Gespräche über alte Spiele
Mháire: Hallo Rahel, wir haben uns heute zusammengefunden, um über eine der einflussreichsten
Mháire: Serien der 90er und 2000er zu reden. Und ich freue mich schon sehr darauf, es wird gelb.
Rahel: Es wird sehr gelb. Hallo Mairi.
Mháire: Gelb, normalerweise eher so mittig-warnfarbe, aber zumindest wenn man Matt Groening
Mháire: glaubt, ist das die Hautfarbe des Durchschnitts Amerikaners.
Rahel: Ja, zusammen mit einigen anderen Sachen, die scheinbar den Durchschnitt Amerikaner
Rahel: ausmachen. Denn wir reden natürlich hier über die Simpsons, die alles andere
Rahel: als durchschnittlich und gewöhnlich sind.
Mháire: Gleichzeitig aber auch eine gewisse, fast heimelige Normalität für Leute darstellen.
Mháire: Unsere Aufgabe ist es heute aufzurollen, wo kommt das her, wie ist das entstanden,
Mháire: wie hat es sich entwickelt, welche Folgen hat es für die Popkultur und die Kultur generell gehabt.
Mháire: Und wir haben auch noch jemanden zu Gast, der aus der absolut tiefsten Fan-Perspektive
Mháire: reden kann, als Betreiber einer Fansite.
Mháire: Ich weiß nicht, ob Leute noch wissen, was das ist, weil es heutzutage nur noch Fan-Wikis gibt.
Rahel: Ich möchte an der Stelle ganz stolz anmerken, dass ich das nicht nur weiß,
Rahel: sondern ich bin sogar auch noch Teil von Foren und sowas.
Mháire: Oh, Fan-Foren, ja. Für unsere jüngere Zuhörerschaft, das ist wie Discord nur ein Langsam.
Rahel: Das hast du schön gesagt.
Mháire: Aber die Serie, über die wir heute reden, die Simpsons, ist auch aus einer Zeit.
Mháire: Als es noch Fanforen und Shrines und Fansites gab, die haben ihren Anfang Ende
Mháire: der 80er genommen und sind in die 90er gestartet.
Mháire: Und ich glaube, dort haben sie, da sind sich, denke ich, bis heute alle einig,
Mháire: auch ihre einflussreichste Zeit gehabt, die dann in den 2000ern nochmal ein
Mháire: großes Juhu hatte, was sie nicht daran hindert, bis heute zu existieren.
Rahel: Ich traue mich gar nicht, wie viele Folgen es inzwischen gibt oder wie viele
Rahel: Staffeln, weil mein Gefühl ist, Egal, wann diese Folge hier gehört wird,
Rahel: das wird immer veraltet sein, weil die Simpsons einfach ein totaler Selbstläufer sind.
Mháire: Also aktuell sind es 36 Staffeln und es sind fast 800 Episoden.
Mháire: Aber meines Wissens nach sind schon Verträge unterschrieben,
Mháire: dass sie bis 2028, 2029 noch weiterlaufen werden.
Rahel: Hammer, wow.
Mháire: Ja, ihr könnt in eurem Kopf updaten, für wann ihr diese Folge hört.
Mháire: Einfach immer nochmal. Ich glaube, 15 Stück werden aktuell immer bestellt für
Mháire: eine neue Staffel, also tatsächlich eine reduzierte Staffelgröße.
Mháire: Einfach draufschlagen.
Rahel: Ja, anders als viele andere, die Welt von folgen, haben wir hier erstmals eine
Rahel: bodenständige Realsatire.
Rahel: Also in den Simpsons haben wir den Blick auf die Gesellschaft,
Rahel: aber durch einen Zerspiegel. Das ist überspitzt, das ist verformt, skurril.
Rahel: Man erkennt aber alles.
Rahel: Und deswegen ist es eben irgendwo der amerikanische Durchschnittsbürger,
Rahel: aber irgendwo auch nicht.
Rahel: Und da würde mich jetzt mal interessieren, Mairi, was ist denn deine persönliche
Rahel: Verbindung zu den Simpsons? Hast du das früher geguckt?
Mháire: Heimlich teilweise. Also dazu muss man Folgendes sagen.
Mháire: Jedes Mal, wenn wir über irgendetwas mit Zeichentrick reden werden,
Mháire: das älter als 2004 ist, wird das Wort heimlich fallen.
Mháire: Oder so um 2000 rum, weil ich in einem Haushalt aufgewachsen bin,
Mháire: wo die Überzeugung vorherrschte, dass Zeichentrick Kinder dumm machte.
Mháire: Das hat mich nicht daran gehindert, durchaus welchen zu schauen,
Mháire: weil es einen uralten winzigen kleinen Fernseher im Gästezimmer im Keller gab
Mháire: und ich ein stilles Kind war und Leuten nicht aufgefallen ist,
Mháire: wenn ich mal eine Stunde verschwunden bin. Also, ich habe die Simpsons nicht von Anfang an geguckt.
Mháire: Viel von meinem Kontakt ist zu Beginn so Schulhof-Sekundär-Kontakt gewesen.
Mháire: Alle anderen haben die Simpsons geschaut und haben sie sich gegenseitig zitiert
Mháire: und das hat ganz, ganz viel einfach von dem Lebensgefühl der 90er geprägt.
Mháire: Und dann habe ich einzelne Sachen geschaut. Jetzt in der Vorbereitung für diese
Mháire: Folge ist mir aufgefallen, wie viel ich tatsächlich dann in Stückchen und Häppchen
Mháire: und hier mal eine Folge und da mal eine Folge über die Zeit hinweg dann geschaut hatte.
Mháire: Also ich habe so ein bisschen das für mich dann selber aufgearbeitet,
Mháire: überrascht, weil ich erst dran ging mit, oh, ich habe doch gar nicht so viel
Mháire: Ahnung davon und dann doch. Erstens, weil es irgendwo immer lief.
Rahel: Ja, ja.
Mháire: Zweitens, weil so viel davon in meinen Alltag einfach eingeflossen ist dadurch,
Mháire: dass Freunde in meinem Bekanntenkreis es ständig zitiert haben und es irgendwie
Mháire: auch in meinen eigenen Wortschatz teilweise übergegangen ist.
Mháire: Es ist wirklich bemerkenswert, wie das quasi heimlich sogar in meinen Zeichentrick
Mháire: fernes Jugendleben sich reingeschlichen hat durch seine Allgegenwärtigkeit. Und bei dir?
Rahel: Bei mir ist das ganz ähnlich. Ich habe die Serie, sagen wir mal,
Rahel: so halbheimlich geguckt.
Rahel: Nicht, weil das jetzt so unbedingt verboten gewesen wäre.
Rahel: Aber das Ding ist, ich habe halt sehr früh in meinem Computer schon eine TV-Karte gehabt.
Rahel: Und sagen wir mal, ich habe mehr Zeit mit dieser TV-Karte verbracht als mit Hausaufgaben.
Rahel: Und die Simpsons, genau wie du gesagt hast, das lief immer irgendwo.
Rahel: Und so gerade frisch, wenn ich von der Schule nach Hause gekommen bin,
Rahel: gab es dann meistens in der Wiederholung ein bis zwei Folgen.
Rahel: Und die habe ich mir sehr gerne angeguckt.
Rahel: Und ich habe so genau wie du auch festgestellt, ich dachte immer,
Rahel: ja, ich habe hier nur wieder ein paar Folgen geguckt.
Rahel: Nein, das waren ganz schön viele. Und auch sehr regelmäßig, die ich geguckt haben muss.
Rahel: Und da ist eben sehr viel dann auch hängen geblieben. Immer so einzelne Versatzstücke.
Rahel: Und natürlich dann auch so geflügelte Worte wie Nein oder Haha.
Rahel: Das hat mich schon sehr geprägt. Das ist mir dann aber erst in der Recherche aufgefallen.
Mháire: Ein Running Gag bei einem Freund mit mir war, dass immer, wenn es darum geht,
Mháire: wer irgendetwas besser kann, hat der seelenlose Stahlbolzen gewonnen.
Mháire: Eine von den wenigen wirklich guten Übersetzungen von einem Gag.
Mháire: Es ist nicht wegzudenken gewesen.
Rahel: Machen wir doch mal für die Leute, die wirklich noch nie auch nur eine einzige
Rahel: Folge gesehen haben, den kurzen Abriss, worum es in der Serie eigentlich geht.
Rahel: Also, Die Simpsons, das ist eine Comedy-Zeichentrick-Serie,
Rahel: die seit 1989 existiert und sie zeigt eben das Leben der amerikanischen Durchschnittsfamilie,
Rahel: Mittelklasse-Familie in der Kleinstadt Springfield.
Rahel: Die Familie besteht aus den Eltern, Homer und Marge. Und die haben ihre drei
Rahel: Kinder, Bart, Lisa und Maggie.
Rahel: Auch noch zwei Haustiere, da kommen wir bestimmt auch später noch zu.
Rahel: Und es ist vor allem einfach ein Feuerwerk an Gags innerhalb von Sekunden.
Rahel: Also das sind mal Wortwitze, dann ist es mal Slapstick. Und dann haben wir wieder
Rahel: beißende Gesellschaftskommentare, die aber sehr lustig untergebracht werden.
Mháire: Sehr, sehr viel auch rein visuelle Gags, wo nur dadurch, dass irgendwo ein Schild
Mháire: im Hintergrund hängt oder man, nachdem eine Aussage getroffen wurde,
Mháire: im Hintergrund sehen kann, was die Realität ist, zu der diese Aussage stimmt.
Mháire: Also eine Serie, die sich noch darauf verlässt, dass man hinschaut und die dann
Mháire: tatsächlich teilweise verliert, wenn sie die Folgen, die noch nicht in Full
Mháire: HD und in 16 zu 9 produziert wurden, das kam erst irgendwann mit der Zeit, logischerweise,
Mháire: dass da dann Teile abgeschnitten werden in neueren Visionen,
Mháire: wo dann teilweise der visuelle Gag kaputt geht oder wegfällt.
Mháire: Und die Simpsons sind auch bekannt. und das ist sehr viel von dem Humor,
Mháire: wenn auch definitiv nicht der stärkste von.
Mháire: Charakter sagt A, Smashcut zu B und B ist das Gegenteil von A.
Mháire: Es gibt unglaublich viele von nur ein absoluter Idiot würde das machen,
Mháire: dreht sich um, tut genau das, was nur ein absoluter Idiot machen würde.
Mháire: Das hat sich auch ein bisschen durchgesetzt als das ist der Simpsons Humor,
Mháire: was gerade der früheren Serie sehr unrecht tut.
Mháire: Da ist es nur eine Kategorie von vielen verschiedenen Gagsorten.
Rahel: So eine typische Folge ist ungefähr 20 Minuten lang, die wird dann mit Werbung
Rahel: eben auf 30 Minuten gestreckt und werbebedingt, das hat jetzt ein bisschen was
Rahel: mit dem amerikanischen Fernsehsystem zu tun,
Rahel: besteht die durchschnittliche Folge immer aus drei Akten, das heißt wir haben
Rahel: ganz klassisch Anfang, Mittel und Ende, das ist also erstmal sehr formelhaft.
Rahel: Wenn wir uns dann angucken, was steckt denn in den Folgen drin,
Rahel: dann bleibt das formelhaft.
Rahel: Also wir haben üblicherweise zwei größere Handlungsstränge, den A-Plot und den B-Plot.
Rahel: Mindestens einer dieser beiden bezieht sich auf einen Mitglied der Simpsons-Familie.
Rahel: Und meistens ist der B-Plot nicht ganz so wichtig, sondern da werden dann die
Rahel: Nebencharaktere mehr in den Vordergrund gerückt.
Rahel: Das kann aber häufig den A-Plot unterfüttern.
Rahel: Und beide zusammen sind dann so, ich nenne es jetzt mal das Simpsons-Rezept,
Rahel: wo wirklich die Simpsons-Familie in den Vordergrund gerückt wird,
Rahel: zusammen mit dieser verrückten Kleinstadt Springfield, die eben vor allem durch
Rahel: ihre Nebencharaktere lebt.
Mháire: Und es gibt auch noch eine Sache, die erzählerisch gerade für die besten Folgen
Mháire: mit typisch ist, dass es mit einer Situation anfängt, die dann eine absolut
Mháire: bizarre Wendung zu einem gänzlich anderen Thema macht. Oder das sogar mehrfach.
Rahel: Ja.
Mháire: Ja, dass es damit anfängt, dass das Haustier der Klasse von Bart gestorben ist.
Mháire: Das muss begraben werden, dabei stößt man auf Öl. Das Öl bedeutet,
Mháire: dass es viel Geld gibt, das Geld muss für irgendwas ausgegeben werden und auf
Mháire: einmal geht es darum, dass man eine Monorail anschafft.
Mháire: Also diese sehr weiten und teils bizarren Gedankensprünge zwischen sehr unterschiedlichen
Mháire: Storylines, die dann aber am Ende alle von A nach B führen und einem während
Mháire: man das schaut auch logisch vorkommen irgendwie. Das ist auch typisch.
Rahel: Ja, aber wenn du es gerade so erzählst, das klingt schon so ein bisschen nach
Rahel: dem Schmetterlingseffekt.
Mháire: Ja. Tote Hamster. Leonard Nimoy erzählt etwas davon, dass die Hybris des Menschen
Mháire: ihr zu Fall bringen wird.
Mháire: Dazwischen sind mehrere Schritte, aber es ergibt alles Sinn.
Rahel: Das ist seit 1989 eben ein sehr simples Rezept und ein voller Erfolg.
Rahel: Und natürlich haben die Simpsons auch unzählige Auskopplungen bekommen.
Rahel: Wir haben 2007 den Simpsons-Film, der ikonischerweise auch einfach nur der Simpsons-Film heißt.
Rahel: Wir haben Theme-Park-Attraktionen, wir haben Comics, wir haben zahlreiche Nachahmer-Serien.
Rahel: Also die Serie hat wirklich sehr große Fußspuren in der westlichen Popkultur hinterlassen.
Rahel: Und natürlich gibt es auch zahlreiche Videospiele, wovon die meisten eher arcade-ig sind.
Rahel: Was ich sehr spannend finde, ich habe mir die jetzt für die Recherche noch mal
Rahel: so ein bisschen zu Gemüte geführt. Von den Spielen, die wir heute als,
Rahel: ich sag mal vorsichtig, gut bewerten würden, die haben meistens denselben Kern wie die Serie.
Rahel: Nämlich, dass eben auch da wieder die Simpsons-Familie und Springfield in den
Rahel: Vordergrund gestellt wird. Dass wir Springfield beispielsweise erkunden könnten.
Rahel: Also, das ist ja auch die Prämisse vom GTA-ähnlichen Hit and Run.
Rahel: Das ist chaotisch, es ist witzig, es ist actionreich und im Zentrum von all
Rahel: dem steht eben die Simpsons-Familie und die Stadt.
Mháire: Ich mag aber, wie deutlich man die Airquotes, die Anführungszeichen,
Mháire: als gut bezeichnen würde, gehört hat.
Rahel: Ja, ich finde das immer sehr schwierig, da so Werten zu sprechen,
Rahel: weil ich in meinem idealistischen Herz gehe immer davon aus,
Rahel: dass alle Leute sich für alles immer Mühe gegeben haben. Ja.
Rahel: Aber das ist eben nicht bei allen Spielen gleich gut geglückt.
Rahel: Na gut, schauen wir uns doch mal an, was die Welt so ausmacht.
Rahel: Und ich würde sagen, wenn die Serie schon Die Simpsons heißt,
Rahel: dann sollten wir auch mit den Simpsons anfangen.
Mháire: Oh ja. Wollen wir sie abwechselnd vorstellen? Und möchtest du anfangen oder
Mháire: möchtest du das Sandwich übernehmen
Mháire: mit den beiden sehr coolen weiblichen Figuren, die reden können?
Rahel: Das war jetzt aber schon so ein bisschen eine kleine Kritik für später.
Mháire: Leicht wertend.
Rahel: Wir können das gerne abwechselnd machen. Aber vorher vielleicht noch ein ganz
Rahel: kurzer Take zum Namen, die Simpsons.
Rahel: Das ist eine Anspielung auf das Wort Simpleton, also wie Einfallspinsel.
Rahel: Und tatsächlich verkörpern alle Mitglieder der Familie unterschiedliche Klischees.
Rahel: Die sind häufig flach oder eben einfältig, aber immer auch liebenswürdig.
Rahel: Was aus heutiger Sicht natürlich besonders beeindruckend ist,
Rahel: ist, dass die Simpsons ein Single-Income-Three-Kids-Haushalt sind.
Mháire: Ja, das ist etwas überholt inzwischen. Aber ja, nur ein Elternteil arbeitet, drei Kids.
Mháire: Obwohl es tatsächlich sehr früh schon durchaus Thema ist, dass die Tatsache,
Mháire: dass es drei Kinder sind, die Finanzen schon stark belastet hat.
Mháire: Aber es ist noch möglich.
Mháire: Ein eigenes Haus, ein Auto, zwei Autos sogar.
Mháire: Und offensichtlich auch durchaus Hobbys und genügend Spielzeug,
Mháire: Konsolen, Actionfiguren und sonst was für die Kids, dass sie glücklich sind.
Mháire: Naja, soweit sie glücklich sein können.
Rahel: Zwei Haustiere.
Mháire: Zwei Haustiere.
Rahel: Zwei Haustiere.
Mháire: Gut, den Hund kriegen sie umsonst, aber das stimmt.
Rahel: Tierarztkosten.
Mháire: Was für Tierarztkosten, der arme Hund, was mit dem alles passiert. Das ist bedrückend.
Mháire: Das sind unsere Fünfe. Und ich finde es schön, wie du gesagt hast,
Mháire: dass sie alle eine andere Art und Weise davon verkörpern, ein bisschen einfältig
Mháire: zu sein. Denn das heißt ja nicht, dass sie nicht schlau sind.
Mháire: Also sie haben jeweils eine vollkommen andere Art von Schleue,
Mháire: die sehr unterschiedlich funktioniert.
Mháire: Von Bauernschleue über ein bisschen Hinterfotzigkeit, Seit emotionale Schleue
Mháire: bis hin zu der klaren akademischen Schleue von Lisa.
Mháire: Also, möchtest du mit der Bauernschleue von Homer anfangen?
Rahel: Genau, Homer Simpson, der Familienvater und ich nenne ihn jetzt mal Patriarch.
Rahel: Also, wichtig zu wissen, die Charaktere behalten ja in fast allen Folgen auch
Rahel: immer ihre Outfits bei, außer sie fahren mal in Urlaub.
Rahel: Das heißt, die sind auch alle sehr gut zu erkennen. Homer, leicht untersetzt,
Rahel: weißes Hemd, blaue Hose, zwei Haare auf dem Kopf und hier eins über dem Ohr.
Rahel: Scheinbar war das übrigens im Zeichenprozess sehr wichtig, dass die Animateure
Rahel: alle lernen mussten, wie man die Haare von den Simpsons gleichbleibend zeichnet,
Rahel: damit das eben mehrere Leute reproduzieren konnten, den Simpsons-Look.
Rahel: Und dabei waren auch diese insgesamt vier Haare von Homer sehr wichtig.
Rahel: Also, wir verbinden Homer mit so Dingen wie, er guckt gerne Fernsehen,
Rahel: er isst sehr gerne Fastfood, trinkt zu viel Bier, er legt wenig Wert auf Bildung oder Kultur.
Rahel: Er ist auch sehr kindisch und faul, aber er ist im Herzen schon ein guter Mann,
Rahel: der seine Familie liebt und er hat eben, wie du es so schön genannt hast, eine Bauernschleue.
Rahel: Also man hat viele Folgen, wo Homer, naja, ich sag mal so, für sich kleinere
Rahel: Vorteile doch sichern kann.
Rahel: Das geht auch häufig in die Hose, aber man kann jetzt nicht sagen,
Rahel: dass Homer wirklich dumm wäre.
Rahel: Was natürlich ein bisschen unpassend ist, ist, dass er ohne jegliche Kompetenzen
Rahel: als Sicherheitsbeauftragter in einem Kernkraftwerk arbeitet.
Rahel: Das ist jetzt ein bisschen unpassend, aber gut.
Mháire: Findest du für die Welt, finde ich es sehr passend, in der wir uns da bewegen.
Rahel: Ja.
Mháire: Aber es ist ja auch ein Running Gag, dass Homer Dutzende verschiedener anderer Jobs ausprobiert.
Mháire: Glücklich ist er wirklich nur, wenn er etwas anderes macht als seinen Job im
Mháire: Kernkraftwerk, wo er nur darauf wartet, dass er wieder nach Hause gehen kann.
Mháire: Und zwischendurch mit seinen Kumpels, die da auch arbeiten, Donuts oder andere
Mháire: Sachen in sich reinstopft.
Mháire: Wenn er einen Schneepflug fahren kann, wenn er in der Bowlingbahn arbeitet,
Mháire: Er wird zwischendurch auch Zugführer und andere Dinge, für die er eigentlich
Mháire: überhaupt nicht geeignet ist.
Mháire: Aber irgendwie funktioniert es immer. Größtenteils aufgrund der Tatsache,
Mháire: dass andere Leute auf böshafte Art und Weise noch unfähiger sind als er.
Mháire: Marge ist die Familienmutter. Sie ist genauso wie Homer, immer gleich angezogen.
Mháire: Es sei denn, es gibt eine absolute Ausnahme oder es gibt ein Gag,
Mháire: dass ihr Haar ausnahmsweise anders ist.
Mháire: Denn das ist das Auffälligste an ihr. Sie hat einen gigantischen,
Mháire: lockigen Beehive, der noch mal mindestens halb so groß ist wie die Figur selber.
Mháire: Sie trägt immer das gleiche grüne, trägerlose Kleid. Sie hat immer,
Mháire: ich meine stylisch, sie hat immer eine Perlenkette und Pumps an.
Mháire: Und sie ist diejenige, die sich um die Kids kümmert.
Mháire: Das Baby Maggie ist eigentlich fast immer bei ihr auf dem Arm,
Mháire: wenn sie unterwegs sind.
Mháire: Sie hat eine ausgesprochen ungewöhnliche Stimme. Sie klingt so,
Mháire: als hätte sie die letzten 30
Mháire: Jahre eigentlich nur mit Rauchen und Whisky verbracht. Also Marge ist...
Mháire: Hau mich, hau mich.
Mháire: Respekt vor allen Leuten, die es verkörpert haben. Im Deutschen mehr als im
Mháire: Englischen logischerweise.
Mháire: Und sie arbeitet meistens nicht. Es gibt aber Folgen, wo es darum geht,
Mháire: dass sie schon gerne was Eigenes hätte und was Eigenes machen würde.
Mháire: Und sie ist das emotionale und auch das moralische Zentrum der Familie.
Mháire: Sie holt die anderen immer wieder zurück in die Realität, wenn sie sich gänzlich
Mháire: in irgendwelchem Unsinn verlieren.
Mháire: Und sie ist auch diejenige, die zwar nicht sofort an die Decke geht,
Mháire: wenn sie Ungerechtigkeit sieht,
Mháire: sondern die erstmal einen Moment dasteht, aus dem Fenster schaut und macht,
Mháire: Aber dann aus dieser Unzufriedenheit Konsequenzen zieht und auch schon mal Protestmärsche
Mháire: lostritt oder irgendwelche Vereine gründet oder sonst irgendetwas.
Mháire: Also ein ungewöhnlicher Charakter für heute insofern, als dass sie sehr viele
Mháire: von diesen traditionellen weiblichen Werten der amerikanischen Kernfamilie mehr
Mháire: oder weniger manifestiert, aber kontinuierlich auch daraus ausbricht.
Rahel: Ja, sie ist auf der einen Seite dieser Hausfrauen- und Mutterstereotyp,
Rahel: wie man eben aus vielen Sitcoms kennt, aber sie wächst an vielen Stellen drüber hinaus.
Rahel: Was ich auch noch ganz lustig finde, ist, dass sie an vielen Stellen aber auch sehr zynisch ist.
Mháire: Ja. Und man hat nie die Dynamik, die ganz viele andere von diesen Sitcom-Pärchen
Mháire: haben, mit einem, in Anführungsstrichen, Idioten als Ehemann und dann der straight-faced Ehefrau,
Mháire: die ordentlich ist und sich immer um alles kümmert und ihren kindischen Ehemann
Mháire: mehr oder weniger wie ein weiteres Kind behandelt und aushalten muss.
Mháire: Es geht selten darum, dass Marge tatsächlich Hausarbeit-Dinge macht.
Mháire: Nur ganz, ganz wenige Fälle, in denen ich mich überhaupt daran erinnere, dass es darum geht.
Mháire: Das ist nicht der Kern ihres Charakters. Es wird nicht wirklich darüber geredet,
Mháire: dass sie die Hausfrau ist und Mutter, weil wenn sie eine Storyline hat,
Mháire: dreht es sich eigentlich immer darum, dass sie etwas tut, was eben nichts damit zu tun hat.
Rahel: Bart ist der älteste Sohn von den beiden.
Rahel: Blaue Hose, blaue Sneaker, ein orangenes Hemd und eine Zeckenfrisur. Bart ist zehn Jahre alt.
Rahel: Immer. Es gibt eine ganze Folge, die sich nur darum dreht, dass Bart seinen 11.
Rahel: Geburtstag feiert und er gar nicht so recht weiß, was er jetzt tun soll,
Rahel: weil er war doch immer 10 Jahre alt.
Rahel: Das ist so ein kleiner, winziger Running Gag, der sich darauf bezieht,
Rahel: dass die Simpsons immer zur gleichen Zeit spielen, aber gleichzeitig auch mit der Zeit gehen müssen.
Rahel: Also inzwischen in den Folgen gibt es dann auch so Dinge wie Smartphones,
Rahel: was natürlich schwierig ist, wenn man dann Charaktere hat, die scheinbar nicht altern.
Rahel: Bart spielt sehr gerne Streiche.
Rahel: Also beispielsweise berühmt sind seine Telefonstreiche bei der lokalen Bar, also Monster Werner.
Rahel: Berühmt sind auch die Kreidesprüche aus dem Intro der Serie,
Rahel: wo er immer einen Strafspruch aufgegeben kriegt, der er an die Tafel schreiben
Rahel: muss. Und der Spruch an sich ist schon sehr lustig.
Rahel: Er skateboardet sehr gerne, er schaut auch sehr gerne Fernsehen.
Rahel: Er ist beispielsweise großer Fan der Crusty the Clown Show und insbesondere
Rahel: deren Segment Itchy and Scratchy.
Mháire: Entschuldigung, hast du auch den Effekt, dass du sofort den Jingle im Kopf hörst?
Rahel: Sofort.
Mháire: The itchy and scritchy show. Ja, Entschuldigung.
Rahel: In den ersten Staffeln ist Bart noch eigentlich der Protagonist oder sagen wir
Rahel: mal der Focalizer der Show, also so ein bisschen der Ankerpunkt.
Rahel: Das hat sich im Laufe der Zeit dann immer weiter in Richtung von Homer verschoben.
Rahel: Aber so am Anfang war Bart wirklich der zentrale Charakter.
Rahel: Und von ihm kommen dann auch so berühmte Aussprüche wie Aikadamba oder friss meine Hose, auch immer.
Rahel: Sehr beliebt auf dem Schulpausenhof, wie ich sagen darf.
Mháire: Und natürlich die alternative Version von Weihnachtsjingles,
Mháire: Batman smells Robin, laid an egg.
Mháire: Die deutsche Version weiß ich gerade gar nicht mehr auswendig.
Mháire: Was zu meiner großen Verblüffung direkt in der ersten Folge ist.
Mháire: Okay, eine der ikonischsten Sachen passiert innerhalb von fünf Minuten der ersten Folge.
Mháire: Lisa ist acht Jahre alt. Immer.
Mháire: Auch wenn es durchaus Continuity gibt und sich andere Charaktere rings um die
Mháire: Simpsons verändern, nicht älter werden, aber verändern und ihre Lebensumstände sich verändern.
Mháire: Niemand hier altert und niemand trägt jemals was anderes.
Mháire: Lisa trägt ein trägerloses Kleid. Das scheint genetisch zu sein,
Mháire: Mutter, Tochter. Nur, dass es bei ihr ein rotes Kleid ist.
Mháire: Aber sie hat auch eine Perlenkette, auch genetisch.
Mháire: Und sie hat eine sternförmige Frisur. Sie sieht immer aus wie so eine kleine
Mháire: Sternschnuppe, die durch die Gegend läuft.
Mháire: Und Lisa ist die linksliberale Intellektuelle ihrer Familie,
Mháire: obwohl sie erst acht ist.
Mháire: Einer ihrer Running Gags ist, dass Leute sie wie ein Kind behandeln und sie
Mháire: dann ein Kurz-Essay von sich gibt, das erstens mit tiefen philosophischen Überlegungen
Mháire: und zweitens wissenschaftlichen Fakten und drittens langen Worten gespickt ist,
Mháire: was dann viele Leute relativ ratlos zurücklässt.
Mháire: Sie fasst schon aufdringlich alle die Dinge, die wir mit linksliberale Intellektuelle
Mháire: denkenden Menschen verbinden. Sie ist für Klimaschutz und das war schon sehr
Mháire: früh. Sie vertritt feministische Standpunkte.
Mháire: Sie wird tatsächlich Vegetarierin und bleibt das auch, wirklich konsequent.
Mháire: Und sie ist diejenige, die sich immer mit wichtigen Fakten beschäftigt,
Mháire: die Dinge zitieren kann und das auch tut.
Mháire: Auch sehr schön, sie zitiert irgendwie ein passendes Gedicht zu einer Situation.
Mháire: Alle gucken, sie fragen dann, dann sie, Yay, Dad, go.
Mháire: Oh, also sie ist eine 35-jährige Uniprofessorin,
Mháire: gerade eben berufen auf einen neuen Job, aber im Körper einer Achtjährigen steckend
Mháire: und muss sich daran anpassen an das, was von ihr erwartet wird,
Mháire: begehrt dagegen aber auch oft auf.
