen popkulturell sehr bekannt ist,

Mháire: viele von den quintessiziellen Teilen fast wieder wegfallen,

Mháire: weil sie zu einer Parodie ihrer selbst werden.

Rahel: Damit darf ich die Katze machen. Ja, Snowball, die Familienkatze.

Rahel: Beziehungsweise eigentlich ja mit vollem Namen Snowball 2.

Rahel: Das ist die fünfte Familienkatze der Simpsons mit dem Namen Snowball?

Mháire: Ja, das tut mir leid. Der Gag ist so doof, aber er funktioniert für mich.

Rahel: Ja, den vorherigen Katzen ist allesamt nichts Gutes passiert.

Rahel: Also die sind entweder Autos oder Fenstersprüngen oder ähnlichen tragischen

Rahel: Umständen zum Opfer gefallen.

Rahel: Und scheinbar ist die Familie aber dem Katzennamen Snowball sehr treu.

Mháire: Ja, vor allen Dingen ist es eine schwarze Katze namens Snowball.

Mháire: Gut, die Art von Schnee würde ich mir nicht ins Haus holen.

Rahel: Ja, damit haben wir die Kernfamilie samt Kind und Kegel wortwörtlich.

Mháire: Oh, warte, Moment mal.

Rahel: Oh, oh, sorry.

Mháire: Das Sprichwort Kind und Kegel bezieht sich auf Kind ist eheliches Kind und Kegel

Mháire: ist außereheliches Kind.

Rahel: Ja, das stimmt. Warte mal.

Mháire: Ich glaube, Bart, Lisa und Maggie sind alle treu und brav im Ehebett gezeugt worden.

Mháire: Beziehungsweise übrigens, das ist auch etwas, was mich rückblickend verblüfft

Mháire: hat, als ich jetzt wieder viel aus den frühen Staffeln geschaut habe,

Mháire: wie viel Sexy Times March at Home haben und wie selbstverständlich das Teil

Mháire: einer ja durchaus für jüngere Zuschauer eine gedachte Serie ist.

Rahel: Das stimmt, ja.

Mháire: Ich weiß nicht, ob man das heute noch machen würde. Aber ich fand es irgendwie

Mháire: fast erfrischend, so eine Zeitreise.

Rahel: Ja, guter Punkt. Muss ich darüber nachdenken, ob man das heute so machen würde.

Rahel: Auf jeden Fall in den 90ern war das, glaube ich, auch schon eine aufregende Sache.

Rahel: Auch mit der Selbstverständlichkeit, wie es gehandhabt wurde.

Mháire: Und auch mit der Selbstverständlichkeit, dass eine Figur, die als so dick und

Mháire: haarlos und dumm dargestellt wurde wie Homer Simpson,

Mháire: er in den Augen von Marge aber sexiest man alive ist und nicht auf eine haha Art und Weise,

Mháire: sondern nicht wirklich auf eine anrührende süße Art und Weise,

Mháire: dass die beiden auch mit drei Kindern und mit einem Job, den er hasst und kontinuierlichen

Mháire: Problemen echt immer noch aufeinander stehen und auch immer noch ineinander

Mháire: verknallt sind, ist irgendwie niedlich.

Rahel: Kommen wir mal zu den Nebenfiguren. Also das Ganze drumherum,

Rahel: denn ich finde, das sind eigentlich die Aspekte, von denen die Stadt Springfield lebt.

Rahel: Also wir haben wiedererkennbare Figuren, die Springfield-Leben einhauchen,

Rahel: die aber gleichzeitig auch sehr wichtige Funktionen erfüllen.

Rahel: Also im Grunde genommen sind die Nebenfiguren in meinen Augen alles Metaphern,

Rahel: um mal ein Beispiel zu nennen. Die Welt der Schule.

Rahel: Da haben wir dann so Nebencharaktere wie den Schulleiter Simon Skinner,

Rahel: der so der typische Bürokrat ist und der irgendwie versucht,

Rahel: die abgeranzte Schule und demotivierten LehrerInnen zusammenzuhalten.

Rahel: Der versucht auch häufig, Lisa als Vorzeigeschülerin auszunutzen,

Rahel: weil Lisa ist ja so eine intelligente Schülerin und da kann man vielleicht dann

Rahel: doch noch bei irgendwelchen Wettbewerben oder Wettkämpfen mit Punkten, was nie so ganz klappt.

Rahel: Und gleichzeitig wohnt Skinner aber selbst noch bei seiner Mutter,

Rahel: kann sich auch überhaupt nicht gegen sie durchsetzen.

Rahel: Der ist also selbst irgendwo so ein hilfloses, unselbstständiges Kind.

Rahel: Genau.

Mháire: Simo! Ach, die Furcht.

Rahel: Und wenn man sich dann anguckt, wer denn so zu seinen MitarbeiterInnen gehört,

Rahel: dann haben wir da beispielsweise die Lehrerin Edna Krababbel,

Rahel: inzwischen verstorben.

Rahel: Die eine ziemlich schlechte Lehrerin ist, die sich auch überhaupt nicht für

Rahel: ihre Schützlinge interessiert. Wir haben die Lehrerin Elizabeth Hoover,

Rahel: die völlig zermürbt ist vom Schulsystem, die einfach zu viel Alkohol trinkt

Rahel: und raucht und permanent gestresst ist.

Rahel: Und so alles zusammen sind diese Charaktere alles, was mit dem Schulsystem falsch läuft.

Rahel: Also wir haben keine Ressourcen für die Bildung, wir haben schlechtes und oder

Rahel: überfordertes Lehrpersonal und das wird durch so wenige Figuren wirklich auf den Punkt gebracht.

Mháire: Und wir haben drumherum dann noch ein paar ergänzende Charaktere,

Mháire: wo ich sagen muss, dass als Jugendliche ich teilweise den Sinn oder den Gag

Mháire: oder die Selbstverständlichkeit hinter denen gar nicht so richtig verstanden

Mháire: habe, weil sie entweder in der Übersetzung teils verloren gegangen sind oder

Mháire: einfach sehr amerikanisch sind,

Mháire: wie den unglaublich schottischen Hausmeister Willy.

Mháire: Der schottischste Schotte, der je geschottet hat. Also ich habe jetzt in der

Mháire: englischen Version, in der deutschen Version vergleichend geschaut, ein paar Sachen.

Mháire: Und er ist ja immer gleich, ich kann das gar nicht nachmachen.

Mháire: Rothaarig, Kild, Dudelsack, alles das volle Programm, was dazu gehört.

Mháire: Ein sehr emotionaler Mann, sowohl schnell wütend als auch schnell am Wasser gebaut.

Mháire: Also ein Mann der vollen Extreme, der als Hausmeister arbeitet und alle unangenehmen Dinge erledigt.

Mháire: Und den Busfahrer Otto.

Mháire: Ich meine, ich bin Bus-Schulkind gewesen, aber wir haben ja ein anderes System

Mháire: in Deutschland. Wir haben nicht

Mháire: den gelben Schulbus, wo immer derselbe Typ die Kids zur Schule fährt.

Mháire: Dass das irgendwie so ein selbstverständlicher Teil des Umfeldes ist, war weird für mich.

Mháire: Und ich habe auch nicht verstanden, dass wir ziemlich eindeutig in den Kiffer sein sollten.

Rahel: Ja, das hat bei mir vielleicht auch ein, zwei Jahre gedauert,

Rahel: bis ich das verstanden habe.

Mháire: Dies sind die Leute, mit denen Jugendliche und Kinder umgeben sind.

Mháire: Es sind alles keine schlechten Leute, aber es sind alles auch nicht wirklich Vorbilder.

Mháire: Also es geht weiter über das Kollegium hinaus, was die möglicherweise Kritik

Mháire: an der Art und Weise, wie Kids Bildung erfahren und Gemeinschaft erfahren.

Rahel: Wir haben im Grunde genommen ein ganz ähnliches Konstrukt auch beim Thema Arbeit.

Rahel: Da steht bei den Simpsons eben das Kernkraftwerk in Springfield immer im Vordergrund.

Rahel: Das gehört Charles Montgomery Burns, besser bekannt auch als Mr. Burns.

Rahel: Und der steht eben durch und durch für diesen boshaften, gierigen Kapitalismus.

Rahel: Der ist steinalt, der ist unverschämt reich.

Rahel: Ihm gehört ein Atomkraftwerk.

Rahel: Und er ist so der offensichtliche Bösewicht und Stereotyp des amerikanischen Unternehmers.

Rahel: Dann haben wir aber auf der anderen Seite seinen persönlichen Assistenten, Wade & Smithers.

Rahel: Man könnte auch sagen, eigentlich sein Lakai.

Rahel: Und der ist derjenige, der das System eigentlich so wirklich am Laufen hält.

Rahel: Und trotz phänomenal schlechter Behandlung bleibt er immer loyal.

Rahel: Also er hat unter anderem den sehr wichtig klingenden Jobtitel Executive Assistant.

Rahel: Er wird sehr häufig zum Mitarbeiter des Monats ernannt. Das sind aber ja alles

Rahel: Dinge, von denen er nicht wirklich irgendeinen tatsächlichen Vorteil hat.

Mháire: Er ist ihm einfach gänzlich ergeben,

Mháire: auf eine sehr früh schon angedeutet romantische Art und Weise auch.

Mháire: Burns ist seine ganze Welt. Es gibt eine Ausnahme in der Folge Who Killed Mr.

Mháire: Burns? beziehungsweise der Doppelfolge, wo es zwischendurch so aussieht, als wäre Mr.

Mháire: Burns erschossen worden. Da schafft er es, selbst Smithers von sich abzubringen.

Rahel: Ja, das stimmt.

Mháire: Und einmal muss er ihn mit der Pistole auffordern, in ein Flugzeug einzusteigen.

Mháire: Was umso lustiger ist, weil das Flugzeug nur im Miniaturmaßstab ist.

Mháire: Das ist einer von den abstrusen, fast schon surrealen Jokes,

Mháire: der sich in mein Gehirn gefressen hat. Eine Anspielung auf die Spruce Goose

Mháire: von Howard Hughes, dem Aviator-Vorbild.

Mháire: Nur, dass das Flugzeug in dem Fall winzig ist. Damit wollen sie fliehen und dann stehen sie davor.

Mháire: Und Burns richtet eine Pistole aus Mithers und sagt, einsteigen.

Mháire: Was objektiv unmöglich ist. Es ist schwierig zu erklären, warum das so lustig

Mháire: ist, wenn man es nicht gesehen hat.

Mháire: Aber wir gehen ja fast davon aus, dass ich denke schon 80 bis 90 Prozent der

Mháire: Leute, die das hier hören, zumindest ein Grundwissen zu den Simpsons haben,

Mháire: weil es glaube ich schwer ist,

Mháire: aufgewachsen zu sein in den letzten 1, 2, 3, 1,5 Jahrzehnten ohne.

Rahel: Ich denke, das war eine faire Einschätzung.

Mháire: Springfield ist aber generell absolut voll mit Nebenfiguren.

Mháire: Oh, ich wollte aber jetzt gar nicht darüber hinweggehen, dass du ja angefangen

Mháire: hattest mit, er besitzt das Kernkraftwerk, was schon bizarr genug ist.

Mháire: Springfield hat ein Kernkraftwerk.

Mháire: Also das ist sicherlich nicht nur für Springfield da, aber es wird dann manchmal

Mháire: suggeriert, dass die Stromabnahme von Springfield durchaus wichtig ist für Mr. Burns.

Mháire: Und jedes Mal, wenn irgendetwas Schlimmes, Kapitalistisches passiert oder Geld im Spiel ist, taucht Mr.

Mháire: Burns auf und hätte das auch gerne. Oder es gehört ihm schon.

Mháire: Oder er verkleidet sich als irgendjemand, um es sich zu erschleichen.

Mháire: Also er ist einfach der...

Mháire: Und im Kinofilm gibt es diesen Spruch, wo Leute zu ihm kommen,

Mháire: um ihn etwas zu bitten und er sagt dann mit den Fingern in seiner klassischen Mr.

Mháire: Burns Geste, sofort im Körper zusammengelegt, mit den Fingerspitzen,

Mháire: den kahlen Kopf nach vorne geschoben, buckeligen Rücken und sagt,

Mháire: ah, endlich mal ist der reiche weiße Mann am längeren Hebel.

Mháire: Das ist eigentlich schon die Zusammenfassung. Er ist eine arschige,

Mháire: selbstverliebte, weltfremde,

Mháire: reiche, weiße, hyperkapitalistische Elite, die mit all ihren Hässlichkeiten

Mháire: und Warzen in diese eine Figur gekostet worden ist als Persiflage.

Rahel: Ich bezeichne das immer sehr gerne als personifizierte Monopoly-Pathie.

Mháire: Ja, das ist sehr gut. Es fehlt ihm nur noch das Mandela-Effekt-Monocle,

Mháire: das der Monopoly-Mann gar nicht hat.

Mháire: Das fiel mir gerade auf, was ich gesagt wollte. Es fehlt ihm nur das Monocle,

Mháire: das ist die Vorlage auch. Egal.

Rahel: Er ist nun mal die bittere Realität vom American Dream.

Rahel: Also Mr. Burns hat ehrlich gesagt sehr wenig erreicht. Das erfahren wir ja auch.

Rahel: Er stammt schon aus einer reichen Familie.

Rahel: Er hat diesen Reichtum nur eben immer weiter ausgebaut. Durch Ausbeutung.

Rahel: Und Smithers ist dann so ein bisschen das Gegenstück, der immer daran glaubt,

Rahel: dass er irgendwann diese ruhmreiche Leiter auch wird erklimmen können.

Rahel: Aber naja, eigentlich wissen alle, nein, so funktioniert das nicht.

Mháire: Er wird nur kontinuierlich niedergemacht und muss den Dreck aufräumen,

Mháire: den Unsinn wieder gerade biegen, den sein Chef gemacht hat.

Mháire: Und ihn daran erinnern, was gerade der Anlass ist.

Mháire: Es gibt viel Smithers, kommt nach vorne und macht kurz so ins Ohr von Burns,

Mháire: nachdem er die falsche Rede begonnen hat oder sich auf falsche Dinge bezogen hat.

Mháire: Und dann so, ah, ja, also er ist auch noch das Gehirn von Burns.

Mháire: Armer Typ. Spivers!

Rahel: Wen könnte man denn aus dem Simpsons-Umfeld noch kennen?

Mháire: Ich würde gerne über die Nachbarn reden.

Rahel: Ja.

Mháire: Sie haben vor allen Dingen auf einer Seite Nachbarn. Und das sind die Flanders.

Mháire: Die Flanders sind das Vorzeigebild der braven evangelikalen Christen.

Mháire: Die das Wasp-Amerika, also White Anglo-Saxon Protestant, so sehr prägen.

Mháire: Flanders mit seinem Schnorres und seiner braven Frisur, seine sehr strikte und

Mháire: nörgelige Ehefrau Maud und seine knuffigen,

Mháire: sehr braven und manchmal schon grenzwertig dadurch nicht sehr durchsetzungsfähigen

Mháire: Kinder Todd und Rod, die in so Sprüngen in der Zeit nach vorne sich herausstellen, sehr schwul werden.

Mháire: Ja, und dann in diesem Elternhaus in eine ganz andere Richtung hinaus entkommen und entwachsen.

Mháire: Ned ist aber auch wirklich ein grundlegend guter Typ, aber wird ganz,

Mháire: ganz lange aufgebaut als die Hass- und Konkurrenzfigur von Homer.

Mháire: Ned hat immer die besseren Sachen, Ned hat ein cooleres Haus,

Mháire: Ned pflegt seinen Garten besser,

Mháire: Ned ist in allem erfolgreicher und er ist dann obendrein auch noch unerträglich

Mháire: nett zuvorkommt und hält immer die andere Wange hin, wenn man ihn ins Gesicht geschlagen hat.

Mháire: Und Homer schlägt ihm auf sehr viel Art und Weise und auch durchaus wörtlich

Mháire: ins Gesicht, klaut ihm ständig Dinge und sonst irgendwas.

Mháire: Und Ned Flanders ist eine von den absoluten Kultfiguren dieser Serie,

Mháire: weil es auch eine von denen ist, die anfängt als so ein Klischeebild und dann

Mháire: regelmäßig gibt es vollkommen überraschende neue Erkenntnisse über ihn.

Rahel: Ja.

Mháire: Wie zum Beispiel, dass er unglaublich fit ist unter seinem blöden grünen Pulli.

Mháire: Und ich hätte schwören können, dass Mord Flanders in einer der ersten Staffeln stirbt.

Mháire: Weil das so ein Ding war, dass Mord Flanders irgendwann auf eine Hanebüchenart

Mháire: und Weise stirbt. Aber es ist Staffel 11.

Rahel: Sehr spät. Ich hätte jetzt nicht mit den ersten Folgen gerechnet,

Rahel: sondern so Staffel 5 oder 6.

Mháire: Mhm.

Mháire: Aber es ist elf. Und ich meine, sie stirbt, weil sie von mehreren T-Shirts aus

Mháire: einer T-Shirt-Kanone getroffen wird.

Mháire: Und hintenüber von der Zuschauergalerie eines in einem Naturschutzparks abgehaltenen Autorennens fällt.

Mháire: Weil Homer die T-Shirts haben wollte, sich dann aber bückt, weil er eine Haarnadel sich hier aufhebt.

Mháire: Es ist mal wieder absolut abstrus und endlich stirbt sie dann,

Mháire: weil Homer auch noch in der Rettungskasse geparkt hat und der Rettungswagen nicht hinkommt.

Mháire: Es tut mir leid, aber Homer tut Ned Flanders kontinuierlich furchtbare Dinge

Mháire: an und es wird ihm verziehen dafür.

Mháire: Und ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, wir werden noch viel über

Mháire: den popkulturellen Einfluss reden, den ich sehe, hat er.

Mháire: Aber es gibt eine Metal-Band namens Okili-Dokili, beziehungsweise The Okili-Dokilis,

Mháire: das ist der Catchphrase von Ned Flanders im Original, Okili-Dokili,

Mháire: weil er immer fröhlich ist und immer zustimmt, die Metal-Songs gemacht haben

Mháire: über langweilige Alltagsdinge von braven weißen Leuten.

Mháire: Also vor allen Dingen gibt es eins über White Wine Spritzer,

Mháire: also Weißwein mit Sprudelwasser aufgefüllt, eines der langweiligsten und bravsten

Mháire: alkoholischen Getränke, die man zu sich nehmen kann. Absolute Empfehlung.

Mháire: Versucht das mal zu finden, die Oakley-Dokeleys mit White-Wein-Spritzer. Back to you, Rahel.

Rahel: Wen man noch kennen sollte, ist die erweiterte Familie.

Rahel: Denn da gibt es natürlich auch aus dem direkten Umfeld Charaktere,

Rahel: die mal häufiger und mal seltener auftreten.

Rahel: Und zu den Familienmitgliedern, die wir immer mal wieder sehen,

Rahel: also recht regelmäßig, gehören die Zwillinge und Marges Schwestern Patty und Selma Bouvie.

Rahel: Die für mich einfach einen warmen Platz in meinem Herzen haben,

Rahel: weil die haben eine Attitüde, die gefällt mir sehr gut.

Mháire: Aha, du bist also insgeheim eigentlich auch ein Hater.

Rahel: Ja.

Rahel: Aber ich lasse es nicht so raushängen. Die zwei sind Kettenraucherinnen.

Rahel: Also eigentlich, wo die rumlaufen, ist es immer neblig.

Rahel: Sie können Homer wirklich nicht ausstehen. Ist aber andersrum genauso.

Rahel: Sie waren auch immer der Meinung, dass Marge eigentlich Besseres verdient hätte als Homer.

Rahel: Wo sich dann Marge immer gegen ihre Schwestern durchsetzen musste.

Rahel: Aber gleichzeitig auch ein gutes Verhältnis zu ihnen hat.

Rahel: Patty Bouvier ist seit der 16. Staffel geoutet als lesbisch.

Rahel: Das ist ein Punkt, wo wir später auch noch zukommen werden.

Mháire: Aber wir wussten es doch alle vorher schon.

Rahel: Natürlich wussten wir das vorher alle schon. Aber ab da war es dann offiziell.

Rahel: Was ja auch noch mal ein wichtiger Unterschied ist.

Rahel: Ein anderes Familienmitglied, da kommen wir dann mal zu Homers Seite.

Rahel: Nämlich Grandpa Simpson.

Rahel: Eigentlich mit Vornamen Abe genannt. Aber er tritt eigentlich immer nur als

Rahel: Grandpa, also als Opa Simpson auf.

Rahel: Er erzählt sehr gerne lange und scheinbar nie endende und auch nur schwer verständliche

Rahel: und immer unglaubwürdige Geschichten.

Rahel: Über seine Erfahrungen beispielsweise im Zweiten Weltkrieg oder ganz am Anfang

Rahel: auch noch im Ersten Weltkrieg.

Rahel: Man ist sich nie ganz sicher, was davon jetzt alles stimmt.

Rahel: Er ist auch sehr vergesslich, wird auch schon mal vergessen,

Rahel: unter anderem von Homer.

Mháire: Er ist ja eigentlich auch regulär ins Altenheim abgeschoben.

Rahel: Ja, ins Springfield Retirement Castle, was schon ein sehr warmherziger Name für diesen Ort ist.

Rahel: Also wir wissen nicht, ob es ein Schloss ist oder eine Burg,

Rahel: weil die Leute da drin so sicher ist oder weil niemand entkommen kann.

Mháire: Ich glaube, es ist, weil irgendjemand ein Wort brauchte, das Gebäude.

Mháire: Obwohl, sie haben eine schöne Auffahrt mit Blumen da, auch wenn es ein Running

Mháire: Gag ist, dass die Insassen, in Anführungsstrichen, eigentlich das Heim eh nicht

Mháire: verlassen, selbst wenn sie können.

Mháire: Ich meine, es sind teilweise auch sehr boshafte Witze über die Demenz von Abe Simpson.

Rahel: Ja.

Mháire: Ich glaube, das Meme mit, er kommt rein, hängt seinen Hut auf, geht wieder.

Mháire: Also dieses, ich weiß nicht, wo ich bin und ich weiß nicht, wohin ich gehe.

Mháire: Es gibt eine ganze Reihe von wiederkehrenden Figuren, wo wir auch unter anderem

Mháire: den schönen Effekt haben.

Mháire: Dass es eine Figur gibt, die im Original deutschstämmig ist,

Mháire: was in deutschen Synchronversionen dann immer ein bisschen so,

Mháire: was machen wir jetzt damit?

Mháire: Da sitzt ein Kind in Lederhosen, aber wir könnten ihm in Deutsch keinen deutschen Akzent geben.

Mháire: Also es gibt da ganz viele Charaktere, die, wenn sie nicht ausnahmsweise mal

Mháire: auf einmal Fokus von irgendeinem Plot werden, ein Running Gag sind.

Mháire: Aber es gibt ein paar, die auf Dauer wichtiger sind.

Mháire: Das ist zum Beispiel der Sohn des Sheriffs, Ralph Wiggum, der nicht sehr heller,

Mháire: aber irgendwie nett ist.

Mháire: Wir haben Nelson, den Bully, der auch wirklich ein Schläger ist und von dem

Mháire: die anderen Kids und auch Bart durchaus Schiss haben.

Mháire: Und ich finde es tatsächlich interessant, die Dynamik, dass wir mit Bart so ein sassy,

Mháire: fieses, durchaus auch auf diese kindische Art und Weise gewaltverherrlichendes

Mháire: Kind haben, aber dass er selber dann einen Bully hat, der ihn absolut fertig macht.

Mháire: Und das ist halt so wirklich so ein klassischer 80s, 90s Bully,

Mháire: wie ihn auch Stephen King geschrieben hätte, so grobschlechtig, fies, nicht sehr hätte.

Mháire: Und wir haben den schlauen und zurückhaltenden und leicht fertig zu machenden

Mháire: Milhouse, der der typische Nerd mit Glasses ist.

Mháire: Die Dynamik zwischen denen kann sich durchaus auch immer mal wieder einzeln ändern.

Mháire: Und ich finde gerade Milhouse hat mit der Zeit auch immer sehr viel Liebe bekommen.

Mháire: Aus diesem am Anfang fast ein bisschen so erbärmlich gezeichneten Figur mehr Tiefe gegeben haben.

Rahel: Ja, und auch ein bisschen mehr eigene Motivation. Ich finde am Anfang ist Milhouse

Rahel: immer so ein bisschen der Psychic von Bart.

Mháire: Ja, der sich immer reinziehen lässt in Dinge und eigentlich gar nicht will, weil er feige ist.

Rahel: Ja, genau.

Mháire: Oder die Stimme der Vernunft, je nachdem, wie man das lieben will.

Rahel: Später erfahren wir dann auch so Dinge wie, dass er eigentlich hoffnungslos in Lisa verknallt ist.

Mháire: Kann man ihm nicht jübel nehmen. Sie ist schon das coolste Mädchen an der Schule.

Mháire: Was auch auffällt, ist, dass die klarer gezeichneten Kinder-Nebenfiguren schon Jungs sind.

Rahel: Ja.

Mháire: Ich denke, das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass Bart,

Mháire: wie du sagtest, am Anfang die Fokusfigur der Serie ist.

Mháire: Weil ich denke, man sich durchaus gedacht hat, dass das auch die Zielgruppe

Mháire: ist, an die man sich richtet. an sassy, aufsässige 90s-Kids.

Mháire: Ich meine, er ist ja das quintessentielle 90s-Kid mit Skateboard und einer Attitüde, möchte ich es nennen.

Mháire: Dementsprechend dann auch seinem ganzen Jungsfreunde.

Rahel: Das stimmt. Was aber auch auffällt, ist, dass wenn ich jetzt mal von Freundeskreisen

Rahel: doch spreche, dann erfahren wir viel über Bart und wir erfahren viel über Homer.

Rahel: Also der hat seine Freunde von der Arbeit und in der Taverne,

Rahel: also wie Mo, Barney, Karl, Lenny und Larry.

Rahel: Aber wir erfahren jetzt nicht so richtig, dass Marge beispielsweise eigene Freunde

Rahel: oder Freundinnen hätten.

Rahel: Und auch bei Lisa ist es ja so, dass viele von den Kids, mit denen sie in der

Rahel: Schule rumhängt, das sind eigentlich Barz-Freunde.

Mháire: Beziehungsweise sie ist eher diejenige, die wenn dann fast mit den Lehrern abhängen würde.

Rahel: Oder das, ja, genau.

Mháire: Und Marge hat vor allen Dingen ihre Schwestern.

Rahel: Ja.

Mháire: Ihre fiesen, lästernden, rauchenden Schwestern.

Mháire: Oh, wir haben noch nicht erwähnt, der Job, den die Schwestern haben,

Mháire: das ist nämlich fast das Beste. Die arbeiten beim DMV, also die Zulassungsstelle,

Mháire: wo die Leute aber auch ihre Führerscheine machen.

Mháire: Das heißt, sie haben sehr große Macht über Springfield.