Mháire: Sie ist dafür aber häufig emotional nicht sehr schlau.
Mháire: Sie kann häufig tiefer liegende, emotional komplexere Dinge nicht so klar sehen
Mháire: und übernimmt sich oft oder ist bissig in Situationen, wo es vielleicht gar nicht nötig wäre.
Mháire: Also sie ist auch immer so ein bisschen dieses, wenn du zu sehr nur in eine
Mháire: Richtung schaust, hast du Scheuklappen auf.
Rahel: Sie ist auch ganz schön intolerant anderen gegenüber, die ihre progressiven
Rahel: Meinungen nicht teilen.
Mháire: Ja.
Rahel: Es ist schon ein würziger Charakter, sagt es mal so.
Rahel: Damit haben wir aber auch schon die weiblichen Sprechrollen in den Hauptfiguren durch.
Rahel: Und wir kommen zu Maggie, dem jüngsten der drei Kinder.
Rahel: Denn Maggie ist im Grunde genommen noch ein Baby. Begleitet mit einem blauen
Rahel: Mischmarsch aus Strampelanzug und Schlafsack.
Rahel: Hat auch so ein passendes blaues Schleifchen im Zackenhaar, sieht also Lisa
Rahel: sehr ähnlich, auch mit diesem Sternschnuppen-Look.
Rahel: Und sie trägt einen roten Schnulli, denn sie ist noch zu klein zum Reden.
Rahel: Das heißt, sie kommuniziert eher mit Schnullersauggeräuschen,
Rahel: die aber ein echt ikonisches Geräusch in der Serie geworden sind.
Rahel: Einigen wenigen Folgen kann Maggie dann doch sprechen.
Rahel: Das sind entweder Folgen, die in so eine alternative Zukunft blicken oder eben,
Rahel: wo es dann um erste Worte geht.
Rahel: Und was ich total spannend fand, ist, dass in diesen Ausnahmefällen Maggie Simpson
Rahel: häufig von überraschend berühmten Leuten gesprochen wird.
Rahel: Also das übernehmen mal die regulären Synchronsprecherinnen von Lisa und Barth,
Rahel: also Yadley Smith und Nancy Cartwright. Aber dann haben wir auch auf einmal
Rahel: Leute wie Elizabeth Taylor und Jodie Foster.
Rahel: Also diese Leute haben alle schon Maggie Simpson gesprochen.
Mháire: Und es ist irgendwo ab einem Zeitpunkt dann ja auch ein Geben und Nehmen von,
Mháire: oh, Jodie Foster hat Maggie Simpson gesprochen oder andersrum,
Mháire: Jodie Foster durfte Maggie Simpson sprechen.
Rahel: Elizabeth Taylor hat übrigens, es ging um ein einziges Wort,
Rahel: das erste Wort, was Maggie je gesprochen hat. und sie hat sehr,
Rahel: sehr viele Takes dafür gebraucht, bis die Produzenten zufrieden waren.
Rahel: Also, muss man auch erstmal schaffen.
Mháire: Was war das erste Wort?
Rahel: Maggie scheint ähnlich wie Lisa auch sehr intelligent zu sein,
Rahel: eventuell sogar noch intelligenter.
Rahel: Das merkt nur niemand, zumindest von den Simpsons-Mitgliedern.
Rahel: Also sie hat beispielsweise schon die einsteinische Formel E gleich MC Quadrat
Rahel: mit Bauklötzen niedergeschrieben.
Rahel: Sie hat auch schon Lisa Saxophon gespielt.
Rahel: Also das ist auch eindeutig ein Charakter, die sehr viel in die Brainpower gesteckt hat.
Mháire: Das scheint eher in der weiblichen Linie zu liegen. Ich habe dann die Ehre,
Mháire: den Familienhund einzubringen in dieser Aufzählung. Austiere gehören nämlich zur Familie.
Rahel: Genau.
Mháire: Ich glaube, da sind wir uns einig. Der Familienhund heißt Knecht Ruprecht,
Mháire: beziehungsweise im Original Santa's Little Helper.
Mháire: Und ist ursprünglich ein Rennhund, auf den Homer sein letztes Geld setzt,
Mháire: In der Hoffnung, dafür genügend Kohle zu bekommen, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Mháire: Schon bizarr genug. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe die erste Folge jetzt nochmal geschaut.
Mháire: Und es erinnert mich an einen anderen Weihnachtsklassiker, an National Lapoon's Christmas Holiday.
Mháire: Wo auch es ständig darum geht, dass das Weihnachtsgeld oder in der damaligen
Mháire: Übersetzung die Weihnachtsgratifikation ausfällt.
Mháire: Und wir haben das geschaut. Also ich habe das mit meinem Mann nochmal geschaut,
Mháire: jetzt eine ganze Reihe von ikonischen Folgen als Vorbereitung.
Mháire: Und wir so, haha, Weihnachtsgratifikation. Und dann sagen sie es tatsächlich
Mháire: auch in den Simpsons. Einmal ist nicht von Weihnachtsgeld die Rede,
Mháire: sondern von Weihnachtsgratifikation.
Mháire: Also da war jemand, zumindest zu dem Zeitpunkt, ausreichend belesen in der Popkultur,
Mháire: um das richtig zu machen. Sagen wir so, Knecht Ruprecht ist kein guter Rennhund.
Mháire: Also der Gag ist, dass sie sagen, wir warten zumindest, bis unser Hund noch
Mháire: durch das Ziel kommt. Und dann sitzen sie da mehrere Sekunden.
Mháire: Nee, doch nicht. Aber nachdem er dann rausgeschmissen wird, adoptieren sie ihn
Mháire: direkt und dann ist es ihr Familienhund, Knecht Ruprecht.
Mháire: Der hat dann auch noch ein sehr bewegtes Leben, wechselt auch noch ein paar Mal die Jobs.
Mháire: Fast ein bisschen wie Homer, für zwischendurch auch mal ein Wachhund,
Mháire: aber ist immer dabei und ist immer erbärmlich.
Mháire: Mir war früher, als ich jünger war, nicht klar, dass das ein Windhund,
Mháire: ein Greyhound sein soll.
Mháire: Und ich dachte, was stimmt mit diesem Hund nicht? Der sieht aber aus,
Mháire: als würde er verhungern, weil er gezeichnet wird, dass man so drei von seinen Rippen sehen kann.
Mháire: Aber das ist einfach eine Andeutung darauf, dass er eben diese sehr dünne,
Mháire: langgezogene Windhundrasse ist.
Rahel: Ich finde die Story, wie die Simpsons ihren Familienhund kriegen,
Rahel: das ist auch schon wieder ein sehr lustiger Gag und gleichzeitig sehr gute Charakterisierung.
Rahel: Also wir erfahren...
Rahel: Homer braucht Weihnachtsgeld. Also ist seine Idee, klar, ich gehe zum Hunderennen
Rahel: und weil ich so ein guter Papa bin, nehme ich auch noch meinen Sohn mit zum
Rahel: Hunderennen, wo wir Geld wetten werden.
Rahel: Aber sie adoptieren dann eben einen Hund, der soeben auf die Straße gesetzt
Rahel: wurde. Also irgendwie ist es auch wieder ganz liebenswürdig.
Mháire: Ja, diese Leute machen Hanebüchen und dumme Dinge, aber im Kern sind sie eigentlich
Mháire: okay. Zumindest ist das, wie sie anfangen.
Mháire: Wir werden wahrscheinlich später noch ein bisschen über Character Degradation
Mháire: möglicherweise reden, was so ein Phänomen ist, wenn ein Charakter auf Dauer
Mháire: sehr, sehr bekannt ist und vor allen Dingen popkulturell sehr bekannt ist,
Mháire: viele von den quintessiziellen Teilen fast wieder wegfallen,
Mháire: weil sie zu einer Parodie ihrer selbst werden.
Rahel: Damit darf ich die Katze machen. Ja, Snowball, die Familienkatze.
Rahel: Beziehungsweise eigentlich ja mit vollem Namen Snowball 2.
Rahel: Das ist die fünfte Familienkatze der Simpsons mit dem Namen Snowball?
Mháire: Ja, das tut mir leid. Der Gag ist so doof, aber er funktioniert für mich.
Rahel: Ja, den vorherigen Katzen ist allesamt nichts Gutes passiert.
Rahel: Also die sind entweder Autos oder Fenstersprüngen oder ähnlichen tragischen
Rahel: Umständen zum Opfer gefallen.
Rahel: Und scheinbar ist die Familie aber dem Katzennamen Snowball sehr treu.
Mháire: Ja, vor allen Dingen ist es eine schwarze Katze namens Snowball.
Mháire: Gut, die Art von Schnee würde ich mir nicht ins Haus holen.
Rahel: Ja, damit haben wir die Kernfamilie samt Kind und Kegel wortwörtlich.
Mháire: Oh, warte, Moment mal.
Rahel: Oh, oh, sorry.
Mháire: Das Sprichwort Kind und Kegel bezieht sich auf Kind ist eheliches Kind und Kegel
Mháire: ist außereheliches Kind.
Rahel: Ja, das stimmt. Warte mal.
Mháire: Ich glaube, Bart, Lisa und Maggie sind alle treu und brav im Ehebett gezeugt worden.
Mháire: Beziehungsweise übrigens, das ist auch etwas, was mich rückblickend verblüfft
Mháire: hat, als ich jetzt wieder viel aus den frühen Staffeln geschaut habe,
Mháire: wie viel Sexy Times March at Home haben und wie selbstverständlich das Teil
Mháire: einer ja durchaus für jüngere Zuschauer eine gedachte Serie ist.
Rahel: Das stimmt, ja.
Mháire: Ich weiß nicht, ob man das heute noch machen würde. Aber ich fand es irgendwie
Mháire: fast erfrischend, so eine Zeitreise.
Rahel: Ja, guter Punkt. Muss ich darüber nachdenken, ob man das heute so machen würde.
Rahel: Auf jeden Fall in den 90ern war das, glaube ich, auch schon eine aufregende Sache.
Rahel: Auch mit der Selbstverständlichkeit, wie es gehandhabt wurde.
Mháire: Und auch mit der Selbstverständlichkeit, dass eine Figur, die als so dick und
Mháire: haarlos und dumm dargestellt wurde wie Homer Simpson,
Mháire: er in den Augen von Marge aber sexiest man alive ist und nicht auf eine haha Art und Weise,
Mháire: sondern nicht wirklich auf eine anrührende süße Art und Weise,
Mháire: dass die beiden auch mit drei Kindern und mit einem Job, den er hasst und kontinuierlichen
Mháire: Problemen echt immer noch aufeinander stehen und auch immer noch ineinander
Mháire: verknallt sind, ist irgendwie niedlich.
Rahel: Kommen wir mal zu den Nebenfiguren. Also das Ganze drumherum,
Rahel: denn ich finde, das sind eigentlich die Aspekte, von denen die Stadt Springfield lebt.
Rahel: Also wir haben wiedererkennbare Figuren, die Springfield-Leben einhauchen,
Rahel: die aber gleichzeitig auch sehr wichtige Funktionen erfüllen.
Rahel: Also im Grunde genommen sind die Nebenfiguren in meinen Augen alles Metaphern,
Rahel: um mal ein Beispiel zu nennen. Die Welt der Schule.
Rahel: Da haben wir dann so Nebencharaktere wie den Schulleiter Simon Skinner,
Rahel: der so der typische Bürokrat ist und der irgendwie versucht,
Rahel: die abgeranzte Schule und demotivierten LehrerInnen zusammenzuhalten.
Rahel: Der versucht auch häufig, Lisa als Vorzeigeschülerin auszunutzen,
Rahel: weil Lisa ist ja so eine intelligente Schülerin und da kann man vielleicht dann
Rahel: doch noch bei irgendwelchen Wettbewerben oder Wettkämpfen mit Punkten, was nie so ganz klappt.
Rahel: Und gleichzeitig wohnt Skinner aber selbst noch bei seiner Mutter,
Rahel: kann sich auch überhaupt nicht gegen sie durchsetzen.
Rahel: Der ist also selbst irgendwo so ein hilfloses, unselbstständiges Kind.
Rahel: Genau.
Mháire: Simo! Ach, die Furcht.
Rahel: Und wenn man sich dann anguckt, wer denn so zu seinen MitarbeiterInnen gehört,
Rahel: dann haben wir da beispielsweise die Lehrerin Edna Krababbel,
Rahel: inzwischen verstorben.
Rahel: Die eine ziemlich schlechte Lehrerin ist, die sich auch überhaupt nicht für
Rahel: ihre Schützlinge interessiert. Wir haben die Lehrerin Elizabeth Hoover,
Rahel: die völlig zermürbt ist vom Schulsystem, die einfach zu viel Alkohol trinkt
Rahel: und raucht und permanent gestresst ist.
Rahel: Und so alles zusammen sind diese Charaktere alles, was mit dem Schulsystem falsch läuft.
Rahel: Also wir haben keine Ressourcen für die Bildung, wir haben schlechtes und oder
Rahel: überfordertes Lehrpersonal und das wird durch so wenige Figuren wirklich auf den Punkt gebracht.
Mháire: Und wir haben drumherum dann noch ein paar ergänzende Charaktere,
Mháire: wo ich sagen muss, dass als Jugendliche ich teilweise den Sinn oder den Gag
Mháire: oder die Selbstverständlichkeit hinter denen gar nicht so richtig verstanden
Mháire: habe, weil sie entweder in der Übersetzung teils verloren gegangen sind oder
Mháire: einfach sehr amerikanisch sind,
Mháire: wie den unglaublich schottischen Hausmeister Willy.
Mháire: Der schottischste Schotte, der je geschottet hat. Also ich habe jetzt in der
Mháire: englischen Version, in der deutschen Version vergleichend geschaut, ein paar Sachen.
Mháire: Und er ist ja immer gleich, ich kann das gar nicht nachmachen.
Mháire: Rothaarig, Kild, Dudelsack, alles das volle Programm, was dazu gehört.
Mháire: Ein sehr emotionaler Mann, sowohl schnell wütend als auch schnell am Wasser gebaut.
Mháire: Also ein Mann der vollen Extreme, der als Hausmeister arbeitet und alle unangenehmen Dinge erledigt.
Mháire: Und den Busfahrer Otto.
Mháire: Ich meine, ich bin Bus-Schulkind gewesen, aber wir haben ja ein anderes System
Mháire: in Deutschland. Wir haben nicht
Mháire: den gelben Schulbus, wo immer derselbe Typ die Kids zur Schule fährt.
Mháire: Dass das irgendwie so ein selbstverständlicher Teil des Umfeldes ist, war weird für mich.
Mháire: Und ich habe auch nicht verstanden, dass wir ziemlich eindeutig in den Kiffer sein sollten.
Rahel: Ja, das hat bei mir vielleicht auch ein, zwei Jahre gedauert,
Rahel: bis ich das verstanden habe.
Mháire: Dies sind die Leute, mit denen Jugendliche und Kinder umgeben sind.
Mháire: Es sind alles keine schlechten Leute, aber es sind alles auch nicht wirklich Vorbilder.
Mháire: Also es geht weiter über das Kollegium hinaus, was die möglicherweise Kritik
Mháire: an der Art und Weise, wie Kids Bildung erfahren und Gemeinschaft erfahren.
Rahel: Wir haben im Grunde genommen ein ganz ähnliches Konstrukt auch beim Thema Arbeit.
Rahel: Da steht bei den Simpsons eben das Kernkraftwerk in Springfield immer im Vordergrund.
Rahel: Das gehört Charles Montgomery Burns, besser bekannt auch als Mr. Burns.
Rahel: Und der steht eben durch und durch für diesen boshaften, gierigen Kapitalismus.
Rahel: Der ist steinalt, der ist unverschämt reich.
Rahel: Ihm gehört ein Atomkraftwerk.
Rahel: Und er ist so der offensichtliche Bösewicht und Stereotyp des amerikanischen Unternehmers.
Rahel: Dann haben wir aber auf der anderen Seite seinen persönlichen Assistenten, Wade & Smithers.
Rahel: Man könnte auch sagen, eigentlich sein Lakai.
Rahel: Und der ist derjenige, der das System eigentlich so wirklich am Laufen hält.
Rahel: Und trotz phänomenal schlechter Behandlung bleibt er immer loyal.
Rahel: Also er hat unter anderem den sehr wichtig klingenden Jobtitel Executive Assistant.
Rahel: Er wird sehr häufig zum Mitarbeiter des Monats ernannt. Das sind aber ja alles
Rahel: Dinge, von denen er nicht wirklich irgendeinen tatsächlichen Vorteil hat.
Mháire: Er ist ihm einfach gänzlich ergeben,
Mháire: auf eine sehr früh schon angedeutet romantische Art und Weise auch.
Mháire: Burns ist seine ganze Welt. Es gibt eine Ausnahme in der Folge Who Killed Mr.
Mháire: Burns? beziehungsweise der Doppelfolge, wo es zwischendurch so aussieht, als wäre Mr.
Mháire: Burns erschossen worden. Da schafft er es, selbst Smithers von sich abzubringen.
Rahel: Ja, das stimmt.
Mháire: Und einmal muss er ihn mit der Pistole auffordern, in ein Flugzeug einzusteigen.
Mháire: Was umso lustiger ist, weil das Flugzeug nur im Miniaturmaßstab ist.
Mháire: Das ist einer von den abstrusen, fast schon surrealen Jokes,
Mháire: der sich in mein Gehirn gefressen hat. Eine Anspielung auf die Spruce Goose
Mháire: von Howard Hughes, dem Aviator-Vorbild.
Mháire: Nur, dass das Flugzeug in dem Fall winzig ist. Damit wollen sie fliehen und dann stehen sie davor.
Mháire: Und Burns richtet eine Pistole aus Mithers und sagt, einsteigen.
Mháire: Was objektiv unmöglich ist. Es ist schwierig zu erklären, warum das so lustig
Mháire: ist, wenn man es nicht gesehen hat.
Mháire: Aber wir gehen ja fast davon aus, dass ich denke schon 80 bis 90 Prozent der
Mháire: Leute, die das hier hören, zumindest ein Grundwissen zu den Simpsons haben,
Mháire: weil es glaube ich schwer ist,
Mháire: aufgewachsen zu sein in den letzten 1, 2, 3, 1,5 Jahrzehnten ohne.
Rahel: Ich denke, das war eine faire Einschätzung.
Mháire: Springfield ist aber generell absolut voll mit Nebenfiguren.
Mháire: Oh, ich wollte aber jetzt gar nicht darüber hinweggehen, dass du ja angefangen
Mháire: hattest mit, er besitzt das Kernkraftwerk, was schon bizarr genug ist.
Mháire: Springfield hat ein Kernkraftwerk.
Mháire: Also das ist sicherlich nicht nur für Springfield da, aber es wird dann manchmal
Mháire: suggeriert, dass die Stromabnahme von Springfield durchaus wichtig ist für Mr. Burns.
Mháire: Und jedes Mal, wenn irgendetwas Schlimmes, Kapitalistisches passiert oder Geld im Spiel ist, taucht Mr.
Mháire: Burns auf und hätte das auch gerne. Oder es gehört ihm schon.
Mháire: Oder er verkleidet sich als irgendjemand, um es sich zu erschleichen.
Mháire: Also er ist einfach der...
Mháire: Und im Kinofilm gibt es diesen Spruch, wo Leute zu ihm kommen,
Mháire: um ihn etwas zu bitten und er sagt dann mit den Fingern in seiner klassischen Mr.
Mháire: Burns Geste, sofort im Körper zusammengelegt, mit den Fingerspitzen,
Mháire: den kahlen Kopf nach vorne geschoben, buckeligen Rücken und sagt,
Mháire: ah, endlich mal ist der reiche weiße Mann am längeren Hebel.
Mháire: Das ist eigentlich schon die Zusammenfassung. Er ist eine arschige,
Mháire: selbstverliebte, weltfremde,
Mháire: reiche, weiße, hyperkapitalistische Elite, die mit all ihren Hässlichkeiten
Mháire: und Warzen in diese eine Figur gekostet worden ist als Persiflage.
Rahel: Ich bezeichne das immer sehr gerne als personifizierte Monopoly-Pathie.
Mháire: Ja, das ist sehr gut. Es fehlt ihm nur noch das Mandela-Effekt-Monocle,
Mháire: das der Monopoly-Mann gar nicht hat.
Mháire: Das fiel mir gerade auf, was ich gesagt wollte. Es fehlt ihm nur das Monocle,
Mháire: das ist die Vorlage auch. Egal.
Rahel: Er ist nun mal die bittere Realität vom American Dream.
Rahel: Also Mr. Burns hat ehrlich gesagt sehr wenig erreicht. Das erfahren wir ja auch.
Rahel: Er stammt schon aus einer reichen Familie.
Rahel: Er hat diesen Reichtum nur eben immer weiter ausgebaut. Durch Ausbeutung.
Rahel: Und Smithers ist dann so ein bisschen das Gegenstück, der immer daran glaubt,
Rahel: dass er irgendwann diese ruhmreiche Leiter auch wird erklimmen können.
Rahel: Aber naja, eigentlich wissen alle, nein, so funktioniert das nicht.
Mháire: Er wird nur kontinuierlich niedergemacht und muss den Dreck aufräumen,
Mháire: den Unsinn wieder gerade biegen, den sein Chef gemacht hat.
Mháire: Und ihn daran erinnern, was gerade der Anlass ist.
Mháire: Es gibt viel Smithers, kommt nach vorne und macht kurz so ins Ohr von Burns,
Mháire: nachdem er die falsche Rede begonnen hat oder sich auf falsche Dinge bezogen hat.
Mháire: Und dann so, ah, ja, also er ist auch noch das Gehirn von Burns.
Mháire: Armer Typ. Spivers!
Rahel: Wen könnte man denn aus dem Simpsons-Umfeld noch kennen?
Mháire: Ich würde gerne über die Nachbarn reden.
Rahel: Ja.
Mháire: Sie haben vor allen Dingen auf einer Seite Nachbarn. Und das sind die Flanders.
Mháire: Die Flanders sind das Vorzeigebild der braven evangelikalen Christen.
Mháire: Die das Wasp-Amerika, also White Anglo-Saxon Protestant, so sehr prägen.
Mháire: Flanders mit seinem Schnorres und seiner braven Frisur, seine sehr strikte und
Mháire: nörgelige Ehefrau Maud und seine knuffigen,
Mháire: sehr braven und manchmal schon grenzwertig dadurch nicht sehr durchsetzungsfähigen
Mháire: Kinder Todd und Rod, die in so Sprüngen in der Zeit nach vorne sich herausstellen, sehr schwul werden.
Mháire: Ja, und dann in diesem Elternhaus in eine ganz andere Richtung hinaus entkommen und entwachsen.
Mháire: Ned ist aber auch wirklich ein grundlegend guter Typ, aber wird ganz,
Mháire: ganz lange aufgebaut als die Hass- und Konkurrenzfigur von Homer.
Mháire: Ned hat immer die besseren Sachen, Ned hat ein cooleres Haus,
Mháire: Ned pflegt seinen Garten besser,
Mháire: Ned ist in allem erfolgreicher und er ist dann obendrein auch noch unerträglich
Mháire: nett zuvorkommt und hält immer die andere Wange hin, wenn man ihn ins Gesicht geschlagen hat.
Mháire: Und Homer schlägt ihm auf sehr viel Art und Weise und auch durchaus wörtlich
Mháire: ins Gesicht, klaut ihm ständig Dinge und sonst irgendwas.
Mháire: Und Ned Flanders ist eine von den absoluten Kultfiguren dieser Serie,
Mháire: weil es auch eine von denen ist, die anfängt als so ein Klischeebild und dann
Mháire: regelmäßig gibt es vollkommen überraschende neue Erkenntnisse über ihn.
Rahel: Ja.
Mháire: Wie zum Beispiel, dass er unglaublich fit ist unter seinem blöden grünen Pulli.
Mháire: Und ich hätte schwören können, dass Mord Flanders in einer der ersten Staffeln stirbt.
Mháire: Weil das so ein Ding war, dass Mord Flanders irgendwann auf eine Hanebüchenart
Mháire: und Weise stirbt. Aber es ist Staffel 11.
Rahel: Sehr spät. Ich hätte jetzt nicht mit den ersten Folgen gerechnet,
Rahel: sondern so Staffel 5 oder 6.
Mháire: Mhm.
Mháire: Aber es ist elf. Und ich meine, sie stirbt, weil sie von mehreren T-Shirts aus
Mháire: einer T-Shirt-Kanone getroffen wird.
Mháire: Und hintenüber von der Zuschauergalerie eines in einem Naturschutzparks abgehaltenen Autorennens fällt.
Mháire: Weil Homer die T-Shirts haben wollte, sich dann aber bückt, weil er eine Haarnadel sich hier aufhebt.
Mháire: Es ist mal wieder absolut abstrus und endlich stirbt sie dann,
Mháire: weil Homer auch noch in der Rettungskasse geparkt hat und der Rettungswagen nicht hinkommt.
Mháire: Es tut mir leid, aber Homer tut Ned Flanders kontinuierlich furchtbare Dinge
Mháire: an und es wird ihm verziehen dafür.
Mháire: Und ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, wir werden noch viel über
Mháire: den popkulturellen Einfluss reden, den ich sehe, hat er.
Mháire: Aber es gibt eine Metal-Band namens Okili-Dokili, beziehungsweise The Okili-Dokilis,
Mháire: das ist der Catchphrase von Ned Flanders im Original, Okili-Dokili,
Mháire: weil er immer fröhlich ist und immer zustimmt, die Metal-Songs gemacht haben
Mháire: über langweilige Alltagsdinge von braven weißen Leuten.
Mháire: Also vor allen Dingen gibt es eins über White Wine Spritzer,
Mháire: also Weißwein mit Sprudelwasser aufgefüllt, eines der langweiligsten und bravsten
Mháire: alkoholischen Getränke, die man zu sich nehmen kann. Absolute Empfehlung.
Mháire: Versucht das mal zu finden, die Oakley-Dokeleys mit White-Wein-Spritzer. Back to you, Rahel.
Rahel: Wen man noch kennen sollte, ist die erweiterte Familie.
Rahel: Denn da gibt es natürlich auch aus dem direkten Umfeld Charaktere,
Rahel: die mal häufiger und mal seltener auftreten.
Rahel: Und zu den Familienmitgliedern, die wir immer mal wieder sehen,
Rahel: also recht regelmäßig, gehören die Zwillinge und Marges Schwestern Patty und Selma Bouvie.
Rahel: Die für mich einfach einen warmen Platz in meinem Herzen haben,
Rahel: weil die haben eine Attitüde, die gefällt mir sehr gut.
Mháire: Aha, du bist also insgeheim eigentlich auch ein Hater.
Rahel: Ja.
Rahel: Aber ich lasse es nicht so raushängen. Die zwei sind Kettenraucherinnen.
Rahel: Also eigentlich, wo die rumlaufen, ist es immer neblig.
Rahel: Sie können Homer wirklich nicht ausstehen. Ist aber andersrum genauso.
Rahel: Sie waren auch immer der Meinung, dass Marge eigentlich Besseres verdient hätte als Homer.
Rahel: Wo sich dann Marge immer gegen ihre Schwestern durchsetzen musste.
Rahel: Aber gleichzeitig auch ein gutes Verhältnis zu ihnen hat.
Rahel: Patty Bouvier ist seit der 16. Staffel geoutet als lesbisch.
Rahel: Das ist ein Punkt, wo wir später auch noch zukommen werden.
Mháire: Aber wir wussten es doch alle vorher schon.
Rahel: Natürlich wussten wir das vorher alle schon. Aber ab da war es dann offiziell.
Rahel: Was ja auch noch mal ein wichtiger Unterschied ist.
Rahel: Ein anderes Familienmitglied, da kommen wir dann mal zu Homers Seite.
Rahel: Nämlich Grandpa Simpson.
Rahel: Eigentlich mit Vornamen Abe genannt. Aber er tritt eigentlich immer nur als
Rahel: Grandpa, also als Opa Simpson auf.
Rahel: Er erzählt sehr gerne lange und scheinbar nie endende und auch nur schwer verständliche
Rahel: und immer unglaubwürdige Geschichten.
Rahel: Über seine Erfahrungen beispielsweise im Zweiten Weltkrieg oder ganz am Anfang
Rahel: auch noch im Ersten Weltkrieg.
Rahel: Man ist sich nie ganz sicher, was davon jetzt alles stimmt.
Rahel: Er ist auch sehr vergesslich, wird auch schon mal vergessen,
Rahel: unter anderem von Homer.
Mháire: Er ist ja eigentlich auch regulär ins Altenheim abgeschoben.
Rahel: Ja, ins Springfield Retirement Castle, was schon ein sehr warmherziger Name für diesen Ort ist.
Rahel: Also wir wissen nicht, ob es ein Schloss ist oder eine Burg,
Rahel: weil die Leute da drin so sicher ist oder weil niemand entkommen kann.
Mháire: Ich glaube, es ist, weil irgendjemand ein Wort brauchte, das Gebäude.
Mháire: Obwohl, sie haben eine schöne Auffahrt mit Blumen da, auch wenn es ein Running
Mháire: Gag ist, dass die Insassen, in Anführungsstrichen, eigentlich das Heim eh nicht
Mháire: verlassen, selbst wenn sie können.
Mháire: Ich meine, es sind teilweise auch sehr boshafte Witze über die Demenz von Abe Simpson.
Rahel: Ja.
Mháire: Ich glaube, das Meme mit, er kommt rein, hängt seinen Hut auf, geht wieder.
Mháire: Also dieses, ich weiß nicht, wo ich bin und ich weiß nicht, wohin ich gehe.
Mháire: Es gibt eine ganze Reihe von wiederkehrenden Figuren, wo wir auch unter anderem
Mháire: den schönen Effekt haben.
Mháire: Dass es eine Figur gibt, die im Original deutschstämmig ist,
Mháire: was in deutschen Synchronversionen dann immer ein bisschen so,
Mháire: was machen wir jetzt damit?
Mháire: Da sitzt ein Kind in Lederhosen, aber wir könnten ihm in Deutsch keinen deutschen Akzent geben.
Mháire: Also es gibt da ganz viele Charaktere, die, wenn sie nicht ausnahmsweise mal
Mháire: auf einmal Fokus von irgendeinem Plot werden, ein Running Gag sind.
Mháire: Aber es gibt ein paar, die auf Dauer wichtiger sind.
Mháire: Das ist zum Beispiel der Sohn des Sheriffs, Ralph Wiggum, der nicht sehr heller,
Mháire: aber irgendwie nett ist.
Mháire: Wir haben Nelson, den Bully, der auch wirklich ein Schläger ist und von dem
Mháire: die anderen Kids und auch Bart durchaus Schiss haben.
Mháire: Und ich finde es tatsächlich interessant, die Dynamik, dass wir mit Bart so ein sassy,
Mháire: fieses, durchaus auch auf diese kindische Art und Weise gewaltverherrlichendes
Mháire: Kind haben, aber dass er selber dann einen Bully hat, der ihn absolut fertig macht.
Mháire: Und das ist halt so wirklich so ein klassischer 80s, 90s Bully,
Mháire: wie ihn auch Stephen King geschrieben hätte, so grobschlechtig, fies, nicht sehr hätte.
Mháire: Und wir haben den schlauen und zurückhaltenden und leicht fertig zu machenden
Mháire: Milhouse, der der typische Nerd mit Glasses ist.
Mháire: Die Dynamik zwischen denen kann sich durchaus auch immer mal wieder einzeln ändern.
Mháire: Und ich finde gerade Milhouse hat mit der Zeit auch immer sehr viel Liebe bekommen.
Mháire: Aus diesem am Anfang fast ein bisschen so erbärmlich gezeichneten Figur mehr Tiefe gegeben haben.
Rahel: Ja, und auch ein bisschen mehr eigene Motivation. Ich finde am Anfang ist Milhouse
Rahel: immer so ein bisschen der Psychic von Bart.
Mháire: Ja, der sich immer reinziehen lässt in Dinge und eigentlich gar nicht will, weil er feige ist.
Rahel: Ja, genau.
Mháire: Oder die Stimme der Vernunft, je nachdem, wie man das lieben will.
Rahel: Später erfahren wir dann auch so Dinge wie, dass er eigentlich hoffnungslos in Lisa verknallt ist.
Mháire: Kann man ihm nicht jübel nehmen. Sie ist schon das coolste Mädchen an der Schule.
Mháire: Was auch auffällt, ist, dass die klarer gezeichneten Kinder-Nebenfiguren schon Jungs sind.
Rahel: Ja.
Mháire: Ich denke, das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass Bart,
Mháire: wie du sagtest, am Anfang die Fokusfigur der Serie ist.
Mháire: Weil ich denke, man sich durchaus gedacht hat, dass das auch die Zielgruppe
Mháire: ist, an die man sich richtet. an sassy, aufsässige 90s-Kids.
Mháire: Ich meine, er ist ja das quintessentielle 90s-Kid mit Skateboard und einer Attitüde, möchte ich es nennen.
Mháire: Dementsprechend dann auch seinem ganzen Jungsfreunde.
Rahel: Das stimmt. Was aber auch auffällt, ist, dass wenn ich jetzt mal von Freundeskreisen
Rahel: doch spreche, dann erfahren wir viel über Bart und wir erfahren viel über Homer.
Rahel: Also der hat seine Freunde von der Arbeit und in der Taverne,
Rahel: also wie Mo, Barney, Karl, Lenny und Larry.
Rahel: Aber wir erfahren jetzt nicht so richtig, dass Marge beispielsweise eigene Freunde
Rahel: oder Freundinnen hätten.
Rahel: Und auch bei Lisa ist es ja so, dass viele von den Kids, mit denen sie in der
Rahel: Schule rumhängt, das sind eigentlich Barz-Freunde.
Mháire: Beziehungsweise sie ist eher diejenige, die wenn dann fast mit den Lehrern abhängen würde.
Rahel: Oder das, ja, genau.
Mháire: Und Marge hat vor allen Dingen ihre Schwestern.
Rahel: Ja.
Mháire: Ihre fiesen, lästernden, rauchenden Schwestern.
Mháire: Oh, wir haben noch nicht erwähnt, der Job, den die Schwestern haben,
Mháire: das ist nämlich fast das Beste. Die arbeiten beim DMV, also die Zulassungsstelle,
Mháire: wo die Leute aber auch ihre Führerscheine machen.
Mháire: Das heißt, sie haben sehr große Macht über Springfield.
Mháire: Sie entscheiden, wer einen Führerschein bekommt und wessen Auto irgendwann zugelassen wird.
Mháire: Und sie mögen diese Macht auch. Das merkt man schon. Vor allen Dingen,
Mháire: wenn sie damit Homer schassen können.
Mháire: Sie haben bei einer der Folgen, die ich jetzt nochmal geschaut habe,
Mháire: auch einen der besten Gags, der sich aus dem Hass auf Homer und ihre Lästerei bezieht.
Mháire: Weil das ist eine von den legendärsten Folgen, And Maggie Makes Free,
Mháire: wo nacherzählt wird, wie Maggie in die Familie gekommen wird.
Mháire: Und da geht es eben unter anderem darum, dass Marge schwanger ist,
Mháire: es aber Homer noch nicht sagt, weil er seinen Job gekündigt hatte in der Annahme,
Mháire: dass er nicht mehr so viel verdienen muss, weil er seine Schulden abbezahlt
Mháire: hat. Und sie haben zwei Kinder und für die hat er alles berechnet.
Mháire: Und die Schwestern erfahren das, wissen das. Und dann hast du eine Szene,
Mháire: wie sie durch ein Telefonbuch gehen und sie fangen an mit A.
Mháire: Aronson und sagen ihm, du möchtest sicher wissen. Und dann Cut und irgendjemand
Mháire: namens Süsauski oder so etwas sagt, und der Person das Gleiche. Weil es natürlich...
Mháire: Andeutet, dass sie das gesamte Telefonbuch durchgegangen sind und dann legen
Mháire: sie auf und sagen, gut, Aronson und Sissowski sind die größten Klatschpleute des Ortes.
Mháire: Es ist defying expectations. Wenn sie es gut machen, machen sie es brillant.
Mháire: Das stimmt. Another aside.
Mháire: Du hast aber gerade Homers Freundeskreis schon erwähnt, der größtenteils identisch
Mháire: ist mit den Leuten, mit denen er zusammen arbeitet und mit den Leuten, die in der Bar abhängen.
Rahel: Genau, was wir von Homer viel mitkriegen. Er ist auf der Arbeit und nach der
Rahel: Arbeit fährt er sehr häufig zu Monster Werner. und den Rest der Zeit verbringt er dann zu Hause.
Rahel: Also das sind so eigentlich die drei typischen Orte, wo man Homer antrifft.
Rahel: Und daraus ergeben sich auch die Leute, mit denen er Zeit verbringt.
Rahel: Wenn es also nicht seine Familie ist, dann haben wir seine Arbeitskollegen, Karl, Lenny und Larry.
Rahel: Die nimmt er aber auch häufig wieder mit nach Moes Taverne, wo wir eben Moe
Rahel: haben, den Kneipenbesitzer, mit seinen grauen Haaren.
Rahel: Die waren in der ersten Folge noch blau. Da gab es noch einen Fehler mit der Koloration.
Rahel: Und wo wir dann auch Barney treffen, der im Grunde genommen der Stammgast schlechthin
Rahel: in der Kneipe ist, der wohl auch scheinbar eigentlich immer einen Sitzen hat, sehr viel Bier trinkt.
Rahel: Wobei auch Barney viele Folgen hat, wo wir diesen Charakter uns dann genauer
Rahel: anschauen, wo wir auch mehr über seinen Hintergrund erfahren oder wo er auch
Rahel: mal eben dann abstinent wird, wo wir auch erfahren, dass Homer einer der Gründe
Rahel: ist, warum er Alkohol trinkt oder dass Homer ihn dahin gebracht hat.
Mháire: Ich wollte gerade sagen, es ist nicht einer der Gründe, Und es ist der Grund.
Rahel: Es ist der Grund, ja, okay. Stimmt schon.
Mháire: Barney ist eigentlich ein schlauer, erfolgreicher, sportlicher Typ gewesen.
Mháire: Und dann hat er eine Dose Bier von Homelie bekommen.
Mháire: Und das ist eigentlich echt tragisch. Es wird durchaus Witz gehandelt,
Mháire: aber es ist auch echt, echt bitter.
Mháire: Und selbst wenn er es zwischendurch schafft, nüchtern zu werden,
Mháire: reicht eine Andeutung von Alkohol sogar nur, damit er wieder diese Rückwärtsverwandlung macht.
Mháire: Das ist fast so ein Jekyll and Hyde-Situation, wo sich der gesamte Charakter
Mháire: verändert, wie er redet, wie er sich hält, wie das Gesicht gezeichnet ist.
Mháire: Es ist fast so eine Wehrwulf-Verwandlung.
Mháire: Also ganz furchtbar eigentlich. Jugendliche habe ich nur Haha gemacht,
Mháire: ohne die tiefere Tragik dahinter zu verstehen.
Mháire: Und so im Nachhinein ist es echt so, meine Güte, es ist furchtbar. Raleigh.
Rahel: Ja, Barney ist möglicherweise die gescheitertste Person von Gun Springfield.
Mháire: Ja. Ich glaube über Lenny Lennart und Carl Carlson. Ich meine,
Mháire: die Namen sagen ja schon alles. Das ist so Lenny Lennart, Carl Carlson.
Mháire: Es ist so, als hätten sie in der Mitte der Erschaffung der Charaktere aufgegeben,
Mháire: sich einen Namen auszudenken. Und die sind auch lange einfach da.
Mháire: Barney Gumbel, ich meine Barney Geröllheimer ist im Original Barney Grumble,
Mháire: also der beste Kumpel von Fred Flintstone.
Mháire: Und einen Buchstaben weggenommen und ihn erbärmlicher gemacht.
Mháire: Es gibt sehr viele Flintstones-Anspielungen in den ersten Staffeln.
Rahel: Ja.
Mháire: Ist nur fair, inzwischen haben alle Zeichentrickserie eine Anspielung auf die
Mháire: Simpsons. Wir haben noch die ganzen Weirdos.
Rahel: Ja, sehr viele Weirdos.
Mháire: Die Entertainment-Charaktere.
Rahel: Bei den Entertainment-Charakteren, da haben wir dann doch einige Kuriositäten.
Rahel: Der berühmteste wird ohne Zweifel Krusty der Clown sein.
Rahel: Und ja, das ist ein Berufsklown im Simpsons-Kosmos, der eine eigene Fernsehshow
Rahel: hat und eine eigene Bühnenshow.
Rahel: Und in Wahrheit ist das aber eine ziemlich heruntergekommene und ausgebrannte Persönlichkeit.
Rahel: Also auch Krusty ist Kettenraucher, trinkt viel Alkohol.
Rahel: Er ist auch besonders bekannt dafür, dass er sein Gesicht und seine Marke,
Rahel: Krusty der Clown, für minderwertige Merchandise-Produkte hergibt.
Rahel: So wie dann den Krusty Burger, der aber eigentlich ziemlich eklig ist.
Mháire: Aber das Standard-Fastfood zu sein scheint in Springfield.
Rahel: Und ziemlich eklig ist.
Mháire: Ja, es passt zu Springfield. Was für ein trauriger kleiner Ort im Schatten des Atomkraftwerks.
Mháire: Mit kontinuierlich irgendwelchen Giftstoffen im Grundwasser,
Mháire: in der Luft, in der Schule.
Rahel: Und zu Beginn hat Krusty ja auch noch seinen Showassistenten,
Rahel: Sideshow-Bob oder Tingle-Tangle-Bob im Deutschen, Der sich dann aber im Laufe
Rahel: der Serie zum wiederkehrenden Antagonist mausert, weil Sideshow-Bob versucht
Rahel: immer wieder Bart zu ermorden.
Rahel: Das heißt, das ist so ein bisschen das Klischee vom hochintelligenten soziopathischen
Rahel: und mörderischen Verbrecher.
Rahel: Wobei dieses Klischee aber aus irgendeinem Grund in der Welt von...
Rahel: Krusty und seiner Clown-Show anfängt. Auch das ergibt irgendwie Sinn,
Rahel: wenn man es schaut, aber wenn man es so nacherzählt, ist das eine ziemlich chaotische Verbindung.
Mháire: Wo du das sagst mit der schlaue Soziopath, es gibt ja oft den Witz,
Mháire: dass die bizarren Figuren auf einmal sehr gebildet und wortgewandt sind.
Mháire: Weil es gibt noch einen anderen Sideshow-Sidekick, nämlich Sideshow Mel.
Mháire: Das ist der mit dem Knochen im Haar, der ebenfalls immer hinter Krusty the Clown herläuft.
Mháire: Es gibt ja etwas, wo er auf einmal auftaucht und sagt, guten Tag,
Mháire: mein Name ist de Bellwin van Horn und dies ist mein Arbeitgeber und Freund, Herschel Khrustowski.
Mháire: Diese Leute haben halt ihre albernen Karnevals- oder reisender Zirkusnamen,
Mháire: aber dahinter ist dann auf einmal noch eine ganz andere und auch distinguierte
Mháire: Persönlichkeit als Gag.
Mháire: Und Sideshow Bob, einer der Witze, der gerade im deutschsprachigen Raum am häftigsten
Mháire: eingeschlagen ist, ist Die Bart Die.
Rahel: Und alle wissen sofort, was gemeint ist.
Mháire: Ja, exakt. Wenn man ein Strichdeutsch, der kann nicht böse sein.
Rahel: Also kurze Erklärung, Tingle Tangle Bob steht im Gerichtssaal,
Rahel: er hat quasi einen Antrag gestellt, verfrüht aus dem Gefängnis entlassen zu
Rahel: werden, wegen guter Führung und er verteidigt sich selber und die Simpsons versuchen
Rahel: eben diesen Appeal zu verhindern,
Rahel: wobei Bart ja immer das Hauptopfer von Tingle Tangle Bob ist.
Rahel: Und verweisen unter anderem, dass auf Tingle Tangle Bobs Brust die Worte Die
Rahel: Bart Die stehen. Also Stirb Bart Stirb.
Rahel: Worauf dann aber die Reaktion kommt, nein, das heißt Die Bart,
Rahel: Die. Oh, der Mann spricht Deutsch, der kann nicht böse sein.
Mháire: Es ist so doof. Das war ja noch die Zeit, wo in den amerikanischen Medien was Deutsches vorkam.
Mháire: Alle Leute, die das hier geschaut haben, haben gesagt, Senpai has noticed us.
Mháire: Die Kulturhegemonie der USA war unangefochten zu dem Zeitpunkt.
Mháire: Wir haben noch haufenweise kuriose Gestalten ringsum.
Mháire: Bei Entertainment würde ich noch mit reinpacken Troy McClure,
Mháire: der eine ganze Weile der B-Movie-Star ist, der immer auftaucht,
Mháire: wenn man einen traurigen und abgehalfterten Star braucht, der immer in Filmen
Mháire: mitgespielt hat, die eigenen Dreher doofer sind als reale B-Movies von den Titeln her.
Mháire: So eine traurige Gestalt, die genau weiß, dass ihre Karriere eigentlich vorbei
Mháire: ist. Und was mich teilweise fertig gemacht hat, teils einmalige,
Mháire: teils wiederkehrende Cameos, die auch von Anfang an schon mit dabei sind von
Mháire: bekannten DarstellerInnen.
Mháire: Ich denke, mit am bekanntesten ist, dass Adam West in der ersten Staffel auftaucht
Mháire: und anders gezeichnet ist als alle anderen Leute. Weil alle anderen haben diesen
Mháire: Simpsons-Style mit den großen Augen und dem Überbiss.
Mháire: Und Adam West hat eine Karikatur, aber doch deutlich realistischer als alle
Mháire: anderen seines eigenen Gesichts.
Mháire: Und ist dann auch eine kontinuierliche Anspielung auf die 1960er-Batman-Serie,
Mháire: in der er Batman gespielt hat, die für mich als Jugendliche...
Mháire: Die vollkommen unverständlich waren. Inzwischen habe ich durchaus Teil der Batman-Serie nachgeholt.
Mháire: Nur ganz, ganz am Rande, ich bin ein riesen Batman-Fan.
Mháire: Aber seit Ende der 90er erst. Und die 1960er-Serie habe ich auch noch erst sehr
Mháire: viel später irgendwo Sachen zu aufgetrieben. Und natürlich den Film Batman hält die Welt in Atem.
Mháire: Bis heute großartiges, einmaliges Machwerk. Möglicherweise eine Quiet Taste.
Mháire: Und wie weird. Das muss ja tief genug in dem Bewusstsein der Öffentlichkeit
Mháire: und in der Popkultur drin gewesen sein, dass das Sinn gemacht hat,
Mháire: dem so viel Raum zu geben in einer Simpsons-Folge.
Rahel: Er hat es aber auch. Das weiß ich zufälligerweise, weil meine Familie in den
Rahel: 80ern, also vor meiner Zeit, einige Jahre in den Staaten gelebt hat.
Rahel: Und ich bin von sehr klein an mit der 60er-Serie sozialisiert worden.
Mháire: Ich bin fast ein bisschen daidisch.
Mháire: Obwohl bis heute eine der heißesten Catwomen und ein anderer Celebrity Guest,
Mháire: der tatsächlich immer wieder auftaucht und der auch über andere Serien hinweg
Mháire: offensichtlich eine Faszination ausgelöst hat bei Matt Groening,
Mháire: Leonard Nimoy, also vor allen Dingen bekannt als Mr.
Mháire: Spock aus Star Trek, der als er selbst auftaucht, aber teilweise eben auch Dinge
Mháire: in der Realität passieren, die aus Star Trek entlehnt sind, wie dass er sich auf einmal wegbeamt.
Mháire: Also so ein ganz seltsamer Mischmasch aus der Person und ihrer Rolle.
Mháire: Schwer zu erklären, warum das passiert. Aber ich glaube, weil Matt Groening ein Riesenfan war.
Rahel: Das ist ja generell ein Thema, was die Simpsons perfektioniert haben.
Rahel: Diese Cameo-Star-Auftritte, wo eigentlich so ziemlich alle mit Rang und Namen,
Rahel: ihr gelbes Konterfei oder eben ein alter Ego verpasst haben.
Rahel: Also im Fall von Leonard Nimoy, der ist dann als er selbst aufgetreten.
Rahel: Aber wir haben ja auch eine ganz berühmte Gastrolle von Michael Jackson,
Rahel: der an seiner Stimme eben sehr erkennbar Michael Jackson ist.
Rahel: Aber die Figur sieht sehr anders aus.
Rahel: Und auch da wird immer wieder damit gespielt, na ja, ihr habt es ja schon erkannt.
Rahel: Aber gleichzeitig ist das auch nicht.
Rahel: Also diese Doppelrolle haben wir bei vielen von diesen Star-Auftritten.
Rahel: Man muss jetzt sagen, in späteren Staffeln wirft man der Serie berechtigtermaßen
Rahel: vor, dass sie Storys, Gags und ein Stück weit auch mal die eigene Identität
Rahel: der Serie für eben genau diese Celebrity-Auftritte ein bisschen geopfert haben.
Mháire: Das ist ein Henne-Ei-Problem. Am Anfang war es noch so, ich kann nicht glauben,
Mháire: dass XY in den Simpsons mitgespielt hat.
Mháire: Und jetzt ist es so, oh, XY hat es geschafft, eine Gastrolle bei den Simpsons zu haben.
Mháire: Es ist nicht mehr, oh, die haben das da eingebaut, sondern eher ein Prestige-Gag
Mháire: für die Celebrity-Person.
Mháire: Also es hat sich umgekehrt, weil die Simpsons so eine Bedeutung haben.
Mháire: Andere Charaktere, die ich auf jeden Fall noch erwähnen wollen würde aus der
Mháire: regelmäßig auftauchenden Besetzung von Springfield ist der Bürgermeister Quimby,
Mháire: der rückgratlos, semi-wohl meint und unfähig ist und überfordert.
Rahel: Und Demokrat.
Mháire: Und Demokrat.
Mháire: Manche bösen Zucken würden sagen, das geht durchaus miteinander Hand in Hand.
Mháire: Und Chief Wiggum, der Vater von Ralf, der das Klischeebild des unfähigen,
Mháire: faulen Donut-essenden Cops darstellt.
Mháire: Der regelmäßig irgendwo im Vordergrund ein Interview gibt, wenn im Hintergrund
Mháire: ein Verbrechen geschieht.
Mháire: Und wichtige Dinge ignoriert, nicht auf Kinder hört und nicht glaubt,
Mháire: dass das, was sie ihm sagen, stimmt.
Mháire: Was natürlich, wenn es Lisa ist, auf jeden Fall immer der Fall ist,
Mháire: dass es stimmt und dann sie von ihm ignoriert wird.
Mháire: Ein unfähiger Typ und der Gag mit der unsichtbaren Schreibmaschine wird mich
Mháire: ewig verfolgen, dass er eine Aussage ignoriert, weil sie eben doof vorkommt
Mháire: und sagt, ja natürlich schreibe ich mir das auf, auf meine unsichtbaren Schreibmaschine
Mháire: und dann in der Luft so tack, tack, tack, tack macht.
Mháire: Es tut mir sehr leid für mein Umfeld, aber das mache ich bis heute manchmal.
Rahel: Er ist unfähig und er arbeitet nicht immer ganz sauber. Sagen wir es mal so.
Mháire: Er arbeitet nicht, da kann man es eigentlich schon verspenden,
Mháire: beziehungsweise er möchte nicht arbeiten. Er wird gerne respektiert und er hat
Mháire: gerne eine Waffe, aber dafür etwas tun und tatsächlich seinen Job machen ist eine andere Sache.
Mháire: Und dann haben wir Apu und über den werden wir sicher auch noch reden.
Rahel: Ja.
Mháire: Der Besitzer des Quickie-Marts und aus irgendeiner indischen Region stammend.
Rahel: Wird sehr häufig angeschossen.
Mháire: Ja, sein Laden wird ständig überfallen.
Rahel: Das ist jetzt eine schöne Überleitung, wenn wir schon bei seinem Laden sind.
Rahel: Dann würde ich dir mal vorschlagen, dass wir uns Springfield selbst angucken.
Rahel: Denn das ist eigentlich so die wahre Stärke der Serie, in meinen Augen.
Rahel: Also das nicht so geheime Geheimrezept.
Rahel: Also es ist ja schön und gut, dass die Simpsons eine wirklich beknackte Familie
Rahel: sind und dass auch deren Umfeld sehr beknackt ist.
Rahel: Aber das entfaltet sich in meinen Augen alles nur so richtig,
Rahel: weil eben die ganze Stadt auch so merkwürdig ist.
Rahel: Auf den ersten Blick ist Springfield eine sehr nostalgische,
Rahel: idyllische amerikanische Kleinstadt mit viel Anspielungen auf heile Welt Fernsehserien.
Rahel: Und auf den zweiten Blick fällt das dann komplett in sich zusammen.
Mháire: Ja. Und wir hatten es ja vorhin schon mit den Namensherkünften von Dingen.
Mháire: Springfield ist nicht zufällig Springfield benannt. Beziehungsweise es ist Springfield
Mháire: benannt, weil wenn man zufällig irgendwo auf die Landkarte der USA zeigt,
Mháire: man wahrscheinlich unter seinem Finger ein Springfield hat.
Rahel: Es ist nach Washington der häufigste Stadtname in den Staaten.
Mháire: Das ist echt traurig. Aber die Idee ist halt, dass dieser Ort überall liegen kann.
Mháire: Und es gibt auch nicht wirklich Dinge, an denen man tatsächlich festmachen könnte,
Mháire: wo in den USA Springfield liegt.
Rahel: Nein, was der Plot gerade braucht, das finden wir auch in Springfield.
Rahel: Das macht die Stadt auch so skurril.
Rahel: Also wir haben Sümpfe, Berge, Gletscher, Ödland, Wüste und, und, und, und, und.
Rahel: Das hat auch mal eine Küste und mal nicht. Im Simpsons-Film machen sie da eine
Rahel: ganz große Kiste aus diesem Running Gag, weil da erfahren wir dann endlich, wo Springfield liegt.
Rahel: Und es grenzt dann die Bundesstaaten Ohio, Nevada, Maine und Kentucky an.
Rahel: Was sehr lustig ist, wenn man sich die Landkarte anguckt.
Mháire: Ja, von der Idee.
Rahel: Wie es aussieht, fangen wir mal von der Seite aus. Springfield hat sehr starke
Rahel: kalifornische Einschläge, Sowohl in der Farbgebung, aber wir kriegen auch hin
Rahel: und wieder mal, so unter anderem im Film, einen Panoramablick auf Springfield.
Rahel: Und da sieht die Stadt dann im Grunde genommen aus wie Klein-LA.
Rahel: Also die Stadt hat so ein Springfield-Zeichen statt des Hollywood-Zeichens.
Rahel: Und wir haben im Vordergrund ein Observatorium, das sehr stark an die Griffith-Sternwart erinnert.
Rahel: Und wir haben auch diesen typischen Hügelblick auf die geradlinigen Straßen.
Rahel: Aber gleichzeitig ist Springfield auch definitiv nicht Los Angeles.
Mháire: Ja, es ist eine Kleinstadt, das auf jeden Fall schon mal.
Mháire: Und es ist nicht dieses Konglomerat, das man in den USA oft hat,
Mháire: von einer Stadt-Stadt mit Downtown und dann ganz, ganz viel so Satellitenstätten, den Suburbs,
Mháire: außen drumherum mit dem Phänomen, was für uns in Europa ja teilweise überhaupt
Mháire: nicht nachvollziehbar ist, dass es diese krassen Zoning-Laws gibt.
Mháire: Und dass du in den Vororten nur wohnen darfst, aber keine Geschäfte hast und
Mháire: das alles dann in anderen Teilen sein muss.
Mháire: Springfield ist durchmischt. Du hast die Wohngebäude und zwei Straßen weiter
Mháire: ist Most Heaven und zwei Straßen weiter ist die Schule und eine Straße weiter ist der Quickie Mart.
Mháire: Ich habe das früher nie hinterfragt, weil das etwas ist, was für uns selbstverständlich ist.
Mháire: In den 90ern sahen auch hier Kleinstädte so aus, dass du Wohnhäuser und Läden
Mháire: und alles Mögliche nebeneinander hast und die Leute oft nicht weit weg von dem,
Mháire: wo sie gewohnt haben, gearbeitet haben, wenn auch nicht im Atomkraftwerk meistens.
Mháire: Für die USA ist es ja fast schon für viele Leute eine ungewöhnliche Wohnsituation,
Mháire: dass alles in direkter Reichweite ist
Mháire: und man mit dem Fahrrad oder einem Skateboard von A nach B kommen kann.
Mháire: Die haben sogar überall Gehwege, Rahel, Gehwege.
Rahel: Die Gehwege, die sind wirklich merkwürdig.
Mháire: Also ja, ich glaube, da ist es auch sehr, sehr Kleinstadt-Kalifornien inspiriert.
Rahel: Wobei man kategorisch bei den Simpsons nicht unbedingt sagen kann,
Rahel: dass alles so in greifbarer Nähe ist, weil auch Springfield ja sein Layout permanent
Rahel: verändert, ebenso wie der Plot es gerade braucht.
Rahel: Mal ist die Schule eben nur die Straße runter und mal ist es eine halbe Stunde Busfahrt entfernt.
Rahel: Also auch da haben wir jetzt nicht die feste Stadtkarte, nach der wir uns orientieren können.
Mháire: Das stimmt. Und vor allen Dingen in den Wäldern ringsum ist immer genau das,
Mháire: was wir gerade brauchen.
Rahel: Ja, es gibt noch eine Kleinigkeit, auf die ich eingehen möchte,
Rahel: um mal so eine Besonderheit hervorzuheben, dadurch, dass die Simpsons eine Cartoon-Serie sind.
Rahel: Denn nur deswegen können die Simpsons überhaupt Springfield als dieses komplette
Rahel: Universum der Serie benutzen.
Rahel: Weil bei einer Realserie, insbesondere bei so einer Sitcom, haben wir in der
Rahel: Regel ja nur sehr wenig Handlungsorte. Also denken wir mal an so Serien wie
Rahel: die Golden Girls oder auch meinetwegen aus den 90ern dann die Nanny.
Rahel: Da sehen wir in der Regel immer nur so vier, fünf Räume, weil ja Sets gebaut werden müssen.
Rahel: Und es müssen aus Kostengründen idealerweise immer die gleichen Sets auch benutzt werden.
Rahel: Die Simpsons sind eine Cartoon-Serie, die müssen sich daran nicht halten.
Rahel: Deswegen sehen wir in dieser Serie, obwohl es ja auch eine Sitcom ist,
Rahel: So viel mehr von der umliegenden Welt als in den Realserien.
Rahel: Und deswegen gibt es ja auch so viel zu entdecken, was dann wiederum Videospiele
Rahel: wie Hit'n'Run oder meinetwegen auch Virtual Springfield, Road Rage und,
Rahel: und, und, mal mit mehr und mal weniger Erfolg für sich nutzen.
Rahel: Dass es eben wirklich diese Stadt drumherum gibt.
Rahel: Golden Girls, ja, das spielt theoretisch auch in Miami. Es ist nicht so,
Rahel: als ob wir jemals irgendwas von Miami sehen.
Mháire: Nee. Ich meine, das ist generell ja die Überlegenheit, in Anführungsstrichen,
Mháire: des Zeichentricks gegenüber des Realfilms. dass Dinge machbar sind,
Mháire: die in der Realität nicht machbar sind.
Mháire: Sowohl eben von, es ist sehr viel billiger, einen neuen Schauplatz einzuführen, erstens.
Mháire: Zweitens, du bist einen Schritt von der Realität entfernt, deswegen kannst du
Mháire: sehr viel bizarrere Dinge einbringen, ohne dass die Suspension of Disbelief kaputt geht.