Mháire: Sie entscheiden, wer einen Führerschein bekommt und wessen Auto irgendwann zugelassen wird.

Mháire: Und sie mögen diese Macht auch. Das merkt man schon. Vor allen Dingen,

Mháire: wenn sie damit Homer schassen können.

Mháire: Sie haben bei einer der Folgen, die ich jetzt nochmal geschaut habe,

Mháire: auch einen der besten Gags, der sich aus dem Hass auf Homer und ihre Lästerei bezieht.

Mháire: Weil das ist eine von den legendärsten Folgen, And Maggie Makes Free,

Mháire: wo nacherzählt wird, wie Maggie in die Familie gekommen wird.

Mháire: Und da geht es eben unter anderem darum, dass Marge schwanger ist,

Mháire: es aber Homer noch nicht sagt, weil er seinen Job gekündigt hatte in der Annahme,

Mháire: dass er nicht mehr so viel verdienen muss, weil er seine Schulden abbezahlt

Mháire: hat. Und sie haben zwei Kinder und für die hat er alles berechnet.

Mháire: Und die Schwestern erfahren das, wissen das. Und dann hast du eine Szene,

Mháire: wie sie durch ein Telefonbuch gehen und sie fangen an mit A.

Mháire: Aronson und sagen ihm, du möchtest sicher wissen. Und dann Cut und irgendjemand

Mháire: namens Süsauski oder so etwas sagt, und der Person das Gleiche. Weil es natürlich...

Mháire: Andeutet, dass sie das gesamte Telefonbuch durchgegangen sind und dann legen

Mháire: sie auf und sagen, gut, Aronson und Sissowski sind die größten Klatschpleute des Ortes.

Mháire: Es ist defying expectations. Wenn sie es gut machen, machen sie es brillant.

Mháire: Das stimmt. Another aside.

Mháire: Du hast aber gerade Homers Freundeskreis schon erwähnt, der größtenteils identisch

Mháire: ist mit den Leuten, mit denen er zusammen arbeitet und mit den Leuten, die in der Bar abhängen.

Rahel: Genau, was wir von Homer viel mitkriegen. Er ist auf der Arbeit und nach der

Rahel: Arbeit fährt er sehr häufig zu Monster Werner. und den Rest der Zeit verbringt er dann zu Hause.

Rahel: Also das sind so eigentlich die drei typischen Orte, wo man Homer antrifft.

Rahel: Und daraus ergeben sich auch die Leute, mit denen er Zeit verbringt.

Rahel: Wenn es also nicht seine Familie ist, dann haben wir seine Arbeitskollegen, Karl, Lenny und Larry.

Rahel: Die nimmt er aber auch häufig wieder mit nach Moes Taverne, wo wir eben Moe

Rahel: haben, den Kneipenbesitzer, mit seinen grauen Haaren.

Rahel: Die waren in der ersten Folge noch blau. Da gab es noch einen Fehler mit der Koloration.

Rahel: Und wo wir dann auch Barney treffen, der im Grunde genommen der Stammgast schlechthin

Rahel: in der Kneipe ist, der wohl auch scheinbar eigentlich immer einen Sitzen hat, sehr viel Bier trinkt.

Rahel: Wobei auch Barney viele Folgen hat, wo wir diesen Charakter uns dann genauer

Rahel: anschauen, wo wir auch mehr über seinen Hintergrund erfahren oder wo er auch

Rahel: mal eben dann abstinent wird, wo wir auch erfahren, dass Homer einer der Gründe

Rahel: ist, warum er Alkohol trinkt oder dass Homer ihn dahin gebracht hat.

Mháire: Ich wollte gerade sagen, es ist nicht einer der Gründe, Und es ist der Grund.

Rahel: Es ist der Grund, ja, okay. Stimmt schon.

Mháire: Barney ist eigentlich ein schlauer, erfolgreicher, sportlicher Typ gewesen.

Mháire: Und dann hat er eine Dose Bier von Homelie bekommen.

Mháire: Und das ist eigentlich echt tragisch. Es wird durchaus Witz gehandelt,

Mháire: aber es ist auch echt, echt bitter.

Mháire: Und selbst wenn er es zwischendurch schafft, nüchtern zu werden,

Mháire: reicht eine Andeutung von Alkohol sogar nur, damit er wieder diese Rückwärtsverwandlung macht.

Mháire: Das ist fast so ein Jekyll and Hyde-Situation, wo sich der gesamte Charakter

Mháire: verändert, wie er redet, wie er sich hält, wie das Gesicht gezeichnet ist.

Mháire: Es ist fast so eine Wehrwulf-Verwandlung.

Mháire: Also ganz furchtbar eigentlich. Jugendliche habe ich nur Haha gemacht,

Mháire: ohne die tiefere Tragik dahinter zu verstehen.

Mháire: Und so im Nachhinein ist es echt so, meine Güte, es ist furchtbar. Raleigh.

Rahel: Ja, Barney ist möglicherweise die gescheitertste Person von Gun Springfield.

Mháire: Ja. Ich glaube über Lenny Lennart und Carl Carlson. Ich meine,

Mháire: die Namen sagen ja schon alles. Das ist so Lenny Lennart, Carl Carlson.

Mháire: Es ist so, als hätten sie in der Mitte der Erschaffung der Charaktere aufgegeben,

Mháire: sich einen Namen auszudenken. Und die sind auch lange einfach da.

Mháire: Barney Gumbel, ich meine Barney Geröllheimer ist im Original Barney Grumble,

Mháire: also der beste Kumpel von Fred Flintstone.

Mháire: Und einen Buchstaben weggenommen und ihn erbärmlicher gemacht.

Mháire: Es gibt sehr viele Flintstones-Anspielungen in den ersten Staffeln.

Rahel: Ja.

Mháire: Ist nur fair, inzwischen haben alle Zeichentrickserie eine Anspielung auf die

Mháire: Simpsons. Wir haben noch die ganzen Weirdos.

Rahel: Ja, sehr viele Weirdos.

Mháire: Die Entertainment-Charaktere.

Rahel: Bei den Entertainment-Charakteren, da haben wir dann doch einige Kuriositäten.

Rahel: Der berühmteste wird ohne Zweifel Krusty der Clown sein.

Rahel: Und ja, das ist ein Berufsklown im Simpsons-Kosmos, der eine eigene Fernsehshow

Rahel: hat und eine eigene Bühnenshow.

Rahel: Und in Wahrheit ist das aber eine ziemlich heruntergekommene und ausgebrannte Persönlichkeit.

Rahel: Also auch Krusty ist Kettenraucher, trinkt viel Alkohol.

Rahel: Er ist auch besonders bekannt dafür, dass er sein Gesicht und seine Marke,

Rahel: Krusty der Clown, für minderwertige Merchandise-Produkte hergibt.

Rahel: So wie dann den Krusty Burger, der aber eigentlich ziemlich eklig ist.

Mháire: Aber das Standard-Fastfood zu sein scheint in Springfield.

Rahel: Und ziemlich eklig ist.

Mháire: Ja, es passt zu Springfield. Was für ein trauriger kleiner Ort im Schatten des Atomkraftwerks.

Mháire: Mit kontinuierlich irgendwelchen Giftstoffen im Grundwasser,

Mháire: in der Luft, in der Schule.

Rahel: Und zu Beginn hat Krusty ja auch noch seinen Showassistenten,

Rahel: Sideshow-Bob oder Tingle-Tangle-Bob im Deutschen, Der sich dann aber im Laufe

Rahel: der Serie zum wiederkehrenden Antagonist mausert, weil Sideshow-Bob versucht

Rahel: immer wieder Bart zu ermorden.

Rahel: Das heißt, das ist so ein bisschen das Klischee vom hochintelligenten soziopathischen

Rahel: und mörderischen Verbrecher.

Rahel: Wobei dieses Klischee aber aus irgendeinem Grund in der Welt von...

Rahel: Krusty und seiner Clown-Show anfängt. Auch das ergibt irgendwie Sinn,

Rahel: wenn man es schaut, aber wenn man es so nacherzählt, ist das eine ziemlich chaotische Verbindung.

Mháire: Wo du das sagst mit der schlaue Soziopath, es gibt ja oft den Witz,

Mháire: dass die bizarren Figuren auf einmal sehr gebildet und wortgewandt sind.

Mháire: Weil es gibt noch einen anderen Sideshow-Sidekick, nämlich Sideshow Mel.

Mháire: Das ist der mit dem Knochen im Haar, der ebenfalls immer hinter Krusty the Clown herläuft.

Mháire: Es gibt ja etwas, wo er auf einmal auftaucht und sagt, guten Tag,

Mháire: mein Name ist de Bellwin van Horn und dies ist mein Arbeitgeber und Freund, Herschel Khrustowski.

Mháire: Diese Leute haben halt ihre albernen Karnevals- oder reisender Zirkusnamen,

Mháire: aber dahinter ist dann auf einmal noch eine ganz andere und auch distinguierte

Mháire: Persönlichkeit als Gag.

Mháire: Und Sideshow Bob, einer der Witze, der gerade im deutschsprachigen Raum am häftigsten

Mháire: eingeschlagen ist, ist Die Bart Die.

Rahel: Und alle wissen sofort, was gemeint ist.

Mháire: Ja, exakt. Wenn man ein Strichdeutsch, der kann nicht böse sein.

Rahel: Also kurze Erklärung, Tingle Tangle Bob steht im Gerichtssaal,

Rahel: er hat quasi einen Antrag gestellt, verfrüht aus dem Gefängnis entlassen zu

Rahel: werden, wegen guter Führung und er verteidigt sich selber und die Simpsons versuchen

Rahel: eben diesen Appeal zu verhindern,

Rahel: wobei Bart ja immer das Hauptopfer von Tingle Tangle Bob ist.

Rahel: Und verweisen unter anderem, dass auf Tingle Tangle Bobs Brust die Worte Die

Rahel: Bart Die stehen. Also Stirb Bart Stirb.

Rahel: Worauf dann aber die Reaktion kommt, nein, das heißt Die Bart,

Rahel: Die. Oh, der Mann spricht Deutsch, der kann nicht böse sein.

Mháire: Es ist so doof. Das war ja noch die Zeit, wo in den amerikanischen Medien was Deutsches vorkam.

Mháire: Alle Leute, die das hier geschaut haben, haben gesagt, Senpai has noticed us.

Mháire: Die Kulturhegemonie der USA war unangefochten zu dem Zeitpunkt.

Mháire: Wir haben noch haufenweise kuriose Gestalten ringsum.

Mháire: Bei Entertainment würde ich noch mit reinpacken Troy McClure,

Mháire: der eine ganze Weile der B-Movie-Star ist, der immer auftaucht,

Mháire: wenn man einen traurigen und abgehalfterten Star braucht, der immer in Filmen

Mháire: mitgespielt hat, die eigenen Dreher doofer sind als reale B-Movies von den Titeln her.

Mháire: So eine traurige Gestalt, die genau weiß, dass ihre Karriere eigentlich vorbei

Mháire: ist. Und was mich teilweise fertig gemacht hat, teils einmalige,

Mháire: teils wiederkehrende Cameos, die auch von Anfang an schon mit dabei sind von

Mháire: bekannten DarstellerInnen.

Mháire: Ich denke, mit am bekanntesten ist, dass Adam West in der ersten Staffel auftaucht

Mháire: und anders gezeichnet ist als alle anderen Leute. Weil alle anderen haben diesen

Mháire: Simpsons-Style mit den großen Augen und dem Überbiss.

Mháire: Und Adam West hat eine Karikatur, aber doch deutlich realistischer als alle

Mháire: anderen seines eigenen Gesichts.

Mháire: Und ist dann auch eine kontinuierliche Anspielung auf die 1960er-Batman-Serie,

Mháire: in der er Batman gespielt hat, die für mich als Jugendliche...

Mháire: Die vollkommen unverständlich waren. Inzwischen habe ich durchaus Teil der Batman-Serie nachgeholt.

Mháire: Nur ganz, ganz am Rande, ich bin ein riesen Batman-Fan.

Mháire: Aber seit Ende der 90er erst. Und die 1960er-Serie habe ich auch noch erst sehr

Mháire: viel später irgendwo Sachen zu aufgetrieben. Und natürlich den Film Batman hält die Welt in Atem.

Mháire: Bis heute großartiges, einmaliges Machwerk. Möglicherweise eine Quiet Taste.

Mháire: Und wie weird. Das muss ja tief genug in dem Bewusstsein der Öffentlichkeit

Mháire: und in der Popkultur drin gewesen sein, dass das Sinn gemacht hat,

Mháire: dem so viel Raum zu geben in einer Simpsons-Folge.

Rahel: Er hat es aber auch. Das weiß ich zufälligerweise, weil meine Familie in den

Rahel: 80ern, also vor meiner Zeit, einige Jahre in den Staaten gelebt hat.

Rahel: Und ich bin von sehr klein an mit der 60er-Serie sozialisiert worden.

Mháire: Ich bin fast ein bisschen daidisch.

Mháire: Obwohl bis heute eine der heißesten Catwomen und ein anderer Celebrity Guest,

Mháire: der tatsächlich immer wieder auftaucht und der auch über andere Serien hinweg

Mháire: offensichtlich eine Faszination ausgelöst hat bei Matt Groening,

Mháire: Leonard Nimoy, also vor allen Dingen bekannt als Mr.

Mháire: Spock aus Star Trek, der als er selbst auftaucht, aber teilweise eben auch Dinge

Mháire: in der Realität passieren, die aus Star Trek entlehnt sind, wie dass er sich auf einmal wegbeamt.

Mháire: Also so ein ganz seltsamer Mischmasch aus der Person und ihrer Rolle.

Mháire: Schwer zu erklären, warum das passiert. Aber ich glaube, weil Matt Groening ein Riesenfan war.

Rahel: Das ist ja generell ein Thema, was die Simpsons perfektioniert haben.

Rahel: Diese Cameo-Star-Auftritte, wo eigentlich so ziemlich alle mit Rang und Namen,

Rahel: ihr gelbes Konterfei oder eben ein alter Ego verpasst haben.

Rahel: Also im Fall von Leonard Nimoy, der ist dann als er selbst aufgetreten.

Rahel: Aber wir haben ja auch eine ganz berühmte Gastrolle von Michael Jackson,

Rahel: der an seiner Stimme eben sehr erkennbar Michael Jackson ist.

Rahel: Aber die Figur sieht sehr anders aus.

Rahel: Und auch da wird immer wieder damit gespielt, na ja, ihr habt es ja schon erkannt.

Rahel: Aber gleichzeitig ist das auch nicht.

Rahel: Also diese Doppelrolle haben wir bei vielen von diesen Star-Auftritten.

Rahel: Man muss jetzt sagen, in späteren Staffeln wirft man der Serie berechtigtermaßen

Rahel: vor, dass sie Storys, Gags und ein Stück weit auch mal die eigene Identität

Rahel: der Serie für eben genau diese Celebrity-Auftritte ein bisschen geopfert haben.

Mháire: Das ist ein Henne-Ei-Problem. Am Anfang war es noch so, ich kann nicht glauben,

Mháire: dass XY in den Simpsons mitgespielt hat.

Mháire: Und jetzt ist es so, oh, XY hat es geschafft, eine Gastrolle bei den Simpsons zu haben.

Mháire: Es ist nicht mehr, oh, die haben das da eingebaut, sondern eher ein Prestige-Gag

Mháire: für die Celebrity-Person.

Mháire: Also es hat sich umgekehrt, weil die Simpsons so eine Bedeutung haben.

Mháire: Andere Charaktere, die ich auf jeden Fall noch erwähnen wollen würde aus der

Mháire: regelmäßig auftauchenden Besetzung von Springfield ist der Bürgermeister Quimby,

Mháire: der rückgratlos, semi-wohl meint und unfähig ist und überfordert.

Rahel: Und Demokrat.

Mháire: Und Demokrat.

Mháire: Manche bösen Zucken würden sagen, das geht durchaus miteinander Hand in Hand.

Mháire: Und Chief Wiggum, der Vater von Ralf, der das Klischeebild des unfähigen,

Mháire: faulen Donut-essenden Cops darstellt.

Mháire: Der regelmäßig irgendwo im Vordergrund ein Interview gibt, wenn im Hintergrund

Mháire: ein Verbrechen geschieht.

Mháire: Und wichtige Dinge ignoriert, nicht auf Kinder hört und nicht glaubt,

Mháire: dass das, was sie ihm sagen, stimmt.

Mháire: Was natürlich, wenn es Lisa ist, auf jeden Fall immer der Fall ist,

Mháire: dass es stimmt und dann sie von ihm ignoriert wird.

Mháire: Ein unfähiger Typ und der Gag mit der unsichtbaren Schreibmaschine wird mich

Mháire: ewig verfolgen, dass er eine Aussage ignoriert, weil sie eben doof vorkommt

Mháire: und sagt, ja natürlich schreibe ich mir das auf, auf meine unsichtbaren Schreibmaschine

Mháire: und dann in der Luft so tack, tack, tack, tack macht.

Mháire: Es tut mir sehr leid für mein Umfeld, aber das mache ich bis heute manchmal.

Rahel: Er ist unfähig und er arbeitet nicht immer ganz sauber. Sagen wir es mal so.

Mháire: Er arbeitet nicht, da kann man es eigentlich schon verspenden,

Mháire: beziehungsweise er möchte nicht arbeiten. Er wird gerne respektiert und er hat

Mháire: gerne eine Waffe, aber dafür etwas tun und tatsächlich seinen Job machen ist eine andere Sache.

Mháire: Und dann haben wir Apu und über den werden wir sicher auch noch reden.

Rahel: Ja.

Mháire: Der Besitzer des Quickie-Marts und aus irgendeiner indischen Region stammend.

Rahel: Wird sehr häufig angeschossen.

Mháire: Ja, sein Laden wird ständig überfallen.

Rahel: Das ist jetzt eine schöne Überleitung, wenn wir schon bei seinem Laden sind.

Rahel: Dann würde ich dir mal vorschlagen, dass wir uns Springfield selbst angucken.

Rahel: Denn das ist eigentlich so die wahre Stärke der Serie, in meinen Augen.

Rahel: Also das nicht so geheime Geheimrezept.

Rahel: Also es ist ja schön und gut, dass die Simpsons eine wirklich beknackte Familie

Rahel: sind und dass auch deren Umfeld sehr beknackt ist.

Rahel: Aber das entfaltet sich in meinen Augen alles nur so richtig,

Rahel: weil eben die ganze Stadt auch so merkwürdig ist.

Rahel: Auf den ersten Blick ist Springfield eine sehr nostalgische,

Rahel: idyllische amerikanische Kleinstadt mit viel Anspielungen auf heile Welt Fernsehserien.

Rahel: Und auf den zweiten Blick fällt das dann komplett in sich zusammen.

Mháire: Ja. Und wir hatten es ja vorhin schon mit den Namensherkünften von Dingen.

Mháire: Springfield ist nicht zufällig Springfield benannt. Beziehungsweise es ist Springfield

Mháire: benannt, weil wenn man zufällig irgendwo auf die Landkarte der USA zeigt,

Mháire: man wahrscheinlich unter seinem Finger ein Springfield hat.

Rahel: Es ist nach Washington der häufigste Stadtname in den Staaten.

Mháire: Das ist echt traurig. Aber die Idee ist halt, dass dieser Ort überall liegen kann.

Mháire: Und es gibt auch nicht wirklich Dinge, an denen man tatsächlich festmachen könnte,

Mháire: wo in den USA Springfield liegt.

Rahel: Nein, was der Plot gerade braucht, das finden wir auch in Springfield.

Rahel: Das macht die Stadt auch so skurril.

Rahel: Also wir haben Sümpfe, Berge, Gletscher, Ödland, Wüste und, und, und, und, und.

Rahel: Das hat auch mal eine Küste und mal nicht. Im Simpsons-Film machen sie da eine

Rahel: ganz große Kiste aus diesem Running Gag, weil da erfahren wir dann endlich, wo Springfield liegt.

Rahel: Und es grenzt dann die Bundesstaaten Ohio, Nevada, Maine und Kentucky an.

Rahel: Was sehr lustig ist, wenn man sich die Landkarte anguckt.

Mháire: Ja, von der Idee.

Rahel: Wie es aussieht, fangen wir mal von der Seite aus. Springfield hat sehr starke

Rahel: kalifornische Einschläge, Sowohl in der Farbgebung, aber wir kriegen auch hin

Rahel: und wieder mal, so unter anderem im Film, einen Panoramablick auf Springfield.

Rahel: Und da sieht die Stadt dann im Grunde genommen aus wie Klein-LA.

Rahel: Also die Stadt hat so ein Springfield-Zeichen statt des Hollywood-Zeichens.

Rahel: Und wir haben im Vordergrund ein Observatorium, das sehr stark an die Griffith-Sternwart erinnert.

Rahel: Und wir haben auch diesen typischen Hügelblick auf die geradlinigen Straßen.

Rahel: Aber gleichzeitig ist Springfield auch definitiv nicht Los Angeles.

Mháire: Ja, es ist eine Kleinstadt, das auf jeden Fall schon mal.

Mháire: Und es ist nicht dieses Konglomerat, das man in den USA oft hat,

Mháire: von einer Stadt-Stadt mit Downtown und dann ganz, ganz viel so Satellitenstätten, den Suburbs,

Mháire: außen drumherum mit dem Phänomen, was für uns in Europa ja teilweise überhaupt

Mháire: nicht nachvollziehbar ist, dass es diese krassen Zoning-Laws gibt.

Mháire: Und dass du in den Vororten nur wohnen darfst, aber keine Geschäfte hast und

Mháire: das alles dann in anderen Teilen sein muss.

Mháire: Springfield ist durchmischt. Du hast die Wohngebäude und zwei Straßen weiter

Mháire: ist Most Heaven und zwei Straßen weiter ist die Schule und eine Straße weiter ist der Quickie Mart.

Mháire: Ich habe das früher nie hinterfragt, weil das etwas ist, was für uns selbstverständlich ist.

Mháire: In den 90ern sahen auch hier Kleinstädte so aus, dass du Wohnhäuser und Läden

Mháire: und alles Mögliche nebeneinander hast und die Leute oft nicht weit weg von dem,

Mháire: wo sie gewohnt haben, gearbeitet haben, wenn auch nicht im Atomkraftwerk meistens.

Mháire: Für die USA ist es ja fast schon für viele Leute eine ungewöhnliche Wohnsituation,

Mháire: dass alles in direkter Reichweite ist

Mháire: und man mit dem Fahrrad oder einem Skateboard von A nach B kommen kann.

Mháire: Die haben sogar überall Gehwege, Rahel, Gehwege.

Rahel: Die Gehwege, die sind wirklich merkwürdig.

Mháire: Also ja, ich glaube, da ist es auch sehr, sehr Kleinstadt-Kalifornien inspiriert.

Rahel: Wobei man kategorisch bei den Simpsons nicht unbedingt sagen kann,

Rahel: dass alles so in greifbarer Nähe ist, weil auch Springfield ja sein Layout permanent

Rahel: verändert, ebenso wie der Plot es gerade braucht.

Rahel: Mal ist die Schule eben nur die Straße runter und mal ist es eine halbe Stunde Busfahrt entfernt.

Rahel: Also auch da haben wir jetzt nicht die feste Stadtkarte, nach der wir uns orientieren können.

Mháire: Das stimmt. Und vor allen Dingen in den Wäldern ringsum ist immer genau das,

Mháire: was wir gerade brauchen.

Rahel: Ja, es gibt noch eine Kleinigkeit, auf die ich eingehen möchte,

Rahel: um mal so eine Besonderheit hervorzuheben, dadurch, dass die Simpsons eine Cartoon-Serie sind.

Rahel: Denn nur deswegen können die Simpsons überhaupt Springfield als dieses komplette

Rahel: Universum der Serie benutzen.

Rahel: Weil bei einer Realserie, insbesondere bei so einer Sitcom, haben wir in der

Rahel: Regel ja nur sehr wenig Handlungsorte. Also denken wir mal an so Serien wie

Rahel: die Golden Girls oder auch meinetwegen aus den 90ern dann die Nanny.

Rahel: Da sehen wir in der Regel immer nur so vier, fünf Räume, weil ja Sets gebaut werden müssen.

Rahel: Und es müssen aus Kostengründen idealerweise immer die gleichen Sets auch benutzt werden.

Rahel: Die Simpsons sind eine Cartoon-Serie, die müssen sich daran nicht halten.

Rahel: Deswegen sehen wir in dieser Serie, obwohl es ja auch eine Sitcom ist,

Rahel: So viel mehr von der umliegenden Welt als in den Realserien.

Rahel: Und deswegen gibt es ja auch so viel zu entdecken, was dann wiederum Videospiele

Rahel: wie Hit'n'Run oder meinetwegen auch Virtual Springfield, Road Rage und,

Rahel: und, und, mal mit mehr und mal weniger Erfolg für sich nutzen.

Rahel: Dass es eben wirklich diese Stadt drumherum gibt.

Rahel: Golden Girls, ja, das spielt theoretisch auch in Miami. Es ist nicht so,

Rahel: als ob wir jemals irgendwas von Miami sehen.

Mháire: Nee. Ich meine, das ist generell ja die Überlegenheit, in Anführungsstrichen,

Mháire: des Zeichentricks gegenüber des Realfilms. dass Dinge machbar sind,

Mháire: die in der Realität nicht machbar sind.

Mháire: Sowohl eben von, es ist sehr viel billiger, einen neuen Schauplatz einzuführen, erstens.

Mháire: Zweitens, du bist einen Schritt von der Realität entfernt, deswegen kannst du

Mháire: sehr viel bizarrere Dinge einbringen, ohne dass die Suspension of Disbelief kaputt geht.

Mháire: Drittens, du kannst sehr viel extremere Dinge mit den Gesichtern und dergleichen

Mháire: darstellen, das Pull und Stretch und das Überzeichnen von Gesichtsausdrücken und dergleichen.

Mháire: Etwas, was am Anfang auch noch sehr viel krasser war als später.

Mháire: Und dann eben auch einfach, dass du vollkommen gänzlich losgelöste Sachen machen kannst.

Mháire: Früher war Fantasy und Science-Fiction etwas, was du am ehesten einen Zeichentrick

Mháire: gemacht hast, weil ja niemand die Kohle hatte, das in Realfilmen zu machen.

Mháire: Und manchmal ist das eben auch bei den Simpsons so. Heutzutage ist natürlich

Mháire: die Produktion von so einer Serie anders.

Mháire: Ganz kurz dazu, die Simpsons wurden in den USA gescriptet und dann hat es ein

Mháire: koreanisches Studio gezeichnet, zumindest regulär. Was sehr,

Mháire: sehr typisch ist für amerikanische Serien, dass man dann in Ostasien ein Studio

Mháire: hat, dass das Ganze produziert, relativ günstig und professionell.

Mháire: Und da sind dann so Sachen drin, wie wenn Homer high wird vom schärfsten Chili

Mháire: der Welt und überall Lichteffekte und LSD-ähnliche Sachen sieht oder so etwas.