Mháire: Drittens, du kannst sehr viel extremere Dinge mit den Gesichtern und dergleichen
Mháire: darstellen, das Pull und Stretch und das Überzeichnen von Gesichtsausdrücken und dergleichen.
Mháire: Etwas, was am Anfang auch noch sehr viel krasser war als später.
Mháire: Und dann eben auch einfach, dass du vollkommen gänzlich losgelöste Sachen machen kannst.
Mháire: Früher war Fantasy und Science-Fiction etwas, was du am ehesten einen Zeichentrick
Mháire: gemacht hast, weil ja niemand die Kohle hatte, das in Realfilmen zu machen.
Mháire: Und manchmal ist das eben auch bei den Simpsons so. Heutzutage ist natürlich
Mháire: die Produktion von so einer Serie anders.
Mháire: Ganz kurz dazu, die Simpsons wurden in den USA gescriptet und dann hat es ein
Mháire: koreanisches Studio gezeichnet, zumindest regulär. Was sehr,
Mháire: sehr typisch ist für amerikanische Serien, dass man dann in Ostasien ein Studio
Mháire: hat, dass das Ganze produziert, relativ günstig und professionell.
Mháire: Und da sind dann so Sachen drin, wie wenn Homer high wird vom schärfsten Chili
Mháire: der Welt und überall Lichteffekte und LSD-ähnliche Sachen sieht oder so etwas.
Mháire: Mit dem gleichen Budget würdest du das in Realfilmen nicht hinbekommen.
Mháire: Also es nutzt die Stärken des Mediums extrem aus. Ich habe eine sehr große Liebe
Mháire: für klassische Animationen und meines Wissens nach wird auch bis heute zumindest
Mháire: teilweise immer noch von Hand animiert bei den Simpsons.
Rahel: Teilweise, ein Großteil entsteht am Rechner, aber viel wird auch immer noch von Hand gemacht, ja.
Mháire: Und das kann funktionieren oder auch nicht, aber da werden wir von unserem Spezialisten
Mháire: auch noch Meinung zu hören, denke ich.
Rahel: Kommen wir doch mal zur Stadtgeschichte.
Mháire: Soweit sie festliegt.
Rahel: Simpsons typisch ist die bei Springfield erstens sehr chaotisch,
Rahel: zweitens nicht ganz festgelegt und drittens total beknackt.
Mháire: Ja, aber ich meine für uns total beknackt, aber teilweise gibt es amerikanische
Mháire: Städte mit durchaus ähnlichen Storys. Okay.
Rahel: Ja, Springfield wurde 1796 vom Immigranten und Piraten Hans Sprungfeld gegründet.
Rahel: Der hatte erst im Jahr vorher seinen Namen in Jebediah Springfield geändert.
Rahel: Und eigentlich war Jebediah Springfield auf der Suche nach Neusodom.
Rahel: Er hat die Bibel dummerweise falsch gelesen.
Rahel: Naja, und so wurde dann Springfield gegründet.
Mháire: Wum, wum. Also man sieht sehr früh schon Statuen von Jebediah Springfield.
Mháire: Also da war zumindest schon die Idee da, dass es einen gleichnamigen Gründer dieser Stadt gab. Was?
Mháire: Angesichts der Tatsache, dass es so unglaublich viele Springfields gibt,
Mháire: die einfach nur, hier ist eine Wiese und sie ist nett, lass uns eine Stadt bauen
Mháire: und sie Frühlingswiese nennen.
Mháire: Dass dann jemand tatsächlich so hieß, ist halt auch schon allein ein Gag für sich.
Mháire: Und Immigrant und Pirat, du hast gelacht, aber das meinte ich mit.
Mháire: Es gibt genügend Städte, die so einen Hintergrund haben. Eine Freundin von mir
Mháire: wohnt in Newport und erzählt mir fröhlich darüber, dass ihre Stadt die Piratenhauptstadt der USA war.
Rahel: Das ist ja auch da wieder das Ding. Natürlich ist das irgendwie beknackt,
Rahel: aber es ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen.
Mháire: Naja, es ist mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogen, je nachdem wie nahe
Mháire: Springfield gerade aktuell am Ozean liegt. Ja.
Mháire: Möglicherweise ist er ja auch ein Binnenwasserpirat gewesen.
Mháire: Ich will es ja nicht abstreiten.
Rahel: Seit der Gründung oder seit kurz nach der Gründung rivalisiert Springfield auch
Rahel: mit dem Nachbarort Shelbyville. Es gibt
Rahel: Eine Folge, wo man beide Städte gegenübergestellt sieht und Shelbyville ist
Rahel: ziemlich eindeutig das Spiegelbild von Springfield, aber in ein bisschen falsch.
Rahel: Wir kennen das auch aus vielen anderen Serien.
Rahel: Da laufen eindeutig die gleichen Charaktere rum, aber sie haben leicht andere
Rahel: Namen und sehen ein kleines bisschen anders aus. Aber sie erfüllen für die jeweilige
Rahel: Stadt die gleiche Rolle.
Rahel: Der Twist zwischen diesen beiden Städten stammt daher, dass sie unterschiedliche
Rahel: Ansichten dazu haben, ob Cousins nun heiraten dürfen oder nicht.
Rahel: Also in Springfield dürfen Cousins nicht heiraten, in Shelbyville wohl.
Mháire: Ich meine, es gibt auch immer wieder Hillbilly-Witze über Leute,
Mháire: die Kissing Cousins nennt man das in den USA.
Mháire: Also die Leute, die in kleinen Gemeinden leben und Cousins und Cousinen heiraten.
Mháire: Und es ist tatsächlich auch eine Frage der Denomination, also eine religiöse
Mháire: Frage, wie sehr man die Inzestregeln des Christentums ernst nimmt oder nicht
Mháire: ernst nimmt und so etwas. Aber es ist so ein blöder Punkt.
Mháire: Und natürlich ist es dieses Klischee von, die da drüben sind vollkommen anders
Mháire: als wir und wir hassen sie.
Mháire: Cut, die Leute da drüben sind exakt gleich, bis auf einen kleinen Punkt.
Mháire: Ich meine, das kommt uns als Zentraleuropäerinnen gar nicht so blöd vor,
Mháire: weil im Grunde ist das unsere gesamte Historie, wenn wir jetzt mal ehrlich sind.
Mháire: Also ich fühle mich das schon.
Rahel: Im Laufe der Zeit hat Springfield dann immer wieder Entwicklungen durchlaufen.
Rahel: Also in der Mitte des 20. Jahrhunderts beispielsweise hat die Stadt einen Boom erlebt.
Rahel: Kurz danach war sie aber auch schon die schlechteste oder schlimmste Stadt Amerikas.
Rahel: Dann hat sie sich wieder einen ganz guten Rang erarbeitet. Also es ist ein ständiges
Rahel: Auf und Ab, woran die Stadt jetzt eigentlich gerade ist.
Mháire: Ja, also auch wirklich von einer Folge zur anderen. Uns geht es gut.
Mháire: Oh nein, wir haben kein Geld und alle unsere Straßen sind furchtbar.
Rahel: Ja, das sind ganz häufig dann eben nur so kleine Wegwerf-Gags,
Rahel: aber sie ergeben eben schon ganz...
Rahel: Bewegtes Bild von Springfield. Schauen wir uns doch mal an, was wir denn in
Rahel: Springfield finden, also wie so die Stadtstruktur ist oder was für besondere Handlungsorte es gibt.
Mháire: Die Stadtstruktur ist rechteckig, quadratisch mit einem Atomkraftwerk im Hintergrund.
Mháire: Und das war es eigentlich fast schon an festbleibenden Tatsachen.
Mháire: Also gerade je nachdem, in welchem Medium wir auf Springfield begegnen.
Mháire: Das ist dann ja so ein Ding, das ich auch aus anderen IPs und anderen Serien
Mháire: oder so etwas kenne. Wenn dann jemand zum Beispiel ein Computerspiel oder ein
Mháire: Videospiel draus machen muss, muss man sich auf eine Karte einigen.
Rahel: Ja.
Mháire: Das ist zum Beispiel auch eine sehr interessante Frage bei Gotham.
Rahel: Ja.
Mháire: Wo wir kurz wieder bei Batman sind, wo es mehrere kanonische Gotham-Karten gibt.
Mháire: Und bei Springfield eben auch.
Mháire: Wenn du Springfield in dein Videospiel einbaust, was ist eigentlich wo?
Mháire: Weil du musst dich ja festlegen. Du kannst ja nicht jede Einstellung anders zeichnen.
Mháire: Also ich meine, du kannst, aber es würde die Leute vollkommen wahnsinnig machen.
Mháire: Also dementsprechend, es gibt keine Wahrheit darüber, was wo ist.
Mháire: Es gibt nur ein, diese Orte existieren auf jeden Fall in Springfield.
Mháire: Und alles andere ist einem fast schon Cthulhu-esken, ewig wandelbaren Chaos
Mháire: überlassen, wo meiner Meinung nach Jock Sothoth die Finger im Spiel hat. Oder seine Blasen.
Mháire: Was sind denn die Orte, die auf jeden Fall immer fest existieren?
Rahel: Fest existieren tun sehr viele Orte, aber immer an der gleichen Stelle bleiben
Rahel: eigentlich wirklich nur zwei meines Wissens.
Rahel: Nämlich links vom Haus der Simpsons ist immer das Haus von den Flanders.
Mháire: Ja. Es sei denn, eins von den beiden Häusern ist gerade in die Luft geflogen
Mháire: oder irgendwas anderes Schlimmes damit passiert, aber das wird meistens recht schnell zurück.
Rahel: Und der zweite Ort, der mir einfällt, ist, dass immer neben Maus-Taverne Kingtuts Musikladen ist.
Mháire: Du hast recht.
Rahel: Der jetzt nicht unbedingt so der wichtigste Handlungsort ist,
Rahel: aber der ist auch immer da.
Mháire: Der ist da, ja. Er existiert.
Rahel: Und die restlichen Orte springen immer dahin, wo die Handlung uns gerade braucht.
Rahel: Also die Stadtstruktur ist, ja, man kann es Cthulhu-Est nennen,
Rahel: ich nenne das gerne Powered by Plot.
Rahel: Was gerade benötigt wird, wird dahin geflanscht, wo es benötigt wird.
Mháire: Ich denke mir nur, manchmal was wäre, wenn man das als real existierendes Phänomen ernst nehmen würde.
Mháire: Dann leben diese Leute in einer nirgendwo richtig verordneten Stadt, in der niemand altert,
Mháire: die trotzdem aber immer sich in der aktuellen Popkultur bewegt,
Mháire: in der alle Leute immer den gleichen Klischees entsprechen und wo jeden Tag
Mháire: die Dinge oder teilweise innerhalb von Stunden die Dinge an anderen Orten sind.
Mháire: Eigentlich schon ein interessantes Setting.
Rahel: Du greifst vor, über die Halloween-Folgen sprechen wir später.
Mháire: Das stimmt, ja.
Rahel: Es macht aber genau deswegen keinen Sinn, sich jetzt die Stadtbezirke anzugucken,
Rahel: weil die eben auch gar nicht so wichtig sind.
Rahel: Sondern ich würde vorscheinend, dass wir uns eben die Schlüsselorte angucken,
Rahel: auch wenn sie dann nicht fixiert sind. Beispielsweise das Haus der Simpsons.
Mháire: Ja, das bleibt immer gleich mit seinem Alkoven oder wie man das nennt.
Mháire: Also dass es so ein bisschen nach vorne gewölbt, ausgebaut ist mit seiner Garage
Mháire: und es verändert sich auch im Inneren nicht wirklich was.
Mháire: Das ja in verschiedensten Versionen inzwischen ist genau klar fest,
Mháire: was wo ist in diesem Haus.
Mháire: Aber es hat auch so eine Trennung, die Sitcom-mäßig eben von,
Mháire: du hast diese Szenerie mit der Couch oder in der Küche oder so etwas im Inneren.
Mháire: Und es ist nicht unbedingt zumindest für mich früher wichtig gewesen,
Mháire: dass das mit dem Äußeren irgendwie kongruent ist.
Mháire: Ist es aber inzwischen? Da hat zumindest jemand nachgedacht.
Rahel: Das ist auch ganz spannend, wie da wieder eben diese Sitcom-Sehgewohnheiten
Rahel: angesprochen werden, dass so viele Szenen dann eben im Wohnzimmer stattfinden oder am Esstisch.
Rahel: Das sind so ganz typische Setpieces, die wir eben aus Sitcoms kennen,
Rahel: die die Simpsons aufgreifen, aber sich gleichzeitig da eben auch wieder viel
Rahel: mehr Freiheiten nehmen können.
Rahel: Es ist übrigens scheinbar so, dass die Schlafräume im Obergeschoss schon mal ihre Position ändern.
Mháire: Ja, aber man könnte auch sagen, das liegt daran, dass zwischenzeitlich mal das
Mháire: Haus abgerissen wurde und dann vielleicht falsch neu gebaut.
Mháire: Also das lässt sich noch erklären.
Rahel: Das ist sehr faszinierend, dass du das gerade sagst zum Thema das Haus abreißen
Rahel: und neu bauen. Da habe ich nämlich ein kleines Funfact mitgebracht.
Rahel: 2007 hat in Nevada ein Architekt das Simpsons Haus in echt nachgebaut.
Mháire: Passend zum Film.
Rahel: Ja, das hat eine andere Farbe. Also das Simpsons Haus hat eben auch da wieder
Rahel: Kalifornier typisch so einen rot-pinken Putz.
Rahel: Die Farbe ist sehr ikonisch auch.
Rahel: Dann wieder mit diesem grünen Garten davor, wodurch das alles sehr idyllisch
Rahel: aussieht, wenn man jetzt mal vom Ölfleck in der Einfahrt absieht.
Rahel: Und das hat eben dann ein Architekt in Nevada, wo es dann optisch nicht so ganz
Rahel: hinpasst, sehr erkennbar nachgebaut. Der heutige Hausbesitzer fand das aber
Rahel: doof und hat das Haus ein bisschen ungeändert, sodass man es nicht mehr ganz so leicht erkennt.
Rahel: Wo ich mich frage, warum kaufst du dann dieses Haus? Aber gut.
Mháire: Ja, weil es erst irgendwie eine gute Idee vorkam. Und dann hat man nicht weitergedacht.
Rahel: Das ist so ein ganz typisches, freistehendes Einzelhaus, wie man es eben aus
Rahel: so einer Wohnsiedlung in einer amerikanischen Kleinstadt erwarten würde.
Rahel: Das heißt, wir können auch schon damit rechnen, dass die Häuser in der Umgebung
Rahel: vermutlich nahezu identisch aussehen.
Rahel: Es ist sehr unaufgeregt, das Haus.
Mháire: Ja, es ist eins, wie man in kleineren Städten und Vorstädten es zu Hunderten,
Mháire: wenn nicht Tausenden sieht.
Mháire: Mit diesem Grundriss, mit der Garage und den Panoramafenstern im Halbkreis und so weiter.
Mháire: Ich meine, zu dem Zeitpunkt war ich noch niemals in den Soar.
Mháire: Jetzt war ich schon öfters da und ich war auch schon in Airbnbs,
Mháire: die genau in solchen Häusern waren.
Mháire: Und ich dachte damals so, haha, das Simpsons Haus. Aber das Simpsons-Haus ist
Mháire: das Simpsons-Haus, weil es das langweilige Standard-Vorzeigehaus sein soll eigentlich.
Rahel: Ja, mir ist das schon ähnlich ergangen, aber mein Gedanke geht dann immer zum Film Poltergeist.
Mháire: Du hast recht, ja, ja, ja, ja, ja. Aus dem gleichen Grund.
Rahel: Diese Plansiedlungen haben auch was sehr Befremdliches und Verstörendes.
Rahel: Aber gut. Moes, die Kneipe.
Mháire: Ja, die traurige Kneipe von Moes, die voll ist mit Leuten, die Bier trinken,
Mháire: mit Moe, der grummelig hinter der Theke ist, eine Shotgun unter der Theke hat
Mháire: und es hasst, wenn er schließen muss und alles tut,
Mháire: um offen zu bleiben oder sich darüber hinwegzusetzen, falls irgendwie der Plot
Mháire: gerade einbringt, dass im Moment niemand in Springfield Alkohol trinken darf oder so etwas.
Mháire: Es ist eine Versammlung von gescheiterten Existenzen inklusive Mo.
Mháire: Immer düster, immer irgendwie speckig.
Mháire: Es ist die Quintessenz davon.
Mháire: Und es gibt immer irgendwie Dinge, die in Einmachgläsern sind.
Mháire: Und irgendwie verdächtig von dem Pickle-Juice, also dem eingelegten Gurkenwasser,
Mháire: das die Leute trinken, bis hin, dass Sohleier gezogen werden,
Mháire: um zu entscheiden, wer der Designated Driver ist.
Mháire: Es ist so der quintessentielle Seedy-Pub.
Rahel: Aber wichtiger Punkt, es gibt immer einen Designated Driver,
Rahel: denn nachdem Mo mal festgestellt hat, dass ein Großteil der Verkehrsunfälle
Rahel: in Springfield auf seine Kneipengäste zurückzuführen sind, hat er sich darum
Rahel: bemüht, dass es immer mindestens einen halbwegs nüchternen Autofahrer gibt.
Mháire: Ja.
Rahel: In der Kneipe wurde angeblich noch nie geputzt und sie scheint auch nur noch
Rahel: in Betrieb zu sein, weil der Bürgermeister geschmiert wird.
Mháire: Das ist nicht schwer. Der Bürgermeister ist, wie wir schon sagten, unfähig und spieler.
Rahel: Und ein Demokrat. Ein Running Gag in der Bar ist, dass Bart häufig anruft mit
Rahel: Telefonstreichen. streichen.
Rahel: Also das läuft eigentlich immer gleich ab. Bart ruft an, gibt sich als jemand
Rahel: anders aus und fragt dann nach einer Person in der Bar.
Rahel: Also er fragt dann beispielsweise nach einem Herrn Reinsch.
Mháire: Der Herr Reinsch, ja.
Rahel: Was dann passiert ist, dass Mo sich natürlich zu allen anderen umdreht und dann
Rahel: sehr laut ruft, hey, gibt's hier irgendwen, der Reinsch heißt?
Rahel: Und das ist dann immer der Witz. Nur mit anderen Namen. Aber es ist immer so ein Wortspielwitz.
Rahel: Womit halt Bart seine Zeit verbringt und wo Mo immer wieder drauf reinfällt.
Mháire: Ja. Und es immer merkt, wenn das laut ausgesprochen hat. Ein bisschen zu spät.
Mháire: Was haben wir noch? Es gibt auf jeden Fall immer die Springfield Elementary School.
Mháire: Ich meine, es wird erwähnt, dass es auch eine Highschool gibt.
Mháire: Aber da die Kinder nicht altern, werden wir die wahrscheinlich nie sehen. Die spielt keine Rolle.
Mháire: Die Springfield Elementary School hat auch eine bewegte Geschichte.
Mháire: Meistens hat sie nicht genügend Geld für das, was sie vorhat.
Mháire: Das hatten wir ja schon, als wir über das Kollegium gesprochen haben.
Mháire: Aber man findet auch zum Beispiel mal Öl unter der Schule.
Mháire: Warum nicht? Es ist abstrus, aber daraus kann man dann immer noch einen Plot machen.
Rahel: Es gibt auch eine Denkmalplakette, wo die Namen sämtlicher Schülerinnen und
Rahel: Schüler festgehalten sind, die nicht von Schulausflügen zurückgekehrt sind.
Mháire: Immerhin führen sie Buch über die Kinder, die sie verlieren.
Mháire: Siehst du, das hatte ich gerade nicht mehr auf dem Schirm.
Mháire: Es ist auch Teil dieses amerikanischen Schulsystems, die man dann einfach akzeptiert
Mháire: hat, als dass es Teil von den Simpsons ist, aber die selbstverständlich sind. Das ist locker.
Mháire: Es gibt, ja, wo man seine Sachen wegschließt und dass man nicht einfach irgendwie
Mháire: zwischendurch durch die Gänge gehen kann und sonst irgendetwas.
Mháire: Aber vor allen Dingen ist es der Ort, wo man flieht, wenn die Schulzeit vorbei
Mháire: ist, wo Lisa sich bei den Lehrern einschleimt, wo man mit Kumpels abhängt in der Pause.
Mháire: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass niemand wirklich Unterricht gibt oder was lernt.
Rahel: Ja, es ist jetzt nicht unbedingt die beste Schule Amerikas, sagen wir das mal
Rahel: so. Vorsichtig ausgedrückt.
Mháire: Immer noch besser als Homeschooling, Rahel. Zumindest als das meiste Homeschooling,
Mháire: würde ich unterstellen.
Rahel: Fair.
Mháire: Der Quickie-Mart, den sollten wir nicht vergessen, der ständig überfallen wird.
Mháire: Die Verbrechensrate in Springfield ist ja auch bemerkenswert offensichtlich.
Rahel: Ja, wobei eben vieles davon zulasten vom Quickie-Markt läuft,
Rahel: der sehr offensichtlich eine Parodie von der Supermarktkette 7-Eleven ist.
Rahel: Was auch der Grund ist, warum dann zur Promotion vom Simpsons Film im Jahre
Rahel: 2007 einige 7-Eleven-Filialen sich optisch in einen Quickie-Markt verwandelt haben.
Rahel: Also da musste auch nicht mehr viel gemacht werden.
Rahel: Der Quickie-Markt ist bekannt für hohe Preise, schlechte Ware.
Rahel: Dafür hat der Laden aber im Prinzip nie zu.
Mháire: Es sei denn, es geht dem Plot darum, dass Apu überlebt, ihn zuzumachen.
Mháire: Es gibt irgendwie eine Folge, wo ja drüber sinkt, ob man den Quickie-Markt überhaupt braucht.
Mháire: Aber da muss ja erstmal lange Zeit aufgebaut sein, dass er immer zur Verfügung
Mháire: steht. Es ist so ein krustiger Laden, also ein kleiner Supermarkt,
Mháire: wo man aber auch ganz viel Scheiß einfach in der Theke noch bekommt.
Rahel: Was ich noch bei mir auf der Liste habe, ist das Kernkraftwerk,
Rahel: wo wir jetzt auch schon immer mal wieder drüber gesprochen haben.
Rahel: Das Kernkraftwerk ist so ein bisschen Fluch und Segen von der Stadt,
Rahel: weil es ist ein guter Arbeitgeber und eben auch Energielieferant für die Stadt.
Rahel: Gleichzeitig aber auch die Hauptbedrohung, weil Sicherheit nicht so ganz groß geschrieben wird.
Rahel: Es rührt beispielsweise sehr starke Umweltverschmutzung vom Kernkraftwerk her.
Rahel: Sehr berühmt ist der dreieurige Fisch Blinky.
Rahel: Und ich würde sagen, das Atomkraftwerk ist eigentlich, wenn man mal ehrlich
Rahel: ist, in einem ähnlich schlechten Zustand wie die Schule auch.
Rahel: Es hat auch schon die ein oder andere Beinahe, Kernschmelze hinter sich.
Rahel: Wer sich jetzt da beschweren möchte und dann den Boss, also Mr.
Rahel: Burns, aufsuchen will, hat es aber nicht leicht, denn das Büro ist auf der höchsten
Rahel: Etage, in einem sehr beachtlichen Turm.
Rahel: Und der Weg dahin ist gespickt mit teils tödlichen Fallen, wie beispielsweise Alligatoren.
Mháire: Ja, warum nicht? Ich meine, wenn man reich ist, dann braucht man irgendwelche
Mháire: exotischen Tiere, die Eindringlinge fressen, die man nicht haben will in seinem Reich.
Mháire: Also ich bin ja gänzlich auf der Seite von Mr. Burns, der übrigens generell
Mháire: ja als Hobby auch hat, seltene Tierarten auszurotten und andere Sachen.
Mháire: Er ist ja alles, was am Hyperkapitalismus furchtbar ist. Und dann ist er auch
Mháire: manchmal noch ein Bond-Villen. For fun.
Mháire: Auch die bösen und furchtbaren Leute dürfen sich hin und wieder mal so einen kleinen Tweet leisten.
Mháire: Krokodile. Oder was weiß ich.
Mháire: Haie mit Lasern auf dem Kopf. Das wäre sicherlich auch ein Ding für ihn.
Rahel: Ich würde auch nicht ausschlagen, dass er die nicht vielleicht hat.
Mháire: Ja, sagen wir mal so, ich bin mir ziemlich sicher, dass Smithers sie besorgen könnte. Definitiv.
Rahel: Das sind alles Orte, die wir auch schon im Intro zu den Folgen sehen.
Rahel: Und das ist, glaube ich, ein Punkt, über den wir auch noch dringend reden sollten.
Rahel: Denn das Intro von den Simpsons ist im Grunde genommen ein Schnelldurchlauf
Rahel: durch das, was wir in der Serie oder in den jeweiligen Folgen erwarten dürfen.
Rahel: Wir sehen da so einen schnellen Ritt durch Springfield nach Feierabend beziehungsweise Schulschluss.
Rahel: Also wir sehen Homer, wie er im Kernkraftwerk wortwörtlich die Arbeit fallen lässt.
Rahel: In dem Fall ein Brennstab. Wir sehen Bart, wie er in der Schule eben noch nachsitzen
Rahel: muss und dann aber mit der Schulglocke abhaut.
Rahel: Also so laufen wir alle Zimpsons-Mitglieder durch, wie sie sich dann auf den Heimweg machen.
Rahel: Und da sehen wir alle diese Orte, die wir jetzt eben gesprochen haben.
Rahel: Also fairerweise Maus sehen wir
Rahel: nur ganz kurz von außen. als Bart auf dem Skateboard daran vorbeifährt.
Rahel: Und das Schöne ist, am Ende landen die Simpsons-Mitglieder dann alle gemeinsam
Rahel: auf der Couch vor dem Fernseher.
Mháire: Oder in anderen Situationen, aber meistens ist es die Couch.
Rahel: Ja, das ist nämlich jetzt das Besondere. In jeder Folge ändern sich in diesem
Rahel: Intro jeweils drei Dinge.
Rahel: Nämlich einmal der Spruch, den Bart beim Nachsitzen an die Tafel schreiben muss.
Rahel: Das Solo, das Lisa im Orchester auf ihrem Saxophon spielt, beziehungsweise in der Big Band.
Rahel: Und eben diese Schlussszene mit der Familie vor dem Fernseher.
Rahel: Das heißt, die landen jetzt gar nicht so langweilig mal eben auf dem Fernseher,
Rahel: sondern mal werden sie noch schnell von Aliens entführt und also ganz skurrile Dinge.
Mháire: Ja, es ist eines der ikonischsten Intros ever und auf jeden Fall von Zeichentrickserien.
Mháire: Aus so vielen Gründen eben dadurch, dass es jedes Mal anders ist,
Mháire: dass es jedes Mal sich neue Gags überlegt. Die Musik ist nicht wegzudenken.
Mháire: Also Simpsons funktionieren nicht ohne dieses Intro-Thema von Danny Elfman.
Mháire: Ursprünglich Frontmann von Oingo Boingo, der ansonsten bekannt ist für Filmmusik,
Mháire: für Filme von Tim Burton vor allen Dingen, wie zum Beispiel die Tim Burton Batman
Mháire: Filme und für seine schwurbeligen Geigen und verspielten Themen bekannt ist
Mháire: oder die Sam Raimi Spider-Man Filme.
Mháire: Das hier ist eine seiner weirderen Kreationen, sag ich mal, aber einmalig.
Rahel: Ja, das Intro ist irgendwann überarbeitet worden. Also wir haben ab der zweiten Staffel bis zur 20.
Rahel: Staffel, also von 1990 bis 2008, das in Anführungszeichen alte Intro.
Rahel: Und das ist dann 2008 durch das in Anführungszeichen neue Intro,
Rahel: weil 2008 ist auch schon eine Weile her, ersetzt worden.
Rahel: Das liegt natürlich daran, dass irgendwann auch die Simpsons mit der Zeit gehen
Rahel: mussten. Und damit eben dieses Intro auch noch in HD gut aussieht und in einem
Rahel: anderen Bildformat und, und, und, und, haben sich die Macher der Serie dann
Rahel: dafür entschieden, dass sie es komplett neu aufsehen.
Rahel: Das heißt, in dem neuen Intro sieht man noch mehr von Springfield als im alten
Rahel: und vor allen Dingen viel von den Marken, die so zu diesem Kosmos dazugehören.
Rahel: Also wir sehen Werbung für Duffbier, wir sehen dieses Donut-Maskottchen.
Rahel: Es herrscht einfach generell noch mehr Chaos als im ersten Intro.
Mháire: Mir ist auch aufgefallen, das hätte ich vielleicht noch mal genauer überprüfen
Mháire: sollen, nachdem es mir aufgefallen ist und ich es mir notiert habe,
Mháire: dass, glaube ich, schon innerhalb der ersten Staffel teilweise oder innerhalb
Mháire: der ersten zwei Staffeln ein paar Dinge sich ändern.
Mháire: Am Anfang gibt es noch eine Bushaltestelle, wo Bart vorbeifährt und das Bushaltestellenschild
Mháire: klaut. Ist später nicht mehr drin.
Rahel: Das ist richtig, wo du das sagst.
Mháire: Ja, oder ein längeres Stück Fahrrad, das Lisa fährt.
Mháire: Also da haben sie schon relativ früh irgendwie Dinge daran geändert.
Mháire: Aber dann ist es sehr, sehr lange gleich, bis auf die drei Dinge, die sich immer ändern.
Rahel: Kann natürlich auch immer sein, dass das so ein bisschen der schnelle Handgriff
Rahel: war, um eine Folge gegebenenfalls noch zu kürzen oder zu strecken.
Mháire: Das kann sein, ja.
Rahel: Das ist ja mein Pet-Peef mit heutigen Serien, dass die ganz häufig überhaupt
Rahel: kein Intro mehr haben, weil sie haben keine Zeit mehr für ein Intro.
Rahel: Und ich will aber ein Intro mit cooler Musik und, naja, andere Geschichte.
Mháire: Oder sehr, sehr, sehr, sehr lange Intros, die nicht in die Pötte kommen.
Mháire: Das Simpsons Intro ist eine perfekte Länge.
Rahel: Das ist perfekt.
Mháire: Und hat, glaube ich, extrem auch dazu beigetragen, dass es so erfolgreich ist,
Mháire: weil es einfach so unglaublich,
Mháire: einprägend ist. Oh, eine Sache, die wir nicht erwähnt haben und die ich auf
Mháire: jeden Fall gerne erwähnen möchte, zu dem Thema, dass sich ständig Dinge ändern in Springfield.
Mháire: Es gibt regelmäßig Riesenkonstruktionen in Springfield, die absolut unrealistisch
Mháire: sind und von einer Folge zur nächsten wieder verschwinden.
Mháire: Oft ist das irgendein gigantischer Scheiß, den Mr. Burns baut.
Mháire: Wie eine an einem Arm gelenkte gigantische Scheibe, die die Sonde blockiert,
Mháire: damit die Leute mehr Strom verbrauchen.
Mháire: Mal ist es eine Monorail. Ich glaube, Aber das ist auch die Monoray-Folge,
Mháire: wo da die Kamera rauszoomt und dann im March noch erzählt.
Mháire: Und das blieb dann mit die dümmste Sache, die wir jetzt gemacht haben.
Mháire: Abgesehen von dem aus Zahnstöchern gebauten Hochhaus und der mehrstöckigen Rolltreppe, die ins Nichts führt.
Mháire: Also es gibt unglaublich viele extrem
Mháire: unrealistische, gigantomanische Zeichentrick-James-Bond-Villain-Bauten,
Mháire: die für fünf Minuten existieren und danach schon wieder verschwinden.
Mháire: Oder in den besten Fällen auf Shelby-Welt gestürzt werden.
Rahel: Diese Rolltreppe ins Nichts, ne? Ich muss diese Folge, also March vs.
Rahel: The Motor Rail oder Homer nimmt Fahrt auf, sehr unterschiedlicher Titel,
Rahel: Deutsch, sehr Englisch, in relativ jungen Jahren gesehen haben,
Rahel: weil ich konnte mich nicht so richtig gut dran erinnern, aber hatte auch da
Rahel: eben wieder so verschiedene Versatzstücke.
Rahel: Und ich war mir sicher, dass das eine Treehouse of Horror, also eine Halloween-Folge
Rahel: sein musste, weil zum Schluss diese Rolltreppe ins Nichts, die fand ich total
Rahel: lustig und sie hat mich gleichzeitig total verstört.
Mháire: Ja, same, same Vor allen Dingen, weil die Leute da hochfahren Und dann oben
Mháire: erst merken, dass sie jetzt nichts führt Obwohl sie 100 Meter über dem Ort ist Und dann alle so, ha,
Mháire: Überrascht, in die freie Luft gestürzt werden Und dann sind wir schon in der
Mháire: Ausblende In den Abspann und man hört noch einer.
Rahel: Das ist Ha im Hintergrund Es ist einfach eine Szene, die mir bis heute nachgeht
Rahel: Und ich weiß nicht so richtig, warum Aber ich hab sie definitiv unter,
Rahel: ja, das muss ja bestimmt Eine von den Horrorfolgen sein, abgespeichert Und dann
Rahel: hab ich festgestellt, nein, nein, das ist nicht so.
Mháire: Wir haben viel über Springfield, über seine Bewohner, über die Simpsons als
Mháire: Familie und schon ganz, ganz viele Ausblicke auf Storylines und allen möglichen Krimsekrams geredet.
Mháire: Und wir haben auch darüber geredet, wann es angefangen hat.
Mháire: Und es sind auch immer mal wieder wichtige Namen gefallen, wie Matt Groening
Mháire: oder eben auch Danny Elfman.
Mháire: Aber wir haben noch keine genauere Aufarbeitung von, wie ist das überhaupt dazu gekommen?
Mháire: Und wer hat das geschrieben und entschieden gemacht?
Mháire: Soll das unser nächster Punkt sein?
Rahel: Sehr gerne, denn die Simpsons sind wirklich ein sehr, sehr spannendes Stück Fernsehgeschichte.
Rahel: Was generell ein Thema ist, was ich sehr gerne mag.
Rahel: Und deswegen freue ich mich sehr, dass ich jetzt mal eine Ausrede habe mit dieser
Rahel: Folge, da so richtig eintauchen zu können.
Rahel: Die Simpsons sind erst ausgestrahlt worden am 17. April 1989.
Rahel: Da war das aber noch eine sehr andere Kiste als das, was wir heute kennen.
Rahel: Denn die Simpsons haben angefangen als Shorts.
Rahel: Also kurze Videos von im besten Fall wenigen Minuten, die ausgestrahlt worden
Rahel: sind im Rahmen der Sketch-Show The Tracy Ullman Show.
Rahel: Und da waren die Shorts, also die Simpsons, dann ein Mittel,
Rahel: um einzelne Sketches voneinander zu trennen.
Rahel: Um quasi erkennbar zu machen, jetzt ist ein Sketch vorbei.
Rahel: Kurze Pause mit den Simpsons. Und jetzt fängt der nächste Sketch an.
Rahel: Und die Simpsons, wie wir sie da sehen, die sehen noch sehr anders aus.
Rahel: Es ist ursprünglich eine sehr unsaubere Zeichnung.
Rahel: Was interessanterweise zurückgeht auf ein Missverständnis zwischen Matt Groening
Rahel: und den Animatoren, weil Groening davon ausgegangen ist, dass eben seine groben
Rahel: Skizzen noch nachbearbeitet und bereinigt werden würden, was aber nie passiert ist.
Rahel: Deswegen sind die Zeichnungen in diesen kurzen Shorts aus heutiger Sicht total
Rahel: unpoliert, uneinheitlich, aber haben irgendwie auch sehr viel Charme dadurch.
Rahel: Noch im gleichen Jahr, weil die Simpsons so erfolgreich waren,
Rahel: dass irgendwann dann Leute auch angerufen haben, um zu fragen,
Rahel: Könnt ihr mir eigentlich ungefähr die Uhrzeit sagen, wann immer diese Shorts gezeigt werden?
Rahel: Weil ich will eigentlich nicht die Tracy-Olven-Show gucken, ich will nur die Simpsons gucken.
Rahel: Hat sich dann der Sender Fox dazu entschieden, die Simpsons als halbstündiges Format zu übernehmen?
Rahel: Das heißt, da haben sie dann schon im gleichen Jahr ab Dezember ihr eigenes
Rahel: Serienformat gekriegt.
Rahel: Und was da ganz wichtig zu wissen ist, bei diesem Sprung von den Shorts zur
Rahel: eigenen Serie hat der Producer James Brooks oder auch Jim Brooks,
Rahel: der schon bei der Tracy Ullman Show an Bord war, einen Vertrag ausgehandelt.
Rahel: Und dieser Vertrag hat es dem Fernsehsender Fox untersagt, in die Inhalte der Show einzugreifen.
Rahel: Und das wird noch sehr wichtig werden.
Mháire: Aber Rahel, wie könnte das denn wichtig sein? Ist denn mit Fox irgendwas Besonderes?
Rahel: Ich weiß auch nicht.
Mháire: Ja, ich glaube, da kommen wir noch drauf zurück. Ich habe mir da keine Gedanken groß dazu gemacht.
Mháire: Ich habe jetzt erst bei der Recherche für diese Folge mir diese Sachen alle angeschaut.
Mháire: Und wenn man das hier in Deutschland auf den wechselnden Sendern geschaut hat,
Mháire: dann ist einem die Vorgeschichte ja, mit welcher Sender bringt das in den USA,
Mháire: überhaupt nicht bekannt.
Mháire: Und dass da das System auch anders funktioniert mit der Syndication und sowas alles. Whatever.
Mháire: Aber dass gerade viele von diesen subversiven und seltsamen und auch linken
Mháire: Serien von Foxcom ausgerechnet, was wiederum jetzt dazu führt,
Mháire: seitdem Disney Fox bis auf Fox News gekauft hat,
Mháire: dass alles bei Disney auch läuft.
Mháire: Kuriose Geschichte, wie das Ganze da zusammen gehört, das Medienhaus von Rupert
Mháire: Murdoch und die Simpsons und ganz viele Serien, die sich von ihnen haben inspirieren lassen.
Mháire: Und dieser Vertrag ist dementsprechend sehr zukunftssicher gewesen oder vielleicht
Mháire: mit der Gabe der Vorhersehung behaftet.
Rahel: Bevor wir da eintauchen, lass uns doch mal über die kreativen Köpfe hinter der
Rahel: Serie sprechen. Also ich nenne es jetzt mal die Väter und Mütter der Serie.
Mháire: Ja, die Elternteile.
Rahel: Die Elternteile, genau. Da haben wir natürlich an allererster Stelle Matt Groening.
Rahel: Von dem stammen die Idee, die Skizzen. Er war auch während der ersten zwei Staffeln
Rahel: der Showrunner der Serie, ist auch bis heute immer noch als Producer beziehungsweise
Rahel: Executive Producer an Bord.
Rahel: Und er hat sich sehr großzügig von seiner eigenen Familie inspirieren lassen,
Rahel: als er die Simpsons erschaffen hat.
Rahel: Nicht, weil das jetzt eins zu eins Übertragungen wären, aber beispielsweise
Rahel: Marge's Beehive-Frisur kommt von seiner Mutter. solche Dinge.
Rahel: Groening war zur Zeit, als er diesen Auftrag erhalten hat, ein eher unbekannter
Rahel: Comic-Künstler, oder sagen wir mal ein Comic-Künstler der Untergrundszene.
Rahel: Für den hat sich dann aber wiederum der Producer Jim Brooks stark eingesetzt. Der kannte den nämlich.
Rahel: Brooks war, wie gesagt, auch schon bei der Tracy-Ullman-Show als Producer verantwortlich.
Rahel: Und auch der ist bis heute immer noch mit der Serie assoziiert,
Rahel: als Executive Producer.
Rahel: Der hat sich wirklich damals, als es um diesen Auftrag gibt,
Rahel: wir brauchen jetzt irgendwas, um diese Sketches voneinander zu trennen,
Rahel: wie wäre es denn mit kleinen Cartoon-Shorts, da hat er sich gegen viele Widerstände
Rahel: eben für Graining durchgesetzt.
Rahel: Der dritte Name aus dem Gespann ist deutlich unbekannter.
Rahel: Das ist Sam Simon, der gemeinsam mit Brooks und Graining in den ersten Staffeln
Rahel: der Showrunner war, der auch schon von der Tracy Allman Show kam.
Rahel: Und von dem stammen beispielsweise so Figuren wie Mr. Burns und Dr. Hibbert.
Rahel: Also Dr. Hibbert haben wir jetzt eben nicht drüber gesprochen,
Rahel: Aber natürlich braucht Springfield auch einen durchgeknallten und nicht ganz
Rahel: vertrauenswürdigen Arzt.
Rahel: Sam Simon muss ein eigentümlicher Mensch gewesen sein, der sich auch später
Rahel: mit Graining zerstritten hat.
Rahel: Daraufhin hat er nach der vierten Staffel die Serie verlassen.
Rahel: Ursprünglich hätte er deutlich später, also viele Jahre später nochmal zur Serie
Rahel: zurückkommen sollen, auf Wunsch der Macher.
Rahel: Er ist aber in der Zwischenzeit leider in Krebs verstorben.
Mháire: Das ist unvermeidlich, wenn etwas so lange läuft wie die Simpsons,
Mháire: dass es inzwischen eine lange Liste gibt von Leuten, die daran beteiligt waren,
Mháire: in größeren und kleineren Rollen und auch, was ist das Wort,
Mháire: in Rollen, Sprechrollen, die gestorben sind.
Rahel: Ja.
Mháire: Man kann, glaube ich, einen eigenen ganzen Abspann nur mit In Memory Of machen.
Rahel: Es gibt noch eine Person, die mir sehr wichtig ist, hier zu erwähnen,
Rahel: auch wenn das ein Name ist, der gern unter den Tisch gefallen lassen wird,
Rahel: nämlich Georgie Kovash-Polos.
Rahel: Das ist die Frau, die die Serie koloriert hat.
Rahel: Deren Idee war es, nicht Granings Idee, die Figuren gelb zu machen.
Rahel: Das ist auch die Frau, die Springfield ihre typische, ikonische,
Rahel: kalifornische Farbgebung gegeben hat. Von Rot, Weiß und Blau,
Rahel: also auch sehr amerikanisch.
Rahel: Und die damit eigentlich so einen Großteil von der Atmosphäre,
Rahel: die die Simpsons ja ausmacht, dieser visuellen Atmosphäre geschaffen hat.
Rahel: Das heißt, der ganz typische Simpsons-Look, den wir dann aus ganz viel Merchandise
Rahel: kennen, den wir aus den Videospielen kennen.
Rahel: Also allein die Idee, dass die Farbe Gelb sofort die Simpsons ins Gedächtnis
Rahel: ruft, das stammt nicht von Groening, sondern eben von Georgie Pollos.
Mháire: Und ist das nicht typisch?
Mháire: Ein absolut prägender Anteil von einem großen popkulturellen Phänomen geht eigentlich
Mháire: auf die Kappe einer Frau, die aber sehr viel weniger Leute kennen.
Mháire: Wie zum Beispiel Marsha Lukas, die für den Schnitt der ursprünglichen drei Star
Mháire: Wars Filme zuständig ist und sie damit auf jeden Fall Episode 4 gerettet hat.
Mháire: Schön, aber vielen Dank, dass du sie auf jeden Fall nochmal aufgearbeitet und
Mháire: mit reingebracht hast. Ich fürchte, ich bin da oberflächlicher und muss erwähnen, dass...
Mháire: Gröning Mitglied einer legendären Band ist.
Rahel: Richtig. Das hatte ich vergessen.
Mháire: Sie ist nicht legendär, weil sie so irrsinnig gut ist oder so viele erfolgreiche
Mháire: Alben hätte oder so viel tourt. Sie ist legendär wegen der Leute, aus denen sie besteht.
Mháire: Nämlich nur aus Leuten, die im Journalismus und im kreativen Bereich arbeiten.
Mháire: Und ich denke, das bekannteste Mitglied der Band ist Stephen King.
Mháire: Das heißt, seit Ende der 90er,
Mháire: rocken Matt Gröning und Stephen King und eine Reihe andere Leute,
Mháire: die man in Deutschland aber deutlich weniger kennt, also bekannte Journalisten
Mháire: vor allen Dingen miteinander.
Mháire: Und das sind alles Leute, für die auch Musik extrem wichtig ist,
Mháire: was ich mir habe sagen lassen, auch einfach mit der Generation zusammenhängt,
Mháire: weil für diese Generation Musik extrem kulturprägend, also Jugendkultur prägend war.
Mháire: So wie für uns, du und mich, Fernsehen sehr, sehr prägend war,
Mháire: war das für die eher, welche Musik hast du gehört?
Mháire: Und dementsprechend ihr ganzes Leben lang da auch immer noch dran hängen.
Mháire: Groening hat auch früher als Musikjournalist gearbeitet, was ja quasi der Job
Mháire: ist, den alle Leute, die gerne schreiben und Musik mögen, machen.
Mháire: Weil zumindest früher brauchte man immer Musikjournalisten. Niemand hat sie
Mháire: bezahlt. Das heißt, das haben Leute gemacht, die das unbedingt wollten.
Mháire: Und dementsprechend ist das so ein Klassiker in der Vita von den Leuten.
Mháire: Und dann lässt es sie halt nie los. Und dann sind sie noch in der Band.
Mháire: Stephen King gehören mehrere Radiosender, solche Sachen. Und ich finde es irgendwie
Mháire: charmant, dass die dann ihre eigene Band haben als Hobbyprojekt.
Rahel: Es ist auch sehr charmant.
Mháire: Grinning hat, das ist ja nicht die einzige Serie, die eher prägend gestartet
Mháire: und auch länger geleitet hat. Bekanntesten daran ist Futurama.
Mháire: Ich persönlich bin großer Futurama-Fan.
Mháire: Und Disenchantment. Futurama, wo eben ganz, ganz viel Science-Fiction-Klischees
Mháire: aufgearbeitet wurden, wo man auch wieder die Liebe zu Star Trek teilweise durchscheinen sieht.
Mháire: Was heißt hier teilweise durchscheinen sieht? Sie ist in großen Buchstaben obendrauf
Mháire: geschrieben, wenn wir ehrlich sind.
Rahel: Sehr offensichtlich, ja.
Mháire: Und Disenchantment, was so ein bisschen eine Abrechnung oder eine Überarbeitung
Mháire: von Fantasy-Klischees ist, wobei ich sagen muss, dass Futurama meiner Ansicht
Mháire: nach besser gelungen ist.
Mháire: Aber vielleicht auch, weil Science-Fiction da mehr hergibt.
Rahel: Großer Unterschied auch, dass Disenchantment eine fortlaufende Geschichte erzählt
Rahel: und nicht diese Einzelfolgen haben.
Rahel: Also es ist kein Episodic-TV mehr, sondern es ist dann dieses serielle Erzählen.
Mháire: Ja, und ich glaube fast, das ist schwerer damit vereinbar,
Mháire: weil das Chaos und die Randomness, die Simpsons und dann auch Futurama immer
Mháire: noch sehr stark ausmacht, auch wenn Futurama mehr fortlaufenden Plot und mehr
Mháire: Continuity hat als die Simpsons,
Mháire: allein schon durch den Weltenentwurf bedingt, das funktioniert mit episodischem Problem.
Mháire: Und voneinander getrennt im Erzählen dann doch besser. Wir haben noch einiges
Mháire: an kuriosen Leuten und an Entwicklungsfakten.
Mháire: Wen man erwähnen sollte, ist jemand Großes, Dürres mit roten Haaren,
Mháire: den die meisten Leute für witzig halten und von dem ich, bis ich mich damit
Mháire: beschäftigt habe, auch nicht wusste, dass er eine ganze Weile für The Simpsons geschrieben hat.
Rahel: Conan O'Brien, der wurde im Herbst 1991 von Fox als Autor und Produzent der
Rahel: Simpsons unter Vertrag genommen.
Rahel: Das war wohl zu einem Zeitpunkt, wo seine Karriere ein bisschen gestrauchelt
Rahel: hat. Das heißt, er konnte sich dann mit den Simpsons ganz gut wieder auffangen.
Rahel: Der hat bis 1993 tatsächlich an der Serie mitgearbeitet. Ich wusste das vorher auch nicht.
Rahel: Er hat dann 1993 eben den Vertrag angeboten gekriegt, eine doch sehr andere,
Rahel: erfolgreiche Show zu übernehmen. Das ist auch da, wo wir ihn bis heute kennen.
Mháire: Die trägt sogar seinen Namen. Was für ein glücklicher Zufall.
Rahel: Tatsächlich hat Conan O'Brien nicht so super viele Folgen für die Simpsons alleine
Rahel: geschrieben. Das waren vielleicht drei oder vier.
Rahel: Unter anderem aber auch die Folge mit der Motorrail. Das ist eine Conan O'Brien-Folge.
Rahel: An vielen anderen hat er dann mitgeschrieben und ansonsten ist er eben in erster
Rahel: Linie Produzent gewesen.
Rahel: Conan O'Brien ist damit einer der ersten Neulinge der Serie,
Rahel: also einer der ersten, der eingestellt wurde nach der ursprünglichen Crew,
Rahel: wo dann so langsam eben auch ein Generationswechsel kommt.
Rahel: Und das haben wir eben den von dir schon erwähnten Danny Elfman.
Rahel: Was ich eben vergessen hatte da zum Thema zu erwähnen vom Intro,
Rahel: er hat wohl für den Theme Song eine Vorgabe bekommen.
Rahel: Er hat das Demotape dazu eingeschickt und das war schon alles ganz nett.
Rahel: Und das hat ja auch sehr starke Musical-Einschläge von der Komposition.
Rahel: Aber es war den Simpsons-Leuten zu ordentlich. Das heißt, sie haben ihm die
Rahel: Anweisung gekriegt, könnt ihr das irgendwie chaotischer und schludriger klingen lassen?
Rahel: Und daraus entstand dann das ikonische Intro.
Mháire: Das ergibt Sinn. Ich kannte die Hintergrundgeschichte noch nicht.
Mháire: Aber da ist immer sehr viel los in den Elfman-Tracks klassischerweise.
Mháire: Aber es ist auch sehr stringent sozusagen durchgedacht und folgt einem klaren
Mháire: Prinzip, während Simpsons sehr chaotisch ist. Und natürlich Platz lassen muss für das Saxophon-Solo.
Rahel: Ja, das coole Saxophon-Solo. Nun gut, ich würde sagen, der letzte Name,
Rahel: den ich an der Stelle noch ganz kurz erwähnen würde, aber nur deswegen,
Rahel: weil das eben der Name ist, der einem heute so viel begegnet, Al Jean.
Rahel: Al Jean war schon mal in den Staffeln 3 und 4 der Showrunner.
Rahel: Und seit der 32. Staffel ist er eben wieder zu The Simpsons zurückgekehrt.
Rahel: Das heißt, das ist die Person, die bis heute Showrunner ist.
Rahel: Der hat unter anderem vorher auch schon an der Serie ALF mitgeschrieben.
Mháire: Und er war bei National Lampoon, der Satirezeitschrift, die eben dann auch National
Mháire: Lampoon Holiday diese Filme hervorgebracht hat.
Mháire: Mit Chevy Chase, den ich schon vor der ganzen Weile hier im Podcast zitiert
Mháire: habe, mit, dass es Parallelen gibt zwischen der ersten Simpsons-Folge und der
Mháire: Weihnachtsfilm daraus.
Mháire: Vielleicht sind da schon Verbindungen da.
Rahel: Ich würde sagen, damit haben wir an der Stelle die wichtigsten kreativen Köpfe einmal genannt.
Rahel: Und jetzt kommt so langsam der Punkt, wo wir uns vorsichtig,
Rahel: aber stetig an das Thema die Simpsons und der Fernsehsender Fox heranwagen müssen.
Rahel: Daher vielleicht mal ein bisschen Hintergrundinfo zum Sender Fox.
Rahel: Fox ist im Oktober 1986 als viertes TV-Netzwerk der Staaten an den Start gegangen.
Rahel: Es gab zu dem Zeitpunkt nur ABC, CBS und NBC-Sendern.
Rahel: Und Fox hat sich dann eben den vierten Platz geschnappt. Das passierte unter
Rahel: dem Schirm von 20th Century Fox, der Filmschmiede, und mit der finanziellen
Rahel: Unterstützung, du hast es eben schon gesagt, vom Medienmagnaten Rupert Murdoch.
Rahel: Und innerhalb kürzester Zeit hat sich der Sender echt zu einem senkrechten Starter gemausert.
Rahel: Das liegt aber vor allem an der Firmenphilosophie hinter dem Netzwerk.
Rahel: Denn da wurde dann das Prinzip gefeiert, sende nie Serien, die auf NBC funktionieren würden.
Rahel: Mach genau das Gegenteil. Das heißt, auch wenn wir das heute nicht mehr ganz
Rahel: so zusammenkriegen, aber ursprünglich hat Fox mit einem sehr rebellischen Charakter angefangen.
Mháire: Ja, aber berechnend.
Rahel: Auch berechnend, ja.
Mháire: Also nicht so dieses, wir wollen dringend diese Position vertreten in den Serien,
Mháire: sondern wir wollen, dass die Leute die Aufmerksamkeit darauf richten.
Mháire: Wir wollen was Neues, was Frisches.
Mháire: Etwas, was auch mal dreist oder ein bisschen verrucht sein kann und nicht so
Mháire: langweilig ist wie das, was die anderen produzieren.
Mháire: Also eigentlich schon so ein typisches Privatfernsehen.
Rahel: Ja, und da müssen wir uns auch nichts vormachen. Das war auch von Anfang an
Rahel: auf Gewinnmaximierung ausgelegt.
Rahel: Eben über dieses, wir machen das, was andere nicht machen. Kennen wir ja auch
Rahel: von gewissen Videospielfirmen.
Rahel: Aber genau daher kommt dann auch der Mut, dass Fox eben gesagt hat,
Rahel: wir machen jetzt eine Cartoon-Serie für den Primetime-Sendeslot,
Rahel: die also nicht für Kinder gedacht ist. Das hat es seit den Flintstones nicht gegeben.
Rahel: Und die Flintstones sind zu dem Zeitpunkt schon eine ganz schön alte Serie.
Rahel: Daher kommt auch die Tatsache, dass auf Fox schon wenige Jahre nach dem Senderdebüt
Rahel: gleich zwei Versionen der gestörten amerikanischen Kernfamilie laufen.
Rahel: Also einmal die Simpsons ab
Rahel: 89 und schon ab 1987 laufen auch auf Fox eine schrecklich nette Familie.
Rahel: Und beides sind ja im Grunde genommen die Anti-Cosby-Show.
Rahel: Was eine der erfolgreichsten Sitcoms von NBC war. Also immer dieser Gedanke vom Gegenprogramm.
Rahel: Und das war sehr erfolgreich, denn über beide dieser Sitcoms haben sich viele
Rahel: Leute echauffiert. Damit haben sie die Einschaltquoten angefeuert.
Rahel: Das heißt, die Kontroverse wurde bei Fox von Anfang an eigentlich zur Erfolgsgarantie
Rahel: und damit auch zur Grundregel.
Rahel: Und so haben sie es dann bei Fox geschafft, innerhalb weniger Jahre mit den
Rahel: Simpsons eine Sendung unter den Top 30 der beliebsten Sendungen zu haben.
Rahel: Also da haben wir dann wirklich den Sprung in den Mainstream.
Mháire: Müssen wir ein paar Worte zu Rupert Murdoch sagen?
Mháire: Wollen wir ein paar Worte zu Rupert Murdoch sagen?
Rahel: Ich finde, wir haben schon genug über Mr. Burns gesprochen.
Mháire: Sehr gut. Dankeschön. Das ist eigentlich relativ gut zusammengefasst.
Rahel: Ja, der Unterschied ist halt, Rupert Murdoch gehört in Medienhäuser und nicht Kernkraftwerke.
Rahel: Aber ich würde nicht ausschließen, dass er nicht auch ein, zwei Kernkraftwerke
Rahel: irgendwo rumfliegen hatte. Wer weiß das schon so genau.
Mháire: Ja, ihm gehört sehr viel. Ihm gehören vor allen Dingen Sender und Zeitschriften.
Mháire: Ursprünglich Australier, hat aber sehr offensichtlich großes Interesse daran,
Mháire: die Politik in anderen Staaten zu beeinflussen.
Mháire: Soll den Brexit sehr stark mittels The Sun vorangetrieben haben.
Mháire: Zum Beispiel, ich sage das jetzt einfach mal, Schmierenblatt der englischen Presse.
Mháire: Und ja, schon vorsichtig gesagt in der konservativen Ecke einzuordnen.
Mháire: Was halt eben sehr seltsam wirkt angesichts der Tatsache, dass die Leute gerade
Mháire: viel von den Kreativen und den Gag-Schreibern und so etwas an Dingen wie The
Mháire: Simpsons ganz anders im politischen Spektrum unterwegs sind.
Mháire: Da kommt es dann gut, wenn man den Vertrag hat, dass man sich nicht einmischen
Mháire: darf, weil The Simpsons null Respekt haben.
Mháire: Da vorhatten und durchaus auch sich ja über Dinge, die ansonsten auf Fox liefen,
Mháire: auch einfach lustig gemacht haben.
Mháire: Inklusive eben zum Beispiel eine schrecklich nette Familie.
Rahel: Ja, das hat auch lustigerweise dazu geführt, eine Folge muss man wirklich über
Rahel: die Stränge geschlagen haben, weil in den Simpsons dann eine Nachrichtensendung
Rahel: zu sehen war, wo unten so ein Laufbanner durchläuft, wie das eben häufig bei
Rahel: Fox der Fall ist, wo dann irgendwelche Schlagzeilen eingeblendet werden.
Mháire: Breaking News.
Rahel: Ja, genau. Und das waren natürlich alles sehr bissige Kommentare über die Art
Rahel: von Schlagzeile, die man bei Fox lesen würde.
Rahel: Und das hat wohl Rupert Murdoch derart erbost, dass er gedroht hat,
Rahel: den Sender zu verklagen.
Rahel: Also sprich, Fox hat gedroht, Fox zu verklagen.
Mháire: Sich selbst. Ja, also ein Zweig von Fox den anderen.
Rahel: Ja, das ist ein wichtiger Punkt, weil da müssen wir natürlich trennen.
Rahel: Fox News, das, was wir heute also auch mit dieser ganz berühmt-berüchtigten,
Rahel: rechtsgerichteten konservativen Haltung und häufigen Diffamierung von den Demokraten
Rahel: kennen, Das ist noch mal was anderes als Fox Entertainment, also der Sender,
Rahel: auf dem die Simpsons laufen.
Rahel: Aber es gehört eben beides zum selben Netzwerk.
Mháire: Ja, beziehungsweise Disney hat inzwischen ja Fox gekauft.
Rahel: Das macht es nicht einfacher.
Mháire: Aber nicht Fox News. Die ganze Welt sagte, er hätte das mitkaufen und einstellen
Mháire: können, aber nicht das Thema.
Rahel: Ja, um mal so ein paar Kontroversen außer dieser einen Instanz,
Rahel: wo Fox fast Fox verklagt hätte, zu beleuchten.
Rahel: Also insbesondere die Figur von Bart ist eigentlich sehr früh schon immer kritisiert
Rahel: worden, Weil die Simpsons seien ja ein schlechtes Vorbild für Familien und Barth
Rahel: würde nie für seine Streiche ernsthaft bestraft werden.
Rahel: Und deswegen wäre das eine ganz gefährliche Sendung.