Mháire: Mit dem gleichen Budget würdest du das in Realfilmen nicht hinbekommen.

Mháire: Also es nutzt die Stärken des Mediums extrem aus. Ich habe eine sehr große Liebe

Mháire: für klassische Animationen und meines Wissens nach wird auch bis heute zumindest

Mháire: teilweise immer noch von Hand animiert bei den Simpsons.

Rahel: Teilweise, ein Großteil entsteht am Rechner, aber viel wird auch immer noch von Hand gemacht, ja.

Mháire: Und das kann funktionieren oder auch nicht, aber da werden wir von unserem Spezialisten

Mháire: auch noch Meinung zu hören, denke ich.

Rahel: Kommen wir doch mal zur Stadtgeschichte.

Mháire: Soweit sie festliegt.

Rahel: Simpsons typisch ist die bei Springfield erstens sehr chaotisch,

Rahel: zweitens nicht ganz festgelegt und drittens total beknackt.

Mháire: Ja, aber ich meine für uns total beknackt, aber teilweise gibt es amerikanische

Mháire: Städte mit durchaus ähnlichen Storys. Okay.

Rahel: Ja, Springfield wurde 1796 vom Immigranten und Piraten Hans Sprungfeld gegründet.

Rahel: Der hatte erst im Jahr vorher seinen Namen in Jebediah Springfield geändert.

Rahel: Und eigentlich war Jebediah Springfield auf der Suche nach Neusodom.

Rahel: Er hat die Bibel dummerweise falsch gelesen.

Rahel: Naja, und so wurde dann Springfield gegründet.

Mháire: Wum, wum. Also man sieht sehr früh schon Statuen von Jebediah Springfield.

Mháire: Also da war zumindest schon die Idee da, dass es einen gleichnamigen Gründer dieser Stadt gab. Was?

Mháire: Angesichts der Tatsache, dass es so unglaublich viele Springfields gibt,

Mháire: die einfach nur, hier ist eine Wiese und sie ist nett, lass uns eine Stadt bauen

Mháire: und sie Frühlingswiese nennen.

Mháire: Dass dann jemand tatsächlich so hieß, ist halt auch schon allein ein Gag für sich.

Mháire: Und Immigrant und Pirat, du hast gelacht, aber das meinte ich mit.

Mháire: Es gibt genügend Städte, die so einen Hintergrund haben. Eine Freundin von mir

Mháire: wohnt in Newport und erzählt mir fröhlich darüber, dass ihre Stadt die Piratenhauptstadt der USA war.

Rahel: Das ist ja auch da wieder das Ding. Natürlich ist das irgendwie beknackt,

Rahel: aber es ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen.

Mháire: Naja, es ist mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogen, je nachdem wie nahe

Mháire: Springfield gerade aktuell am Ozean liegt. Ja.

Mháire: Möglicherweise ist er ja auch ein Binnenwasserpirat gewesen.

Mháire: Ich will es ja nicht abstreiten.

Rahel: Seit der Gründung oder seit kurz nach der Gründung rivalisiert Springfield auch

Rahel: mit dem Nachbarort Shelbyville. Es gibt

Rahel: Eine Folge, wo man beide Städte gegenübergestellt sieht und Shelbyville ist

Rahel: ziemlich eindeutig das Spiegelbild von Springfield, aber in ein bisschen falsch.

Rahel: Wir kennen das auch aus vielen anderen Serien.

Rahel: Da laufen eindeutig die gleichen Charaktere rum, aber sie haben leicht andere

Rahel: Namen und sehen ein kleines bisschen anders aus. Aber sie erfüllen für die jeweilige

Rahel: Stadt die gleiche Rolle.

Rahel: Der Twist zwischen diesen beiden Städten stammt daher, dass sie unterschiedliche

Rahel: Ansichten dazu haben, ob Cousins nun heiraten dürfen oder nicht.

Rahel: Also in Springfield dürfen Cousins nicht heiraten, in Shelbyville wohl.

Mháire: Ich meine, es gibt auch immer wieder Hillbilly-Witze über Leute,

Mháire: die Kissing Cousins nennt man das in den USA.

Mháire: Also die Leute, die in kleinen Gemeinden leben und Cousins und Cousinen heiraten.

Mháire: Und es ist tatsächlich auch eine Frage der Denomination, also eine religiöse

Mháire: Frage, wie sehr man die Inzestregeln des Christentums ernst nimmt oder nicht

Mháire: ernst nimmt und so etwas. Aber es ist so ein blöder Punkt.

Mháire: Und natürlich ist es dieses Klischee von, die da drüben sind vollkommen anders

Mháire: als wir und wir hassen sie.

Mháire: Cut, die Leute da drüben sind exakt gleich, bis auf einen kleinen Punkt.

Mháire: Ich meine, das kommt uns als Zentraleuropäerinnen gar nicht so blöd vor,

Mháire: weil im Grunde ist das unsere gesamte Historie, wenn wir jetzt mal ehrlich sind.

Mháire: Also ich fühle mich das schon.

Rahel: Im Laufe der Zeit hat Springfield dann immer wieder Entwicklungen durchlaufen.

Rahel: Also in der Mitte des 20. Jahrhunderts beispielsweise hat die Stadt einen Boom erlebt.

Rahel: Kurz danach war sie aber auch schon die schlechteste oder schlimmste Stadt Amerikas.

Rahel: Dann hat sie sich wieder einen ganz guten Rang erarbeitet. Also es ist ein ständiges

Rahel: Auf und Ab, woran die Stadt jetzt eigentlich gerade ist.

Mháire: Ja, also auch wirklich von einer Folge zur anderen. Uns geht es gut.

Mháire: Oh nein, wir haben kein Geld und alle unsere Straßen sind furchtbar.

Rahel: Ja, das sind ganz häufig dann eben nur so kleine Wegwerf-Gags,

Rahel: aber sie ergeben eben schon ganz...

Rahel: Bewegtes Bild von Springfield. Schauen wir uns doch mal an, was wir denn in

Rahel: Springfield finden, also wie so die Stadtstruktur ist oder was für besondere Handlungsorte es gibt.

Mháire: Die Stadtstruktur ist rechteckig, quadratisch mit einem Atomkraftwerk im Hintergrund.

Mháire: Und das war es eigentlich fast schon an festbleibenden Tatsachen.

Mháire: Also gerade je nachdem, in welchem Medium wir auf Springfield begegnen.

Mháire: Das ist dann ja so ein Ding, das ich auch aus anderen IPs und anderen Serien

Mháire: oder so etwas kenne. Wenn dann jemand zum Beispiel ein Computerspiel oder ein

Mháire: Videospiel draus machen muss, muss man sich auf eine Karte einigen.

Rahel: Ja.

Mháire: Das ist zum Beispiel auch eine sehr interessante Frage bei Gotham.

Rahel: Ja.

Mháire: Wo wir kurz wieder bei Batman sind, wo es mehrere kanonische Gotham-Karten gibt.

Mháire: Und bei Springfield eben auch.

Mháire: Wenn du Springfield in dein Videospiel einbaust, was ist eigentlich wo?

Mháire: Weil du musst dich ja festlegen. Du kannst ja nicht jede Einstellung anders zeichnen.

Mháire: Also ich meine, du kannst, aber es würde die Leute vollkommen wahnsinnig machen.

Mháire: Also dementsprechend, es gibt keine Wahrheit darüber, was wo ist.

Mháire: Es gibt nur ein, diese Orte existieren auf jeden Fall in Springfield.

Mháire: Und alles andere ist einem fast schon Cthulhu-esken, ewig wandelbaren Chaos

Mháire: überlassen, wo meiner Meinung nach Jock Sothoth die Finger im Spiel hat. Oder seine Blasen.

Mháire: Was sind denn die Orte, die auf jeden Fall immer fest existieren?

Rahel: Fest existieren tun sehr viele Orte, aber immer an der gleichen Stelle bleiben

Rahel: eigentlich wirklich nur zwei meines Wissens.

Rahel: Nämlich links vom Haus der Simpsons ist immer das Haus von den Flanders.

Mháire: Ja. Es sei denn, eins von den beiden Häusern ist gerade in die Luft geflogen

Mháire: oder irgendwas anderes Schlimmes damit passiert, aber das wird meistens recht schnell zurück.

Rahel: Und der zweite Ort, der mir einfällt, ist, dass immer neben Maus-Taverne Kingtuts Musikladen ist.

Mháire: Du hast recht.

Rahel: Der jetzt nicht unbedingt so der wichtigste Handlungsort ist,

Rahel: aber der ist auch immer da.

Mháire: Der ist da, ja. Er existiert.

Rahel: Und die restlichen Orte springen immer dahin, wo die Handlung uns gerade braucht.

Rahel: Also die Stadtstruktur ist, ja, man kann es Cthulhu-Est nennen,

Rahel: ich nenne das gerne Powered by Plot.

Rahel: Was gerade benötigt wird, wird dahin geflanscht, wo es benötigt wird.

Mháire: Ich denke mir nur, manchmal was wäre, wenn man das als real existierendes Phänomen ernst nehmen würde.

Mháire: Dann leben diese Leute in einer nirgendwo richtig verordneten Stadt, in der niemand altert,

Mháire: die trotzdem aber immer sich in der aktuellen Popkultur bewegt,

Mháire: in der alle Leute immer den gleichen Klischees entsprechen und wo jeden Tag

Mháire: die Dinge oder teilweise innerhalb von Stunden die Dinge an anderen Orten sind.

Mháire: Eigentlich schon ein interessantes Setting.

Rahel: Du greifst vor, über die Halloween-Folgen sprechen wir später.

Mháire: Das stimmt, ja.

Rahel: Es macht aber genau deswegen keinen Sinn, sich jetzt die Stadtbezirke anzugucken,

Rahel: weil die eben auch gar nicht so wichtig sind.

Rahel: Sondern ich würde vorscheinend, dass wir uns eben die Schlüsselorte angucken,

Rahel: auch wenn sie dann nicht fixiert sind. Beispielsweise das Haus der Simpsons.

Mháire: Ja, das bleibt immer gleich mit seinem Alkoven oder wie man das nennt.

Mháire: Also dass es so ein bisschen nach vorne gewölbt, ausgebaut ist mit seiner Garage

Mháire: und es verändert sich auch im Inneren nicht wirklich was.

Mháire: Das ja in verschiedensten Versionen inzwischen ist genau klar fest,

Mháire: was wo ist in diesem Haus.

Mháire: Aber es hat auch so eine Trennung, die Sitcom-mäßig eben von,

Mháire: du hast diese Szenerie mit der Couch oder in der Küche oder so etwas im Inneren.

Mháire: Und es ist nicht unbedingt zumindest für mich früher wichtig gewesen,

Mháire: dass das mit dem Äußeren irgendwie kongruent ist.

Mháire: Ist es aber inzwischen? Da hat zumindest jemand nachgedacht.

Rahel: Das ist auch ganz spannend, wie da wieder eben diese Sitcom-Sehgewohnheiten

Rahel: angesprochen werden, dass so viele Szenen dann eben im Wohnzimmer stattfinden oder am Esstisch.

Rahel: Das sind so ganz typische Setpieces, die wir eben aus Sitcoms kennen,

Rahel: die die Simpsons aufgreifen, aber sich gleichzeitig da eben auch wieder viel

Rahel: mehr Freiheiten nehmen können.

Rahel: Es ist übrigens scheinbar so, dass die Schlafräume im Obergeschoss schon mal ihre Position ändern.

Mháire: Ja, aber man könnte auch sagen, das liegt daran, dass zwischenzeitlich mal das

Mháire: Haus abgerissen wurde und dann vielleicht falsch neu gebaut.

Mháire: Also das lässt sich noch erklären.

Rahel: Das ist sehr faszinierend, dass du das gerade sagst zum Thema das Haus abreißen

Rahel: und neu bauen. Da habe ich nämlich ein kleines Funfact mitgebracht.

Rahel: 2007 hat in Nevada ein Architekt das Simpsons Haus in echt nachgebaut.

Mháire: Passend zum Film.

Rahel: Ja, das hat eine andere Farbe. Also das Simpsons Haus hat eben auch da wieder

Rahel: Kalifornier typisch so einen rot-pinken Putz.

Rahel: Die Farbe ist sehr ikonisch auch.

Rahel: Dann wieder mit diesem grünen Garten davor, wodurch das alles sehr idyllisch

Rahel: aussieht, wenn man jetzt mal vom Ölfleck in der Einfahrt absieht.

Rahel: Und das hat eben dann ein Architekt in Nevada, wo es dann optisch nicht so ganz

Rahel: hinpasst, sehr erkennbar nachgebaut. Der heutige Hausbesitzer fand das aber

Rahel: doof und hat das Haus ein bisschen ungeändert, sodass man es nicht mehr ganz so leicht erkennt.

Rahel: Wo ich mich frage, warum kaufst du dann dieses Haus? Aber gut.

Mháire: Ja, weil es erst irgendwie eine gute Idee vorkam. Und dann hat man nicht weitergedacht.

Rahel: Das ist so ein ganz typisches, freistehendes Einzelhaus, wie man es eben aus

Rahel: so einer Wohnsiedlung in einer amerikanischen Kleinstadt erwarten würde.

Rahel: Das heißt, wir können auch schon damit rechnen, dass die Häuser in der Umgebung

Rahel: vermutlich nahezu identisch aussehen.

Rahel: Es ist sehr unaufgeregt, das Haus.

Mháire: Ja, es ist eins, wie man in kleineren Städten und Vorstädten es zu Hunderten,

Mháire: wenn nicht Tausenden sieht.

Mháire: Mit diesem Grundriss, mit der Garage und den Panoramafenstern im Halbkreis und so weiter.

Mháire: Ich meine, zu dem Zeitpunkt war ich noch niemals in den Soar.

Mháire: Jetzt war ich schon öfters da und ich war auch schon in Airbnbs,

Mháire: die genau in solchen Häusern waren.

Mháire: Und ich dachte damals so, haha, das Simpsons Haus. Aber das Simpsons-Haus ist

Mháire: das Simpsons-Haus, weil es das langweilige Standard-Vorzeigehaus sein soll eigentlich.

Rahel: Ja, mir ist das schon ähnlich ergangen, aber mein Gedanke geht dann immer zum Film Poltergeist.

Mháire: Du hast recht, ja, ja, ja, ja, ja. Aus dem gleichen Grund.

Rahel: Diese Plansiedlungen haben auch was sehr Befremdliches und Verstörendes.

Rahel: Aber gut. Moes, die Kneipe.

Mháire: Ja, die traurige Kneipe von Moes, die voll ist mit Leuten, die Bier trinken,

Mháire: mit Moe, der grummelig hinter der Theke ist, eine Shotgun unter der Theke hat

Mháire: und es hasst, wenn er schließen muss und alles tut,

Mháire: um offen zu bleiben oder sich darüber hinwegzusetzen, falls irgendwie der Plot

Mháire: gerade einbringt, dass im Moment niemand in Springfield Alkohol trinken darf oder so etwas.

Mháire: Es ist eine Versammlung von gescheiterten Existenzen inklusive Mo.

Mháire: Immer düster, immer irgendwie speckig.

Mháire: Es ist die Quintessenz davon.

Mháire: Und es gibt immer irgendwie Dinge, die in Einmachgläsern sind.

Mháire: Und irgendwie verdächtig von dem Pickle-Juice, also dem eingelegten Gurkenwasser,

Mháire: das die Leute trinken, bis hin, dass Sohleier gezogen werden,

Mháire: um zu entscheiden, wer der Designated Driver ist.

Mháire: Es ist so der quintessentielle Seedy-Pub.

Rahel: Aber wichtiger Punkt, es gibt immer einen Designated Driver,

Rahel: denn nachdem Mo mal festgestellt hat, dass ein Großteil der Verkehrsunfälle

Rahel: in Springfield auf seine Kneipengäste zurückzuführen sind, hat er sich darum

Rahel: bemüht, dass es immer mindestens einen halbwegs nüchternen Autofahrer gibt.

Mháire: Ja.

Rahel: In der Kneipe wurde angeblich noch nie geputzt und sie scheint auch nur noch

Rahel: in Betrieb zu sein, weil der Bürgermeister geschmiert wird.

Mháire: Das ist nicht schwer. Der Bürgermeister ist, wie wir schon sagten, unfähig und spieler.

Rahel: Und ein Demokrat. Ein Running Gag in der Bar ist, dass Bart häufig anruft mit

Rahel: Telefonstreichen. streichen.

Rahel: Also das läuft eigentlich immer gleich ab. Bart ruft an, gibt sich als jemand

Rahel: anders aus und fragt dann nach einer Person in der Bar.

Rahel: Also er fragt dann beispielsweise nach einem Herrn Reinsch.

Mháire: Der Herr Reinsch, ja.

Rahel: Was dann passiert ist, dass Mo sich natürlich zu allen anderen umdreht und dann

Rahel: sehr laut ruft, hey, gibt's hier irgendwen, der Reinsch heißt?

Rahel: Und das ist dann immer der Witz. Nur mit anderen Namen. Aber es ist immer so ein Wortspielwitz.

Rahel: Womit halt Bart seine Zeit verbringt und wo Mo immer wieder drauf reinfällt.

Mháire: Ja. Und es immer merkt, wenn das laut ausgesprochen hat. Ein bisschen zu spät.

Mháire: Was haben wir noch? Es gibt auf jeden Fall immer die Springfield Elementary School.

Mháire: Ich meine, es wird erwähnt, dass es auch eine Highschool gibt.

Mháire: Aber da die Kinder nicht altern, werden wir die wahrscheinlich nie sehen. Die spielt keine Rolle.

Mháire: Die Springfield Elementary School hat auch eine bewegte Geschichte.

Mháire: Meistens hat sie nicht genügend Geld für das, was sie vorhat.

Mháire: Das hatten wir ja schon, als wir über das Kollegium gesprochen haben.

Mháire: Aber man findet auch zum Beispiel mal Öl unter der Schule.

Mháire: Warum nicht? Es ist abstrus, aber daraus kann man dann immer noch einen Plot machen.

Rahel: Es gibt auch eine Denkmalplakette, wo die Namen sämtlicher Schülerinnen und

Rahel: Schüler festgehalten sind, die nicht von Schulausflügen zurückgekehrt sind.

Mháire: Immerhin führen sie Buch über die Kinder, die sie verlieren.

Mháire: Siehst du, das hatte ich gerade nicht mehr auf dem Schirm.

Mháire: Es ist auch Teil dieses amerikanischen Schulsystems, die man dann einfach akzeptiert

Mháire: hat, als dass es Teil von den Simpsons ist, aber die selbstverständlich sind. Das ist locker.

Mháire: Es gibt, ja, wo man seine Sachen wegschließt und dass man nicht einfach irgendwie

Mháire: zwischendurch durch die Gänge gehen kann und sonst irgendetwas.

Mháire: Aber vor allen Dingen ist es der Ort, wo man flieht, wenn die Schulzeit vorbei

Mháire: ist, wo Lisa sich bei den Lehrern einschleimt, wo man mit Kumpels abhängt in der Pause.

Mháire: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass niemand wirklich Unterricht gibt oder was lernt.

Rahel: Ja, es ist jetzt nicht unbedingt die beste Schule Amerikas, sagen wir das mal

Rahel: so. Vorsichtig ausgedrückt.

Mháire: Immer noch besser als Homeschooling, Rahel. Zumindest als das meiste Homeschooling,

Mháire: würde ich unterstellen.

Rahel: Fair.

Mháire: Der Quickie-Mart, den sollten wir nicht vergessen, der ständig überfallen wird.

Mháire: Die Verbrechensrate in Springfield ist ja auch bemerkenswert offensichtlich.

Rahel: Ja, wobei eben vieles davon zulasten vom Quickie-Markt läuft,

Rahel: der sehr offensichtlich eine Parodie von der Supermarktkette 7-Eleven ist.

Rahel: Was auch der Grund ist, warum dann zur Promotion vom Simpsons Film im Jahre

Rahel: 2007 einige 7-Eleven-Filialen sich optisch in einen Quickie-Markt verwandelt haben.

Rahel: Also da musste auch nicht mehr viel gemacht werden.

Rahel: Der Quickie-Markt ist bekannt für hohe Preise, schlechte Ware.

Rahel: Dafür hat der Laden aber im Prinzip nie zu.

Mháire: Es sei denn, es geht dem Plot darum, dass Apu überlebt, ihn zuzumachen.

Mháire: Es gibt irgendwie eine Folge, wo ja drüber sinkt, ob man den Quickie-Markt überhaupt braucht.

Mháire: Aber da muss ja erstmal lange Zeit aufgebaut sein, dass er immer zur Verfügung

Mháire: steht. Es ist so ein krustiger Laden, also ein kleiner Supermarkt,

Mháire: wo man aber auch ganz viel Scheiß einfach in der Theke noch bekommt.

Rahel: Was ich noch bei mir auf der Liste habe, ist das Kernkraftwerk,

Rahel: wo wir jetzt auch schon immer mal wieder drüber gesprochen haben.

Rahel: Das Kernkraftwerk ist so ein bisschen Fluch und Segen von der Stadt,

Rahel: weil es ist ein guter Arbeitgeber und eben auch Energielieferant für die Stadt.

Rahel: Gleichzeitig aber auch die Hauptbedrohung, weil Sicherheit nicht so ganz groß geschrieben wird.

Rahel: Es rührt beispielsweise sehr starke Umweltverschmutzung vom Kernkraftwerk her.

Rahel: Sehr berühmt ist der dreieurige Fisch Blinky.

Rahel: Und ich würde sagen, das Atomkraftwerk ist eigentlich, wenn man mal ehrlich

Rahel: ist, in einem ähnlich schlechten Zustand wie die Schule auch.

Rahel: Es hat auch schon die ein oder andere Beinahe, Kernschmelze hinter sich.

Rahel: Wer sich jetzt da beschweren möchte und dann den Boss, also Mr.

Rahel: Burns, aufsuchen will, hat es aber nicht leicht, denn das Büro ist auf der höchsten

Rahel: Etage, in einem sehr beachtlichen Turm.

Rahel: Und der Weg dahin ist gespickt mit teils tödlichen Fallen, wie beispielsweise Alligatoren.

Mháire: Ja, warum nicht? Ich meine, wenn man reich ist, dann braucht man irgendwelche

Mháire: exotischen Tiere, die Eindringlinge fressen, die man nicht haben will in seinem Reich.

Mháire: Also ich bin ja gänzlich auf der Seite von Mr. Burns, der übrigens generell

Mháire: ja als Hobby auch hat, seltene Tierarten auszurotten und andere Sachen.

Mháire: Er ist ja alles, was am Hyperkapitalismus furchtbar ist. Und dann ist er auch

Mháire: manchmal noch ein Bond-Villen. For fun.

Mháire: Auch die bösen und furchtbaren Leute dürfen sich hin und wieder mal so einen kleinen Tweet leisten.

Mháire: Krokodile. Oder was weiß ich.

Mháire: Haie mit Lasern auf dem Kopf. Das wäre sicherlich auch ein Ding für ihn.

Rahel: Ich würde auch nicht ausschlagen, dass er die nicht vielleicht hat.

Mháire: Ja, sagen wir mal so, ich bin mir ziemlich sicher, dass Smithers sie besorgen könnte. Definitiv.

Rahel: Das sind alles Orte, die wir auch schon im Intro zu den Folgen sehen.

Rahel: Und das ist, glaube ich, ein Punkt, über den wir auch noch dringend reden sollten.

Rahel: Denn das Intro von den Simpsons ist im Grunde genommen ein Schnelldurchlauf

Rahel: durch das, was wir in der Serie oder in den jeweiligen Folgen erwarten dürfen.

Rahel: Wir sehen da so einen schnellen Ritt durch Springfield nach Feierabend beziehungsweise Schulschluss.

Rahel: Also wir sehen Homer, wie er im Kernkraftwerk wortwörtlich die Arbeit fallen lässt.

Rahel: In dem Fall ein Brennstab. Wir sehen Bart, wie er in der Schule eben noch nachsitzen

Rahel: muss und dann aber mit der Schulglocke abhaut.

Rahel: Also so laufen wir alle Zimpsons-Mitglieder durch, wie sie sich dann auf den Heimweg machen.

Rahel: Und da sehen wir alle diese Orte, die wir jetzt eben gesprochen haben.

Rahel: Also fairerweise Maus sehen wir

Rahel: nur ganz kurz von außen. als Bart auf dem Skateboard daran vorbeifährt.

Rahel: Und das Schöne ist, am Ende landen die Simpsons-Mitglieder dann alle gemeinsam

Rahel: auf der Couch vor dem Fernseher.

Mháire: Oder in anderen Situationen, aber meistens ist es die Couch.

Rahel: Ja, das ist nämlich jetzt das Besondere. In jeder Folge ändern sich in diesem

Rahel: Intro jeweils drei Dinge.

Rahel: Nämlich einmal der Spruch, den Bart beim Nachsitzen an die Tafel schreiben muss.

Rahel: Das Solo, das Lisa im Orchester auf ihrem Saxophon spielt, beziehungsweise in der Big Band.

Rahel: Und eben diese Schlussszene mit der Familie vor dem Fernseher.

Rahel: Das heißt, die landen jetzt gar nicht so langweilig mal eben auf dem Fernseher,

Rahel: sondern mal werden sie noch schnell von Aliens entführt und also ganz skurrile Dinge.

Mháire: Ja, es ist eines der ikonischsten Intros ever und auf jeden Fall von Zeichentrickserien.

Mháire: Aus so vielen Gründen eben dadurch, dass es jedes Mal anders ist,

Mháire: dass es jedes Mal sich neue Gags überlegt. Die Musik ist nicht wegzudenken.

Mháire: Also Simpsons funktionieren nicht ohne dieses Intro-Thema von Danny Elfman.

Mháire: Ursprünglich Frontmann von Oingo Boingo, der ansonsten bekannt ist für Filmmusik,

Mháire: für Filme von Tim Burton vor allen Dingen, wie zum Beispiel die Tim Burton Batman

Mháire: Filme und für seine schwurbeligen Geigen und verspielten Themen bekannt ist

Mháire: oder die Sam Raimi Spider-Man Filme.

Mháire: Das hier ist eine seiner weirderen Kreationen, sag ich mal, aber einmalig.

Rahel: Ja, das Intro ist irgendwann überarbeitet worden. Also wir haben ab der zweiten Staffel bis zur 20.

Rahel: Staffel, also von 1990 bis 2008, das in Anführungszeichen alte Intro.

Rahel: Und das ist dann 2008 durch das in Anführungszeichen neue Intro,

Rahel: weil 2008 ist auch schon eine Weile her, ersetzt worden.

Rahel: Das liegt natürlich daran, dass irgendwann auch die Simpsons mit der Zeit gehen

Rahel: mussten. Und damit eben dieses Intro auch noch in HD gut aussieht und in einem

Rahel: anderen Bildformat und, und, und, und, haben sich die Macher der Serie dann

Rahel: dafür entschieden, dass sie es komplett neu aufsehen.

Rahel: Das heißt, in dem neuen Intro sieht man noch mehr von Springfield als im alten

Rahel: und vor allen Dingen viel von den Marken, die so zu diesem Kosmos dazugehören.

Rahel: Also wir sehen Werbung für Duffbier, wir sehen dieses Donut-Maskottchen.

Rahel: Es herrscht einfach generell noch mehr Chaos als im ersten Intro.

Mháire: Mir ist auch aufgefallen, das hätte ich vielleicht noch mal genauer überprüfen

Mháire: sollen, nachdem es mir aufgefallen ist und ich es mir notiert habe,

Mháire: dass, glaube ich, schon innerhalb der ersten Staffel teilweise oder innerhalb

Mháire: der ersten zwei Staffeln ein paar Dinge sich ändern.

Mháire: Am Anfang gibt es noch eine Bushaltestelle, wo Bart vorbeifährt und das Bushaltestellenschild

Mháire: klaut. Ist später nicht mehr drin.

Rahel: Das ist richtig, wo du das sagst.

Mháire: Ja, oder ein längeres Stück Fahrrad, das Lisa fährt.

Mháire: Also da haben sie schon relativ früh irgendwie Dinge daran geändert.

Mháire: Aber dann ist es sehr, sehr lange gleich, bis auf die drei Dinge, die sich immer ändern.

Rahel: Kann natürlich auch immer sein, dass das so ein bisschen der schnelle Handgriff

Rahel: war, um eine Folge gegebenenfalls noch zu kürzen oder zu strecken.

Mháire: Das kann sein, ja.

Rahel: Das ist ja mein Pet-Peef mit heutigen Serien, dass die ganz häufig überhaupt

Rahel: kein Intro mehr haben, weil sie haben keine Zeit mehr für ein Intro.

Rahel: Und ich will aber ein Intro mit cooler Musik und, naja, andere Geschichte.

Mháire: Oder sehr, sehr, sehr, sehr lange Intros, die nicht in die Pötte kommen.

Mháire: Das Simpsons Intro ist eine perfekte Länge.

Rahel: Das ist perfekt.

Mháire: Und hat, glaube ich, extrem auch dazu beigetragen, dass es so erfolgreich ist,

Mháire: weil es einfach so unglaublich,

Mháire: einprägend ist. Oh, eine Sache, die wir nicht erwähnt haben und die ich auf

Mháire: jeden Fall gerne erwähnen möchte, zu dem Thema, dass sich ständig Dinge ändern in Springfield.

Mháire: Es gibt regelmäßig Riesenkonstruktionen in Springfield, die absolut unrealistisch

Mháire: sind und von einer Folge zur nächsten wieder verschwinden.

Mháire: Oft ist das irgendein gigantischer Scheiß, den Mr. Burns baut.

Mháire: Wie eine an einem Arm gelenkte gigantische Scheibe, die die Sonde blockiert,

Mháire: damit die Leute mehr Strom verbrauchen.

Mháire: Mal ist es eine Monorail. Ich glaube, Aber das ist auch die Monoray-Folge,

Mháire: wo da die Kamera rauszoomt und dann im March noch erzählt.

Mháire: Und das blieb dann mit die dümmste Sache, die wir jetzt gemacht haben.

Mháire: Abgesehen von dem aus Zahnstöchern gebauten Hochhaus und der mehrstöckigen Rolltreppe, die ins Nichts führt.

Mháire: Also es gibt unglaublich viele extrem

Mháire: unrealistische, gigantomanische Zeichentrick-James-Bond-Villain-Bauten,

Mháire: die für fünf Minuten existieren und danach schon wieder verschwinden.

Mháire: Oder in den besten Fällen auf Shelby-Welt gestürzt werden.

Rahel: Diese Rolltreppe ins Nichts, ne? Ich muss diese Folge, also March vs.

Rahel: The Motor Rail oder Homer nimmt Fahrt auf, sehr unterschiedlicher Titel,

Rahel: Deutsch, sehr Englisch, in relativ jungen Jahren gesehen haben,

Rahel: weil ich konnte mich nicht so richtig gut dran erinnern, aber hatte auch da

Rahel: eben wieder so verschiedene Versatzstücke.

Rahel: Und ich war mir sicher, dass das eine Treehouse of Horror, also eine Halloween-Folge

Rahel: sein musste, weil zum Schluss diese Rolltreppe ins Nichts, die fand ich total

Rahel: lustig und sie hat mich gleichzeitig total verstört.

Mháire: Ja, same, same Vor allen Dingen, weil die Leute da hochfahren Und dann oben

Mháire: erst merken, dass sie jetzt nichts führt Obwohl sie 100 Meter über dem Ort ist Und dann alle so, ha,

Mháire: Überrascht, in die freie Luft gestürzt werden Und dann sind wir schon in der

Mháire: Ausblende In den Abspann und man hört noch einer.

Rahel: Das ist Ha im Hintergrund Es ist einfach eine Szene, die mir bis heute nachgeht

Rahel: Und ich weiß nicht so richtig, warum Aber ich hab sie definitiv unter,

Rahel: ja, das muss ja bestimmt Eine von den Horrorfolgen sein, abgespeichert Und dann

Rahel: hab ich festgestellt, nein, nein, das ist nicht so.

Mháire: Wir haben viel über Springfield, über seine Bewohner, über die Simpsons als

Mháire: Familie und schon ganz, ganz viele Ausblicke auf Storylines und allen möglichen Krimsekrams geredet.

Mháire: Und wir haben auch darüber geredet, wann es angefangen hat.

Mháire: Und es sind auch immer mal wieder wichtige Namen gefallen, wie Matt Groening

Mháire: oder eben auch Danny Elfman.

Mháire: Aber wir haben noch keine genauere Aufarbeitung von, wie ist das überhaupt dazu gekommen?

Mháire: Und wer hat das geschrieben und entschieden gemacht?

Mháire: Soll das unser nächster Punkt sein?

Rahel: Sehr gerne, denn die Simpsons sind wirklich ein sehr, sehr spannendes Stück Fernsehgeschichte.

Rahel: Was generell ein Thema ist, was ich sehr gerne mag.

Rahel: Und deswegen freue ich mich sehr, dass ich jetzt mal eine Ausrede habe mit dieser

Rahel: Folge, da so richtig eintauchen zu können.

Rahel: Die Simpsons sind erst ausgestrahlt worden am 17. April 1989.

Rahel: Da war das aber noch eine sehr andere Kiste als das, was wir heute kennen.

Rahel: Denn die Simpsons haben angefangen als Shorts.

Rahel: Also kurze Videos von im besten Fall wenigen Minuten, die ausgestrahlt worden

Rahel: sind im Rahmen der Sketch-Show The Tracy Ullman Show.

Rahel: Und da waren die Shorts, also die Simpsons, dann ein Mittel,

Rahel: um einzelne Sketches voneinander zu trennen.

Rahel: Um quasi erkennbar zu machen, jetzt ist ein Sketch vorbei.

Rahel: Kurze Pause mit den Simpsons. Und jetzt fängt der nächste Sketch an.

Rahel: Und die Simpsons, wie wir sie da sehen, die sehen noch sehr anders aus.

Rahel: Es ist ursprünglich eine sehr unsaubere Zeichnung.

Rahel: Was interessanterweise zurückgeht auf ein Missverständnis zwischen Matt Groening

Rahel: und den Animatoren, weil Groening davon ausgegangen ist, dass eben seine groben

Rahel: Skizzen noch nachbearbeitet und bereinigt werden würden, was aber nie passiert ist.

Rahel: Deswegen sind die Zeichnungen in diesen kurzen Shorts aus heutiger Sicht total

Rahel: unpoliert, uneinheitlich, aber haben irgendwie auch sehr viel Charme dadurch.

Rahel: Noch im gleichen Jahr, weil die Simpsons so erfolgreich waren,

Rahel: dass irgendwann dann Leute auch angerufen haben, um zu fragen,

Rahel: Könnt ihr mir eigentlich ungefähr die Uhrzeit sagen, wann immer diese Shorts gezeigt werden?

Rahel: Weil ich will eigentlich nicht die Tracy-Olven-Show gucken, ich will nur die Simpsons gucken.

Rahel: Hat sich dann der Sender Fox dazu entschieden, die Simpsons als halbstündiges Format zu übernehmen?

Rahel: Das heißt, da haben sie dann schon im gleichen Jahr ab Dezember ihr eigenes

Rahel: Serienformat gekriegt.

Rahel: Und was da ganz wichtig zu wissen ist, bei diesem Sprung von den Shorts zur

Rahel: eigenen Serie hat der Producer James Brooks oder auch Jim Brooks,

Rahel: der schon bei der Tracy Ullman Show an Bord war, einen Vertrag ausgehandelt.

Rahel: Und dieser Vertrag hat es dem Fernsehsender Fox untersagt, in die Inhalte der Show einzugreifen.

Rahel: Und das wird noch sehr wichtig werden.

Mháire: Aber Rahel, wie könnte das denn wichtig sein? Ist denn mit Fox irgendwas Besonderes?

Rahel: Ich weiß auch nicht.

Mháire: Ja, ich glaube, da kommen wir noch drauf zurück. Ich habe mir da keine Gedanken groß dazu gemacht.

Mháire: Ich habe jetzt erst bei der Recherche für diese Folge mir diese Sachen alle angeschaut.

Mháire: Und wenn man das hier in Deutschland auf den wechselnden Sendern geschaut hat,

Mháire: dann ist einem die Vorgeschichte ja, mit welcher Sender bringt das in den USA,

Mháire: überhaupt nicht bekannt.

Mháire: Und dass da das System auch anders funktioniert mit der Syndication und sowas alles. Whatever.

Mháire: Aber dass gerade viele von diesen subversiven und seltsamen und auch linken

Mháire: Serien von Foxcom ausgerechnet, was wiederum jetzt dazu führt,

Mháire: seitdem Disney Fox bis auf Fox News gekauft hat,

Mháire: dass alles bei Disney auch läuft.

Mháire: Kuriose Geschichte, wie das Ganze da zusammen gehört, das Medienhaus von Rupert

Mháire: Murdoch und die Simpsons und ganz viele Serien, die sich von ihnen haben inspirieren lassen.

Mháire: Und dieser Vertrag ist dementsprechend sehr zukunftssicher gewesen oder vielleicht

Mháire: mit der Gabe der Vorhersehung behaftet.

Rahel: Bevor wir da eintauchen, lass uns doch mal über die kreativen Köpfe hinter der

Rahel: Serie sprechen. Also ich nenne es jetzt mal die Väter und Mütter der Serie.

Mháire: Ja, die Elternteile.

Rahel: Die Elternteile, genau. Da haben wir natürlich an allererster Stelle Matt Groening.

Rahel: Von dem stammen die Idee, die Skizzen. Er war auch während der ersten zwei Staffeln

Rahel: der Showrunner der Serie, ist auch bis heute immer noch als Producer beziehungsweise

Rahel: Executive Producer an Bord.

Rahel: Und er hat sich sehr großzügig von seiner eigenen Familie inspirieren lassen,

Rahel: als er die Simpsons erschaffen hat.

Rahel: Nicht, weil das jetzt eins zu eins Übertragungen wären, aber beispielsweise

Rahel: Marge's Beehive-Frisur kommt von seiner Mutter. solche Dinge.

Rahel: Groening war zur Zeit, als er diesen Auftrag erhalten hat, ein eher unbekannter

Rahel: Comic-Künstler, oder sagen wir mal ein Comic-Künstler der Untergrundszene.

Rahel: Für den hat sich dann aber wiederum der Producer Jim Brooks stark eingesetzt. Der kannte den nämlich.

Rahel: Brooks war, wie gesagt, auch schon bei der Tracy-Ullman-Show als Producer verantwortlich.

Rahel: Und auch der ist bis heute immer noch mit der Serie assoziiert,

Rahel: als Executive Producer.

Rahel: Der hat sich wirklich damals, als es um diesen Auftrag gibt,

Rahel: wir brauchen jetzt irgendwas, um diese Sketches voneinander zu trennen,

Rahel: wie wäre es denn mit kleinen Cartoon-Shorts, da hat er sich gegen viele Widerstände

Rahel: eben für Graining durchgesetzt.

Rahel: Der dritte Name aus dem Gespann ist deutlich unbekannter.

Rahel: Das ist Sam Simon, der gemeinsam mit Brooks und Graining in den ersten Staffeln

Rahel: der Showrunner war, der auch schon von der Tracy Allman Show kam.

Rahel: Und von dem stammen beispielsweise so Figuren wie Mr. Burns und Dr. Hibbert.

Rahel: Also Dr. Hibbert haben wir jetzt eben nicht drüber gesprochen,

Rahel: Aber natürlich braucht Springfield auch einen durchgeknallten und nicht ganz

Rahel: vertrauenswürdigen Arzt.

Rahel: Sam Simon muss ein eigentümlicher Mensch gewesen sein, der sich auch später

Rahel: mit Graining zerstritten hat.

Rahel: Daraufhin hat er nach der vierten Staffel die Serie verlassen.

Rahel: Ursprünglich hätte er deutlich später, also viele Jahre später nochmal zur Serie

Rahel: zurückkommen sollen, auf Wunsch der Macher.

Rahel: Er ist aber in der Zwischenzeit leider in Krebs verstorben.

Mháire: Das ist unvermeidlich, wenn etwas so lange läuft wie die Simpsons,

Mháire: dass es inzwischen eine lange Liste gibt von Leuten, die daran beteiligt waren,

Mháire: in größeren und kleineren Rollen und auch, was ist das Wort,

Mháire: in Rollen, Sprechrollen, die gestorben sind.

Rahel: Ja.

Mháire: Man kann, glaube ich, einen eigenen ganzen Abspann nur mit In Memory Of machen.

Rahel: Es gibt noch eine Person, die mir sehr wichtig ist, hier zu erwähnen,

Rahel: auch wenn das ein Name ist, der gern unter den Tisch gefallen lassen wird,

Rahel: nämlich Georgie Kovash-Polos.

Rahel: Das ist die Frau, die die Serie koloriert hat.

Rahel: Deren Idee war es, nicht Granings Idee, die Figuren gelb zu machen.

Rahel: Das ist auch die Frau, die Springfield ihre typische, ikonische,

Rahel: kalifornische Farbgebung gegeben hat. Von Rot, Weiß und Blau,

Rahel: also auch sehr amerikanisch.

Rahel: Und die damit eigentlich so einen Großteil von der Atmosphäre,

Rahel: die die Simpsons ja ausmacht, dieser visuellen Atmosphäre geschaffen hat.

Rahel: Das heißt, der ganz typische Simpsons-Look, den wir dann aus ganz viel Merchandise

Rahel: kennen, den wir aus den Videospielen kennen.

Rahel: Also allein die Idee, dass die Farbe Gelb sofort die Simpsons ins Gedächtnis

Rahel: ruft, das stammt nicht von Groening, sondern eben von Georgie Pollos.

Mháire: Und ist das nicht typisch?

Mháire: Ein absolut prägender Anteil von einem großen popkulturellen Phänomen geht eigentlich

Mháire: auf die Kappe einer Frau, die aber sehr viel weniger Leute kennen.

Mháire: Wie zum Beispiel Marsha Lukas, die für den Schnitt der ursprünglichen drei Star

Mháire: Wars Filme zuständig ist und sie damit auf jeden Fall Episode 4 gerettet hat.

Mháire: Schön, aber vielen Dank, dass du sie auf jeden Fall nochmal aufgearbeitet und

Mháire: mit reingebracht hast. Ich fürchte, ich bin da oberflächlicher und muss erwähnen, dass...

Mháire: Gröning Mitglied einer legendären Band ist.

Rahel: Richtig. Das hatte ich vergessen.

Mháire: Sie ist nicht legendär, weil sie so irrsinnig gut ist oder so viele erfolgreiche

Mháire: Alben hätte oder so viel tourt. Sie ist legendär wegen der Leute, aus denen sie besteht.

Mháire: Nämlich nur aus Leuten, die im Journalismus und im kreativen Bereich arbeiten.

Mháire: Und ich denke, das bekannteste Mitglied der Band ist Stephen King.

Mháire: Das heißt, seit Ende der 90er,

Mháire: rocken Matt Gröning und Stephen King und eine Reihe andere Leute,

Mháire: die man in Deutschland aber deutlich weniger kennt, also bekannte Journalisten

Mháire: vor allen Dingen miteinander.

Mháire: Und das sind alles Leute, für die auch Musik extrem wichtig ist,

Mháire: was ich mir habe sagen lassen, auch einfach mit der Generation zusammenhängt,

Mháire: weil für diese Generation Musik extrem kulturprägend, also Jugendkultur prägend war.

Mháire: So wie für uns, du und mich, Fernsehen sehr, sehr prägend war,

Mháire: war das für die eher, welche Musik hast du gehört?

Mháire: Und dementsprechend ihr ganzes Leben lang da auch immer noch dran hängen.

Mháire: Groening hat auch früher als Musikjournalist gearbeitet, was ja quasi der Job

Mháire: ist, den alle Leute, die gerne schreiben und Musik mögen, machen.

Mháire: Weil zumindest früher brauchte man immer Musikjournalisten. Niemand hat sie

Mháire: bezahlt. Das heißt, das haben Leute gemacht, die das unbedingt wollten.

Mháire: Und dementsprechend ist das so ein Klassiker in der Vita von den Leuten.

Mháire: Und dann lässt es sie halt nie los. Und dann sind sie noch in der Band.

Mháire: Stephen King gehören mehrere Radiosender, solche Sachen. Und ich finde es irgendwie

Mháire: charmant, dass die dann ihre eigene Band haben als Hobbyprojekt.

Rahel: Es ist auch sehr charmant.

Mháire: Grinning hat, das ist ja nicht die einzige Serie, die eher prägend gestartet

Mháire: und auch länger geleitet hat. Bekanntesten daran ist Futurama.

Mháire: Ich persönlich bin großer Futurama-Fan.

Mháire: Und Disenchantment. Futurama, wo eben ganz, ganz viel Science-Fiction-Klischees

Mháire: aufgearbeitet wurden, wo man auch wieder die Liebe zu Star Trek teilweise durchscheinen sieht.

Mháire: Was heißt hier teilweise durchscheinen sieht? Sie ist in großen Buchstaben obendrauf

Mháire: geschrieben, wenn wir ehrlich sind.

Rahel: Sehr offensichtlich, ja.

Mháire: Und Disenchantment, was so ein bisschen eine Abrechnung oder eine Überarbeitung

Mháire: von Fantasy-Klischees ist, wobei ich sagen muss, dass Futurama meiner Ansicht

Mháire: nach besser gelungen ist.

Mháire: Aber vielleicht auch, weil Science-Fiction da mehr hergibt.

Rahel: Großer Unterschied auch, dass Disenchantment eine fortlaufende Geschichte erzählt

Rahel: und nicht diese Einzelfolgen haben.

Rahel: Also es ist kein Episodic-TV mehr, sondern es ist dann dieses serielle Erzählen.

Mháire: Ja, und ich glaube fast, das ist schwerer damit vereinbar,

Mháire: weil das Chaos und die Randomness, die Simpsons und dann auch Futurama immer

Mháire: noch sehr stark ausmacht, auch wenn Futurama mehr fortlaufenden Plot und mehr

Mháire: Continuity hat als die Simpsons,

Mháire: allein schon durch den Weltenentwurf bedingt, das funktioniert mit episodischem Problem.

Mháire: Und voneinander getrennt im Erzählen dann doch besser. Wir haben noch einiges

Mháire: an kuriosen Leuten und an Entwicklungsfakten.

Mháire: Wen man erwähnen sollte, ist jemand Großes, Dürres mit roten Haaren,

Mháire: den die meisten Leute für witzig halten und von dem ich, bis ich mich damit

Mháire: beschäftigt habe, auch nicht wusste, dass er eine ganze Weile für The Simpsons geschrieben hat.

Rahel: Conan O'Brien, der wurde im Herbst 1991 von Fox als Autor und Produzent der

Rahel: Simpsons unter Vertrag genommen.

Rahel: Das war wohl zu einem Zeitpunkt, wo seine Karriere ein bisschen gestrauchelt

Rahel: hat. Das heißt, er konnte sich dann mit den Simpsons ganz gut wieder auffangen.

Rahel: Der hat bis 1993 tatsächlich an der Serie mitgearbeitet. Ich wusste das vorher auch nicht.

Rahel: Er hat dann 1993 eben den Vertrag angeboten gekriegt, eine doch sehr andere,

Rahel: erfolgreiche Show zu übernehmen. Das ist auch da, wo wir ihn bis heute kennen.

Mháire: Die trägt sogar seinen Namen. Was für ein glücklicher Zufall.

Rahel: Tatsächlich hat Conan O'Brien nicht so super viele Folgen für die Simpsons alleine

Rahel: geschrieben. Das waren vielleicht drei oder vier.

Rahel: Unter anderem aber auch die Folge mit der Motorrail. Das ist eine Conan O'Brien-Folge.

Rahel: An vielen anderen hat er dann mitgeschrieben und ansonsten ist er eben in erster

Rahel: Linie Produzent gewesen.

Rahel: Conan O'Brien ist damit einer der ersten Neulinge der Serie,

Rahel: also einer der ersten, der eingestellt wurde nach der ursprünglichen Crew,

Rahel: wo dann so langsam eben auch ein Generationswechsel kommt.

Rahel: Und das haben wir eben den von dir schon erwähnten Danny Elfman.

Rahel: Was ich eben vergessen hatte da zum Thema zu erwähnen vom Intro,

Rahel: er hat wohl für den Theme Song eine Vorgabe bekommen.

Rahel: Er hat das Demotape dazu eingeschickt und das war schon alles ganz nett.

Rahel: Und das hat ja auch sehr starke Musical-Einschläge von der Komposition.

Rahel: Aber es war den Simpsons-Leuten zu ordentlich. Das heißt, sie haben ihm die

Rahel: Anweisung gekriegt, könnt ihr das irgendwie chaotischer und schludriger klingen lassen?

Rahel: Und daraus entstand dann das ikonische Intro.

Mháire: Das ergibt Sinn. Ich kannte die Hintergrundgeschichte noch nicht.

Mháire: Aber da ist immer sehr viel los in den Elfman-Tracks klassischerweise.

Mháire: Aber es ist auch sehr stringent sozusagen durchgedacht und folgt einem klaren

Mháire: Prinzip, während Simpsons sehr chaotisch ist. Und natürlich Platz lassen muss für das Saxophon-Solo.

Rahel: Ja, das coole Saxophon-Solo. Nun gut, ich würde sagen, der letzte Name,

Rahel: den ich an der Stelle noch ganz kurz erwähnen würde, aber nur deswegen,

Rahel: weil das eben der Name ist, der einem heute so viel begegnet, Al Jean.

Rahel: Al Jean war schon mal in den Staffeln 3 und 4 der Showrunner.

Rahel: Und seit der 32. Staffel ist er eben wieder zu The Simpsons zurückgekehrt.

Rahel: Das heißt, das ist die Person, die bis heute Showrunner ist.

Rahel: Der hat unter anderem vorher auch schon an der Serie ALF mitgeschrieben.

Mháire: Und er war bei National Lampoon, der Satirezeitschrift, die eben dann auch National

Mháire: Lampoon Holiday diese Filme hervorgebracht hat.

Mháire: Mit Chevy Chase, den ich schon vor der ganzen Weile hier im Podcast zitiert

Mháire: habe, mit, dass es Parallelen gibt zwischen der ersten Simpsons-Folge und der

Mháire: Weihnachtsfilm daraus.

Mháire: Vielleicht sind da schon Verbindungen da.

Rahel: Ich würde sagen, damit haben wir an der Stelle die wichtigsten kreativen Köpfe einmal genannt.

Rahel: Und jetzt kommt so langsam der Punkt, wo wir uns vorsichtig,

Rahel: aber stetig an das Thema die Simpsons und der Fernsehsender Fox heranwagen müssen.

Rahel: Daher vielleicht mal ein bisschen Hintergrundinfo zum Sender Fox.

Rahel: Fox ist im Oktober 1986 als viertes TV-Netzwerk der Staaten an den Start gegangen.

Rahel: Es gab zu dem Zeitpunkt nur ABC, CBS und NBC-Sendern.

Rahel: Und Fox hat sich dann eben den vierten Platz geschnappt. Das passierte unter

Rahel: dem Schirm von 20th Century Fox, der Filmschmiede, und mit der finanziellen

Rahel: Unterstützung, du hast es eben schon gesagt, vom Medienmagnaten Rupert Murdoch.

Rahel: Und innerhalb kürzester Zeit hat sich der Sender echt zu einem senkrechten Starter gemausert.

Rahel: Das liegt aber vor allem an der Firmenphilosophie hinter dem Netzwerk.

Rahel: Denn da wurde dann das Prinzip gefeiert, sende nie Serien, die auf NBC funktionieren würden.

Rahel: Mach genau das Gegenteil. Das heißt, auch wenn wir das heute nicht mehr ganz

Rahel: so zusammenkriegen, aber ursprünglich hat Fox mit einem sehr rebellischen Charakter angefangen.

Mháire: Ja, aber berechnend.

Rahel: Auch berechnend, ja.

Mháire: Also nicht so dieses, wir wollen dringend diese Position vertreten in den Serien,

Mháire: sondern wir wollen, dass die Leute die Aufmerksamkeit darauf richten.

Mháire: Wir wollen was Neues, was Frisches.

Mháire: Etwas, was auch mal dreist oder ein bisschen verrucht sein kann und nicht so

Mháire: langweilig ist wie das, was die anderen produzieren.

Mháire: Also eigentlich schon so ein typisches Privatfernsehen.

Rahel: Ja, und da müssen wir uns auch nichts vormachen. Das war auch von Anfang an

Rahel: auf Gewinnmaximierung ausgelegt.

Rahel: Eben über dieses, wir machen das, was andere nicht machen. Kennen wir ja auch

Rahel: von gewissen Videospielfirmen.

Rahel: Aber genau daher kommt dann auch der Mut, dass Fox eben gesagt hat,

Rahel: wir machen jetzt eine Cartoon-Serie für den Primetime-Sendeslot,

Rahel: die also nicht für Kinder gedacht ist. Das hat es seit den Flintstones nicht gegeben.

Rahel: Und die Flintstones sind zu dem Zeitpunkt schon eine ganz schön alte Serie.

Rahel: Daher kommt auch die Tatsache, dass auf Fox schon wenige Jahre nach dem Senderdebüt

Rahel: gleich zwei Versionen der gestörten amerikanischen Kernfamilie laufen.

Rahel: Also einmal die Simpsons ab

Rahel: 89 und schon ab 1987 laufen auch auf Fox eine schrecklich nette Familie.

Rahel: Und beides sind ja im Grunde genommen die Anti-Cosby-Show.

Rahel: Was eine der erfolgreichsten Sitcoms von NBC war. Also immer dieser Gedanke vom Gegenprogramm.

Rahel: Und das war sehr erfolgreich, denn über beide dieser Sitcoms haben sich viele

Rahel: Leute echauffiert. Damit haben sie die Einschaltquoten angefeuert.