Mháire: Das ist sehr unterhaltsam, weil es gibt gleichzeitig auch die Kritik daran,
Mháire: dass dieses ikonische Bild, wie Homer Barth versucht zu erwürgen,
Mháire: überhaupt nicht vorbildlich dafür ist, wie man mit seinen Kindern umgehen soll.
Rahel: Ja, ja.
Mháire: Ich weiß es nicht, möglicherweise, ist aber nur eine Vermutung von mir,
Mháire: sollen diese Charaktere nicht vorbildlich sein, sondern sie sind nur eine überspitzte
Mháire: Beobachtung. Die Realität.
Mháire: Also das ist gar nicht ihre Funktion. Was glaubst du, Rahel?
Rahel: Ich mag das insbesondere dann immer am liebsten, wenn solche Charaktere keine
Rahel: Vorbilder sein müssen und mir kein gutes Leben vorleben wollen,
Rahel: dass ich mir dann bitte abzugucken habe.
Rahel: Aber das ist eben insbesondere im amerikanischen Fernsehen lange Zeit ein heißes Thema gewesen.
Mháire: Ja, dieses Moralverständnis, dass wenn du etwas zeigst, du dann auch für das
Mháire: eintrittst, was da gezeigt wird. Genau.
Mháire: Also, dass man Themen behandeln kann, ohne zu sagen, ich bin absolut dafür,
Mháire: dass die Realität auch so werden soll.
Mháire: Eine medienliterarische Eindimensionalität.
Mháire: A ist gleich A. Es kann nicht sein, dass A für B steht.
Mháire: Verstehst du, was ich meine? Es gibt keine tiefere Lesart.
Rahel: Ja.
Mháire: Was viel zum Light Entertainment in den USA erklärt.
Rahel: Das hat auch sehr konkret, jetzt sind wir schon wieder bei so einem berühmten
Rahel: Medienereignis um die Serie Drumherum, dazu geführt, dass sich 1992 der damalige
Rahel: Präsident George Bush, also der Ältere, zur Serie geäußert hat.
Rahel: Und da hat er nämlich gesagt, in einer Rede, war vielleicht nicht ganz durchdacht,
Rahel: will ich mal behaupten, auf jeden Fall hat er da gesagt, wir werden weiter versuchen,
Rahel: die amerikanische Familie zu stärken, damit amerikanische Familien mehr sind
Rahel: wie die Waltons und weniger wie die Simpsons.
Mháire: Der hielt sich da sicher für total up-to-date. Er spricht die Sprache des gemeinen Volkes.
Rahel: Das Problem ist nur, wenn man sich über eine sehr, sehr selbstreferenzielle
Rahel: Serie lustig macht oder sie implizit kritisiert, eine Serie,
Rahel: die sich selbst einfach nicht allzu ernst nimmt, dann erhält man prompt eine Antwort.
Rahel: Und das ist passiert. Denn bei der nächsten Gelegenheit, wo noch mal eine Simpsons-Folge
Rahel: lief, das war in dem Fall dann eine Wiederholung einer Folge,
Rahel: die Folge Die Geburtstagsüberraschung,
Rahel: haben die Macher der Serie einfach kurzerhand eine neue Eröffnungsszene für
Rahel: diese Wiederholung geschrieben und gezeichnet.
Rahel: Und da gucken die Simpsons nämlich genau diese Busch-Ansprache im Fernsehen
Rahel: und reagieren darauf mit sehr viel Witz.
Rahel: Nicht konfrontativ, aber sie greifen eben sehr gezielt diese Kritik auf und
Rahel: sagen sowas nach dem Motto, So, hey, wir beten auch dafür, dass sich die Wirtschaft bessert.
Rahel: Also das ist so ein Punkt, der ist etwas nach hinten losgegangen.
Mháire: Ja, es ist vor allen Dingen eine sehr souveräne und schlaue Reaktion darauf.
Mháire: Nämlich erstens, sich darüber lustig zu machen, dass ein Präsident der USA sich
Mháire: mit irgendwelchen Vergleichen mit einer Zeichentricks-Sitcom abgibt in seinen
Mháire: Reden, was nicht sehr präsidentenhaft ist. Gut, die Maßstäbe haben sich geändert mittlerweile.
Mháire: Aber damals war das schon erhebernd. Und zweitens, dass eben dann direkt ein
Mháire: Problem anspricht, das möglicherweise eher vom Interesse eines Präsidenten sein
Mháire: sollte, als was gelbe Zeichentrickfiguren sagen. Also Respekt.
Rahel: Was daraus erwachsen ist, aus diesen Kontroversen und auch dieser seltsame Zusammenhang
Rahel: von Die Simpsons als eben diese progressive, sehr linksgerichtete Serie und
Rahel: Fox, dem konservativen, eher rechtsgewandten Netzwerk dahinter,
Rahel: das ist so eine merkwürdige Symbiose geworden.
Rahel: Also Fox hat damals die Simpsons gebraucht, um überhaupt hervorstechen zu können.
Rahel: Und genauso haben natürlich die Simpsons aber auch Fox gebraucht,
Rahel: weil die Serie wird von diesem Fernsehsender finanziert.
Rahel: Aber dadurch, dass eben vertraglich festgehalten war, dass Fox niemals in die
Rahel: Inhalte eingreifen durfte der Serie, hält diese Symbiose, die ein bisschen was
Rahel: hat von einem dreibeinigen Pferd, bis heute an.
Rahel: Heute sind die Simpsons daher auch die am längsten laufende amerikanische Sitcom
Rahel: und die am längsten laufende gescriptete Primetime-Serie Amerikas.
Rahel: Das heißt, da sind schon einige Meilensteine erreicht worden.
Mháire: Es gab auch eine Reihe Emmys. Wenig überraschend. Ich meine,
Mháire: wenn man so lange läuft, muss man schon sehr viel falsch machen,
Mháire: um niemals ein Emmy zu bekommen.
Mháire: Wir gehen schon mal davon aus, dass sie verdient sind.
Rahel: Natürlich ist aber in der Zeit nicht alles rosig gewesen bei der Serie.
Rahel: Auch die Simpsons haben sehr bewegte Zeiten hinter sich.
Rahel: Also es hat Streitigkeiten um Gehälter gegeben. Es hat sinkende Einschaltquoten gegeben.
Rahel: Und du hattest es eingangs auch schon gesagt. Heute würden wir sagen,
Rahel: ja, die Hochzeiten der Serie sind vorbei.
Rahel: Aber es ist eben immer noch eine lukrative Produktion.
Mháire: Und deswegen wird sie auch weiterlaufen. Im Grunde ist das ja fast schon ein
Mháire: perfektes Kunstwerk, das am Ende symbolisch für die Dinge steht,
Mháire: über die es sich selber lustig gemacht hat.
Mháire: Quasi der Citizen Kane des Zeichentricks.
Rahel: Das war sehr schön gesagt. Das war eine schöne Metapher.
Mháire: Und auch sehr dumm, aber das passt irgendwie.
Rahel: In Deutschland, da hat die Serie ein paar Mal den Sender gewechselt.
Rahel: Die erste Ausstrahlung erfolgte auf Premiere, also im Pay-TV, ab Februar 1991.
Mháire: Da haben nur die reichen Kids das gucken können.
Rahel: Was eine wirklich merkwürdige Vorstellung ist, aber gut. Hat auch nicht lange
Rahel: gehalten, denn schon im September 1991, also ein gutes Dreivierteljahr später,
Rahel: ist die Serie dann zur Free-TV-Ausstrahlung nach ZDF gewandert.
Rahel: Du weißt schon, damals, wo alle möglichen Serien auf ZDF gelaufen sind,
Rahel: die aus heutiger Sicht so überhaupt nicht ins Senderprofil passen, aber gut.
Mháire: Ja, unsere Öffentlich-Rechtlichen haben mal sehr viel mehr coole und weirde
Mháire: Dinge gemacht und ausprobiert.
Rahel: Seit 1994 läuft die Serie dann auf dem Privatsender ProSieben.
Rahel: Da ist sie bis heute, hat auch da maßgeblich die Erfolge von diesem Sender beflügelt.
Rahel: War also auch schon immer eine wertvolle Marke.
Mháire: Ja, die werden die auch nie hergeben, solange sie sich irgendwie daran festkrallen können.
Rahel: Nein.
Mháire: Was damit zusammenhängt, ich will es nur erwähnen, weil unser Spezialist noch
Mháire: mehr darüber reden wird, ist,
Mháire: dass deutsche Ausstrahlung natürlich auch Synchro bedeutet und dass in der deutschen
Mháire: Synchro mehrfach Stimmen schon durchgewechselt sind. Und ich erinnere mich noch,
Mháire: was für ein Riesending das war.
Mháire: Anke Engelke hat die Rolle der March übernommen, nachdem die ursprüngliche Synchronsprecherin
Mháire: gestorben war. Und ich weiß, dass das noch richtig große News war, als das passiert ist.
Mháire: Es war wirklich ein einschneidender Moment und da gab es viele Diskussionen
Mháire: darum, wie sie das macht und dass sie das anders macht und dass sie sich mehr
Mháire: im Original orientiert und so etwas.
Mháire: Aber das ist eben dementsprechend etwas, was bei uns öfters passiert ist,
Mháire: weil im amerikanischen Original ist es meines Wissens nach so,
Mháire: wenn die Stimme stirbt, wird meistens auch der Charakter beerdigt.
Mháire: Und die Kernstimmen sind immer noch die gleichen.
Rahel: Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist auch, in der Original-Synchro hat
Rahel: im Grunde genommen jede Synchronsprecherin, jeder Synchronsprecher eine Vielzahl an Rollen.
Rahel: Das ist im Deutschen nicht so, sondern da wird wirklich jede Rolle von irgendeinem
Rahel: anderen Hi-O-Pi gesprochen.
Rahel: Wodurch natürlich die Anfälligkeit für, wir wollen jemand nicht mehr bezahlen,
Rahel: uns ist jemand gestorben, einfach deutlich höher ist.
Mháire: Aber es ist ja eine Regel im Original, die, wenn ich das richtig gelesen habe,
Mháire: Matt Groening ja auch mit eingeführt hat, dass die Stimmen gleich bleiben sollen
Mháire: im US-Amerikanischen, wenn es irgendwie möglich ist.
Mháire: Was bedeutet, dass die SprecherInnen eine super Situation haben,
Mháire: um über ihr Gehalt zu verhandeln?
Rahel: Also, ja, das haben sie auch schon mehrfach einsetzen können.
Mháire: Ja, Genosse Groening, gut gemacht.
Mháire: Wir haben noch ganz, ganz viel zu reden über, was sagt die Serie aus?
Mháire: Wir haben jetzt schon viel darüber geredet, dass sie satirisch ist und dass
Mháire: sie eher linksgerichtet ist und dass sie sich über Dinge wie Präsidenten und
Mháire: anderes Fernsehen oder sowas lustig macht.
Mháire: Aber wir könnten das nochmal ein
Mháire: bisschen genauer ausarbeiten und den popkulturellen Status abschließend.
Mháire: Die Simpsons, angefangen als eine überspitzte Beobachtung der Durchschnittsfamilie,
Mháire: der heute stark schwindenden Mittelklasse, der Leute, die sich ein Haus leisten
Mháire: konnten und wo das nicht eine ungewöhnliche Sache war, wo das Geld nicht dicke ist, aber genug.
Rahel: Die Serie ist im Grunde genommen eine mikroskopische Variante von den USA,
Rahel: von diesem sehr großen, sehr vielfältigen Land.
Rahel: Und dementsprechend, wenn wir jetzt mal so herausarbeiten wollen,
Rahel: was denn so die zentralen Themen der Serie sind, haben wir da eine ganz schöne Menge.
Rahel: Und es spielt auch immer eine Rolle, über welche Staffel wir denn gerade reden,
Rahel: weil eben die Simpsons mit der Zeit gehen.
Rahel: Und dementsprechend sich die Themen, die verhandelt werden, auch immer ein Stück
Rahel: weit wandeln. Entweder die Themen an sich oder zumindest die Art,
Rahel: wie sie aufgegriffen werden.
Rahel: Ich würde mal sagen, das wichtigste Thema der Serie ist eigentlich Politik.
Rahel: Also die Lokalpolitik von Springfield ist Thema vieler Folgen,
Rahel: aber auch die Landespolitik darüber hinaus.
Rahel: Wir sehen in der Serie eigentlich das komplette amerikanische Politspektrum,
Rahel: aber auch das System an sich wird verballhornt.
Rahel: Natürlich kommt die Serie unterm Strich eher links raus, das hatten wir ja schon.
Mháire: Aber nicht ohne Kritik an eher linken Demokraten, die reichlich ist.
Rahel: Genau. Wie beispielsweise verkörpert durch den Bürgermeister.
Mháire: Durch den Bürgermeister Quimby, ja. Und es gibt auch einen kurzen Gag,
Mháire: wo man die zentralen Versammlungen der Republikaner und der Demokraten sieht.
Mháire: Und bei den Republikanern steht mehr oder weniger drüber, wir sind die Bösen
Mháire: und wir wollen euer Geld. Und bei den Demokraten steht, wir können nicht regieren.
Mháire: Das ist so extrem runtergedapft.
Rahel: Es ist so wahr.
Mháire: Ja, leider.
Rahel: Ich hatte eben schon gesagt bei den Nebenfiguren, dass die ja häufig als Metaphern
Rahel: funktionieren, dass die sehr konkrete Funktionen erfüllen.
Rahel: Und das ist eben auch beim Thema Politik in der Serie so.
Rahel: Also viele von den Figuren, auch von den Hauptfiguren, verkörpern im Grunde
Rahel: genommen so bestimmte, ich nenne es jetzt mal politische Archetypen oder Themen.
Rahel: Mit Lisa haben wir den Klimaschutz und den Feminismus und wir haben die soziale Gerechtigkeit.
Rahel: Wir haben mit Marge die Hausfrau, die an vielen Stellen ein bisschen konservativ
Rahel: wirkt, aber gleichzeitig auch starke feministische Tendenzen hat.
Rahel: Homer gibt sehr gerne Versprechen, die er nie einlöst. Der erinnert also gerade
Rahel: in den politischen Folgen, wo er dann auch als politische Figur inszeniert wird,
Rahel: sehr stark an einen Populisten.
Rahel: Und so arbeitet sich die Serie durch ganz viele erkennbare politische Themen,
Rahel: durch Kapitalismus, Immigration, die Kompetenz der Polizei.
Mháire: Oder der Mangel daran.
Rahel: Ja, genau.
Mháire: Ja, faul, unaufmerksam, bestechlich, nur darauf bedacht, dass sie mit einer
Mháire: Dienstwaffe durch die Gegend laufen können und eine Uniform tragen.
Rahel: Und Donuts essen.
Mháire: Und Donuts essen.
Rahel: Wichtig. Also immer wieder werden so Dinge wie das amerikanische Verfassungsrecht,
Rahel: Wirtschaft, Waffenrechte, ganz wichtig auch Waffenrechte, Bildung,
Rahel: Klimaschutz und natürlich auch Drogen aufgegriffen.
Rahel: Man denke mal nur allein an die Omnipräsenz der Biermarke Duff,
Rahel: die ja ironischerweise derart ikonisch geworden ist, dass wir heute im echten
Rahel: Leben Duff Bier kaufen können.
Rahel: Also an der Stelle ist in Simpsons ein kleines bisschen das passiert,
Rahel: was Jurassic Park passiert ist mit seiner Kapitalismuskritik.
Rahel: Und auf einmal war der Film die größte Merchandise-Schleuder. Aber gut.
Mháire: Wie kannst du das nur sagen, während ich auf den Plastik-Dino schaue,
Mháire: der auf meinem Schreibtisch sitzt?
Rahel: No shame für Plastik-Dinos. Ich liebe Dinosaurier. Dinosaurier, Beste. Gut.
Mháire: Ja, gut. Dankeschön. Es ist dein Parasaurolophus. Ich finde es wichtig,
Mháire: dazu zu stehen, was der Lieblingsdino von jemandem ist. Was ist deiner?
Rahel: Da ich gerne nach dem Prinzip mehr ist mehr lebe, ist es bei mir ziemlich eindeutig der Giganotosaurus.
Mháire: Uh. Ja, gut. Kann ich nachvollziehen. Zurück zu den Simpsons.
Rahel: War es vielleicht noch erwähnenswert in diesem Politikzusammenhang?
Rahel: Die sogenannte Simpsons-Verschwörung. Das ist so eine Behauptung,
Rahel: die seit vielen Jahren schon umgeht, wonach die Macher der Serie prophetische
Rahel: Fähigkeiten hätten, weil sie ja unter anderem Donald Trump als Präsidenten vorhergesagt hätten.
Rahel: Das ist nachweisbar völliger Quatsch, denn dabei handelt es sich ganz schlicht
Rahel: um das Gesetz der großen Zahlen.
Rahel: Also wenn man fast 800 Folgen auf dem Buckel hat und die Folgen inhaltlich ziemlich
Rahel: vollgestopft sind, vor allem mit so kurzen Wegwerf-Gags,
Rahel: dann muss es zwangsweise irgendwann kommen, dass auch mal einige der Gags dann
Rahel: sich später im realen Leben als wahr erweisen.
Rahel: Es haben sich Leute eben die Mühe gemacht, mal nachzuzählen,
Rahel: wie viele Vorherseiten die Serie so macht.
Rahel: Im Gesamtverhältnis, wie viele davon dann auch wirklich eingetroffen sind.
Rahel: Und das ist statistisch absolut unauffällig.
Mháire: Tja, schade. Es wurden nämlich auch gute Dinge vorhergesagt.
Rahel: Ja.
Mháire: Ich meine, es wurde auch Lisa Simpson als Präsidentin geweißsagt.
Mháire: Ich glaube nicht, dass das passieren
Mháire: wird. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass sie nicht real ist.
Rahel: Nein, nein, das war alles ein Zufall.
Mháire: Es ist schön, wenn man ein reales Geschehen mit einem Simpsons-Bild begleiten
Mháire: kann. Hat einfach starkes Meme-Potenzial.
Mháire: Was wir auch schon ziemlich viel angesprochen hatten, ist die Kritik an Raubbau
Mháire: an der Umwelt und an Ausnutzung und Zerstörung von Wildnis und Natur.
Mháire: Ich meine, es ist ein Atomkraftwerk nebenan.
Mháire: Und es wird von Anfang an auch gesetzt, dass dieses Atomkraftwerk nicht sehr
Mháire: sicher ist und dass kontinuierlich giftige und strahlende Materialien daraus
Mháire: entkommen und unterschiedlichste interessante Dinge mit der Umwelt machen,
Mháire: von Tentakelbäumen bis hin zu dem dreieugigen Fisch, dem Maskottchen.
Mháire: Im Film sieht man, der See ist so giftig, dass er die schwimmende Insel auslöscht,
Mháire: auf der Green Day ein Konzert gibt, worauf auch Green Day ausgelöscht wird.
Mháire: Sorry. Und das ist wirklich etwas, was sich immer und immer wieder durchzieht.
Mháire: Es gibt immer wieder Folgen, in denen es darum geht, wie im Nationalpark was Schlimmes passiert.
Mháire: Dass Öl gefunden wird und dadurch alles vergiftet wird. Dass Mr.
Mháire: Burns den nächsten bescheuerten Plan hat, seinen Giftmüll irgendwo verklappt.
Mháire: Was weiß ich, was alles. Also das finde ich wirklich bemerkenswert,
Mháire: auch wie früh schon extrem starke Grüne, in Anführungsstrichen,
Mháire: Punkte da aufgegriffen werden.
Mháire: Und dass es in der ersten Staffel schon darum geht, dass es eine Klimaerwärmung
Mháire: gibt. Moment mal, mir kann niemand erzählen, dass das Leute nicht schon Ende der 80er gewusst haben.
Rahel: Mir fällt gerade, wo du das so erzählst, was sehr Paradoxes auf.
Rahel: Blinky, der dreieorgelige Fisch, steht ja für diese drohende Umweltkatastrophe,
Rahel: die tödliche Umweltkatastrophe, so mit Strahlung und so.
Rahel: Im Spiel Hit and Run ist Blinky das Speichereicon.
Rahel: Ich habe da nie so drüber nachgedacht, aber sehr paradox.
Mháire: Aber ich meine, Kapitalismuskritik wird am Ende dann zu etwas,
Mháire: was kapitalistisch genutzt wird, weil es nichts gibt, was ihm entkommen kann
Mháire: in diesem System und so ähnlich ist das.
Mháire: Man kann in einem erfolgreichen System und einer erfolgreichen Serie über Umweltschutz
Mháire: und dergleichen reden, aber wenn wir jetzt ehrlich sind,
Mháire: dann ist vieles von dem, was wir tun, und gerade Computerspiele zu einem Zeitpunkt,
Mháire: wo sie alle noch auf physischen Trägern unterwegs waren, das mag uns so sehr
Mháire: gefallen, wie wir es wollen, aber mein Gott, die Menge an Müll.
Mháire: Insofern finde ich es nur passend, dass Blinky einen dran erinnert. Hey!
Mháire: Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder sie einfach nur ein cooles Icon gesucht haben. I don't know.
Mháire: Ich versuche da was reinzudeuten gerade. Das ist eine Sache,
Mháire: die sich bei mir jetzt wirklich beim nochmal mich durch ikonische Folgen und
Mháire: durch eine ganze Reihe von Staffeln durchschauen überrascht hat.
Mháire: Wie früh und wie intensiv das ein kontinuierliches Thema ist.
Mháire: Naturschutz. Gefällt mir.
Rahel: Ein drittes Thema, was wir immer finden, ist irgendwas mit Medien,
Rahel: um mal den beliebten Ausspruch zu zitieren.
Rahel: Also sowohl einmal Medienkritik als eben auch dieser selbstreferenzielle oder
Rahel: meta-referenzielle Umgang schon fast mit dem Thema. was man denn zur Zeit im
Rahel: Fernsehen oder in der Musik und so weiter und so fort alles erleben kann.
Rahel: Wir hatten schon darüber gesprochen, wie der eigene Fernsehsender Fox immer
Rahel: auf die Schippe genommen wird.
Rahel: Das wird unter anderem auch durch den selbstverliebten Nachrichtensprecher Brock Kentman gemacht.
Rahel: Wichtiger Punkt ist aber eben auch diese fiktive Zeichentrickserie Itchy & Scratchy.
Mháire: Oh Gott.
Rahel: Die im Grunde genommen ein blutrünstiges Tom & Jerry Rib-Off ist.
Rahel: Da wird gefoltert, da wird gemordet. Das ist sehr offensichtlich nicht kindgerecht,
Rahel: aber es wird halt irgendwie immer erst nach der Ausstrahlung ein Disclaimer
Rahel: eingeblendet, der auf die Gewalt hinweist und dass Kinder die Serie definitiv nicht sehen sollten.
Mháire: Das ist so treffend, vor allen Dingen ja wiederum aus der europäischen Sichtweise.
Mháire: Ich finde das spannend, ich habe mich da mal eben bei Interviews mit der USK
Mháire: zum Beispiel mit beschäftigt, dass ja jeder Kulturraum, jede Nation andere Regeln
Mháire: dafür hat, was nicht kindgerecht ist.
Rahel: Ja.
Mháire: Oder was man der Öffentlichkeit nicht zumuten kann. Aus moralischen,
Mháire: historischen oder anderen Gründen.
Mháire: Und die Amis sind immer entsetzt davon, wie viel Nacktheit und Sex in Europa zugelassen ist.
Mháire: Und wir sind entsetzt davon, wie viel Gewalt bei ihnen zugelassen ist.
Mháire: Also ich finde das wirklich eine sehr scharfe Selbstbeobachtung.
Mháire: Dass all dieses wirklich blutrünstige, aber dann als Ha-Ha verkaufte Abschlachten
Mháire: und Morden eine amerikanische Selbstverständlichkeit sind.
Mháire: Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde das immer zutiefst unangenehm,
Mháire: die Itchy- und Scratchy-Einblendungen.
Rahel: Ist es auch.
Mháire: Also auf genau die richtige Art und Weise, also schockierend und unangenehm,
Mháire: wo man auf dem Sofa sitzt und dann rüberschaut zu der Person,
Mháire: mit der man das zusammenschaut. So haben wir das gerade beide gesehen.
Mháire: Das funktioniert für mich immer noch genauso wie damals.
Rahel: Das reibt sich auch nicht ab, weil es aber einfach so drastisch ist.
Rahel: Es zählt auch dazu, zu diesen Themen Blockmedien, dass beispielsweise das Thema
Rahel: Musik sehr wichtig ist in den Simpsons, dass wir viele Musikeinlagen haben.
Rahel: Unter anderem dann eben mit Michael Jackson, um mal so einen Namen zu nennen.
Mháire: Aber generell regelmäßig Musicalnummern, die teilweise auch einfach unglaublich
Mháire: gut sind, die sich so in deinem Hirn fressen.
Mháire: Also zum Beispiel Mr. Burns, der darüber singt, welche seltenen Tierarten er
Mháire: zum Aussterben gemacht hat und aus ihnen Kleidungsstücke oder irgendwas anderes gemacht hat.
Mháire: See my vest, see my vest, made from real gorilla chest.
Mháire: Diese Respektlosigkeit und regelmäßig Country-Nummern, in denen Dinge gesungen
Mháire: werden, die in diese Herzschmerz-Düdelü-Variante übertragen werden,
Mháire: aber wo dann bizarre Themen oder die unpassende Wortwahl oder sowas drin sind.
Mháire: Das muss man überhaupt erst mal können.
Mháire: Also es ist nicht nur die Gagdichte, sondern dann auch noch musikalische Gagdichte.
Mháire: Das ist ja noch ein ganz anderes Medium. Super. Ich weiß nicht,
Mháire: hast du da irgendwie einen Lieblingssong?
Rahel: Ich muss schon wieder an die Folge mit der Monorail denken.
Mháire: Ja, der Monorail-Song ist auch exzellent.
Rahel: Ja, weil da ist die Musical-Anlage auf einmal wirklich plotrelevant,
Rahel: weil die Stadt Springfield lässt sich von irgendeinem Scammer-Investor überhaupt
Rahel: überreden, dass sie jetzt in eine Monorail investieren sollten,
Rahel: weil er ihnen halt einen coolen, flippigen Song vorsingt. Und das funktioniert.
Rahel: Und ich denke mir, ja, das könnte auch bei mir funktionieren. Ich will nicht lügen.
Mháire: Die Kritikpunkte werden dann ja auch gesungen. Also dieser Song übernimmt das
Mháire: gesamte Gespräch in der Town Hall, bis alle nur noch Monorail, Monorail singen.
Mháire: Das ist schon auch einer der Besten tatsächlich. Zum Thema Medienkritik bzw.
Mháire: Medien und die Simpsons und die Interaktion. Wir hatten es ja schon öfters mit
Mháire: den Star-Auftritten und dergleichen.
Mháire: Aber mir ist auch wieder aufgefallen, wie oft die Simpsons generell einfach
Mháire: anderes Fernsehen zitieren und dann entweder sich darüber lustig machen.
Mháire: Ich bin bei der abgebrochen, bei einer kurzen Hörmal-Wer-der-Hämmert-Persiflage.
Mháire: Ohne dass genannt wird, welche Serie es ist. Aber es sind zehn Sekunden und es ist perfekt. Aber ...
Mháire: Etwas, was ich als Jugendliche beim besten Willen niemals hätte erraten können,
Mháire: was das soll, aber dass direkt Twin Peaks zitiert wird.
Mháire: Ja, wo Homer dann irgendwas träumt und auf einmal im Red Room ist,
Mháire: wie im Twin Peaks, Agent Cooper.
Mháire: Großartig und auch seltsam alterslos, obwohl es damals ja nicht alterslos gedacht war.
Mháire: Aber sie haben da etwas zitiert, was genauso zeitbeständig ist in seinem Kultstatus
Mháire: wie die Simpsons selber.
Mháire: Fragt mich dann teilweise, wie viele Gags verstehe ich gar nicht oder sind für
Mháire: mich einfach nur random Sachen, weil sie Zitate oder Anspielungen auf eine Fernsehlandschaft
Mháire: sind, die ich gar nicht kenne.
Rahel: Ich glaube, das wäre eine ganz schöne Menge sein. Man muss ja sagen,
Rahel: das ist eigentlich ein Aspekt, der, wenn man mal ehrlich ist, nicht gut altert.
Rahel: Weil eben um diese ganzen Anspielungen lesen zu können, muss man auch mit der
Rahel: Medienwelt aus der Zeit jeweils vertraut sein.
Rahel: Und heute kennen wir eben die Sachen, die es geschafft haben,
Rahel: dass sie im kulturellen Gedächtnis da bleiben.
Rahel: Twin Peaks ist da ein super Beispiel für. Twin Peaks ist ein Name,
Rahel: den kennen die Leute, auch wenn sie es selber nicht gesehen haben.
Rahel: Und vielleicht haben sie so ein bisschen Vorstellung, wie das auch sehen könnte
Rahel: oder dass das irgendwas mit Mystery zu tun haben könnte.
Rahel: Aber ich glaube, sehr viele Gags, vor allem dann ja auch nochmal nicht über
Rahel: die Zeit, sondern auch noch über den Kulturraum von den Staaten nach Deutschland
Rahel: hinweg, sind einfach lost in translation.
Mháire: Im wahrsten Sinne des Wortes teilweise. Aber dafür haben wir einen Spezialisten,
Mháire: der da sehr klare Worte zu verlieren will.
Mháire: Und ich erinnere mich noch, dass es ein Riesending war damals,
Mháire: dass es einen Akte-X-Crossover gab.
Mháire: In dem Sinne, als dass Skully und Mulder aufgetreten sind und tatsächlich von
Mháire: den Originaldarstellern gesprochen wurden.
Rahel: Ja.
Mháire: Also ich war ein Riesen-Akte-X-Fan und das war für mich so...
Mháire: Das ist möglich, dass so etwas passiert?
Rahel: Ja.
Mháire: Cool, abgefahren. Ich würde sagen, es ist sogar irgendwie eine Meilenstein-Folge
Mháire: für die popkulturelle Bedeutung von Simpsons.