Rahel: Das heißt, die Kontroverse wurde bei Fox von Anfang an eigentlich zur Erfolgsgarantie

Rahel: und damit auch zur Grundregel.

Rahel: Und so haben sie es dann bei Fox geschafft, innerhalb weniger Jahre mit den

Rahel: Simpsons eine Sendung unter den Top 30 der beliebsten Sendungen zu haben.

Rahel: Also da haben wir dann wirklich den Sprung in den Mainstream.

Mháire: Müssen wir ein paar Worte zu Rupert Murdoch sagen?

Mháire: Wollen wir ein paar Worte zu Rupert Murdoch sagen?

Rahel: Ich finde, wir haben schon genug über Mr. Burns gesprochen.

Mháire: Sehr gut. Dankeschön. Das ist eigentlich relativ gut zusammengefasst.

Rahel: Ja, der Unterschied ist halt, Rupert Murdoch gehört in Medienhäuser und nicht Kernkraftwerke.

Rahel: Aber ich würde nicht ausschließen, dass er nicht auch ein, zwei Kernkraftwerke

Rahel: irgendwo rumfliegen hatte. Wer weiß das schon so genau.

Mháire: Ja, ihm gehört sehr viel. Ihm gehören vor allen Dingen Sender und Zeitschriften.

Mháire: Ursprünglich Australier, hat aber sehr offensichtlich großes Interesse daran,

Mháire: die Politik in anderen Staaten zu beeinflussen.

Mháire: Soll den Brexit sehr stark mittels The Sun vorangetrieben haben.

Mháire: Zum Beispiel, ich sage das jetzt einfach mal, Schmierenblatt der englischen Presse.

Mháire: Und ja, schon vorsichtig gesagt in der konservativen Ecke einzuordnen.

Mháire: Was halt eben sehr seltsam wirkt angesichts der Tatsache, dass die Leute gerade

Mháire: viel von den Kreativen und den Gag-Schreibern und so etwas an Dingen wie The

Mháire: Simpsons ganz anders im politischen Spektrum unterwegs sind.

Mháire: Da kommt es dann gut, wenn man den Vertrag hat, dass man sich nicht einmischen

Mháire: darf, weil The Simpsons null Respekt haben.

Mháire: Da vorhatten und durchaus auch sich ja über Dinge, die ansonsten auf Fox liefen,

Mháire: auch einfach lustig gemacht haben.

Mháire: Inklusive eben zum Beispiel eine schrecklich nette Familie.

Rahel: Ja, das hat auch lustigerweise dazu geführt, eine Folge muss man wirklich über

Rahel: die Stränge geschlagen haben, weil in den Simpsons dann eine Nachrichtensendung

Rahel: zu sehen war, wo unten so ein Laufbanner durchläuft, wie das eben häufig bei

Rahel: Fox der Fall ist, wo dann irgendwelche Schlagzeilen eingeblendet werden.

Mháire: Breaking News.

Rahel: Ja, genau. Und das waren natürlich alles sehr bissige Kommentare über die Art

Rahel: von Schlagzeile, die man bei Fox lesen würde.

Rahel: Und das hat wohl Rupert Murdoch derart erbost, dass er gedroht hat,

Rahel: den Sender zu verklagen.

Rahel: Also sprich, Fox hat gedroht, Fox zu verklagen.

Mháire: Sich selbst. Ja, also ein Zweig von Fox den anderen.

Rahel: Ja, das ist ein wichtiger Punkt, weil da müssen wir natürlich trennen.

Rahel: Fox News, das, was wir heute also auch mit dieser ganz berühmt-berüchtigten,

Rahel: rechtsgerichteten konservativen Haltung und häufigen Diffamierung von den Demokraten

Rahel: kennen, Das ist noch mal was anderes als Fox Entertainment, also der Sender,

Rahel: auf dem die Simpsons laufen.

Rahel: Aber es gehört eben beides zum selben Netzwerk.

Mháire: Ja, beziehungsweise Disney hat inzwischen ja Fox gekauft.

Rahel: Das macht es nicht einfacher.

Mháire: Aber nicht Fox News. Die ganze Welt sagte, er hätte das mitkaufen und einstellen

Mháire: können, aber nicht das Thema.

Rahel: Ja, um mal so ein paar Kontroversen außer dieser einen Instanz,

Rahel: wo Fox fast Fox verklagt hätte, zu beleuchten.

Rahel: Also insbesondere die Figur von Bart ist eigentlich sehr früh schon immer kritisiert

Rahel: worden, Weil die Simpsons seien ja ein schlechtes Vorbild für Familien und Barth

Rahel: würde nie für seine Streiche ernsthaft bestraft werden.

Rahel: Und deswegen wäre das eine ganz gefährliche Sendung.

Mháire: Das ist sehr unterhaltsam, weil es gibt gleichzeitig auch die Kritik daran,

Mháire: dass dieses ikonische Bild, wie Homer Barth versucht zu erwürgen,

Mháire: überhaupt nicht vorbildlich dafür ist, wie man mit seinen Kindern umgehen soll.

Rahel: Ja, ja.

Mháire: Ich weiß es nicht, möglicherweise, ist aber nur eine Vermutung von mir,

Mháire: sollen diese Charaktere nicht vorbildlich sein, sondern sie sind nur eine überspitzte

Mháire: Beobachtung. Die Realität.

Mháire: Also das ist gar nicht ihre Funktion. Was glaubst du, Rahel?

Rahel: Ich mag das insbesondere dann immer am liebsten, wenn solche Charaktere keine

Rahel: Vorbilder sein müssen und mir kein gutes Leben vorleben wollen,

Rahel: dass ich mir dann bitte abzugucken habe.

Rahel: Aber das ist eben insbesondere im amerikanischen Fernsehen lange Zeit ein heißes Thema gewesen.

Mháire: Ja, dieses Moralverständnis, dass wenn du etwas zeigst, du dann auch für das

Mháire: eintrittst, was da gezeigt wird. Genau.

Mháire: Also, dass man Themen behandeln kann, ohne zu sagen, ich bin absolut dafür,

Mháire: dass die Realität auch so werden soll.

Mháire: Eine medienliterarische Eindimensionalität.

Mháire: A ist gleich A. Es kann nicht sein, dass A für B steht.

Mháire: Verstehst du, was ich meine? Es gibt keine tiefere Lesart.

Rahel: Ja.

Mháire: Was viel zum Light Entertainment in den USA erklärt.

Rahel: Das hat auch sehr konkret, jetzt sind wir schon wieder bei so einem berühmten

Rahel: Medienereignis um die Serie Drumherum, dazu geführt, dass sich 1992 der damalige

Rahel: Präsident George Bush, also der Ältere, zur Serie geäußert hat.

Rahel: Und da hat er nämlich gesagt, in einer Rede, war vielleicht nicht ganz durchdacht,

Rahel: will ich mal behaupten, auf jeden Fall hat er da gesagt, wir werden weiter versuchen,

Rahel: die amerikanische Familie zu stärken, damit amerikanische Familien mehr sind

Rahel: wie die Waltons und weniger wie die Simpsons.

Mháire: Der hielt sich da sicher für total up-to-date. Er spricht die Sprache des gemeinen Volkes.

Rahel: Das Problem ist nur, wenn man sich über eine sehr, sehr selbstreferenzielle

Rahel: Serie lustig macht oder sie implizit kritisiert, eine Serie,

Rahel: die sich selbst einfach nicht allzu ernst nimmt, dann erhält man prompt eine Antwort.

Rahel: Und das ist passiert. Denn bei der nächsten Gelegenheit, wo noch mal eine Simpsons-Folge

Rahel: lief, das war in dem Fall dann eine Wiederholung einer Folge,

Rahel: die Folge Die Geburtstagsüberraschung,

Rahel: haben die Macher der Serie einfach kurzerhand eine neue Eröffnungsszene für

Rahel: diese Wiederholung geschrieben und gezeichnet.

Rahel: Und da gucken die Simpsons nämlich genau diese Busch-Ansprache im Fernsehen

Rahel: und reagieren darauf mit sehr viel Witz.

Rahel: Nicht konfrontativ, aber sie greifen eben sehr gezielt diese Kritik auf und

Rahel: sagen sowas nach dem Motto, So, hey, wir beten auch dafür, dass sich die Wirtschaft bessert.

Rahel: Also das ist so ein Punkt, der ist etwas nach hinten losgegangen.

Mháire: Ja, es ist vor allen Dingen eine sehr souveräne und schlaue Reaktion darauf.

Mháire: Nämlich erstens, sich darüber lustig zu machen, dass ein Präsident der USA sich

Mháire: mit irgendwelchen Vergleichen mit einer Zeichentricks-Sitcom abgibt in seinen

Mháire: Reden, was nicht sehr präsidentenhaft ist. Gut, die Maßstäbe haben sich geändert mittlerweile.

Mháire: Aber damals war das schon erhebernd. Und zweitens, dass eben dann direkt ein

Mháire: Problem anspricht, das möglicherweise eher vom Interesse eines Präsidenten sein

Mháire: sollte, als was gelbe Zeichentrickfiguren sagen. Also Respekt.

Rahel: Was daraus erwachsen ist, aus diesen Kontroversen und auch dieser seltsame Zusammenhang

Rahel: von Die Simpsons als eben diese progressive, sehr linksgerichtete Serie und

Rahel: Fox, dem konservativen, eher rechtsgewandten Netzwerk dahinter,

Rahel: das ist so eine merkwürdige Symbiose geworden.

Rahel: Also Fox hat damals die Simpsons gebraucht, um überhaupt hervorstechen zu können.

Rahel: Und genauso haben natürlich die Simpsons aber auch Fox gebraucht,

Rahel: weil die Serie wird von diesem Fernsehsender finanziert.

Rahel: Aber dadurch, dass eben vertraglich festgehalten war, dass Fox niemals in die

Rahel: Inhalte eingreifen durfte der Serie, hält diese Symbiose, die ein bisschen was

Rahel: hat von einem dreibeinigen Pferd, bis heute an.

Rahel: Heute sind die Simpsons daher auch die am längsten laufende amerikanische Sitcom

Rahel: und die am längsten laufende gescriptete Primetime-Serie Amerikas.

Rahel: Das heißt, da sind schon einige Meilensteine erreicht worden.

Mháire: Es gab auch eine Reihe Emmys. Wenig überraschend. Ich meine,

Mháire: wenn man so lange läuft, muss man schon sehr viel falsch machen,

Mháire: um niemals ein Emmy zu bekommen.

Mháire: Wir gehen schon mal davon aus, dass sie verdient sind.

Rahel: Natürlich ist aber in der Zeit nicht alles rosig gewesen bei der Serie.

Rahel: Auch die Simpsons haben sehr bewegte Zeiten hinter sich.

Rahel: Also es hat Streitigkeiten um Gehälter gegeben. Es hat sinkende Einschaltquoten gegeben.

Rahel: Und du hattest es eingangs auch schon gesagt. Heute würden wir sagen,

Rahel: ja, die Hochzeiten der Serie sind vorbei.

Rahel: Aber es ist eben immer noch eine lukrative Produktion.

Mháire: Und deswegen wird sie auch weiterlaufen. Im Grunde ist das ja fast schon ein

Mháire: perfektes Kunstwerk, das am Ende symbolisch für die Dinge steht,

Mháire: über die es sich selber lustig gemacht hat.

Mháire: Quasi der Citizen Kane des Zeichentricks.

Rahel: Das war sehr schön gesagt. Das war eine schöne Metapher.

Mháire: Und auch sehr dumm, aber das passt irgendwie.

Rahel: In Deutschland, da hat die Serie ein paar Mal den Sender gewechselt.

Rahel: Die erste Ausstrahlung erfolgte auf Premiere, also im Pay-TV, ab Februar 1991.

Mháire: Da haben nur die reichen Kids das gucken können.

Rahel: Was eine wirklich merkwürdige Vorstellung ist, aber gut. Hat auch nicht lange

Rahel: gehalten, denn schon im September 1991, also ein gutes Dreivierteljahr später,

Rahel: ist die Serie dann zur Free-TV-Ausstrahlung nach ZDF gewandert.

Rahel: Du weißt schon, damals, wo alle möglichen Serien auf ZDF gelaufen sind,

Rahel: die aus heutiger Sicht so überhaupt nicht ins Senderprofil passen, aber gut.

Mháire: Ja, unsere Öffentlich-Rechtlichen haben mal sehr viel mehr coole und weirde

Mháire: Dinge gemacht und ausprobiert.

Rahel: Seit 1994 läuft die Serie dann auf dem Privatsender ProSieben.

Rahel: Da ist sie bis heute, hat auch da maßgeblich die Erfolge von diesem Sender beflügelt.

Rahel: War also auch schon immer eine wertvolle Marke.

Mháire: Ja, die werden die auch nie hergeben, solange sie sich irgendwie daran festkrallen können.

Rahel: Nein.

Mháire: Was damit zusammenhängt, ich will es nur erwähnen, weil unser Spezialist noch

Mháire: mehr darüber reden wird, ist,

Mháire: dass deutsche Ausstrahlung natürlich auch Synchro bedeutet und dass in der deutschen

Mháire: Synchro mehrfach Stimmen schon durchgewechselt sind. Und ich erinnere mich noch,

Mháire: was für ein Riesending das war.

Mháire: Anke Engelke hat die Rolle der March übernommen, nachdem die ursprüngliche Synchronsprecherin

Mháire: gestorben war. Und ich weiß, dass das noch richtig große News war, als das passiert ist.

Mháire: Es war wirklich ein einschneidender Moment und da gab es viele Diskussionen

Mháire: darum, wie sie das macht und dass sie das anders macht und dass sie sich mehr

Mháire: im Original orientiert und so etwas.

Mháire: Aber das ist eben dementsprechend etwas, was bei uns öfters passiert ist,

Mháire: weil im amerikanischen Original ist es meines Wissens nach so,

Mháire: wenn die Stimme stirbt, wird meistens auch der Charakter beerdigt.

Mháire: Und die Kernstimmen sind immer noch die gleichen.

Rahel: Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist auch, in der Original-Synchro hat

Rahel: im Grunde genommen jede Synchronsprecherin, jeder Synchronsprecher eine Vielzahl an Rollen.

Rahel: Das ist im Deutschen nicht so, sondern da wird wirklich jede Rolle von irgendeinem

Rahel: anderen Hi-O-Pi gesprochen.

Rahel: Wodurch natürlich die Anfälligkeit für, wir wollen jemand nicht mehr bezahlen,

Rahel: uns ist jemand gestorben, einfach deutlich höher ist.

Mháire: Aber es ist ja eine Regel im Original, die, wenn ich das richtig gelesen habe,

Mháire: Matt Groening ja auch mit eingeführt hat, dass die Stimmen gleich bleiben sollen

Mháire: im US-Amerikanischen, wenn es irgendwie möglich ist.

Mháire: Was bedeutet, dass die SprecherInnen eine super Situation haben,

Mháire: um über ihr Gehalt zu verhandeln?

Rahel: Also, ja, das haben sie auch schon mehrfach einsetzen können.

Mháire: Ja, Genosse Groening, gut gemacht.

Mháire: Wir haben noch ganz, ganz viel zu reden über, was sagt die Serie aus?

Mháire: Wir haben jetzt schon viel darüber geredet, dass sie satirisch ist und dass

Mháire: sie eher linksgerichtet ist und dass sie sich über Dinge wie Präsidenten und

Mháire: anderes Fernsehen oder sowas lustig macht.

Mháire: Aber wir könnten das nochmal ein

Mháire: bisschen genauer ausarbeiten und den popkulturellen Status abschließend.

Mháire: Die Simpsons, angefangen als eine überspitzte Beobachtung der Durchschnittsfamilie,

Mháire: der heute stark schwindenden Mittelklasse, der Leute, die sich ein Haus leisten

Mháire: konnten und wo das nicht eine ungewöhnliche Sache war, wo das Geld nicht dicke ist, aber genug.

Rahel: Die Serie ist im Grunde genommen eine mikroskopische Variante von den USA,

Rahel: von diesem sehr großen, sehr vielfältigen Land.

Rahel: Und dementsprechend, wenn wir jetzt mal so herausarbeiten wollen,

Rahel: was denn so die zentralen Themen der Serie sind, haben wir da eine ganz schöne Menge.

Rahel: Und es spielt auch immer eine Rolle, über welche Staffel wir denn gerade reden,

Rahel: weil eben die Simpsons mit der Zeit gehen.

Rahel: Und dementsprechend sich die Themen, die verhandelt werden, auch immer ein Stück

Rahel: weit wandeln. Entweder die Themen an sich oder zumindest die Art,

Rahel: wie sie aufgegriffen werden.

Rahel: Ich würde mal sagen, das wichtigste Thema der Serie ist eigentlich Politik.

Rahel: Also die Lokalpolitik von Springfield ist Thema vieler Folgen,

Rahel: aber auch die Landespolitik darüber hinaus.

Rahel: Wir sehen in der Serie eigentlich das komplette amerikanische Politspektrum,

Rahel: aber auch das System an sich wird verballhornt.

Rahel: Natürlich kommt die Serie unterm Strich eher links raus, das hatten wir ja schon.

Mháire: Aber nicht ohne Kritik an eher linken Demokraten, die reichlich ist.

Rahel: Genau. Wie beispielsweise verkörpert durch den Bürgermeister.

Mháire: Durch den Bürgermeister Quimby, ja. Und es gibt auch einen kurzen Gag,

Mháire: wo man die zentralen Versammlungen der Republikaner und der Demokraten sieht.

Mháire: Und bei den Republikanern steht mehr oder weniger drüber, wir sind die Bösen

Mháire: und wir wollen euer Geld. Und bei den Demokraten steht, wir können nicht regieren.

Mháire: Das ist so extrem runtergedapft.

Rahel: Es ist so wahr.

Mháire: Ja, leider.

Rahel: Ich hatte eben schon gesagt bei den Nebenfiguren, dass die ja häufig als Metaphern

Rahel: funktionieren, dass die sehr konkrete Funktionen erfüllen.

Rahel: Und das ist eben auch beim Thema Politik in der Serie so.

Rahel: Also viele von den Figuren, auch von den Hauptfiguren, verkörpern im Grunde

Rahel: genommen so bestimmte, ich nenne es jetzt mal politische Archetypen oder Themen.

Rahel: Mit Lisa haben wir den Klimaschutz und den Feminismus und wir haben die soziale Gerechtigkeit.

Rahel: Wir haben mit Marge die Hausfrau, die an vielen Stellen ein bisschen konservativ

Rahel: wirkt, aber gleichzeitig auch starke feministische Tendenzen hat.

Rahel: Homer gibt sehr gerne Versprechen, die er nie einlöst. Der erinnert also gerade

Rahel: in den politischen Folgen, wo er dann auch als politische Figur inszeniert wird,

Rahel: sehr stark an einen Populisten.

Rahel: Und so arbeitet sich die Serie durch ganz viele erkennbare politische Themen,

Rahel: durch Kapitalismus, Immigration, die Kompetenz der Polizei.

Mháire: Oder der Mangel daran.

Rahel: Ja, genau.

Mháire: Ja, faul, unaufmerksam, bestechlich, nur darauf bedacht, dass sie mit einer

Mháire: Dienstwaffe durch die Gegend laufen können und eine Uniform tragen.

Rahel: Und Donuts essen.

Mháire: Und Donuts essen.

Rahel: Wichtig. Also immer wieder werden so Dinge wie das amerikanische Verfassungsrecht,

Rahel: Wirtschaft, Waffenrechte, ganz wichtig auch Waffenrechte, Bildung,

Rahel: Klimaschutz und natürlich auch Drogen aufgegriffen.

Rahel: Man denke mal nur allein an die Omnipräsenz der Biermarke Duff,

Rahel: die ja ironischerweise derart ikonisch geworden ist, dass wir heute im echten

Rahel: Leben Duff Bier kaufen können.

Rahel: Also an der Stelle ist in Simpsons ein kleines bisschen das passiert,

Rahel: was Jurassic Park passiert ist mit seiner Kapitalismuskritik.

Rahel: Und auf einmal war der Film die größte Merchandise-Schleuder. Aber gut.

Mháire: Wie kannst du das nur sagen, während ich auf den Plastik-Dino schaue,

Mháire: der auf meinem Schreibtisch sitzt?

Rahel: No shame für Plastik-Dinos. Ich liebe Dinosaurier. Dinosaurier, Beste. Gut.

Mháire: Ja, gut. Dankeschön. Es ist dein Parasaurolophus. Ich finde es wichtig,

Mháire: dazu zu stehen, was der Lieblingsdino von jemandem ist. Was ist deiner?

Rahel: Da ich gerne nach dem Prinzip mehr ist mehr lebe, ist es bei mir ziemlich eindeutig der Giganotosaurus.

Mháire: Uh. Ja, gut. Kann ich nachvollziehen. Zurück zu den Simpsons.

Rahel: War es vielleicht noch erwähnenswert in diesem Politikzusammenhang?

Rahel: Die sogenannte Simpsons-Verschwörung. Das ist so eine Behauptung,

Rahel: die seit vielen Jahren schon umgeht, wonach die Macher der Serie prophetische

Rahel: Fähigkeiten hätten, weil sie ja unter anderem Donald Trump als Präsidenten vorhergesagt hätten.

Rahel: Das ist nachweisbar völliger Quatsch, denn dabei handelt es sich ganz schlicht

Rahel: um das Gesetz der großen Zahlen.

Rahel: Also wenn man fast 800 Folgen auf dem Buckel hat und die Folgen inhaltlich ziemlich

Rahel: vollgestopft sind, vor allem mit so kurzen Wegwerf-Gags,

Rahel: dann muss es zwangsweise irgendwann kommen, dass auch mal einige der Gags dann

Rahel: sich später im realen Leben als wahr erweisen.

Rahel: Es haben sich Leute eben die Mühe gemacht, mal nachzuzählen,

Rahel: wie viele Vorherseiten die Serie so macht.

Rahel: Im Gesamtverhältnis, wie viele davon dann auch wirklich eingetroffen sind.

Rahel: Und das ist statistisch absolut unauffällig.

Mháire: Tja, schade. Es wurden nämlich auch gute Dinge vorhergesagt.

Rahel: Ja.

Mháire: Ich meine, es wurde auch Lisa Simpson als Präsidentin geweißsagt.

Mháire: Ich glaube nicht, dass das passieren

Mháire: wird. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass sie nicht real ist.

Rahel: Nein, nein, das war alles ein Zufall.

Mháire: Es ist schön, wenn man ein reales Geschehen mit einem Simpsons-Bild begleiten

Mháire: kann. Hat einfach starkes Meme-Potenzial.

Mháire: Was wir auch schon ziemlich viel angesprochen hatten, ist die Kritik an Raubbau

Mháire: an der Umwelt und an Ausnutzung und Zerstörung von Wildnis und Natur.

Mháire: Ich meine, es ist ein Atomkraftwerk nebenan.

Mháire: Und es wird von Anfang an auch gesetzt, dass dieses Atomkraftwerk nicht sehr

Mháire: sicher ist und dass kontinuierlich giftige und strahlende Materialien daraus

Mháire: entkommen und unterschiedlichste interessante Dinge mit der Umwelt machen,

Mháire: von Tentakelbäumen bis hin zu dem dreieugigen Fisch, dem Maskottchen.

Mháire: Im Film sieht man, der See ist so giftig, dass er die schwimmende Insel auslöscht,

Mháire: auf der Green Day ein Konzert gibt, worauf auch Green Day ausgelöscht wird.

Mháire: Sorry. Und das ist wirklich etwas, was sich immer und immer wieder durchzieht.

Mháire: Es gibt immer wieder Folgen, in denen es darum geht, wie im Nationalpark was Schlimmes passiert.

Mháire: Dass Öl gefunden wird und dadurch alles vergiftet wird. Dass Mr.

Mháire: Burns den nächsten bescheuerten Plan hat, seinen Giftmüll irgendwo verklappt.

Mháire: Was weiß ich, was alles. Also das finde ich wirklich bemerkenswert,

Mháire: auch wie früh schon extrem starke Grüne, in Anführungsstrichen,

Mháire: Punkte da aufgegriffen werden.

Mháire: Und dass es in der ersten Staffel schon darum geht, dass es eine Klimaerwärmung

Mháire: gibt. Moment mal, mir kann niemand erzählen, dass das Leute nicht schon Ende der 80er gewusst haben.

Rahel: Mir fällt gerade, wo du das so erzählst, was sehr Paradoxes auf.

Rahel: Blinky, der dreieorgelige Fisch, steht ja für diese drohende Umweltkatastrophe,

Rahel: die tödliche Umweltkatastrophe, so mit Strahlung und so.

Rahel: Im Spiel Hit and Run ist Blinky das Speichereicon.

Rahel: Ich habe da nie so drüber nachgedacht, aber sehr paradox.

Mháire: Aber ich meine, Kapitalismuskritik wird am Ende dann zu etwas,

Mháire: was kapitalistisch genutzt wird, weil es nichts gibt, was ihm entkommen kann

Mháire: in diesem System und so ähnlich ist das.

Mháire: Man kann in einem erfolgreichen System und einer erfolgreichen Serie über Umweltschutz

Mháire: und dergleichen reden, aber wenn wir jetzt ehrlich sind,

Mháire: dann ist vieles von dem, was wir tun, und gerade Computerspiele zu einem Zeitpunkt,

Mháire: wo sie alle noch auf physischen Trägern unterwegs waren, das mag uns so sehr

Mháire: gefallen, wie wir es wollen, aber mein Gott, die Menge an Müll.

Mháire: Insofern finde ich es nur passend, dass Blinky einen dran erinnert. Hey!

Mháire: Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder sie einfach nur ein cooles Icon gesucht haben. I don't know.

Mháire: Ich versuche da was reinzudeuten gerade. Das ist eine Sache,

Mháire: die sich bei mir jetzt wirklich beim nochmal mich durch ikonische Folgen und

Mháire: durch eine ganze Reihe von Staffeln durchschauen überrascht hat.

Mháire: Wie früh und wie intensiv das ein kontinuierliches Thema ist.

Mháire: Naturschutz. Gefällt mir.

Rahel: Ein drittes Thema, was wir immer finden, ist irgendwas mit Medien,

Rahel: um mal den beliebten Ausspruch zu zitieren.

Rahel: Also sowohl einmal Medienkritik als eben auch dieser selbstreferenzielle oder

Rahel: meta-referenzielle Umgang schon fast mit dem Thema. was man denn zur Zeit im

Rahel: Fernsehen oder in der Musik und so weiter und so fort alles erleben kann.

Rahel: Wir hatten schon darüber gesprochen, wie der eigene Fernsehsender Fox immer

Rahel: auf die Schippe genommen wird.

Rahel: Das wird unter anderem auch durch den selbstverliebten Nachrichtensprecher Brock Kentman gemacht.

Rahel: Wichtiger Punkt ist aber eben auch diese fiktive Zeichentrickserie Itchy & Scratchy.

Mháire: Oh Gott.

Rahel: Die im Grunde genommen ein blutrünstiges Tom & Jerry Rib-Off ist.

Rahel: Da wird gefoltert, da wird gemordet. Das ist sehr offensichtlich nicht kindgerecht,

Rahel: aber es wird halt irgendwie immer erst nach der Ausstrahlung ein Disclaimer

Rahel: eingeblendet, der auf die Gewalt hinweist und dass Kinder die Serie definitiv nicht sehen sollten.

Mháire: Das ist so treffend, vor allen Dingen ja wiederum aus der europäischen Sichtweise.

Mháire: Ich finde das spannend, ich habe mich da mal eben bei Interviews mit der USK

Mháire: zum Beispiel mit beschäftigt, dass ja jeder Kulturraum, jede Nation andere Regeln

Mháire: dafür hat, was nicht kindgerecht ist.

Rahel: Ja.

Mháire: Oder was man der Öffentlichkeit nicht zumuten kann. Aus moralischen,

Mháire: historischen oder anderen Gründen.

Mháire: Und die Amis sind immer entsetzt davon, wie viel Nacktheit und Sex in Europa zugelassen ist.

Mháire: Und wir sind entsetzt davon, wie viel Gewalt bei ihnen zugelassen ist.

Mháire: Also ich finde das wirklich eine sehr scharfe Selbstbeobachtung.

Mháire: Dass all dieses wirklich blutrünstige, aber dann als Ha-Ha verkaufte Abschlachten

Mháire: und Morden eine amerikanische Selbstverständlichkeit sind.

Mháire: Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde das immer zutiefst unangenehm,

Mháire: die Itchy- und Scratchy-Einblendungen.

Rahel: Ist es auch.

Mháire: Also auf genau die richtige Art und Weise, also schockierend und unangenehm,

Mháire: wo man auf dem Sofa sitzt und dann rüberschaut zu der Person,

Mháire: mit der man das zusammenschaut. So haben wir das gerade beide gesehen.

Mháire: Das funktioniert für mich immer noch genauso wie damals.

Rahel: Das reibt sich auch nicht ab, weil es aber einfach so drastisch ist.

Rahel: Es zählt auch dazu, zu diesen Themen Blockmedien, dass beispielsweise das Thema

Rahel: Musik sehr wichtig ist in den Simpsons, dass wir viele Musikeinlagen haben.

Rahel: Unter anderem dann eben mit Michael Jackson, um mal so einen Namen zu nennen.

Mháire: Aber generell regelmäßig Musicalnummern, die teilweise auch einfach unglaublich

Mháire: gut sind, die sich so in deinem Hirn fressen.

Mháire: Also zum Beispiel Mr. Burns, der darüber singt, welche seltenen Tierarten er

Mháire: zum Aussterben gemacht hat und aus ihnen Kleidungsstücke oder irgendwas anderes gemacht hat.

Mháire: See my vest, see my vest, made from real gorilla chest.

Mháire: Diese Respektlosigkeit und regelmäßig Country-Nummern, in denen Dinge gesungen

Mháire: werden, die in diese Herzschmerz-Düdelü-Variante übertragen werden,

Mháire: aber wo dann bizarre Themen oder die unpassende Wortwahl oder sowas drin sind.

Mháire: Das muss man überhaupt erst mal können.

Mháire: Also es ist nicht nur die Gagdichte, sondern dann auch noch musikalische Gagdichte.

Mháire: Das ist ja noch ein ganz anderes Medium. Super. Ich weiß nicht,

Mháire: hast du da irgendwie einen Lieblingssong?

Rahel: Ich muss schon wieder an die Folge mit der Monorail denken.

Mháire: Ja, der Monorail-Song ist auch exzellent.

Rahel: Ja, weil da ist die Musical-Anlage auf einmal wirklich plotrelevant,

Rahel: weil die Stadt Springfield lässt sich von irgendeinem Scammer-Investor überhaupt

Rahel: überreden, dass sie jetzt in eine Monorail investieren sollten,

Rahel: weil er ihnen halt einen coolen, flippigen Song vorsingt. Und das funktioniert.

Rahel: Und ich denke mir, ja, das könnte auch bei mir funktionieren. Ich will nicht lügen.

Mháire: Die Kritikpunkte werden dann ja auch gesungen. Also dieser Song übernimmt das

Mháire: gesamte Gespräch in der Town Hall, bis alle nur noch Monorail, Monorail singen.

Mháire: Das ist schon auch einer der Besten tatsächlich. Zum Thema Medienkritik bzw.

Mháire: Medien und die Simpsons und die Interaktion. Wir hatten es ja schon öfters mit

Mháire: den Star-Auftritten und dergleichen.

Mháire: Aber mir ist auch wieder aufgefallen, wie oft die Simpsons generell einfach

Mháire: anderes Fernsehen zitieren und dann entweder sich darüber lustig machen.

Mháire: Ich bin bei der abgebrochen, bei einer kurzen Hörmal-Wer-der-Hämmert-Persiflage.

Mháire: Ohne dass genannt wird, welche Serie es ist. Aber es sind zehn Sekunden und es ist perfekt. Aber ...

Mháire: Etwas, was ich als Jugendliche beim besten Willen niemals hätte erraten können,

Mháire: was das soll, aber dass direkt Twin Peaks zitiert wird.

Mháire: Ja, wo Homer dann irgendwas träumt und auf einmal im Red Room ist,

Mháire: wie im Twin Peaks, Agent Cooper.

Mháire: Großartig und auch seltsam alterslos, obwohl es damals ja nicht alterslos gedacht war.

Mháire: Aber sie haben da etwas zitiert, was genauso zeitbeständig ist in seinem Kultstatus

Mháire: wie die Simpsons selber.

Mháire: Fragt mich dann teilweise, wie viele Gags verstehe ich gar nicht oder sind für

Mháire: mich einfach nur random Sachen, weil sie Zitate oder Anspielungen auf eine Fernsehlandschaft

Mháire: sind, die ich gar nicht kenne.

Rahel: Ich glaube, das wäre eine ganz schöne Menge sein. Man muss ja sagen,

Rahel: das ist eigentlich ein Aspekt, der, wenn man mal ehrlich ist, nicht gut altert.

Rahel: Weil eben um diese ganzen Anspielungen lesen zu können, muss man auch mit der

Rahel: Medienwelt aus der Zeit jeweils vertraut sein.

Rahel: Und heute kennen wir eben die Sachen, die es geschafft haben,

Rahel: dass sie im kulturellen Gedächtnis da bleiben.

Rahel: Twin Peaks ist da ein super Beispiel für. Twin Peaks ist ein Name,

Rahel: den kennen die Leute, auch wenn sie es selber nicht gesehen haben.

Rahel: Und vielleicht haben sie so ein bisschen Vorstellung, wie das auch sehen könnte

Rahel: oder dass das irgendwas mit Mystery zu tun haben könnte.

Rahel: Aber ich glaube, sehr viele Gags, vor allem dann ja auch nochmal nicht über

Rahel: die Zeit, sondern auch noch über den Kulturraum von den Staaten nach Deutschland

Rahel: hinweg, sind einfach lost in translation.

Mháire: Im wahrsten Sinne des Wortes teilweise. Aber dafür haben wir einen Spezialisten,

Mháire: der da sehr klare Worte zu verlieren will.

Mháire: Und ich erinnere mich noch, dass es ein Riesending war damals,

Mháire: dass es einen Akte-X-Crossover gab.

Mháire: In dem Sinne, als dass Skully und Mulder aufgetreten sind und tatsächlich von

Mháire: den Originaldarstellern gesprochen wurden.

Rahel: Ja.

Mháire: Also ich war ein Riesen-Akte-X-Fan und das war für mich so...

Mháire: Das ist möglich, dass so etwas passiert?

Rahel: Ja.

Mháire: Cool, abgefahren. Ich würde sagen, es ist sogar irgendwie eine Meilenstein-Folge

Mháire: für die popkulturelle Bedeutung von Simpsons.

Rahel: Ja.

Mháire: Dass so, weil es möglich war, organisiert werden konnte, fertig gemacht und

Mháire: ausgestrahlt und alle Verträge unter Dach und Fach und die richtigen Stimmen

Mháire: und so etwas, das ist bemerkenswert.

Mháire: Sozusagen ein Cinematic Universe.

Rahel: Jetzt ist es Kanon.

Mháire: Jetzt ist es Kanon. Ich meine, es gibt noch das Family Guy Crossover.

Rahel: Ja.

Mháire: Was ja aber auch durchaus daraus entstanden ist. dass Family Guy ganz offensichtlich

Mháire: der Wunsch ist, die Simpsons nochmal zu machen.

Mháire: Insofern ist das ja eigentlich fast schon ein sehr lautes Senpai Notice Me von Family Guy gewesen.

Rahel: Kommen wir mal zum nächsten Themenblock. Und ich kopiere das mal gerade zusammen

Rahel: unter Repräsentation von marginalisierten Gruppen.

Mháire: Gut gemeint, ist nicht.

Rahel: Genau. Ich werde mal so zwei Dinge da herausarbeiten.

Rahel: Das erste ist die LGBTQ-Repräsentation. Wir haben in The Simpsons schon sehr

Rahel: früh queere Charaktere, die aber anfänglich vor allem für lustige Stereotypen genutzt werden.

Rahel: Also wir haben ja, das hast du eben erwähnt, sehr früh die Anspielung,

Rahel: dass Smithers schwul sein könnte und in Mr. Burns verliebt ist.

Mháire: Ja, ich glaube fast eher, er ist burnsexuell.

Rahel: Er ist burnsexuell, definitiv.

Mháire: Für Smithers gibt es nur einen Menschen.

Rahel: Das wird aber auch später dann im Laufe der Serie kanon, dass er also tatsächlich

Rahel: eine romantische Anziehung für Mr. Burns empfindet.

Rahel: Und wir sehen auch, dass die queeren Charaktere im Laufe der Serie immer dreidimensionaler

Rahel: werden. Die wachsen also über die Stereotypen, die sie am Anfang sind, hinaus.

Rahel: Und da hat es die Serie auch geschafft, mehrere Meilensteine mal wieder zu erobern.

Rahel: Also wir haben beispielsweise schon in einer Folge der zweiten Staffel,

Rahel: das ist 1990, einen queeren Mann, der Homer küsst, auf den Mond küsst.

Rahel: Das ist ein Jahrzehnt, bevor Dawson's

Rahel: Creek das als erste Realserie im amerikanischen Fernsehen gezeigt hat.

Mháire: Siehst du, ich hätte nicht mehr gewusst, welche Serie das war,

Mháire: die das im Realfernsehen gemacht hat. Ich lerne hier noch eine Menge Dinge.

Rahel: Ich habe es extra nachgeguckt. Ich hätte auch nicht gedacht,

Rahel: dass es ausgerechnet Dawson's Creek war, aber jetzt wissen wir es.

Rahel: Wir haben dann schon in der achten Staffel, das ist 1997, auch noch verhältnismäßig

Rahel: früh, erstmals eine Episode, wo sich dann auch der Hauptplot um eben ein LGBTQ-Thema dreht.

Rahel: Das ist die Folge Homer und gewisse Ängste. Oder wie sie im Englischen viel

Rahel: lustiger heißt, Homophobia.

Rahel: Wo es eben darum geht, dass er Angst hat, dass er in so einem Schwul sein könnte.

Mháire: Too real.

Rahel: Ja. Dann, ich hatte es eben schon erwähnt, seit 2005 steht fest,

Rahel: kanonisch, dass Patti Bouvier lesbisch ist, weil sie möchte in der Folge Drum

Rahel: prüfe, wer sich ewig bindet, ihre Freundin Veronica heiraten.

Rahel: Und da kommen wir jetzt, solange es zu einem Punkt fortschrittliches und weniger fortschrittliches.

Rahel: Denn, was wir merken 2005 sind insbesondere weibliche queere Charaktere,

Rahel: Noch im Prinzip unsichtbar im Fernsehen. Das dauert deutlich länger,

Rahel: bis man diese Charaktere überhaupt wirklich gezeigt bekommt,

Rahel: explizit gezeigt bekommt, über irgendwelche Andeutungen, wie wir es in Xena noch sehen, hinaus.

Rahel: Und ja, ich habe die Gelegenheit genutzt, um noch schnell Xena reinzuschuhornen.

Mháire: Ich weiß das zu schätzen.

Rahel: Das Problem ist, dass genau diese Folge aber auch dadurch hervorsticht,

Rahel: dass sie eine transphobe Darstellung von eben dieser Freundin Veronica ist.

Rahel: Weil im Laufe stellt sich dann heraus, Veronica ist gar nicht als Frau geboren

Rahel: und die hat Patty die ganze Zeit belogen und das ist alles eine Falle.

Rahel: Und das ist ein sehr durchgekautes Narrativ, das war auch schon zu dem Zeitpunkt

Rahel: durchgekaut und problematisch.

Rahel: Das heißt, was wir hier ganz gut sehen, ist, dass die Simpsons,

Rahel: und das hat sich bis heute nicht verändert, sie haben eine LGB-Repräsentation.

Rahel: Bei T und Q im Allgemeineren wird es dann rar gesät.

Mháire: Und ey, aber das fällt ja bei den meisten Repräsentationen irgendwie hinten

Mháire: vom Tisch runter. Es ist kein Platz mehr für mich.

Rahel: Ja.

Mháire: Ja, ich glaube, dass das wirklich ein Fall von gut gemeint und nicht gut gemacht ist.

Rahel: Ja.

Mháire: Einfach zu wenig Beteiligung von den Personen, über die man da redet.

Rahel: Ja, genau.

Mháire: Und das Wiederholen von Schenkelklopfern, die man einfach unreflektiert dann

Mháire: weiter in sein Material schreibt.

Mháire: Ohne mal drüber nachzudenken, wie boshaft es eigentlich ist.

Rahel: Das ist der Serie auch an einigen anderen Stellen nochmal passiert.

Rahel: Nämlich ist das dann das Thema People of Color und Migration.

Rahel: Positiv an der Serie ist, wir haben sehr viele nicht-weiße Charaktere.

Rahel: War jetzt nicht unbedingt üblich. Also auch nicht-weiße Charaktere,

Rahel: die schon seit der ersten Folge dabei sind oder seit fast der ersten Folge.

Mháire: Und die auch teilweise vollkommen selbstverständlich in allen möglichen verschiedenen

Mháire: Jobsituationen und Umfeldern auftauchen.

Mháire: Das ist auch nicht ganz von Anfang in allen Bereichen so, aber dass man dann

Mháire: People of Color auch in Nachrichten, als NachrichtensprecherInnen,

Mháire: als ÄrztInnen und sowas alles sieht. Nicht selbstverständlich.

Rahel: Oder auch, dass Homer selbstverständlich einen schwarzen Arbeitskollegen hat,

Rahel: mit dem er auch befreundet ist. Die gehen zusammen nach der Arbeit ein Bier trinken.

Mháire: Ja, und es ist kein Thema für sie. Meistens.

Rahel: Meistens, genau. Es wird ja auch das Thema Einwanderung, illegale Einwanderung

Rahel: immer wieder in den Vordergrund gerückt und wie vor allem populistische Politiker damit umgehen.

Rahel: Alles gut, alles fein. Wenn man dann aber genauer hinguckt, dann hat man auch

Rahel: so Charaktere wie Apu in seinem Quickie-Markt.

Rahel: Und da rutscht die Serie dann ganz tief in so einen Stereotyp rein.

Rahel: Der spricht mit einem lustigen, überzeichneten Akzent, wird dabei auch von einem

Rahel: weißen Synchronsprecher gesprochen.

Rahel: Der verpasst niemals einen Tag Arbeit, selbst wenn er angeschossen wurde.

Rahel: Der verkauft schlechte Ware, er ist hyperfruchtbar.

Rahel: Auf einmal hat man da so ganz eindimensionale Aspekte, auf die an der Stelle

Rahel: ja eine komplette Kultur reduziert wird.

Mháire: Ja, gerade das mit dem Hyper-Fuchtball, irgendwie so ein Cutaway-Gag,

Mháire: wo er mit sieben Kids da sitzt, die zwischen zwei Folgen irgendwie aufgetaucht sind.

Mháire: Das ist wirklich so, okay, mhm, mhm, ja.

Mháire: Damals dachte man, oh, lustig.

Mháire: Also zumindest viele. Wir haben die Ausrede, wir waren ja noch jung.

Rahel: Ja, weiß ich nicht, weil Apo ist jetzt auch nicht das einzige Negativbeispiel.

Rahel: Also auch indigene Völker von Alaska werden immer wieder sehr stark stereotypisiert.

Rahel: Das sehen wir auch noch im Simpsons-Film von 2007.

Rahel: Also die unterhalten sich dann in Grundslauten, die haben albern große Brüste

Rahel: und die kulturellen Besonderheiten werden als was sehr Primitives dargestellt.

Rahel: Das hat alles letztlich dazu geführt, dass 2017 dann auch eine Dokumentation

Rahel: erschienen ist mit dem Titel The Problem with Apu.

Rahel: Das war natürlich nicht die erste Kritik ihrer Art, aber es war die erste,

Rahel: die eine Breitenwirkung entfaltet hat, wo eben mal auseinandergelegt wird,

Rahel: was das Problem ist daran, wie die Simpsons diese nicht-weißen Charaktere darstellen.

Rahel: Und das hat Konsequenzen gehabt. Die Macher der Serie haben sich mit dieser

Rahel: Kritik auseinandergesetzt.

Rahel: Wenn jetzt auch nicht zunächst ausschließlich würdevoll.

Rahel: Das hat also ein bisschen gedauert, aber mei, es hat Konsequenzen gegeben.

Rahel: Das hat unter anderem dazu geführt, dass Apu seitdem ein Hintergrundcharakter

Rahel: ohne Sprechrolle ist. Also ob das jetzt der beste Umgang ist, sei mal dahingestellt.

Rahel: Aber der größere Effekt ist, dass seitdem auch weiße SynchronsprecherInnen nur

Rahel: noch weiße Charaktere sprechen.

Rahel: Und zwar nicht nur bei den Simpsons, sondern auch bei Family Guy und South Park.

Mháire: Ich bin da keine Expertin für.

Mháire: Ich kann nur sagen, dass es von außen betrachtet eben eine seltsame Wirkung

Mháire: ist, dass wenn es heißt, es gibt Kritik an der Darstellung dieser indischen

Mháire: Person, dann reduzieren wir sie.

Rahel: Ja.

Mháire: Hätte es vielleicht andere Lösungen dafür gegeben.

Rahel: Sicherlich.

Mháire: Dem Charakter vielleicht mehr Dreidimensionalität zu verleihen oder sich damit

Mháire: wirklich zu beschäftigen.

Mháire: Keine Ahnung, dass Abo irgendwann sagt so, was, nein, ich komme aus der Gegend,

Mháire: eigentlich rede ich überhaupt nicht so, Aber alle Leute haben das von mir erwartet.

Mháire: Sich damit beschäftigen, dass es ein Klischee ist.

Rahel: Ich wollte gerade sagen, gerade bei einer Serie, die ja so selbstreferenziell

Rahel: und auch selbstkritisch an vielen Stellen ist, wäre das die leichteste Lösung gewesen.

Rahel: Ja, Leute, ich habe halt einfach die ganze Zeit eure Erwartungen erfüllt.

Rahel: Hat mir ein gutes Leben beschert. Habe jetzt keine Lust mehr.

Mháire: Ja, Ende mit Quickie Mart.

Rahel: Genau.

Mháire: Ich habe sehr viel Freizeit jetzt, die ich angespart habe, eine Überstunde.

Mháire: Und bye. Du sagtest es ja auch Anfang schon. Sie zeigt mit großer Selbstverständlichkeit

Mháire: die Serie People of Color.

Mháire: Im Alltag, in verschiedenen Positionen und hat definitiv die richtigen Absichten.

Mháire: Und dann des Öfteren nicht eine durchdachte Umsetzung des Ganzen.

Mháire: Und eben gerade so Sachen wie der Umgang mit indigenen Personen ist halt schon wirklich schwierig.

Mháire: Schmerzhaft, möchte ich sagen. Schmerzhaft. Aber das ist das,

Mháire: was passiert, wenn du über Leute redest und nicht mit ihnen. Fast zwangsläufig.

Rahel: Da fällt mir aber auf, ein Thema, das wir schon angeteasert haben,

Rahel: was sich jetzt aber bei dieser Repräsentation ausgeklammert hat,

Rahel: obwohl es da genauso drunter zählt. Es gibt...

Rahel: Auf den zweiten Blick, wenn man genauer hinschaut, erstaunlich wenig weibliche

Rahel: Charaktere in den Simpsons.

Rahel: Also insbesondere, wenn man den Umfang und die Anzahl von Sprechrollen vergleicht.

Rahel: Es gibt viele weibliche Charaktere, die aber nicht oder nur wenig sprechen.

Rahel: Das heißt, die Simpsons sind auch eine von den Charakteren her ziemlich männliche Serie.

Mháire: Ja, und jetzt kann man sagen, Lisa und Marge sind die Schlauen in der Familie,

Mháire: aber das ist ja durchaus auch ein Klischee mit den dummen Kerlen. Ja.

Mháire: Die aber trotzdem erfolgreich durchs Leben purzeln, weil selbstverständlich

Mháire: ist, dass du doof sein kannst, wenn ein Mann ist. Das ist beleidigend für Männer.

Rahel: Ja.

Mháire: Um mal eine Lanze für euch zu brechen. Ihr kommt auch klar, ohne dass euch eine

Mháire: Frau ständig den Hintern hinterher trägt und alles für euch regelt.

Mháire: Um ehrlich zu sein, ich bin zum Beispiel eine sehr chaotische,

Mháire: unordentliche Frau und ich habe einen ordentlichen und durchgeplanten Mann,

Mháire: der mir den Hintern hinterher trägt. Nimm das, Klischee.

Mháire: Aber auch positive Klischees. es gibt ja auch toxische Positivität sind anstrengend.

Mháire: Es ist mir auch früher nicht so aufgefallen aber diesmal habe ich auch so ein

Mháire: bisschen durchgezählt.

Mháire: Die meisten wichtigen Standardfiguren in der Stadt sind alles Typen.

Mháire: In der Politik oder in Läden oder als führende Personen, als der Priester alles Kerle.

Mháire: Und die Dauersprechrollen sind dann zum Beispiel die kettenrauchenden Zwillinge. Die sind super.

Mháire: Aber es ist auch noch zweimal quasi die gleiche Person.

Rahel: Also unterm Strich, ja, die Simpsons machen schon vieles gut und die waren auch

Rahel: für ihre Zeit häufig fortschrittlich, aber die Serie ist eben keineswegs unfehlbar.

Rahel: Und das ist mir unter anderem deswegen so wichtig zu sagen, weil sie in meinen

Rahel: Augen, zumindest wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, gerne so gehandelt wurde.

Rahel: Die Simpsons haben es so gemacht, deswegen muss es gut sein.

Rahel: Das ist jetzt nicht uneingeschränkt so.

Mháire: Nein. Ich möchte aber an dieser Stelle auch sagen, das heißt nicht,

Mháire: dass man es nicht mögen darf.

Mháire: Häufig ist dann ja so, die haben aber diesen Punkt problematisch behandelt.

Mháire: Ja, darüber kann man reden, aber das heißt jetzt nicht, dass man die gesamte Sache wegschmeißt.

Mháire: Und es ist auch vollkommen okay, Dinge zu mögen, die schlecht sind in manchen ihrer Aspekte.

Mháire: Das will ich einmal hier ganz klar gesagt haben.

Rahel: Du läufst bei mir offene Tore ein, weil ich bin Vorsitzende der Lovecraft-Gesellschaft, von daher.

Mháire: Ja, zu dem Thema habe ich auch des Öfteren schon Gespräche geführt in unterschiedlichste Richtungen.

Mháire: Und ich meine, auch wenn ich manchmal bei den Simpsons heutzutage vom Sofa cringe,

Mháire: wenn ich ein paar Sachen sehe, ist es trotzdem immer noch etwas,

Mháire: was mir Freude bereitet.

Mháire: Und das ist vollkommen okay so. Die Simpsons sind etwas, was glaube ich auch

Mháire: auf lange, lange, lange Zeit noch freudebereitet und nützlich sein wird.

Mháire: Für unsere Kommunikation und prägend. Und das auch für Leute,

Mháire: die das Originalmaterial nicht kennen. Ich muss über Memes reden mit dir.

Rahel: Auf geht's.

Mháire: Damit ordnen wir uns ja auch ein. Ich habe mir sagen lassen,

Mháire: dass die Memes von der Folgegeneration nach uns vollkommen andere sind.

Mháire: Und wir dann wiederum alt, unwissend den Kontakt mit der Jugend verloren und

Mháire: cringe sind. wenn wir Simpsons Beans benutzen.

Mháire: Aber wir benutzen sie und wir werden das bis in unser Grab tun.

Mháire: Ihr könnt sie uns nicht wegnehmen.

Mháire: Aber ich glaube, Homer, der rückwärts in die Hecke verschwindet,

Mháire: wird immer funktionieren.

Rahel: Es ist einfach eines meiner wichtigsten Kommunikationsmittel.

Rahel: Genauso wie eben Grandpa Simpson, der irgendwo reinläuft, seinen Hut auffängt,

Rahel: sich denkt, nope, den Hut wieder nimmt und sofort geht. Das bin ich.

Mháire: Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich, während wir diesen Podcast aufnehmen,

Mháire: kurz die Frage bekommen habe, ob wir noch podcasten.

Mháire: Ich geantwortet habe, ja, wir podcasten noch und ein Simpsons-Meme dazu geschickt

Mháire: bekommen habe, wie Flanders und Homer sich unterhalten.

Mháire: Okay. Einer meiner Favoriten, den benutze ich nicht klassisch als Meme,

Mháire: als GIF oder so etwas, sondern gesprochen ist, I for one welcome our insect overlords.

Mháire: Und dann halt Insect eintauschen gegen was auch immer. Our AI overlords.

Mháire: Die Bedrohung du jour, der man sich einfach rückgratlos unterordnet,

Mháire: kann man so oft verwenden und das ist immer noch so gut.

Mháire: Allein diese Formulierung, I for one welcome our blog.

Mháire: Old Maniel said Clouds.

Rahel: Sehr wichtig.

Mháire: Wende ich inzwischen manchmal auf mich selber an. Die Jugend von heute.

Mháire: Du hast es schon erwähnt, dass sich Dinge wie Ay Karamba auf einmal für eine

Mháire: Weile in der Jugendsprache festgesetzt haben.

Rahel: Ja.

Mháire: Ich glaube, das Do von Homer im Original ist auch dramatisch in der Nutzung angestiegen.

Mháire: Und was ich lustig fand tatsächlich und mir eine lange Zeit gar nicht bewusst

Mháire: war, es gibt ja auch dieses Meme von Ralph Wiggum, der hinten im Bus sitzt und

Mháire: dann so, I'm in danger now.

Mháire: Das ist gar nicht sozusagen Mainline Simpsons, das ist aus dem Family Guy Crossover.