Rahel: Ja.
Mháire: Dass so, weil es möglich war, organisiert werden konnte, fertig gemacht und
Mháire: ausgestrahlt und alle Verträge unter Dach und Fach und die richtigen Stimmen
Mháire: und so etwas, das ist bemerkenswert.
Mháire: Sozusagen ein Cinematic Universe.
Rahel: Jetzt ist es Kanon.
Mháire: Jetzt ist es Kanon. Ich meine, es gibt noch das Family Guy Crossover.
Rahel: Ja.
Mháire: Was ja aber auch durchaus daraus entstanden ist. dass Family Guy ganz offensichtlich
Mháire: der Wunsch ist, die Simpsons nochmal zu machen.
Mháire: Insofern ist das ja eigentlich fast schon ein sehr lautes Senpai Notice Me von Family Guy gewesen.
Rahel: Kommen wir mal zum nächsten Themenblock. Und ich kopiere das mal gerade zusammen
Rahel: unter Repräsentation von marginalisierten Gruppen.
Mháire: Gut gemeint, ist nicht.
Rahel: Genau. Ich werde mal so zwei Dinge da herausarbeiten.
Rahel: Das erste ist die LGBTQ-Repräsentation. Wir haben in The Simpsons schon sehr
Rahel: früh queere Charaktere, die aber anfänglich vor allem für lustige Stereotypen genutzt werden.
Rahel: Also wir haben ja, das hast du eben erwähnt, sehr früh die Anspielung,
Rahel: dass Smithers schwul sein könnte und in Mr. Burns verliebt ist.
Mháire: Ja, ich glaube fast eher, er ist burnsexuell.
Rahel: Er ist burnsexuell, definitiv.
Mháire: Für Smithers gibt es nur einen Menschen.
Rahel: Das wird aber auch später dann im Laufe der Serie kanon, dass er also tatsächlich
Rahel: eine romantische Anziehung für Mr. Burns empfindet.
Rahel: Und wir sehen auch, dass die queeren Charaktere im Laufe der Serie immer dreidimensionaler
Rahel: werden. Die wachsen also über die Stereotypen, die sie am Anfang sind, hinaus.
Rahel: Und da hat es die Serie auch geschafft, mehrere Meilensteine mal wieder zu erobern.
Rahel: Also wir haben beispielsweise schon in einer Folge der zweiten Staffel,
Rahel: das ist 1990, einen queeren Mann, der Homer küsst, auf den Mond küsst.
Rahel: Das ist ein Jahrzehnt, bevor Dawson's
Rahel: Creek das als erste Realserie im amerikanischen Fernsehen gezeigt hat.
Mháire: Siehst du, ich hätte nicht mehr gewusst, welche Serie das war,
Mháire: die das im Realfernsehen gemacht hat. Ich lerne hier noch eine Menge Dinge.
Rahel: Ich habe es extra nachgeguckt. Ich hätte auch nicht gedacht,
Rahel: dass es ausgerechnet Dawson's Creek war, aber jetzt wissen wir es.
Rahel: Wir haben dann schon in der achten Staffel, das ist 1997, auch noch verhältnismäßig
Rahel: früh, erstmals eine Episode, wo sich dann auch der Hauptplot um eben ein LGBTQ-Thema dreht.
Rahel: Das ist die Folge Homer und gewisse Ängste. Oder wie sie im Englischen viel
Rahel: lustiger heißt, Homophobia.
Rahel: Wo es eben darum geht, dass er Angst hat, dass er in so einem Schwul sein könnte.
Mháire: Too real.
Rahel: Ja. Dann, ich hatte es eben schon erwähnt, seit 2005 steht fest,
Rahel: kanonisch, dass Patti Bouvier lesbisch ist, weil sie möchte in der Folge Drum
Rahel: prüfe, wer sich ewig bindet, ihre Freundin Veronica heiraten.
Rahel: Und da kommen wir jetzt, solange es zu einem Punkt fortschrittliches und weniger fortschrittliches.
Rahel: Denn, was wir merken 2005 sind insbesondere weibliche queere Charaktere,
Rahel: Noch im Prinzip unsichtbar im Fernsehen. Das dauert deutlich länger,
Rahel: bis man diese Charaktere überhaupt wirklich gezeigt bekommt,
Rahel: explizit gezeigt bekommt, über irgendwelche Andeutungen, wie wir es in Xena noch sehen, hinaus.
Rahel: Und ja, ich habe die Gelegenheit genutzt, um noch schnell Xena reinzuschuhornen.
Mháire: Ich weiß das zu schätzen.
Rahel: Das Problem ist, dass genau diese Folge aber auch dadurch hervorsticht,
Rahel: dass sie eine transphobe Darstellung von eben dieser Freundin Veronica ist.
Rahel: Weil im Laufe stellt sich dann heraus, Veronica ist gar nicht als Frau geboren
Rahel: und die hat Patty die ganze Zeit belogen und das ist alles eine Falle.
Rahel: Und das ist ein sehr durchgekautes Narrativ, das war auch schon zu dem Zeitpunkt
Rahel: durchgekaut und problematisch.
Rahel: Das heißt, was wir hier ganz gut sehen, ist, dass die Simpsons,
Rahel: und das hat sich bis heute nicht verändert, sie haben eine LGB-Repräsentation.
Rahel: Bei T und Q im Allgemeineren wird es dann rar gesät.
Mháire: Und ey, aber das fällt ja bei den meisten Repräsentationen irgendwie hinten
Mháire: vom Tisch runter. Es ist kein Platz mehr für mich.
Rahel: Ja.
Mháire: Ja, ich glaube, dass das wirklich ein Fall von gut gemeint und nicht gut gemacht ist.
Rahel: Ja.
Mháire: Einfach zu wenig Beteiligung von den Personen, über die man da redet.
Rahel: Ja, genau.
Mháire: Und das Wiederholen von Schenkelklopfern, die man einfach unreflektiert dann
Mháire: weiter in sein Material schreibt.
Mháire: Ohne mal drüber nachzudenken, wie boshaft es eigentlich ist.
Rahel: Das ist der Serie auch an einigen anderen Stellen nochmal passiert.
Rahel: Nämlich ist das dann das Thema People of Color und Migration.
Rahel: Positiv an der Serie ist, wir haben sehr viele nicht-weiße Charaktere.
Rahel: War jetzt nicht unbedingt üblich. Also auch nicht-weiße Charaktere,
Rahel: die schon seit der ersten Folge dabei sind oder seit fast der ersten Folge.
Mháire: Und die auch teilweise vollkommen selbstverständlich in allen möglichen verschiedenen
Mháire: Jobsituationen und Umfeldern auftauchen.
Mháire: Das ist auch nicht ganz von Anfang in allen Bereichen so, aber dass man dann
Mháire: People of Color auch in Nachrichten, als NachrichtensprecherInnen,
Mháire: als ÄrztInnen und sowas alles sieht. Nicht selbstverständlich.
Rahel: Oder auch, dass Homer selbstverständlich einen schwarzen Arbeitskollegen hat,
Rahel: mit dem er auch befreundet ist. Die gehen zusammen nach der Arbeit ein Bier trinken.
Mháire: Ja, und es ist kein Thema für sie. Meistens.
Rahel: Meistens, genau. Es wird ja auch das Thema Einwanderung, illegale Einwanderung
Rahel: immer wieder in den Vordergrund gerückt und wie vor allem populistische Politiker damit umgehen.
Rahel: Alles gut, alles fein. Wenn man dann aber genauer hinguckt, dann hat man auch
Rahel: so Charaktere wie Apu in seinem Quickie-Markt.
Rahel: Und da rutscht die Serie dann ganz tief in so einen Stereotyp rein.
Rahel: Der spricht mit einem lustigen, überzeichneten Akzent, wird dabei auch von einem
Rahel: weißen Synchronsprecher gesprochen.
Rahel: Der verpasst niemals einen Tag Arbeit, selbst wenn er angeschossen wurde.
Rahel: Der verkauft schlechte Ware, er ist hyperfruchtbar.
Rahel: Auf einmal hat man da so ganz eindimensionale Aspekte, auf die an der Stelle
Rahel: ja eine komplette Kultur reduziert wird.
Mháire: Ja, gerade das mit dem Hyper-Fuchtball, irgendwie so ein Cutaway-Gag,
Mháire: wo er mit sieben Kids da sitzt, die zwischen zwei Folgen irgendwie aufgetaucht sind.
Mháire: Das ist wirklich so, okay, mhm, mhm, ja.
Mháire: Damals dachte man, oh, lustig.
Mháire: Also zumindest viele. Wir haben die Ausrede, wir waren ja noch jung.
Rahel: Ja, weiß ich nicht, weil Apo ist jetzt auch nicht das einzige Negativbeispiel.
Rahel: Also auch indigene Völker von Alaska werden immer wieder sehr stark stereotypisiert.
Rahel: Das sehen wir auch noch im Simpsons-Film von 2007.
Rahel: Also die unterhalten sich dann in Grundslauten, die haben albern große Brüste
Rahel: und die kulturellen Besonderheiten werden als was sehr Primitives dargestellt.
Rahel: Das hat alles letztlich dazu geführt, dass 2017 dann auch eine Dokumentation
Rahel: erschienen ist mit dem Titel The Problem with Apu.
Rahel: Das war natürlich nicht die erste Kritik ihrer Art, aber es war die erste,
Rahel: die eine Breitenwirkung entfaltet hat, wo eben mal auseinandergelegt wird,
Rahel: was das Problem ist daran, wie die Simpsons diese nicht-weißen Charaktere darstellen.
Rahel: Und das hat Konsequenzen gehabt. Die Macher der Serie haben sich mit dieser
Rahel: Kritik auseinandergesetzt.
Rahel: Wenn jetzt auch nicht zunächst ausschließlich würdevoll.
Rahel: Das hat also ein bisschen gedauert, aber mei, es hat Konsequenzen gegeben.
Rahel: Das hat unter anderem dazu geführt, dass Apu seitdem ein Hintergrundcharakter
Rahel: ohne Sprechrolle ist. Also ob das jetzt der beste Umgang ist, sei mal dahingestellt.
Rahel: Aber der größere Effekt ist, dass seitdem auch weiße SynchronsprecherInnen nur
Rahel: noch weiße Charaktere sprechen.
Rahel: Und zwar nicht nur bei den Simpsons, sondern auch bei Family Guy und South Park.
Mháire: Ich bin da keine Expertin für.
Mháire: Ich kann nur sagen, dass es von außen betrachtet eben eine seltsame Wirkung
Mháire: ist, dass wenn es heißt, es gibt Kritik an der Darstellung dieser indischen
Mháire: Person, dann reduzieren wir sie.
Rahel: Ja.
Mháire: Hätte es vielleicht andere Lösungen dafür gegeben.
Rahel: Sicherlich.
Mháire: Dem Charakter vielleicht mehr Dreidimensionalität zu verleihen oder sich damit
Mháire: wirklich zu beschäftigen.
Mháire: Keine Ahnung, dass Abo irgendwann sagt so, was, nein, ich komme aus der Gegend,
Mháire: eigentlich rede ich überhaupt nicht so, Aber alle Leute haben das von mir erwartet.
Mháire: Sich damit beschäftigen, dass es ein Klischee ist.
Rahel: Ich wollte gerade sagen, gerade bei einer Serie, die ja so selbstreferenziell
Rahel: und auch selbstkritisch an vielen Stellen ist, wäre das die leichteste Lösung gewesen.
Rahel: Ja, Leute, ich habe halt einfach die ganze Zeit eure Erwartungen erfüllt.
Rahel: Hat mir ein gutes Leben beschert. Habe jetzt keine Lust mehr.
Mháire: Ja, Ende mit Quickie Mart.
Rahel: Genau.
Mháire: Ich habe sehr viel Freizeit jetzt, die ich angespart habe, eine Überstunde.
Mháire: Und bye. Du sagtest es ja auch Anfang schon. Sie zeigt mit großer Selbstverständlichkeit
Mháire: die Serie People of Color.
Mháire: Im Alltag, in verschiedenen Positionen und hat definitiv die richtigen Absichten.
Mháire: Und dann des Öfteren nicht eine durchdachte Umsetzung des Ganzen.
Mháire: Und eben gerade so Sachen wie der Umgang mit indigenen Personen ist halt schon wirklich schwierig.
Mháire: Schmerzhaft, möchte ich sagen. Schmerzhaft. Aber das ist das,
Mháire: was passiert, wenn du über Leute redest und nicht mit ihnen. Fast zwangsläufig.
Rahel: Da fällt mir aber auf, ein Thema, das wir schon angeteasert haben,
Rahel: was sich jetzt aber bei dieser Repräsentation ausgeklammert hat,
Rahel: obwohl es da genauso drunter zählt. Es gibt...
Rahel: Auf den zweiten Blick, wenn man genauer hinschaut, erstaunlich wenig weibliche
Rahel: Charaktere in den Simpsons.
Rahel: Also insbesondere, wenn man den Umfang und die Anzahl von Sprechrollen vergleicht.
Rahel: Es gibt viele weibliche Charaktere, die aber nicht oder nur wenig sprechen.
Rahel: Das heißt, die Simpsons sind auch eine von den Charakteren her ziemlich männliche Serie.
Mháire: Ja, und jetzt kann man sagen, Lisa und Marge sind die Schlauen in der Familie,
Mháire: aber das ist ja durchaus auch ein Klischee mit den dummen Kerlen. Ja.
Mháire: Die aber trotzdem erfolgreich durchs Leben purzeln, weil selbstverständlich
Mháire: ist, dass du doof sein kannst, wenn ein Mann ist. Das ist beleidigend für Männer.
Rahel: Ja.
Mháire: Um mal eine Lanze für euch zu brechen. Ihr kommt auch klar, ohne dass euch eine
Mháire: Frau ständig den Hintern hinterher trägt und alles für euch regelt.
Mháire: Um ehrlich zu sein, ich bin zum Beispiel eine sehr chaotische,
Mháire: unordentliche Frau und ich habe einen ordentlichen und durchgeplanten Mann,
Mháire: der mir den Hintern hinterher trägt. Nimm das, Klischee.
Mháire: Aber auch positive Klischees. es gibt ja auch toxische Positivität sind anstrengend.
Mháire: Es ist mir auch früher nicht so aufgefallen aber diesmal habe ich auch so ein
Mháire: bisschen durchgezählt.
Mháire: Die meisten wichtigen Standardfiguren in der Stadt sind alles Typen.
Mháire: In der Politik oder in Läden oder als führende Personen, als der Priester alles Kerle.
Mháire: Und die Dauersprechrollen sind dann zum Beispiel die kettenrauchenden Zwillinge. Die sind super.
Mháire: Aber es ist auch noch zweimal quasi die gleiche Person.
Rahel: Also unterm Strich, ja, die Simpsons machen schon vieles gut und die waren auch
Rahel: für ihre Zeit häufig fortschrittlich, aber die Serie ist eben keineswegs unfehlbar.
Rahel: Und das ist mir unter anderem deswegen so wichtig zu sagen, weil sie in meinen
Rahel: Augen, zumindest wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, gerne so gehandelt wurde.
Rahel: Die Simpsons haben es so gemacht, deswegen muss es gut sein.
Rahel: Das ist jetzt nicht uneingeschränkt so.
Mháire: Nein. Ich möchte aber an dieser Stelle auch sagen, das heißt nicht,
Mháire: dass man es nicht mögen darf.
Mháire: Häufig ist dann ja so, die haben aber diesen Punkt problematisch behandelt.
Mháire: Ja, darüber kann man reden, aber das heißt jetzt nicht, dass man die gesamte Sache wegschmeißt.
Mháire: Und es ist auch vollkommen okay, Dinge zu mögen, die schlecht sind in manchen ihrer Aspekte.
Mháire: Das will ich einmal hier ganz klar gesagt haben.
Rahel: Du läufst bei mir offene Tore ein, weil ich bin Vorsitzende der Lovecraft-Gesellschaft, von daher.
Mháire: Ja, zu dem Thema habe ich auch des Öfteren schon Gespräche geführt in unterschiedlichste Richtungen.
Mháire: Und ich meine, auch wenn ich manchmal bei den Simpsons heutzutage vom Sofa cringe,
Mháire: wenn ich ein paar Sachen sehe, ist es trotzdem immer noch etwas,
Mháire: was mir Freude bereitet.
Mháire: Und das ist vollkommen okay so. Die Simpsons sind etwas, was glaube ich auch
Mháire: auf lange, lange, lange Zeit noch freudebereitet und nützlich sein wird.
Mháire: Für unsere Kommunikation und prägend. Und das auch für Leute,
Mháire: die das Originalmaterial nicht kennen. Ich muss über Memes reden mit dir.
Rahel: Auf geht's.
Mháire: Damit ordnen wir uns ja auch ein. Ich habe mir sagen lassen,
Mháire: dass die Memes von der Folgegeneration nach uns vollkommen andere sind.
Mháire: Und wir dann wiederum alt, unwissend den Kontakt mit der Jugend verloren und
Mháire: cringe sind. wenn wir Simpsons Beans benutzen.
Mháire: Aber wir benutzen sie und wir werden das bis in unser Grab tun.
Mháire: Ihr könnt sie uns nicht wegnehmen.
Mháire: Aber ich glaube, Homer, der rückwärts in die Hecke verschwindet,
Mháire: wird immer funktionieren.
Rahel: Es ist einfach eines meiner wichtigsten Kommunikationsmittel.
Rahel: Genauso wie eben Grandpa Simpson, der irgendwo reinläuft, seinen Hut auffängt,
Rahel: sich denkt, nope, den Hut wieder nimmt und sofort geht. Das bin ich.
Mháire: Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich, während wir diesen Podcast aufnehmen,
Mháire: kurz die Frage bekommen habe, ob wir noch podcasten.
Mháire: Ich geantwortet habe, ja, wir podcasten noch und ein Simpsons-Meme dazu geschickt
Mháire: bekommen habe, wie Flanders und Homer sich unterhalten.
Mháire: Okay. Einer meiner Favoriten, den benutze ich nicht klassisch als Meme,
Mháire: als GIF oder so etwas, sondern gesprochen ist, I for one welcome our insect overlords.
Mháire: Und dann halt Insect eintauschen gegen was auch immer. Our AI overlords.
Mháire: Die Bedrohung du jour, der man sich einfach rückgratlos unterordnet,
Mháire: kann man so oft verwenden und das ist immer noch so gut.
Mháire: Allein diese Formulierung, I for one welcome our blog.
Mháire: Old Maniel said Clouds.
Rahel: Sehr wichtig.
Mháire: Wende ich inzwischen manchmal auf mich selber an. Die Jugend von heute.
Mháire: Du hast es schon erwähnt, dass sich Dinge wie Ay Karamba auf einmal für eine
Mháire: Weile in der Jugendsprache festgesetzt haben.
Rahel: Ja.
Mháire: Ich glaube, das Do von Homer im Original ist auch dramatisch in der Nutzung angestiegen.
Mháire: Und was ich lustig fand tatsächlich und mir eine lange Zeit gar nicht bewusst
Mháire: war, es gibt ja auch dieses Meme von Ralph Wiggum, der hinten im Bus sitzt und
Mháire: dann so, I'm in danger now.
Mháire: Das ist gar nicht sozusagen Mainline Simpsons, das ist aus dem Family Guy Crossover.
Mháire: Enttäuschen. Es ist sozusagen nur Secondhand Simpsons.
Rahel: Aber es zählt trotzdem.
Mháire: Ja, es ist auf jeden Fall gut.
Rahel: Family Guy ist ja auch ein gutes Stichwort, wo wir schon bei diesen Spuren in der Popkultur sind.
Rahel: Die Simpsons haben sehr viele Nachahmer-Serien inspiriert.
Rahel: Also diese Idee von Cartoons für Erwachsene, die auf einmal im Trend sind.
Rahel: Dazu zählt ja auch Family Guy.
Mháire: American Dad.
Rahel: Bob's Burgers. Oder auch Rick
Rahel: and Morty. Rick and Morty wäre nicht möglich gewesen ohne die Simpsons.
Mháire: Oh Gott, nein. Undenkbar. Da müssen mehrere Schritte geschehen seit der Simpsons,
Mháire: damit Rick and Morty möglich wird.
Mháire: Man kann diese Schritte sehr klar
Mháire: nachvollziehen. Es ist eine evolutionäre Kette, die von A nach B führt.
Mháire: Wir haben ja schon darüber geredet, dass die Simpsons inzwischen fast so wie eine Zeitkapsel sind.
Mháire: Weil es dieses Klischeebild der amerikanischen Mittelschicht,
Mháire: wo nur ein Elternteil arbeitet und sie trotzdem sich ein Haus leisten können.
Mháire: Da weinen ja Millennials drüber.
Mháire: Und alle, die uns nachfolgen, wissen überhaupt nicht mehr, wovon wir reden.
Mháire: Insofern auch irgendwie spannend, dass diese Unveränderlichkeit der Situation,
Mháire: mittlerweile fast befremdlich ist.
Rahel: Ich habe zum Thema Popkultur und Spuren noch ein Thema, was mir natürlich sehr am Herzen liegt.
Mháire: Ja. Ja.
Rahel: Du weißt ganz genau, worauf ich hinaus will.
Mháire: Lass uns über Horror reden, Rahel.
Rahel: Die Treehouse of Horror-Freund. Das sind seit 1990 jährliche Halloween-Episoden,
Rahel: die immer als Antologie aufgebaut sind.
Rahel: Also die bestehen dann in der Regel aus so drei kürzeren Segmenten.
Rahel: Manchmal vier. Und die sind einfach nochmal ihr komplett eigener Hype geworden.
Rahel: So ein bisschen fast schon wie eine Serie innerhalb der Serie.
Rahel: Also es gibt eigene Comicbuchauskopplungen zu Treehouse of Horror.
Rahel: Es gibt eigene Merchprodukte dazu.
Rahel: Sie haben auch ihr eigenes Spiel erhalten mit Night of the Living Treehouse
Rahel: of Horror. Wo wir uns dann durch kurze Vignetten aus eben diesen Halloween-Folgen spielen.
Mháire: Was für ein Titel?
Rahel: Ja, ich weiß. Night of the Living Treehouse of Horror. Das baut sehr viele Dinge zusammen.
Rahel: Aber Horrorfans finden das lustig. So wie ich.
Mháire: Es ist ja auch eine Hommage an ganz viel klassisches Horrormaterial,
Mháire: Das dir sicherlich sehr am Herzen liegt. Total.
Mháire: Als jemand von der Lovecraft-Gesellschaft. Weil Lovecraft, ja,
Mháire: ein klassisches Produkt von so palpigem Serienhorror ist. Eben noch in geschriebener Form.
Mháire: Aber das ist etwas, seitdem jemand festgestellt hat, dass man im Grunde die
Mháire: Campfire-Stories, also das, was dann im Internet-Zeitalter zu Creepypasta geworden
Mháire: ist oder sowas, kommerziell verarbeiten kann,
Mháire: gibt es aus kurzen Geschichten bestehende Anthologien um Horror.
Rahel: Und ich mag sie fast alle. Also wenn ich sie alle kennen würde,
Rahel: aber die ich kenne, mag ich.
Rahel: Dass das schon eben von Anfang bis Ende immer...
Rahel: Eine Anspielung enthält. Das fängt schon beim Namen an. Tree House of Horror,
Rahel: also zu Deutsch Baumhaus des Schreckens.
Rahel: Der Name kommt zum einen daher, dass die Rahmenhandlung von der allerersten
Rahel: Halloween-Folge auch tatsächlich im Baumhaus im Garten der Simpsons spielt.
Rahel: Das ist aber die einzige Folge, wo das der Fall ist. Inzwischen haben die Halloween-Folgen
Rahel: überhaupt keine Rahmenhandlung mehr.
Rahel: Es ist aber vor allem eine Anspielung auf die britische Anthologie-Serie Hammer House of Horror.
Rahel: Hammer Films war eine sehr berühmte Horrorfilm-Schmiede.
Rahel: Und die haben eben auch so eine Anthologie-Serie gehabt. Das heißt,
Rahel: es fängt schon im Titel an, dass die Halloween-Folgen der Simpsons sehr offensichtliche
Rahel: Anspielungen auf ein ganz bestimmtes Kulturgut machen.
Rahel: Und in den einzelnen Folgen wird das dann fortgeführt. Die sind anfänglich ziemlich
Rahel: eindeutig inspiriert von den EC Comics.
Rahel: Also das war so eine amerikanische Comics-Schmiede, die in den 50er Jahren sehr
Rahel: bekannt war für ihre Horror-Comics und auch maßgeblich dafür verantwortlich
Rahel: zeichnete, dass dann 1954 die Comics Code Authority auf den Plan gerufen wurde,
Rahel: die dann zur Selbstzensur geführt hat.
Rahel: Und dann waren auf einmal Dinge wie Kannibalismus und so gar nicht mehr so beliebt in Comics.
Mháire: Du sagst das so, als wäre es vorher nicht im Comic vorgekommen.
Mháire: Aber ja, im Endeffekt, Comics als semi-neues Medium haben halt Dinge gemacht,
Mháire: die sozusagen unter dem Radar der Moralapostel entlang geleiten konnten.
Mháire: Und dann hat die Comics Code Authority wirklich sehr, sehr, sehr lange bestimmt,
Mháire: Und wie Comics in den USA aussehen.
Mháire: Und das ist tatsächlich auch eine sehr spannende Geschichte,
Mháire: wie das gebrochen wurde. Aber nicht für diesen Podcast.
Rahel: Inhaltlich werden in den Treehouse of Horror dann Horrorfilme persifliert wie
Rahel: Die Fliege. Also den Film von 1958.
Rahel: The Shining. Das sind einfach vollgestopfte Folgen.
Rahel: Und das ist nicht immer gut, was man da sieht. Aber es ist doch irgendwie immer ein Highlight.
Rahel: Also man sitzt vor der Folge und versucht jede Anspielung und jede Referenz
Rahel: auf so einen Horrorfilm zu entdecken. Und das macht halt eben insbesondere dann
Rahel: Spaß, wenn man wie ich Horrorfan bin.
Rahel: Und es ist auch wirklich so, dass ich viele von den Horrorfilmen zuerst bei
Rahel: den Simpsons gesehen habe und dann das Original.
Rahel: Beispielsweise Die Fliege von 1958.
Mháire: Ja, geht mir ähnlich. Das ist die Vorlage für das Zitat, ich dann erst später kennengelernt habe.
Mháire: Weil die Simpsons schaut man als Teenager und Die Fliege von 1958 wahrscheinlich nicht.
Rahel: Nee. Und das Lustige war, ich hatte dann auch zuerst den David Cronenberg-Film
Rahel: Die Fliege gesehen, der sehr anders verläuft und sehr eklig ist.
Mháire: Ja.
Rahel: Naja, andere Story.
Mháire: Und auch kultig.
Rahel: Kultig, sehr.
Mháire: Du sagtest, das ist nicht immer gut, aber immer faszinierend.
Rahel: Ja.
Mháire: Und es probiert auch immer Dinge aus. Das ist für die Simpsons immer die Möglichkeit
Mháire: gewesen, einfach mal Dinge anders zu machen, von der Formel abzuweichen und
Mháire: weirden Scheiß auszuprobieren.
Rahel: Ja, die sechste Halloween-Folge beispielsweise zeigt uns einen 3D-animierten
Rahel: Homer, der auf einmal in eine Realfilmwelt gestoßen wird. Das ist sehr verstörend.
Rahel: Was mir erst jetzt aufgefallen ist, ich habe die Folge noch mal geguckt,
Rahel: da sind auch Anspielungen auf das Spiel Mist drin enthalten.
Rahel: Und beispielsweise, als Homer von der 2D-Welt in die 3D-Welt gezogen wird,
Rahel: da läuft er erstmal in so einer Art Limbo-Welt rum.
Rahel: Und in dieser Limbo-Welt sind aber auch noch andere Gegenstände und so weiter.
Rahel: Und da läuft er auch an der Bibliothek aus Mist vorbei.
Mháire: Ich hätte das nicht erkannt. Das ist zu lange her.
Rahel: Das war reiner Zufall, weil ich mich kurz vorher nochmal mit Mist so ein bisschen
Rahel: befasst hatte. Und dann dachte ich mir.
Mháire: Moment, wow.
Rahel: Das ist aber ein sehr typisches Gebäude. Also das habe ich schon mal wo gesehen.
Mháire: Deep Cut. Obwohl, nächstes war ja auch ein Riesenphänomen zu der Zeit.
Rahel: Ja.
Mháire: Insofern.
Rahel: Das passt halt zeitlich auch ganz gut, genau. Wichtiges Element,
Rahel: was zu den Halloween-Folgen immer dazugehört, ein eigenes Intro und eigene Outro-Credits,
Rahel: wo dann die Beteiligten auf einmal ganz lustig, gruselige Pseudonyme heißen.
Rahel: Also dann steht da sowas wie The Late Bill Oakley und Disfigured Dan McGrath.
Rahel: Also die kriegen dann alle so ein bisschen ihren Halloween-Makeover.
Mháire: Es ist sehr früh schon Kult geworden. Diese Halloween-Folgen,
Mháire: dass das wirklich ein Ereignis war und man die geguckt haben musste.
Mháire: Selbst wenn man einen anderen Teil verpasst hat, die Halloween-Folge, die musste man kennen.
Rahel: Es gibt die Auflage, dass in jeder Halloween-Folge die zwei Aliens Kang und
Rahel: Kodos vorkommen müssen.
Rahel: Das wird wohl auch schon mal gerne vergessen. Dann werden die noch in so einer
Rahel: kleinen Cameo reingeschustert.
Rahel: Die tauchen nicht nur in den Treehouse-of-Horror-Folgen auf, aber hauptsächlich da.
Rahel: Das sind so große, grüne, oktopusartige Aliens. Das sind wohl Zwillinge.
Rahel: Und die beobachten gern so das Geschehen aus dem Weltall heraus.