Mháire: Enttäuschen. Es ist sozusagen nur Secondhand Simpsons.

Rahel: Aber es zählt trotzdem.

Mháire: Ja, es ist auf jeden Fall gut.

Rahel: Family Guy ist ja auch ein gutes Stichwort, wo wir schon bei diesen Spuren in der Popkultur sind.

Rahel: Die Simpsons haben sehr viele Nachahmer-Serien inspiriert.

Rahel: Also diese Idee von Cartoons für Erwachsene, die auf einmal im Trend sind.

Rahel: Dazu zählt ja auch Family Guy.

Mháire: American Dad.

Rahel: Bob's Burgers. Oder auch Rick

Rahel: and Morty. Rick and Morty wäre nicht möglich gewesen ohne die Simpsons.

Mháire: Oh Gott, nein. Undenkbar. Da müssen mehrere Schritte geschehen seit der Simpsons,

Mháire: damit Rick and Morty möglich wird.

Mháire: Man kann diese Schritte sehr klar

Mháire: nachvollziehen. Es ist eine evolutionäre Kette, die von A nach B führt.

Mháire: Wir haben ja schon darüber geredet, dass die Simpsons inzwischen fast so wie eine Zeitkapsel sind.

Mháire: Weil es dieses Klischeebild der amerikanischen Mittelschicht,

Mháire: wo nur ein Elternteil arbeitet und sie trotzdem sich ein Haus leisten können.

Mháire: Da weinen ja Millennials drüber.

Mháire: Und alle, die uns nachfolgen, wissen überhaupt nicht mehr, wovon wir reden.

Mháire: Insofern auch irgendwie spannend, dass diese Unveränderlichkeit der Situation,

Mháire: mittlerweile fast befremdlich ist.

Rahel: Ich habe zum Thema Popkultur und Spuren noch ein Thema, was mir natürlich sehr am Herzen liegt.

Mháire: Ja. Ja.

Rahel: Du weißt ganz genau, worauf ich hinaus will.

Mháire: Lass uns über Horror reden, Rahel.

Rahel: Die Treehouse of Horror-Freund. Das sind seit 1990 jährliche Halloween-Episoden,

Rahel: die immer als Antologie aufgebaut sind.

Rahel: Also die bestehen dann in der Regel aus so drei kürzeren Segmenten.

Rahel: Manchmal vier. Und die sind einfach nochmal ihr komplett eigener Hype geworden.

Rahel: So ein bisschen fast schon wie eine Serie innerhalb der Serie.

Rahel: Also es gibt eigene Comicbuchauskopplungen zu Treehouse of Horror.

Rahel: Es gibt eigene Merchprodukte dazu.

Rahel: Sie haben auch ihr eigenes Spiel erhalten mit Night of the Living Treehouse

Rahel: of Horror. Wo wir uns dann durch kurze Vignetten aus eben diesen Halloween-Folgen spielen.

Mháire: Was für ein Titel?

Rahel: Ja, ich weiß. Night of the Living Treehouse of Horror. Das baut sehr viele Dinge zusammen.

Rahel: Aber Horrorfans finden das lustig. So wie ich.

Mháire: Es ist ja auch eine Hommage an ganz viel klassisches Horrormaterial,

Mháire: Das dir sicherlich sehr am Herzen liegt. Total.

Mháire: Als jemand von der Lovecraft-Gesellschaft. Weil Lovecraft, ja,

Mháire: ein klassisches Produkt von so palpigem Serienhorror ist. Eben noch in geschriebener Form.

Mháire: Aber das ist etwas, seitdem jemand festgestellt hat, dass man im Grunde die

Mháire: Campfire-Stories, also das, was dann im Internet-Zeitalter zu Creepypasta geworden

Mháire: ist oder sowas, kommerziell verarbeiten kann,

Mháire: gibt es aus kurzen Geschichten bestehende Anthologien um Horror.

Rahel: Und ich mag sie fast alle. Also wenn ich sie alle kennen würde,

Rahel: aber die ich kenne, mag ich.

Rahel: Dass das schon eben von Anfang bis Ende immer...

Rahel: Eine Anspielung enthält. Das fängt schon beim Namen an. Tree House of Horror,

Rahel: also zu Deutsch Baumhaus des Schreckens.

Rahel: Der Name kommt zum einen daher, dass die Rahmenhandlung von der allerersten

Rahel: Halloween-Folge auch tatsächlich im Baumhaus im Garten der Simpsons spielt.

Rahel: Das ist aber die einzige Folge, wo das der Fall ist. Inzwischen haben die Halloween-Folgen

Rahel: überhaupt keine Rahmenhandlung mehr.

Rahel: Es ist aber vor allem eine Anspielung auf die britische Anthologie-Serie Hammer House of Horror.

Rahel: Hammer Films war eine sehr berühmte Horrorfilm-Schmiede.

Rahel: Und die haben eben auch so eine Anthologie-Serie gehabt. Das heißt,

Rahel: es fängt schon im Titel an, dass die Halloween-Folgen der Simpsons sehr offensichtliche

Rahel: Anspielungen auf ein ganz bestimmtes Kulturgut machen.

Rahel: Und in den einzelnen Folgen wird das dann fortgeführt. Die sind anfänglich ziemlich

Rahel: eindeutig inspiriert von den EC Comics.

Rahel: Also das war so eine amerikanische Comics-Schmiede, die in den 50er Jahren sehr

Rahel: bekannt war für ihre Horror-Comics und auch maßgeblich dafür verantwortlich

Rahel: zeichnete, dass dann 1954 die Comics Code Authority auf den Plan gerufen wurde,

Rahel: die dann zur Selbstzensur geführt hat.

Rahel: Und dann waren auf einmal Dinge wie Kannibalismus und so gar nicht mehr so beliebt in Comics.

Mháire: Du sagst das so, als wäre es vorher nicht im Comic vorgekommen.

Mháire: Aber ja, im Endeffekt, Comics als semi-neues Medium haben halt Dinge gemacht,

Mháire: die sozusagen unter dem Radar der Moralapostel entlang geleiten konnten.

Mháire: Und dann hat die Comics Code Authority wirklich sehr, sehr, sehr lange bestimmt,

Mháire: Und wie Comics in den USA aussehen.

Mháire: Und das ist tatsächlich auch eine sehr spannende Geschichte,

Mháire: wie das gebrochen wurde. Aber nicht für diesen Podcast.

Rahel: Inhaltlich werden in den Treehouse of Horror dann Horrorfilme persifliert wie

Rahel: Die Fliege. Also den Film von 1958.

Rahel: The Shining. Das sind einfach vollgestopfte Folgen.

Rahel: Und das ist nicht immer gut, was man da sieht. Aber es ist doch irgendwie immer ein Highlight.

Rahel: Also man sitzt vor der Folge und versucht jede Anspielung und jede Referenz

Rahel: auf so einen Horrorfilm zu entdecken. Und das macht halt eben insbesondere dann

Rahel: Spaß, wenn man wie ich Horrorfan bin.

Rahel: Und es ist auch wirklich so, dass ich viele von den Horrorfilmen zuerst bei

Rahel: den Simpsons gesehen habe und dann das Original.

Rahel: Beispielsweise Die Fliege von 1958.

Mháire: Ja, geht mir ähnlich. Das ist die Vorlage für das Zitat, ich dann erst später kennengelernt habe.

Mháire: Weil die Simpsons schaut man als Teenager und Die Fliege von 1958 wahrscheinlich nicht.

Rahel: Nee. Und das Lustige war, ich hatte dann auch zuerst den David Cronenberg-Film

Rahel: Die Fliege gesehen, der sehr anders verläuft und sehr eklig ist.

Mháire: Ja.

Rahel: Naja, andere Story.

Mháire: Und auch kultig.

Rahel: Kultig, sehr.

Mháire: Du sagtest, das ist nicht immer gut, aber immer faszinierend.

Rahel: Ja.

Mháire: Und es probiert auch immer Dinge aus. Das ist für die Simpsons immer die Möglichkeit

Mháire: gewesen, einfach mal Dinge anders zu machen, von der Formel abzuweichen und

Mháire: weirden Scheiß auszuprobieren.

Rahel: Ja, die sechste Halloween-Folge beispielsweise zeigt uns einen 3D-animierten

Rahel: Homer, der auf einmal in eine Realfilmwelt gestoßen wird. Das ist sehr verstörend.

Rahel: Was mir erst jetzt aufgefallen ist, ich habe die Folge noch mal geguckt,

Rahel: da sind auch Anspielungen auf das Spiel Mist drin enthalten.

Rahel: Und beispielsweise, als Homer von der 2D-Welt in die 3D-Welt gezogen wird,

Rahel: da läuft er erstmal in so einer Art Limbo-Welt rum.

Rahel: Und in dieser Limbo-Welt sind aber auch noch andere Gegenstände und so weiter.

Rahel: Und da läuft er auch an der Bibliothek aus Mist vorbei.

Mháire: Ich hätte das nicht erkannt. Das ist zu lange her.

Rahel: Das war reiner Zufall, weil ich mich kurz vorher nochmal mit Mist so ein bisschen

Rahel: befasst hatte. Und dann dachte ich mir.

Mháire: Moment, wow.

Rahel: Das ist aber ein sehr typisches Gebäude. Also das habe ich schon mal wo gesehen.

Mháire: Deep Cut. Obwohl, nächstes war ja auch ein Riesenphänomen zu der Zeit.

Rahel: Ja.

Mháire: Insofern.

Rahel: Das passt halt zeitlich auch ganz gut, genau. Wichtiges Element,

Rahel: was zu den Halloween-Folgen immer dazugehört, ein eigenes Intro und eigene Outro-Credits,

Rahel: wo dann die Beteiligten auf einmal ganz lustig, gruselige Pseudonyme heißen.

Rahel: Also dann steht da sowas wie The Late Bill Oakley und Disfigured Dan McGrath.

Rahel: Also die kriegen dann alle so ein bisschen ihren Halloween-Makeover.

Mháire: Es ist sehr früh schon Kult geworden. Diese Halloween-Folgen,

Mháire: dass das wirklich ein Ereignis war und man die geguckt haben musste.

Mháire: Selbst wenn man einen anderen Teil verpasst hat, die Halloween-Folge, die musste man kennen.

Rahel: Es gibt die Auflage, dass in jeder Halloween-Folge die zwei Aliens Kang und

Rahel: Kodos vorkommen müssen.

Rahel: Das wird wohl auch schon mal gerne vergessen. Dann werden die noch in so einer

Rahel: kleinen Cameo reingeschustert.

Rahel: Die tauchen nicht nur in den Treehouse-of-Horror-Folgen auf, aber hauptsächlich da.

Rahel: Das sind so große, grüne, oktopusartige Aliens. Das sind wohl Zwillinge.

Rahel: Und die beobachten gern so das Geschehen aus dem Weltall heraus.

Rahel: Die sitzen dann in fliegenden Untertassen und lachen manisch,

Rahel: wenn schlimme Dinge passieren, weil sie sind der Menschheit sehr feindlich gegenüber

Rahel: eingestellt, außer sie wollen für sie kochen.

Rahel: Und was mir erst jetzt nochmal aufgefallen ist, wie häufig, dafür dass Kang

Rahel: und Kodos in der Serie eben hauptsächlich in diesen Halloween-Folgen,

Rahel: also einmal im Jahr auftreten, in den Simpsons-Spielen wiederum,

Rahel: sind sie ganz häufig die Widersacher.

Rahel: Wir haben das in Road Rage, wir haben das im phänomenal schlechten Simpsons-Wrestling.

Rahel: The Simpsons Game macht das. In Hit and Run sind sie auch die geheimen Strippenzieher.

Rahel: Also irgendwie sind Kang und Kodas so zum beliebten Boss oder zumindest eben

Rahel: Strippenzieher in den Simpsons-Spielen geworden. Und ich weiß nicht ganz warum.

Mháire: Ich glaube, weil die Simpsons sonst wenig echte Bösewichter bieten.

Mháire: Und Mr. Burns vom Möppen kommt einem unfair vor.

Rahel: Ja, okay.

Mháire: Ich weiß nicht, ob ich Wrestling gegen Mr. Burns spielen wollen würde.

Mháire: Das ist Abuse of the Elderly. das macht man nicht.

Rahel: Wichtig zu wissen, die Halloween-Folgen sind nicht Teil des Kanons.

Rahel: Also sie greifen zwar immer irgendwo aktuelle Trends und Themen auf,

Rahel: sie haben deswegen auch diesen Kultstatus erreicht, aber all die verrückten

Rahel: Sachen, die mit den Charakteren in den Folgen passieren, die sind nicht Kanon

Rahel: und deswegen erholen die sich auch alle davon, wenn sie enthauptet,

Rahel: gehäutet oder sonst was werden.

Mháire: Ist auch besser so. Also ich meine, es ist eine absolute Grundlage dafür,

Mháire: dass es überhaupt funktionieren kann und man so viel Spaß damit haben kann,

Mháire: weil sehr viel gestorben und grässliche Dinge mit Leuten angestellt werden. Das ist der Spaß daran.

Mháire: Ja, das kann Spaß machen. Auch außerhalb von Itchy und Scratchy.

Mháire: Ich finde, man hört auch sehr raus, Rahel, dass gerade diese Thematik für dich ein großes Ding ist.

Mháire: Aber du bist ja auch unsere Fachperson, wenn es zum Beispiel um den Cthulhu-Mythos

Mháire: und generell um Horror und Horrorliteratur geht.

Mháire: Ein Steckenpferd, das du sehr gut auch noch studiert, untermauern kannst.

Mháire: Aber wir haben eine andere Spezialistenperson heute noch dabei,

Mháire: die sich mit den Simpsons, vorsichtig gesagt, etwas mehr in die Tiefe noch beschäftigt hat.

Mháire: Also so sehr in die Tiefe zu einer Zeit, als das noch gar nicht so einfach war,

Mháire: eine Website einzurichten und alles dafür am Laufen zu halten.

Mháire: Und das ist der Paul. Mit dem hast du dich unterhalten.

Mháire: Über was werden wir jetzt alles noch Details und tiefgehende Informationen bekommen?

Rahel: Ja, wie du schon gesagt hast, wir haben zwar einiges über die Simpsons herausgefunden,

Rahel: Aber wo wir nicht so richtig mitreden können, ist, was es eigentlich mit der

Rahel: Popularität auf sich hat.

Rahel: Und Paul Schmidt, den kennen ja vielleicht einige aus dem Stay Forever Kosmos.

Rahel: Seit Folge 20, Zorc, ist das unser Grafiker, der inzwischen auch beim Podcast

Rahel: festangestellt ist als Grafiker und Webdesigner, der sich beispielsweise um den Job kümmert.

Rahel: Der ist ein waschechter Simpsons-Fan. Seit nicht ganz der ersten Stunde,

Rahel: aber doch schon geraumer Zeit. Also Paul hat beispielsweise auch zusammen mit

Rahel: seinem Freund Markus einen 90er-2000er-Jahre-Nerd-Podcast mit dem Titel Wir

Rahel: sind raus. Auch da ging es schon um die Simpsons.

Rahel: Und den habe ich mir geschnappt, dass er mir einmal erklärt hat.

Rahel: Wie denn diese anhaltende Popularität von den Simpsons zu erklären ist und was

Rahel: eigentlich so alles im Laufe der Serie passiert ist, wie sich die Serie auch

Rahel: von der Tonalität her verändert hat. Hi Paul!

Paul: Hi, grüß dich!

Rahel: Schön, dass du die Zeit nimmst, ein bisschen mit mir über die Simpsons zu sprechen.

Rahel: Erzähl mir doch mal zum Anfang, wie dich die Simpsons über die Jahre hinweg

Rahel: begleitet haben als Fan.

Paul: Ja, im Grunde haben die mich seit Kindheitstagen begleitet, Und durch alle Stationen

Paul: so durch, die ich mitgemacht habe, Schulzeit, danach dann alle möglichen Umzüge,

Paul: Universität, Ausbildung, bis heute.

Paul: Und ich bin auch, das kann ich stolz behaupten, einer der wenigen in meinem

Paul: Bekanntenkreis, die bis jetzt noch dabei geblieben sind und auch die aktuellen

Paul: Folgen alle noch geguckt hat.

Rahel: Du hast ja auch eine Fan-Seite, da musst du jetzt auch ein bisschen was zu erzählen.

Paul: Die gibt es ja inzwischen, zum Glück vielleicht nicht mehr.

Paul: Die habe ich irgendwann Anfang der 2000er mal gestartet, Eye on Springfield

Paul: hieß sie, in Anlehnung an die Fernsehsendung, die es dort auch gibt.

Paul: Und das war im Grunde so ein Sammelsorium an Fakten und Informationen,

Paul: die ich im Laufe der Jahre einfach aus den Simpsons rausgesaugt habe.

Paul: Weil das von Anfang an einfach so ein Ding war, was mich an den Simpsons total fasziniert hat.

Paul: Diese Welt der Simpsons, die nach und nach eben immer weiter mit kleinen und

Paul: großen Sachen gefüllt und mit großen und kleinen Informationen bestückt wurde.

Paul: Es gibt halt einfach einen Haufen Sachen, die es nur in der Welt der Simpsons

Paul: gibt. Marken wie Duffbier und Fernsehsender Channel 6 und so.

Paul: Aber eben auch jede Menge Charaktere. Und da fing ich einfach nach und nach

Paul: an, diese ganzen Sachen zu sammeln und habe die auf meiner Internetseite zusammengetragen.

Rahel: Was man da ja schon ganz gut raushört, ist, dass du die Serie in- und auswendig

Rahel: kennst und das eben auch schon seit Jahren.

Rahel: Das heißt, du hast aber auch beobachten können, wie sich die Simpsons im Laufe

Rahel: der Jahrzehnte verändert haben.

Rahel: Also wie hat sich beispielsweise die Tonalität der Serie verändert oder auch der Umgang mit Gags?

Paul: Ich denke, da spreche ich jetzt für viele Fans, wenn ich sage,

Paul: ich habe es ja gerade schon angedeutet, viele haben es gar nicht bis zum Ende

Paul: durchgehalten, da hat sich doch einiges getan. Also die ursprünglichen Simpsons waren eine Sitcom.

Paul: Das war zwar gezeichnet, ja klar, aber die Themen, die da so angegangen wurden,

Paul: waren klassische Sitcom-Themen, die man jetzt auch bei Full House oder Alle

Paul: unter einem Dach oder so gefunden hätte.

Paul: Also das sind Probleme in der Schule, Bart, der von einem Bulli geärgert wird

Paul: und sich nicht mehr in die Schule traut oder Angst vorm Sitzenbleiben hat oder

Paul: Huma, der seinen Job verliert.

Paul: Also das ist ja heute ein Running Gag, dass Huma alle zwei Folgen den Job verliert

Paul: und irgendwas Neues macht, alles cool.

Paul: Aber wenn man sich mal die dritte Folge der ersten Staffel anguckt,

Paul: da verliert er seinen Job und damit gleichzeitig seinen Lebenswillen.

Paul: Also der ist ein gebrochener Mann, der weiß nicht mehr, wohin mit sich in der

Paul: Gesellschaft, der weiß nicht mehr, wie er seine Familie ernähren will und versucht,

Paul: sich im Laufe der Folge umzubringen.

Paul: Punkt. Das ist jetzt nichts, was man jetzt heute vor allem mit den Simpsons

Paul: in Verbindung bringen würde.

Paul: Aber das waren halt Themen, die wurden mit so ein bisschen Fingerspitzengefühl

Paul: behandelt. Natürlich gab es drumherum haufenweise Gags.

Paul: Also jede Folge war ein Gag-Feuerwerk, auch die ernsteren Folgen.

Paul: Aber in so einer ernsten Rahmenhandlung durchaus interessante Themen.

Paul: Ladendiebstahl, nicht erwiderte Liebe, Eheprobleme, Untreue.

Paul: Und das sind Sachen, die findet man heutzutage in den Folgen nicht mehr.

Paul: Da ist alles mehr random.

Paul: Ich würde mal so ein bisschen sagen, fast schon Family Guy-Style.

Paul: Und diese Rahmenhandlung, wenn es sie denn dann noch gibt, die gibt es auch

Paul: durchaus noch, die sind halt, ich kann es nicht anders sagen,

Paul: inzwischen an den Haaren herbeigezogen. Also darf ich mal ein Beispiel bringen?

Rahel: Ja, sehr gerne.

Paul: Das ist jetzt aus einer der aktuellsten Staffeln, die Staffel 34 aus dem Jahre 2022.

Paul: Die Folge heißt Duff Dad und dreht sich um, der Name verrät es,

Paul: Duff Man, das ist das Maskottchen der Duff Brauerei.

Paul: Der ist bei denen so ein bisschen in Ungnade gefallen. Und wir erfahren hier,

Paul: der hat eine erwachsene Tochter. Also Notiz für mich und meine Fanseite,

Paul: gleich mal bitte vermerken, da steht er nämlich noch nicht.

Paul: Und mit der ist er seit Jahren zerstritten. Und jetzt holt er sich Hilfe von

Paul: Huma und Lisa, weil die ja so ein tolles Vater-Tochter-Gespann sind.

Paul: Und zusammen ziehen die dann los und versuchen die beiden zu vereinen,

Paul: machen dabei einen Roadtrip, weil warum auch nicht, und hören dabei lautstark

Paul: K-Pop, weil warum auch nicht, und wollen unbedingt zum Agatha Christie Museum,

Paul: weil warum denn auch nicht.

Paul: Und ja, währenddessen filmt Lisa Duffman, das Video geht viral und bringt ihm

Paul: seinen guten Ruf zurück.

Paul: Aber am Ende entscheidet er sich dazu, nicht mehr das Maskottchen von Duffbier

Paul: zu sein, sondern das Maskottchen des Cannabis-Shops seiner Tochter zu werden.

Paul: So, wenn wir das jetzt einmal kurz sacken lassen.

Paul: Also Punkt eins, mit Duffman holen sie da jetzt wirklich jemanden aus der dritten,

Paul: vierten Reihe an Charakteren, um zu gucken, ob man irgendwem nochmal irgendwo

Paul: was rausziehen könnte an Story.

Paul: Und dann werden da Themen reingestreut, völlig wild.

Paul: K-Pop, virale Videos, Cannabis-Shops, gestörtes Vater-Tochter-Verhältnis,

Paul: Roadtrips, Agatha-Christi-Museum und das alles in einer Folge.

Paul: Keine Ahnung, weiß ich nicht, das hat für mich nichts mehr so mit diesem ursprünglichen

Paul: Sitcom-Familien-Geschichten-Kosmos zu tun, wo die Sachen herkommen.

Paul: Es wirkt irgendwie so ein bisschen, als würde man einfach Wildthemen zusammenwürfeln,

Paul: in der Hoffnung, möglichst viele Zuschauer anzusprechen.

Paul: Also jüngere Zuschauer über K-Pop, ältere Zuschauer über Agatha Christie.

Paul: Und weiß ich nicht, das wirkt dann alles schon so ein bisschen monströs,

Paul: was dann teilweise da am Ende bei rauskommt.

Rahel: Das ist ja bei fast 800 Folgen auch nicht ganz verwunderlich,

Rahel: weil irgendwann muss den Leuten ja die Idee ausgehen.

Rahel: Das bringt mich aber noch zu einer anderen Frage oder ehrlich gesagt ein Problem,

Rahel: was die Serie hat. Denn sie läuft seit 1989 und wir haben Charaktere,

Rahel: die scheinbar nicht altern. Also Bart Simpson ist ja...

Rahel: Immer zehn Jahre alt, bis auf die eine Folge, wo es ganz wichtig ist, dass er elf Jahre wird.

Rahel: Aber trotzdem ändern sich Dinge im Laufe der Zeit, dass beispielsweise einzelne

Rahel: Figuren sterben. Wie funktioniert denn jetzt die Kontinuität bei den Simpsons?

Paul: Das ist generell natürlich ein schwieriges Thema, gerade bei Zeichentrick.

Paul: Kann man das aber ja auch eben voll ausnutzen. Du sagtest es schon,

Paul: die meisten Sachen bleiben immer in einer gewissen Kontinuität.

Paul: Also alles so wie gehabt.

Paul: Das betrifft die Charaktere, das betrifft aber auch Orte.

Paul: Da gibt es auch so lose Sachen, die sind einfach immer so. Das Haus der Flanders

Paul: immer neben dem Haus der Simpsons. Das sind so Kleinigkeiten.

Paul: Aber ansonsten ist alles in der Zeitlinie des Simpsons, aber auch in den Lokalitäten

Paul: vor Ort und in dem Aufbau der Stadt völlig fluide und immer auch dem jeweiligen

Paul: Gag einfach untergeordnet.

Paul: Also sowohl in der Stadt tauchen Stadtviertel auf, die es eine Folge vorher

Paul: nicht mehr gibt und in der nächsten Folge dann auch schon wieder nicht mehr.

Paul: In einer Folge sehen wir West Springfield, einen großen, unbebauten Teil im

Paul: Westen von Springfield.

Paul: Springfield hat in der Folge auch die Form von Texas. Das ist halt in einer

Paul: Folge so und danach auch nie wieder so.

Paul: Und selbst im Haus der Simpsons ändern sich halt Sachen. Die Anordnung der Zimmer ändert sich.

Paul: Manchmal gibt es im Schlafzimmer der Eltern ein Fenster rüber zu den Flanders,

Paul: manchmal gibt es das nicht.

Paul: Und manchmal gibt es oben noch ein Spielzimmer zwischen dem Zimmer von Bart

Paul: und Lisa und manchmal nicht.

Paul: Das ist alles total fluid. Das wechselt eben von Folge zu Folge.

Paul: Charaktertode, hast du gerade gesagt, die sind fest. in der Regel immer gebunden

Paul: auch an den Tod oder Verwürfnisse mit den jeweiligen Sprechern,

Paul: also Edna Krababbel, berühmterweise als die Sprecherin Masia Wallace gestorben

Paul: ist, wurde die halt einfach aus der Serie dann eben auch rausgeschrieben, ist dort gestorben.

Paul: Mit Humas Mutter Mona haben wir einen Story-Arc, der sich über mehrere Staffeln

Paul: gezogen hat, die dann letztendlich auch gestorben ist, also die haben sich lange

Paul: aus den Augen verloren, dann wiedergesehen, dann war das eine schwierige Beziehung,

Paul: das wurde immer besser, dann ist sie gestorben, also da haben wir mal Sachen, die sich auch wirklich.

Paul: Kontinuierlich über mehrere Folgen hinweg entwickeln.

Paul: Und es gibt so ein paar Charakterentwicklungen, die fix sind,

Paul: die irgendwann begonnen wurden.

Paul: Am prominentesten sicherlich Lisa, die jetzt schon seit 95 Vegetarierin ist.

Paul: Da hatte der Paul McCartney, der in der Folge einen Gastauftritt hatte,

Paul: damals einfach drauf bestanden.

Paul: Also solche Sachen haben wir. Ansonsten ist die ganze Timeline der Simpsons

Paul: eine sogenannte Floating Timeline.

Paul: Das ist jetzt nicht ungewöhnlich, gerade im Cartoon-Bereich eben.

Paul: Und bedeutet letztendlich, dass jede Folge, die aktuell rauskommt,

Paul: immer auch zu der aktuellen Zeit spielt.

Paul: Bedeutet halt eine Folge von Anfang der 90er spielt auch Anfang der 90er und

Paul: bedeutet eine Folge jetzt aus den 2020ern spielt auch irgendwann jetzt in den

Paul: 2020ern, was halt zur Folge hat, dass wir in den aktuellen Folgen ganz selbstverständlich

Paul: Handys, Laptops, Internet und so ein Kram haben.

Paul: Aber logischerweise ändert sich damit ja auch die Vergangenheit der Personen.

Paul: Denn das Alter, du hast es gerade gesagt, das bleibt ja fix.

Paul: Das heißt, wenn wir jetzt Huma nehmen, der ist irgendwo Ende 30.

Paul: Auch das ändert sich mal von Folge zu Folge so ein bisschen.

Paul: Das heißt, in den alten Folgen ist er irgendwann Mitte der 50er geboren und

Paul: in den aktuellen Folgen dann eher irgendwann in den 80ern.

Paul: Das heißt, vom aktuellen Kosmos aus gesehen wären die alten Folgen jetzt nicht

Paul: mehr logisch in der Kontinuität drin, weil es einfach nicht passt.

Paul: Wir haben dann teilweise eben auch Rückblenden, wo wir sehen,

Paul: wie Homer die Mondlandung 1969 verpasst, weil er lieber Musik hört.

Paul: Das würde in die heutige Timeline gar nicht mehr reinpassen.

Paul: Also insbesondere, wenn es um fixe Daten geht. Wir haben auch einige Kriegsveteranen

Paul: in den Simpsons. Humas Vater Abe zum Beispiel hat im Zweiten Weltkrieg gedient.

Paul: Und wenn wir uns die aktuelle Timeline mal angucken und mal so runterrechnen auf Kriegsende.

Paul: Also er müsste ja schon irgendwo Mitte 90er jetzt inzwischen sein.

Paul: Und wenn wir uns ihn angucken, weiß ich nicht, der ist Anfang Mitte 80 ungefähr.

Paul: Das heißt, es wird jetzt irgendwann immer schwieriger, diesen Fakt,

Paul: den wir ja über ihn haben und der auch schön auf meiner Webseite draufsteht

Paul: oder draufstand, den irgendwann noch zu halten.

Paul: Deswegen wird das in den aktuellen Folgen einfach nach und nach ausgeschlichen und ausgeschwiegen.

Paul: Solche Geschichten, weil da einfach dann nicht mehr weiter drauf eingegangen wird.

Rahel: Reden wir doch mal ein bisschen über das popkulturelle Leben von der Sendung.

Rahel: Wie zeitgemäß würdest du sagen, waren die Simpsons in den 90ern?

Rahel: Und vor allem, wie zeitgemäß sind sie heute?

Paul: Bisschen schwierig, das wirklich einzuschätzen. Also was man nicht unterschätzen

Paul: darf, glaube ich, jetzt gerade so in der Rückschau, wo man jetzt auch so Sachen

Paul: wie Family Guy und South Park gewohnt ist oder auch später dann ein bisschen

Paul: in den 90ern Beavis und Buttett.

Paul: Die Simpsons waren schon echt ein Statement. Also insbesondere Bart,

Paul: so Anfang der 90er, der hat einfach den Zeitgeist getroffen und war ja auch

Paul: eine Zeit lang aus den Medien, egal wo man hinguckte, man hat ihn auf MTV gesehen

Paul: mit Do the Batman, man hat die Videospiele gesehen, man hat ihn im Fernsehen gesehen,

Paul: man hat ihn auf T-Shirts gesehen und das waren jetzt nicht nur die nerdigen

Paul: TV-Kids, die mit den Simpsons-Shirts rumliefen oder ein Simpsons-Poster im Zimmer hängen hatten.

Paul: Im Grunde, also auch wenn ich so an meine Schulzeit zurückdenke,

Paul: durch die Bank, da konnte jeder was mit anfangen.

Paul: Der war rotzig, der war frech, der war rebellisch. Und wenn man sich das dann

Paul: heute anguckt, das fehlt mir irgendwie.

Paul: Also mein Eindruck, ich hatte es gerade ja schon gesagt, die aktuellen Folgen

Paul: versuchen so ein bisschen alle anzusprechen und alle Themen irgendwie zu bedienen

Paul: und alle Zielgruppen auch irgendwie zu halten.

Paul: K-Pop war nur ein Beispiel, wenn man sich die aktuellen Staffeln anguckt,

Paul: da sind auch Sachen, sie sind als Vlogger unterwegs und es gibt sowieso gefühlt

Paul: in jeder zweiten Folge irgendwelche Social-Media-Bezüge und Social-Media-Themen.

Paul: Also viel mehr Realitätsbezug als in den alten Folgen und das merkt man auch

Paul: insbesondere, wenn es um Gaststars und Auftritte geht. Also Simpsons sind ja

Paul: berühmt dafür, dass sie so jeden, der irgendwie einen Hollywood-Rang und Namen

Paul: hat, mindestens einmal in der Sendung drin hatten.

Paul: Aber früher war das eben insbesondere in Form von Gastrollen.

Paul: Also berühmterweise zum Beispiel Dustin Hoffman als Lisas Aushilfslehrer Mr. Bergstrom.

Paul: Super in die Serie eingebaut, eine tolle Folge. Und heute ist es halt eher so,

Paul: hey Leute, wir haben Lady Gaga.

Paul: Und dann taucht Lady Gaga halt auch als Lady Gaga auf in einer völlig bescheuerten Folge.

Paul: Aber auch Justin Bieber und so, die tauchen halt alle auf, aber eben als sie

Paul: selber und seltener, wenn nicht sogar gar nicht sinnvoll, in irgendwelche Gastrollen

Paul: eben auch in die Serie reingeschrieben. Und deswegen ist das so ein bisschen schwierig.

Paul: Ja, sind sie heute noch relevant? Also ich habe lange keinen mehr mit Simpsons

Paul: T-Shirt draußen rumrennen sehen.

Paul: Und auch wenn man sich sonst so umguckt in der Presse oder in der Popkultur.

Paul: Ja, sie tauchen ab und zu mal wieder auf, wenn sie irgendeine absurde Vorhersage

Paul: wieder richtig gemacht haben, in irgendeiner Folge mal irgendwas gesagt haben,

Paul: was dann 20 Jahre später eingetroffen ist.

Paul: Aber sonst liegen alle Sachen, die mir auch so einfallen, jetzt in Bezug auf

Paul: Popkultur, echt schon lange zurück.

Paul: Also die berühmte South Park-Folge, das gab es doch schon bei den Simpsons,

Paul: wo sie auf die Schippe genommen haben, dass die Simpsons schon alle Themen durch

Paul: hatten. Die ist von 2002.

Paul: Kurz sacken lassen, genau. 23 Jahre her, da haben die denen schon gesagt,

Paul: Leute, hört doch mal langsam auf.

Paul: Und auch das Crossover mit Family Guy, das hat noch relativ hohe Wellen geschlagen

Paul: in den Medien. Das war 2014.

Paul: Also das ist schon alles lange her. Ja, deswegen zeitgemäß, ja, weiß ich nicht.

Paul: Ich glaube, die haben immer noch ihre Zielgruppe. Und wenn man sich das demografisch

Paul: so anguckt, das ist auch relativ breit gestreut. Da gucken junge Leute zu, alte Leute.

Paul: Die meisten sind aber so in dem Alter, die eben mit aufgewachsen sind.

Paul: Das sind die 30- bis 40-Jährigen.

Paul: Und ich glaube, wenn ich heute in so eine Random-Gruppe von 40-Jährigen springe

Paul: und Lisa braucht Zahnspangen oder Nukular oder sowas rufe, dann wird es da Leute

Paul: geben, die wissen, was ich meine.

Paul: Also ja, die haben ihren Fußabdruck hinterlassen. Ich finde aber jetzt gerade

Paul: in der heutigen Popkultur...

Paul: Ganz wenig Bezüge nur noch. Man sieht es manchmal so aufflammen,

Paul: jetzt gerade, wo wir das hier aufnehmen, geht gerade wieder das neue Lego-Set

Paul: raus, die 10-3-5-2-Crusty-Burger.

Paul: Und das wird wieder laufen wie geschnitten Brot und ist auch voll von kleinen

Paul: Referenzen und Gags und Anspielungen auf alte Folgen.

Paul: Und ich glaube, das ist auch genau das, was die Fans halt heute noch von den Simpsons wollen, ja.

Rahel: Ich habe jetzt noch eine etwas nischigere Frage, denn immer wieder wird die

Rahel: deutsche Übersetzung der Serie kritisiert.

Rahel: Aber wie schlecht ist die Übersetzung in deinen Augen denn wirklich und wie

Rahel: hat sich das im Laufe der Jahre vielleicht gebessert?

Paul: Gleich vorweg erstmal ein Disclaimer. Das amerikanische Original hat fantastische

Paul: Sprecher und auch großartige Autoren.

Paul: Also das ist wirklich in Amerika so die Speerspätze in Sachen Unterhaltung.

Paul: Die haben ja nicht umsonst auch Dutzende Emmys für den ganzen Kram gewonnen.

Paul: Das macht es grundsätzlich natürlich schon mal schwer, das hier auch im Deutschen

Paul: zu halten. und machen wir uns nichts vor.

Paul: Generell ist es immer schwierig, Wortwitz, Zeitgeist, Popkultur irgendwie zu übertragen.

Paul: Das Problem haben ja jetzt nicht nur die Simpsons.

Paul: Die sind aber in der Tat legendär schlecht.

Paul: Und ein Beispiel, was mir persönlich sehr am Herzen liegt, was mir damals wirklich

Paul: die Serie ein bisschen versaut hat, ist aus Staffel 14.

Paul: Da trifft Bart auf Tony Hawk. Was macht man mit Tony Hawk, wenn man Tony Hawk

Paul: trifft? Man fährt Skateboard. Und wo macht man das? Ja, in der Halfpipe.

Paul: Weißt du, was eine Halfpipe ist?

Rahel: Ja, natürlich weiß ich, was eine Halfpipe ist.

Paul: Gut, meinst du, man müsste Halfpipe übersetzen?

Rahel: Nein.

Paul: Gut, was machen die Übersetzer der Simpsons? Na klar, sie machen die Halbröhre draus.

Paul: Und ich meine, ich bitte euch, also zu dem Zeitpunkt, wo die Folge rauskam,

Paul: da war Tony Hawks Pro Skater bei uns hier schon vier Jahre draußen.

Paul: Jeder, jeder in der Zielgruppe der Simpsons wusste, was eine Halfpipe ist.

Paul: Zumal es ja auch das Wort Halbröhre einfach gar nicht gibt. Das ist einfach,

Paul: hier ist mein Wörterbuch, Halfpipe wird schon passen.

Paul: Das zieht sich durch die Serie durch. Also wenn du dir das anguckst,

Paul: findest du immer wieder genau solche Wort-für-Wort-Übersetzungen,

Paul: die überhaupt keinen Sinn machen.

Paul: Da ich ja gerade in einem Gaming-Podcast bin, kann ich das Beispiel ja ruhig

Paul: auch nochmal bringen. Donkey Kong. Kennst du, ne?

Rahel: Sicherlich.

Paul: Ja. Müsste man Donkey Kong übersetzen?

Rahel: Nein.

Paul: Nein. Und wenn man es tut, dann doch bitte nicht mit King Kong-Esel.

Rahel: Doch, doch.

Paul: Haben sie gemacht. Und es sind nicht nur so Wort-für-Wort-Übersetzungen,

Paul: es sind auch inhaltliche Sachen. Also Bart ist zum Beispiel in einer Folge in

Paul: New York unterwegs und sieht zwei Rabbis über die Straße gehen.

Paul: Rabbis, schwarze Klamotten, Hüte, lange Bärte. Und er ruft denen zu,

Paul: hey, Sissi Top, ihr solltet mal wieder was machen, ihr seid geil, irgendwie sowas.

Paul: Und im Deutschen, ja, Sissi Top kennt ja keiner, keine Ahnung,

Paul: was machen wir draus? Ja, die Beatles.

Paul: Logisch, schwarze Hüte, lange Bärte, die Beatles, weiß ich nicht.

Paul: Also steht exemplarisch einfach für so ein bisschen fehlendes Fingerspitzengefühl,

Paul: würde ich es mal nennen und einfach stumpfes Wort zu Wort übersetzen und einfach

Paul: gar keinen Bezug zu amerikanischer Popkultur.

Paul: Merkt das jetzt der normale Zuschauer, wenn er einfach nur so durchsappt? Nein,

Paul: vermutlich nicht, aber spätestens, wenn man das Original halt kennt oder sich

Paul: wenigstens ein bisschen auch mit amerikanischer Kultur, Popkultur oder auch

Paul: wie im Donkey Kong Beispiel eben Videospielen auskennt, ist das halt oft schon

Paul: echt schwierig zu ertragen.

Paul: Deswegen, ja, die Originalversion deutlich besser. Funktioniert das im Deutschen trotzdem?

Paul: Ja, über weite Strecken halt schon. Und in den neuen Staffeln auch deutlich besser.

Paul: Also die Fans machen ja insbesondere immer den Eva Combring verantwortlich für

Paul: diese furchtbaren Übersetzungen.

Paul: Der war auch für die ersten Staffeln von Futurama unter anderem auch mitverantwortlich.

Paul: Und das leidet unter ähnlich schlechten Übersetzungen.

Paul: Also Control-Alt-Delete zum Beispiel mit Alternativ-Kontroll-Löschung übersetzt.

Paul: Ja, ich möchte da gar nicht viel zu sagen also der ist 2006 leider verstorben

Paul: und danach wurde das Ganze von anderen Leuten betreut, seitdem ist es besser geworden,

Paul: es geht immer noch viel Wortwitz, einfach Lost in Translation das ist glaube

Paul: ich so, das lässt sich, also auch wenn man Big Bang Theory oder sowas anguckt

Paul: das ist ja nicht nur ein Problem, was die Simpsons haben die Simpsons sind aber

Paul: leider zu Recht legendär für ihre furchtbaren Übersetzungen.

Rahel: Paul, hast du denn zum Schluss auch Folgenempfehlungen für uns.

Paul: Ja, habt ihr eine Stunde Zeit, dann gehe ich das jetzt gerne mal.

Paul: Nein, ist natürlich so ein bisschen schwierig.

Paul: Natürlich würde ich alle Treehouse-of-Horror-Episoden empfehlen,

Paul: einfach so grundsätzlich.

Rahel: Vielen Dank.

Paul: Guckt die in chronologischer Reihenfolge, macht die überhaupt nichts verkehrt.

Paul: Generell ist das bei den Simpsons natürlich so, man kann ruhig mittendrin einsteigen,

Paul: aber es ist manchmal gar nicht verkehrt, wenn man einfach die Charaktere und

Paul: ihre kleinen Macken schon so ein bisschen kennt.

Paul: Deswegen, wer jetzt wirklich mal ganz unbeleckt einfach rangehen möchte und

Paul: so ein bisschen gucken möchte, wie sind die Simpsons Und vor allem auch,

Paul: wir sind die alten Simpsons, die ich ja eben schon so gelobt habe,

Paul: würde ich jetzt mal zwei ältere Folgen empfehlen.

Paul: Das ist einmal Der Musterschüler aus Staffel 2, die erste Folge.

Paul: Da haben wir im Grunde diesen ganzen Sitcom-Kram, den ich eben schon beschrieben

Paul: hatte, wunderbar zusammengefasst.

Paul: Da geht es eben um Bart, der auf der einen Seite als Rabauke unterwegs ist und

Paul: in der Schule viel Terror macht, aber hier eben auch wirklich mal lernt,

Paul: dass das Ganze Konsequenzen hat, denn ihm droht das Sitzenbleiben und dem hätte

Paul: natürlich zufolge neue Klasse,

Paul: neue Leute, neue Lehrer und da merkt er schon so, naja Moment,

Paul: das kann so nicht funktionieren.

Paul: Man würde jetzt ja erwarten, dass das dann so eine schöne Heldengeschichte ist

Paul: und am Ende geht er da triumphierend raus, aber nee,

Paul: ganz so einfach ist das dann für ihn doch nicht, denn es hat schon Gründe,

Paul: warum er nicht gut in der Schule ist und es wird hier auf der einen Seite mit

Paul: viel Humor, aber eben auch wirklich

Paul: mit schönen, herzlichen und familiären Momenten richtig schön gezeigt.

Paul: Und das zweite, dann ein bisschen später nochmal, Staffel 9,

Paul: die erste Folge, als Kontrast dazu, das ist die Folge Huma und New York.

Paul: Das ist im Grunde 20 Minuten einfach nur feinster Klamauk.

Paul: Die Simpsons fahren nach New York, weil Humas Familienkarre sich da auf mysteriöse

Paul: Weise hin verirrt hat. Ich möchte gar nicht zu viel verraten.

Paul: Und im Grunde haben wir da einfach nur 22 Minuten wildeste Parodien auf berühmte Filme.

Paul: Wir haben ganz viele Referenzen, Bezüge auf andere Sachen. Die CC-Top-Szene,

Paul: die ich eben erzählt hatte, kommt aus dieser Folge.

Paul: Aber wir sehen auch das Mad Magazine und haben auch einen schönen Kontrast zwischen

Paul: Huma auf der einen Seite, der einen furchtbaren Tag in New York hat und der

Paul: restlichen Familie, die eigentlich einen ganz schönen Tag hat.

Paul: Und am Ende kommt das dann alles zusammen in einem großen Finale. Schöne Folge.

Rahel: Ja, vielen Dank dir.

Paul: Gerne.

Rahel: Ich denke, wir sind jetzt ein bisschen klüger und geht die Simpsons gucken.

Paul: Mach das jetzt.

Rahel: Ciao.

Paul: Ciao.

Mháire: Ich würde dich zumindest fragen, ob du eine Lieblingsfolge hast.

Mháire: Das würde ich zum Abschluss gerne tun.

Rahel: Bei mir haben immer die Treehouse-of-Horror-Folgen einen sehr wichtigen Platz

Rahel: im Herzen. Auch wenn ich bei wenigen sagen würde, dass sie wirklich gut sind.

Rahel: Aber das ist eben auch so ein bisschen das Ausfallrisiko, wenn man eine Folge

Rahel: hat, die aus mehreren Kurzsegmenten besteht. Davon sind eben nicht immer alle gleich stark.

Rahel: Was mir aufgefallen ist, ist, dass es zwei Folgen, beziehungsweise eigentlich

Rahel: drei gibt, zu denen ich zumindest immer wieder zurückkehre oder die mir besonders

Rahel: gut im Gedächtnis geblieben sind.

Rahel: Das ist einmal, wer hätte es gedacht, March versus the Monorail mit dem verstörendsten Ende.

Rahel: Und das andere ist die Doppelfolge Who Shot Mr. Burns?

Rahel: Weil in der Folge so viel passiert. Also Mr. Burns wird erschossen,

Rahel: aber vorher wird noch für alle Beteiligten ein Motiv etabliert.

Rahel: Und da haben wir auch den riesen Sonnenschirm, der da drin vorkommt.

Rahel: Und mir ist das erst nachher aufgefallen, dass so viele von den Dingen,

Rahel: die mir sehr im Gedächtnis geblieben sind, alle in dieser Doppelfolge passieren,

Rahel: also in insgesamt 40 Minuten.

Mháire: Die Dichte, die gerade die frühen Staffeln haben an Themen und an Gags,

Mháire: ist schwindelerregend.

Mháire: Ich muss an der Stelle sagen, dass jetzt auch mit dem Nochmal-Schauen von vielen

Mháire: Dingen, die Deep Space Homer oder Homer der Weltraum hält,

Mháire: für mich immer noch eins der Highlights ist. Ich weiß gar nicht,

Mháire: ob ich sagen kann, das ist meine absolute Lieblingsfolge, aber es ist diejenige,

Mháire: über die ich mir noch mit den meisten Notizen gemacht habe. Nach tatsächlich March of the Monorail.

Mháire: Oder fast gleich auf. Erstens, weil ich von klein auf eine Riesenfaszination für die Raumfahrt habe.

Mháire: Und da einfach auch so viele Gags drin sind, wie die Leute, die als Astronaut

Mháire: innen ausgebildet werden, sind Elite-Leute.

Mháire: Der Running Gag mit Buzz Aldrin ist der zweite Mann auf dem Mond,

Mháire: aber niemand interessiert sich dafür. Und das war Buzz Aldrin,

Mháire: der sich selber gesprochen hat. Ohnehin ein cooles Ding.

Mháire: Homer wird dann ausgewählt als Durchschnittstyp Astronaut, weil die Zugriffszahlen

Mháire: auf die Übertragung der Weltraummission nicht mehr groß genug sind.

Mháire: Allein diese Idee, dass das Interesse der Öffentlichkeit darüber bestimmt,

Mháire: dass die NASA weiterhin ihre Mission machen darf, ist erstens Hanebüchen und

Mháire: zweitens leider zu real.

Mháire: Aber dass die Konsequenz daraus ist, dass sie einen Deppen mitschicken,

Mháire: der dann die Ameisenfarm kaputt macht und dann treibt in Mikrogravitation eine

Mháire: Ameise sehr nah an die Kamera heran.

Mháire: Und unser Nachrichtensprecher sieht nur diese riesige Ameise.

Mháire: Danach bricht das Ganze ab und er macht direkt daraus, offensichtlich haben

Mháire: wir jetzt eine Invasion von riesigen Weltraumameisen und ich bin dafür,

Mháire: ich hatte es ja schon zitiert, I for one welcome our insect overloads.

Mháire: Der wird für mich niemals nicht lustig sein.

Mháire: Ich weiß, das ist vielleicht sehr individuell, Aber dementsprechend ist diese

Mháire: Folge, das ist die Folge 15 der Staffel 5.

Mháire: Für mich, denke ich, wird die Lieblingsfolge. Und ich glaube,

Mháire: wir haben beide durchaus den Effekt, dass wir wenig Lieblingssachen aus den

Mháire: aktuellen oder späteren Staffeln haben.

Mháire: Was sein weit verbreitetes Phänomen ist. Da kommt für mich Character Degradation rein.

Mháire: Wo wir schon drüber geredet haben, dass Homer anfängt als ein guter Typ,

Mháire: der seine eigenen Träume hat.

Mháire: Und Sachen ausprobiert. Und ja, er ist kleinlich und er ist gemein.

Mháire: Aber eigentlich will er schon das Richtige tun und für seine Familie da sein.

Mháire: Und er lernt auch durchaus mal Dinge.

Mháire: Aber inzwischen ist auch immer nur noch ein Idiot. Zumindest,

Mháire: wenn ich mal wieder was schaue.

Rahel: Und auch nicht nett. Der ist nie nett.

Mháire: Ja, er ist so richtig gemein geworden mittlerweile.

Rahel: Ja.

Mháire: Das ist seltsam. Deswegen würde ich fast zum Abschluss auch noch sagen,

Mháire: ich möchte eine Empfehlung aussprechen für Leute, die ein ähnliches Sehgefühl haben wollen.

Mháire: Und da ist meine klare Empfehlung, Bob's Burgers, das schon erwähnt wurde.

Mháire: Es konzentriert sich auf eine knapp bei Kasse seiende kleine Familie mit drei

Mháire: Kids, die alle etwas weird sind auf unterschiedliche Art und Weise,

Mháire: die aber liebevoll sind und sehr emotional war.

Mháire: Es hat auch die immer wieder anderen Gags im Vorspann.

Mháire: Es spielt in einem ege-maginären Ort, der aber mehrere verschiedene andere Orte als Vorbilder hat.

Mháire: Und es hat einen splienigen älteren Mann, dem die wichtigsten Dinge in der Stadt gehören.

Mháire: Zwar nicht als Gegenspieler, aber als Antagonist manchmal, den Mr. Fish-Oder.

Mháire: Und es hat Musical-Einlagen. Und teilweise eine extrem hohe Gag-Dichte.

Mháire: Und Whiplash, also du reißt den Kopf hin und her und kannst dich mithalten an

Mháire: Themen wechseln teilweise.

Mháire: Und den Vorteil, den es hat, ist, es ist neuer.

Mháire: Und hat eine sehr viel durchdachtere, liebevollere und nähere Einbindung von

Mháire: eben Themen wie marginalisierten Personen unterschiedlichster Ausrichtung.

Mháire: Also für mich ist das das neue Simpsons.

Rahel: Das bringt mich dazu, für Leute, die jetzt das Drumherum interessiert,

Rahel: hätte ich auch noch zwei Empfehlungen.

Rahel: Nämlich einmal ist das die eben schon erwähnte Dokumentation The Problem with

Rahel: Apu, wo eben dargelegt wird, wie die Simpsons lange Zeit die Repräsentation

Rahel: von People of Color gehandhabt haben, insbesondere eben von Apu.

Rahel: Die ja dann eben große Wellen geschlagen hat.

Rahel: Und es gibt auch noch eine sechsteilige Doku-Reihe mit dem Titel Inside the Simpsons.

Rahel: Die würde ich unter Vorbehalt empfehlen, weil es ist eine sehr amerikanische Doku-Serie.

Rahel: Mit sehr schnellen Schnitten, ein bisschen aufgeblasen alles und auch an einigen Stellen beschönigend.

Mháire: Alles ist auch dramatischer.

Rahel: Ja, aber man muss fairerweise sagen, die Serie gibt einen sehr spannenden Einblick

Rahel: wirklich in die Entstehungsgeschichte.

Rahel: Also auch gerade von den frühen Zeiten und wer eigentlich alles an Bord war

Rahel: und wie das dann wieder mit Fox zusammenhängt und die Gehälter,

Rahel: wie die sich entwickelt haben und wie darum gekämpft wurde.

Rahel: Viele Dinge, wo wir jetzt gar nicht die Zeit so hatten, die werden dann in dieser

Rahel: Dokureihe nochmal ganz gut, wenn auch eben typisch amerikanisch, dargelegt.

Mháire: Ich habe, glaube ich, für heute alles gesagt, was ich, ohne dass ich gänzlich

Mháire: in bizarre Themen abschweife oder bei ganz anderen Dingen lande,

Mháire: über die Simpsons sagen kann.

Mháire: Wenn es dir ähnlich geht, Rahel, lass uns unseren eigenen Abspann machen.

Mháire: Es verabschiedet sich die zu Galert zerfließende Mayri Stritte.

Rahel: Und die wie ein Lizard an der Wand klebende Rahel Schmitz.

Mháire: Vielen Dank. Es war eine launige Episode für mich und ein angenehmes Gespräch.

Mháire: Und ich hoffe, für euch als Zuhörende war es auch so.

Mháire: Wir hören uns demnächst hier bei Stay Forever in einer anderen Die Welt von Folge. Bis dann.

Rahel: Bis zum nächsten Mal.