Rahel: Die sitzen dann in fliegenden Untertassen und lachen manisch,
Rahel: wenn schlimme Dinge passieren, weil sie sind der Menschheit sehr feindlich gegenüber
Rahel: eingestellt, außer sie wollen für sie kochen.
Rahel: Und was mir erst jetzt nochmal aufgefallen ist, wie häufig, dafür dass Kang
Rahel: und Kodos in der Serie eben hauptsächlich in diesen Halloween-Folgen,
Rahel: also einmal im Jahr auftreten, in den Simpsons-Spielen wiederum,
Rahel: sind sie ganz häufig die Widersacher.
Rahel: Wir haben das in Road Rage, wir haben das im phänomenal schlechten Simpsons-Wrestling.
Rahel: The Simpsons Game macht das. In Hit and Run sind sie auch die geheimen Strippenzieher.
Rahel: Also irgendwie sind Kang und Kodas so zum beliebten Boss oder zumindest eben
Rahel: Strippenzieher in den Simpsons-Spielen geworden. Und ich weiß nicht ganz warum.
Mháire: Ich glaube, weil die Simpsons sonst wenig echte Bösewichter bieten.
Mháire: Und Mr. Burns vom Möppen kommt einem unfair vor.
Rahel: Ja, okay.
Mháire: Ich weiß nicht, ob ich Wrestling gegen Mr. Burns spielen wollen würde.
Mháire: Das ist Abuse of the Elderly. das macht man nicht.
Rahel: Wichtig zu wissen, die Halloween-Folgen sind nicht Teil des Kanons.
Rahel: Also sie greifen zwar immer irgendwo aktuelle Trends und Themen auf,
Rahel: sie haben deswegen auch diesen Kultstatus erreicht, aber all die verrückten
Rahel: Sachen, die mit den Charakteren in den Folgen passieren, die sind nicht Kanon
Rahel: und deswegen erholen die sich auch alle davon, wenn sie enthauptet,
Rahel: gehäutet oder sonst was werden.
Mháire: Ist auch besser so. Also ich meine, es ist eine absolute Grundlage dafür,
Mháire: dass es überhaupt funktionieren kann und man so viel Spaß damit haben kann,
Mháire: weil sehr viel gestorben und grässliche Dinge mit Leuten angestellt werden. Das ist der Spaß daran.
Mháire: Ja, das kann Spaß machen. Auch außerhalb von Itchy und Scratchy.
Mháire: Ich finde, man hört auch sehr raus, Rahel, dass gerade diese Thematik für dich ein großes Ding ist.
Mháire: Aber du bist ja auch unsere Fachperson, wenn es zum Beispiel um den Cthulhu-Mythos
Mháire: und generell um Horror und Horrorliteratur geht.
Mháire: Ein Steckenpferd, das du sehr gut auch noch studiert, untermauern kannst.
Mháire: Aber wir haben eine andere Spezialistenperson heute noch dabei,
Mháire: die sich mit den Simpsons, vorsichtig gesagt, etwas mehr in die Tiefe noch beschäftigt hat.
Mháire: Also so sehr in die Tiefe zu einer Zeit, als das noch gar nicht so einfach war,
Mháire: eine Website einzurichten und alles dafür am Laufen zu halten.
Mháire: Und das ist der Paul. Mit dem hast du dich unterhalten.
Mháire: Über was werden wir jetzt alles noch Details und tiefgehende Informationen bekommen?
Rahel: Ja, wie du schon gesagt hast, wir haben zwar einiges über die Simpsons herausgefunden,
Rahel: Aber wo wir nicht so richtig mitreden können, ist, was es eigentlich mit der
Rahel: Popularität auf sich hat.
Rahel: Und Paul Schmidt, den kennen ja vielleicht einige aus dem Stay Forever Kosmos.
Rahel: Seit Folge 20, Zorc, ist das unser Grafiker, der inzwischen auch beim Podcast
Rahel: festangestellt ist als Grafiker und Webdesigner, der sich beispielsweise um den Job kümmert.
Rahel: Der ist ein waschechter Simpsons-Fan. Seit nicht ganz der ersten Stunde,
Rahel: aber doch schon geraumer Zeit. Also Paul hat beispielsweise auch zusammen mit
Rahel: seinem Freund Markus einen 90er-2000er-Jahre-Nerd-Podcast mit dem Titel Wir
Rahel: sind raus. Auch da ging es schon um die Simpsons.
Rahel: Und den habe ich mir geschnappt, dass er mir einmal erklärt hat.
Rahel: Wie denn diese anhaltende Popularität von den Simpsons zu erklären ist und was
Rahel: eigentlich so alles im Laufe der Serie passiert ist, wie sich die Serie auch
Rahel: von der Tonalität her verändert hat. Hi Paul!
Paul: Hi, grüß dich!
Rahel: Schön, dass du die Zeit nimmst, ein bisschen mit mir über die Simpsons zu sprechen.
Rahel: Erzähl mir doch mal zum Anfang, wie dich die Simpsons über die Jahre hinweg
Rahel: begleitet haben als Fan.
Paul: Ja, im Grunde haben die mich seit Kindheitstagen begleitet, Und durch alle Stationen
Paul: so durch, die ich mitgemacht habe, Schulzeit, danach dann alle möglichen Umzüge,
Paul: Universität, Ausbildung, bis heute.
Paul: Und ich bin auch, das kann ich stolz behaupten, einer der wenigen in meinem
Paul: Bekanntenkreis, die bis jetzt noch dabei geblieben sind und auch die aktuellen
Paul: Folgen alle noch geguckt hat.
Rahel: Du hast ja auch eine Fan-Seite, da musst du jetzt auch ein bisschen was zu erzählen.
Paul: Die gibt es ja inzwischen, zum Glück vielleicht nicht mehr.
Paul: Die habe ich irgendwann Anfang der 2000er mal gestartet, Eye on Springfield
Paul: hieß sie, in Anlehnung an die Fernsehsendung, die es dort auch gibt.
Paul: Und das war im Grunde so ein Sammelsorium an Fakten und Informationen,
Paul: die ich im Laufe der Jahre einfach aus den Simpsons rausgesaugt habe.
Paul: Weil das von Anfang an einfach so ein Ding war, was mich an den Simpsons total fasziniert hat.
Paul: Diese Welt der Simpsons, die nach und nach eben immer weiter mit kleinen und
Paul: großen Sachen gefüllt und mit großen und kleinen Informationen bestückt wurde.
Paul: Es gibt halt einfach einen Haufen Sachen, die es nur in der Welt der Simpsons
Paul: gibt. Marken wie Duffbier und Fernsehsender Channel 6 und so.
Paul: Aber eben auch jede Menge Charaktere. Und da fing ich einfach nach und nach
Paul: an, diese ganzen Sachen zu sammeln und habe die auf meiner Internetseite zusammengetragen.
Rahel: Was man da ja schon ganz gut raushört, ist, dass du die Serie in- und auswendig
Rahel: kennst und das eben auch schon seit Jahren.
Rahel: Das heißt, du hast aber auch beobachten können, wie sich die Simpsons im Laufe
Rahel: der Jahrzehnte verändert haben.
Rahel: Also wie hat sich beispielsweise die Tonalität der Serie verändert oder auch der Umgang mit Gags?
Paul: Ich denke, da spreche ich jetzt für viele Fans, wenn ich sage,
Paul: ich habe es ja gerade schon angedeutet, viele haben es gar nicht bis zum Ende
Paul: durchgehalten, da hat sich doch einiges getan. Also die ursprünglichen Simpsons waren eine Sitcom.
Paul: Das war zwar gezeichnet, ja klar, aber die Themen, die da so angegangen wurden,
Paul: waren klassische Sitcom-Themen, die man jetzt auch bei Full House oder Alle
Paul: unter einem Dach oder so gefunden hätte.
Paul: Also das sind Probleme in der Schule, Bart, der von einem Bulli geärgert wird
Paul: und sich nicht mehr in die Schule traut oder Angst vorm Sitzenbleiben hat oder
Paul: Huma, der seinen Job verliert.
Paul: Also das ist ja heute ein Running Gag, dass Huma alle zwei Folgen den Job verliert
Paul: und irgendwas Neues macht, alles cool.
Paul: Aber wenn man sich mal die dritte Folge der ersten Staffel anguckt,
Paul: da verliert er seinen Job und damit gleichzeitig seinen Lebenswillen.
Paul: Also der ist ein gebrochener Mann, der weiß nicht mehr, wohin mit sich in der
Paul: Gesellschaft, der weiß nicht mehr, wie er seine Familie ernähren will und versucht,
Paul: sich im Laufe der Folge umzubringen.
Paul: Punkt. Das ist jetzt nichts, was man jetzt heute vor allem mit den Simpsons
Paul: in Verbindung bringen würde.
Paul: Aber das waren halt Themen, die wurden mit so ein bisschen Fingerspitzengefühl
Paul: behandelt. Natürlich gab es drumherum haufenweise Gags.
Paul: Also jede Folge war ein Gag-Feuerwerk, auch die ernsteren Folgen.
Paul: Aber in so einer ernsten Rahmenhandlung durchaus interessante Themen.
Paul: Ladendiebstahl, nicht erwiderte Liebe, Eheprobleme, Untreue.
Paul: Und das sind Sachen, die findet man heutzutage in den Folgen nicht mehr.
Paul: Da ist alles mehr random.
Paul: Ich würde mal so ein bisschen sagen, fast schon Family Guy-Style.
Paul: Und diese Rahmenhandlung, wenn es sie denn dann noch gibt, die gibt es auch
Paul: durchaus noch, die sind halt, ich kann es nicht anders sagen,
Paul: inzwischen an den Haaren herbeigezogen. Also darf ich mal ein Beispiel bringen?
Rahel: Ja, sehr gerne.
Paul: Das ist jetzt aus einer der aktuellsten Staffeln, die Staffel 34 aus dem Jahre 2022.
Paul: Die Folge heißt Duff Dad und dreht sich um, der Name verrät es,
Paul: Duff Man, das ist das Maskottchen der Duff Brauerei.
Paul: Der ist bei denen so ein bisschen in Ungnade gefallen. Und wir erfahren hier,
Paul: der hat eine erwachsene Tochter. Also Notiz für mich und meine Fanseite,
Paul: gleich mal bitte vermerken, da steht er nämlich noch nicht.
Paul: Und mit der ist er seit Jahren zerstritten. Und jetzt holt er sich Hilfe von
Paul: Huma und Lisa, weil die ja so ein tolles Vater-Tochter-Gespann sind.
Paul: Und zusammen ziehen die dann los und versuchen die beiden zu vereinen,
Paul: machen dabei einen Roadtrip, weil warum auch nicht, und hören dabei lautstark
Paul: K-Pop, weil warum auch nicht, und wollen unbedingt zum Agatha Christie Museum,
Paul: weil warum denn auch nicht.
Paul: Und ja, währenddessen filmt Lisa Duffman, das Video geht viral und bringt ihm
Paul: seinen guten Ruf zurück.
Paul: Aber am Ende entscheidet er sich dazu, nicht mehr das Maskottchen von Duffbier
Paul: zu sein, sondern das Maskottchen des Cannabis-Shops seiner Tochter zu werden.
Paul: So, wenn wir das jetzt einmal kurz sacken lassen.
Paul: Also Punkt eins, mit Duffman holen sie da jetzt wirklich jemanden aus der dritten,
Paul: vierten Reihe an Charakteren, um zu gucken, ob man irgendwem nochmal irgendwo
Paul: was rausziehen könnte an Story.
Paul: Und dann werden da Themen reingestreut, völlig wild.
Paul: K-Pop, virale Videos, Cannabis-Shops, gestörtes Vater-Tochter-Verhältnis,
Paul: Roadtrips, Agatha-Christi-Museum und das alles in einer Folge.
Paul: Keine Ahnung, weiß ich nicht, das hat für mich nichts mehr so mit diesem ursprünglichen
Paul: Sitcom-Familien-Geschichten-Kosmos zu tun, wo die Sachen herkommen.
Paul: Es wirkt irgendwie so ein bisschen, als würde man einfach Wildthemen zusammenwürfeln,
Paul: in der Hoffnung, möglichst viele Zuschauer anzusprechen.
Paul: Also jüngere Zuschauer über K-Pop, ältere Zuschauer über Agatha Christie.
Paul: Und weiß ich nicht, das wirkt dann alles schon so ein bisschen monströs,
Paul: was dann teilweise da am Ende bei rauskommt.
Rahel: Das ist ja bei fast 800 Folgen auch nicht ganz verwunderlich,
Rahel: weil irgendwann muss den Leuten ja die Idee ausgehen.
Rahel: Das bringt mich aber noch zu einer anderen Frage oder ehrlich gesagt ein Problem,
Rahel: was die Serie hat. Denn sie läuft seit 1989 und wir haben Charaktere,
Rahel: die scheinbar nicht altern. Also Bart Simpson ist ja...
Rahel: Immer zehn Jahre alt, bis auf die eine Folge, wo es ganz wichtig ist, dass er elf Jahre wird.
Rahel: Aber trotzdem ändern sich Dinge im Laufe der Zeit, dass beispielsweise einzelne
Rahel: Figuren sterben. Wie funktioniert denn jetzt die Kontinuität bei den Simpsons?
Paul: Das ist generell natürlich ein schwieriges Thema, gerade bei Zeichentrick.
Paul: Kann man das aber ja auch eben voll ausnutzen. Du sagtest es schon,
Paul: die meisten Sachen bleiben immer in einer gewissen Kontinuität.
Paul: Also alles so wie gehabt.
Paul: Das betrifft die Charaktere, das betrifft aber auch Orte.
Paul: Da gibt es auch so lose Sachen, die sind einfach immer so. Das Haus der Flanders
Paul: immer neben dem Haus der Simpsons. Das sind so Kleinigkeiten.
Paul: Aber ansonsten ist alles in der Zeitlinie des Simpsons, aber auch in den Lokalitäten
Paul: vor Ort und in dem Aufbau der Stadt völlig fluide und immer auch dem jeweiligen
Paul: Gag einfach untergeordnet.
Paul: Also sowohl in der Stadt tauchen Stadtviertel auf, die es eine Folge vorher
Paul: nicht mehr gibt und in der nächsten Folge dann auch schon wieder nicht mehr.
Paul: In einer Folge sehen wir West Springfield, einen großen, unbebauten Teil im
Paul: Westen von Springfield.
Paul: Springfield hat in der Folge auch die Form von Texas. Das ist halt in einer
Paul: Folge so und danach auch nie wieder so.
Paul: Und selbst im Haus der Simpsons ändern sich halt Sachen. Die Anordnung der Zimmer ändert sich.
Paul: Manchmal gibt es im Schlafzimmer der Eltern ein Fenster rüber zu den Flanders,
Paul: manchmal gibt es das nicht.
Paul: Und manchmal gibt es oben noch ein Spielzimmer zwischen dem Zimmer von Bart
Paul: und Lisa und manchmal nicht.
Paul: Das ist alles total fluid. Das wechselt eben von Folge zu Folge.
Paul: Charaktertode, hast du gerade gesagt, die sind fest. in der Regel immer gebunden
Paul: auch an den Tod oder Verwürfnisse mit den jeweiligen Sprechern,
Paul: also Edna Krababbel, berühmterweise als die Sprecherin Masia Wallace gestorben
Paul: ist, wurde die halt einfach aus der Serie dann eben auch rausgeschrieben, ist dort gestorben.
Paul: Mit Humas Mutter Mona haben wir einen Story-Arc, der sich über mehrere Staffeln
Paul: gezogen hat, die dann letztendlich auch gestorben ist, also die haben sich lange
Paul: aus den Augen verloren, dann wiedergesehen, dann war das eine schwierige Beziehung,
Paul: das wurde immer besser, dann ist sie gestorben, also da haben wir mal Sachen, die sich auch wirklich.
Paul: Kontinuierlich über mehrere Folgen hinweg entwickeln.
Paul: Und es gibt so ein paar Charakterentwicklungen, die fix sind,
Paul: die irgendwann begonnen wurden.
Paul: Am prominentesten sicherlich Lisa, die jetzt schon seit 95 Vegetarierin ist.
Paul: Da hatte der Paul McCartney, der in der Folge einen Gastauftritt hatte,
Paul: damals einfach drauf bestanden.
Paul: Also solche Sachen haben wir. Ansonsten ist die ganze Timeline der Simpsons
Paul: eine sogenannte Floating Timeline.
Paul: Das ist jetzt nicht ungewöhnlich, gerade im Cartoon-Bereich eben.
Paul: Und bedeutet letztendlich, dass jede Folge, die aktuell rauskommt,
Paul: immer auch zu der aktuellen Zeit spielt.
Paul: Bedeutet halt eine Folge von Anfang der 90er spielt auch Anfang der 90er und
Paul: bedeutet eine Folge jetzt aus den 2020ern spielt auch irgendwann jetzt in den
Paul: 2020ern, was halt zur Folge hat, dass wir in den aktuellen Folgen ganz selbstverständlich
Paul: Handys, Laptops, Internet und so ein Kram haben.
Paul: Aber logischerweise ändert sich damit ja auch die Vergangenheit der Personen.
Paul: Denn das Alter, du hast es gerade gesagt, das bleibt ja fix.
Paul: Das heißt, wenn wir jetzt Huma nehmen, der ist irgendwo Ende 30.
Paul: Auch das ändert sich mal von Folge zu Folge so ein bisschen.
Paul: Das heißt, in den alten Folgen ist er irgendwann Mitte der 50er geboren und
Paul: in den aktuellen Folgen dann eher irgendwann in den 80ern.
Paul: Das heißt, vom aktuellen Kosmos aus gesehen wären die alten Folgen jetzt nicht
Paul: mehr logisch in der Kontinuität drin, weil es einfach nicht passt.
Paul: Wir haben dann teilweise eben auch Rückblenden, wo wir sehen,
Paul: wie Homer die Mondlandung 1969 verpasst, weil er lieber Musik hört.
Paul: Das würde in die heutige Timeline gar nicht mehr reinpassen.
Paul: Also insbesondere, wenn es um fixe Daten geht. Wir haben auch einige Kriegsveteranen
Paul: in den Simpsons. Humas Vater Abe zum Beispiel hat im Zweiten Weltkrieg gedient.
Paul: Und wenn wir uns die aktuelle Timeline mal angucken und mal so runterrechnen auf Kriegsende.
Paul: Also er müsste ja schon irgendwo Mitte 90er jetzt inzwischen sein.
Paul: Und wenn wir uns ihn angucken, weiß ich nicht, der ist Anfang Mitte 80 ungefähr.
Paul: Das heißt, es wird jetzt irgendwann immer schwieriger, diesen Fakt,
Paul: den wir ja über ihn haben und der auch schön auf meiner Webseite draufsteht
Paul: oder draufstand, den irgendwann noch zu halten.
Paul: Deswegen wird das in den aktuellen Folgen einfach nach und nach ausgeschlichen und ausgeschwiegen.
Paul: Solche Geschichten, weil da einfach dann nicht mehr weiter drauf eingegangen wird.
Rahel: Reden wir doch mal ein bisschen über das popkulturelle Leben von der Sendung.
Rahel: Wie zeitgemäß würdest du sagen, waren die Simpsons in den 90ern?
Rahel: Und vor allem, wie zeitgemäß sind sie heute?
Paul: Bisschen schwierig, das wirklich einzuschätzen. Also was man nicht unterschätzen
Paul: darf, glaube ich, jetzt gerade so in der Rückschau, wo man jetzt auch so Sachen
Paul: wie Family Guy und South Park gewohnt ist oder auch später dann ein bisschen
Paul: in den 90ern Beavis und Buttett.
Paul: Die Simpsons waren schon echt ein Statement. Also insbesondere Bart,
Paul: so Anfang der 90er, der hat einfach den Zeitgeist getroffen und war ja auch
Paul: eine Zeit lang aus den Medien, egal wo man hinguckte, man hat ihn auf MTV gesehen
Paul: mit Do the Batman, man hat die Videospiele gesehen, man hat ihn im Fernsehen gesehen,
Paul: man hat ihn auf T-Shirts gesehen und das waren jetzt nicht nur die nerdigen
Paul: TV-Kids, die mit den Simpsons-Shirts rumliefen oder ein Simpsons-Poster im Zimmer hängen hatten.
Paul: Im Grunde, also auch wenn ich so an meine Schulzeit zurückdenke,
Paul: durch die Bank, da konnte jeder was mit anfangen.
Paul: Der war rotzig, der war frech, der war rebellisch. Und wenn man sich das dann
Paul: heute anguckt, das fehlt mir irgendwie.
Paul: Also mein Eindruck, ich hatte es gerade ja schon gesagt, die aktuellen Folgen
Paul: versuchen so ein bisschen alle anzusprechen und alle Themen irgendwie zu bedienen
Paul: und alle Zielgruppen auch irgendwie zu halten.
Paul: K-Pop war nur ein Beispiel, wenn man sich die aktuellen Staffeln anguckt,
Paul: da sind auch Sachen, sie sind als Vlogger unterwegs und es gibt sowieso gefühlt
Paul: in jeder zweiten Folge irgendwelche Social-Media-Bezüge und Social-Media-Themen.
Paul: Also viel mehr Realitätsbezug als in den alten Folgen und das merkt man auch
Paul: insbesondere, wenn es um Gaststars und Auftritte geht. Also Simpsons sind ja
Paul: berühmt dafür, dass sie so jeden, der irgendwie einen Hollywood-Rang und Namen
Paul: hat, mindestens einmal in der Sendung drin hatten.
Paul: Aber früher war das eben insbesondere in Form von Gastrollen.
Paul: Also berühmterweise zum Beispiel Dustin Hoffman als Lisas Aushilfslehrer Mr. Bergstrom.
Paul: Super in die Serie eingebaut, eine tolle Folge. Und heute ist es halt eher so,
Paul: hey Leute, wir haben Lady Gaga.
Paul: Und dann taucht Lady Gaga halt auch als Lady Gaga auf in einer völlig bescheuerten Folge.
Paul: Aber auch Justin Bieber und so, die tauchen halt alle auf, aber eben als sie
Paul: selber und seltener, wenn nicht sogar gar nicht sinnvoll, in irgendwelche Gastrollen
Paul: eben auch in die Serie reingeschrieben. Und deswegen ist das so ein bisschen schwierig.
Paul: Ja, sind sie heute noch relevant? Also ich habe lange keinen mehr mit Simpsons
Paul: T-Shirt draußen rumrennen sehen.
Paul: Und auch wenn man sich sonst so umguckt in der Presse oder in der Popkultur.
Paul: Ja, sie tauchen ab und zu mal wieder auf, wenn sie irgendeine absurde Vorhersage
Paul: wieder richtig gemacht haben, in irgendeiner Folge mal irgendwas gesagt haben,
Paul: was dann 20 Jahre später eingetroffen ist.
Paul: Aber sonst liegen alle Sachen, die mir auch so einfallen, jetzt in Bezug auf
Paul: Popkultur, echt schon lange zurück.
Paul: Also die berühmte South Park-Folge, das gab es doch schon bei den Simpsons,
Paul: wo sie auf die Schippe genommen haben, dass die Simpsons schon alle Themen durch
Paul: hatten. Die ist von 2002.
Paul: Kurz sacken lassen, genau. 23 Jahre her, da haben die denen schon gesagt,
Paul: Leute, hört doch mal langsam auf.
Paul: Und auch das Crossover mit Family Guy, das hat noch relativ hohe Wellen geschlagen
Paul: in den Medien. Das war 2014.
Paul: Also das ist schon alles lange her. Ja, deswegen zeitgemäß, ja, weiß ich nicht.
Paul: Ich glaube, die haben immer noch ihre Zielgruppe. Und wenn man sich das demografisch
Paul: so anguckt, das ist auch relativ breit gestreut. Da gucken junge Leute zu, alte Leute.
Paul: Die meisten sind aber so in dem Alter, die eben mit aufgewachsen sind.
Paul: Das sind die 30- bis 40-Jährigen.
Paul: Und ich glaube, wenn ich heute in so eine Random-Gruppe von 40-Jährigen springe
Paul: und Lisa braucht Zahnspangen oder Nukular oder sowas rufe, dann wird es da Leute
Paul: geben, die wissen, was ich meine.
Paul: Also ja, die haben ihren Fußabdruck hinterlassen. Ich finde aber jetzt gerade
Paul: in der heutigen Popkultur...
Paul: Ganz wenig Bezüge nur noch. Man sieht es manchmal so aufflammen,
Paul: jetzt gerade, wo wir das hier aufnehmen, geht gerade wieder das neue Lego-Set
Paul: raus, die 10-3-5-2-Crusty-Burger.
Paul: Und das wird wieder laufen wie geschnitten Brot und ist auch voll von kleinen
Paul: Referenzen und Gags und Anspielungen auf alte Folgen.
Paul: Und ich glaube, das ist auch genau das, was die Fans halt heute noch von den Simpsons wollen, ja.
Rahel: Ich habe jetzt noch eine etwas nischigere Frage, denn immer wieder wird die
Rahel: deutsche Übersetzung der Serie kritisiert.
Rahel: Aber wie schlecht ist die Übersetzung in deinen Augen denn wirklich und wie
Rahel: hat sich das im Laufe der Jahre vielleicht gebessert?
Paul: Gleich vorweg erstmal ein Disclaimer. Das amerikanische Original hat fantastische
Paul: Sprecher und auch großartige Autoren.
Paul: Also das ist wirklich in Amerika so die Speerspätze in Sachen Unterhaltung.
Paul: Die haben ja nicht umsonst auch Dutzende Emmys für den ganzen Kram gewonnen.
Paul: Das macht es grundsätzlich natürlich schon mal schwer, das hier auch im Deutschen
Paul: zu halten. und machen wir uns nichts vor.
Paul: Generell ist es immer schwierig, Wortwitz, Zeitgeist, Popkultur irgendwie zu übertragen.
Paul: Das Problem haben ja jetzt nicht nur die Simpsons.
Paul: Die sind aber in der Tat legendär schlecht.
Paul: Und ein Beispiel, was mir persönlich sehr am Herzen liegt, was mir damals wirklich
Paul: die Serie ein bisschen versaut hat, ist aus Staffel 14.
Paul: Da trifft Bart auf Tony Hawk. Was macht man mit Tony Hawk, wenn man Tony Hawk
Paul: trifft? Man fährt Skateboard. Und wo macht man das? Ja, in der Halfpipe.
Paul: Weißt du, was eine Halfpipe ist?
Rahel: Ja, natürlich weiß ich, was eine Halfpipe ist.
Paul: Gut, meinst du, man müsste Halfpipe übersetzen?
Rahel: Nein.
Paul: Gut, was machen die Übersetzer der Simpsons? Na klar, sie machen die Halbröhre draus.
Paul: Und ich meine, ich bitte euch, also zu dem Zeitpunkt, wo die Folge rauskam,
Paul: da war Tony Hawks Pro Skater bei uns hier schon vier Jahre draußen.
Paul: Jeder, jeder in der Zielgruppe der Simpsons wusste, was eine Halfpipe ist.
Paul: Zumal es ja auch das Wort Halbröhre einfach gar nicht gibt. Das ist einfach,
Paul: hier ist mein Wörterbuch, Halfpipe wird schon passen.
Paul: Das zieht sich durch die Serie durch. Also wenn du dir das anguckst,
Paul: findest du immer wieder genau solche Wort-für-Wort-Übersetzungen,
Paul: die überhaupt keinen Sinn machen.
Paul: Da ich ja gerade in einem Gaming-Podcast bin, kann ich das Beispiel ja ruhig
Paul: auch nochmal bringen. Donkey Kong. Kennst du, ne?
Rahel: Sicherlich.
Paul: Ja. Müsste man Donkey Kong übersetzen?
Rahel: Nein.
Paul: Nein. Und wenn man es tut, dann doch bitte nicht mit King Kong-Esel.
Rahel: Doch, doch.
Paul: Haben sie gemacht. Und es sind nicht nur so Wort-für-Wort-Übersetzungen,
Paul: es sind auch inhaltliche Sachen. Also Bart ist zum Beispiel in einer Folge in
Paul: New York unterwegs und sieht zwei Rabbis über die Straße gehen.
Paul: Rabbis, schwarze Klamotten, Hüte, lange Bärte. Und er ruft denen zu,
Paul: hey, Sissi Top, ihr solltet mal wieder was machen, ihr seid geil, irgendwie sowas.
Paul: Und im Deutschen, ja, Sissi Top kennt ja keiner, keine Ahnung,
Paul: was machen wir draus? Ja, die Beatles.
Paul: Logisch, schwarze Hüte, lange Bärte, die Beatles, weiß ich nicht.
Paul: Also steht exemplarisch einfach für so ein bisschen fehlendes Fingerspitzengefühl,
Paul: würde ich es mal nennen und einfach stumpfes Wort zu Wort übersetzen und einfach
Paul: gar keinen Bezug zu amerikanischer Popkultur.
Paul: Merkt das jetzt der normale Zuschauer, wenn er einfach nur so durchsappt? Nein,
Paul: vermutlich nicht, aber spätestens, wenn man das Original halt kennt oder sich
Paul: wenigstens ein bisschen auch mit amerikanischer Kultur, Popkultur oder auch
Paul: wie im Donkey Kong Beispiel eben Videospielen auskennt, ist das halt oft schon
Paul: echt schwierig zu ertragen.
Paul: Deswegen, ja, die Originalversion deutlich besser. Funktioniert das im Deutschen trotzdem?
Paul: Ja, über weite Strecken halt schon. Und in den neuen Staffeln auch deutlich besser.
Paul: Also die Fans machen ja insbesondere immer den Eva Combring verantwortlich für
Paul: diese furchtbaren Übersetzungen.
Paul: Der war auch für die ersten Staffeln von Futurama unter anderem auch mitverantwortlich.
Paul: Und das leidet unter ähnlich schlechten Übersetzungen.
Paul: Also Control-Alt-Delete zum Beispiel mit Alternativ-Kontroll-Löschung übersetzt.
Paul: Ja, ich möchte da gar nicht viel zu sagen also der ist 2006 leider verstorben
Paul: und danach wurde das Ganze von anderen Leuten betreut, seitdem ist es besser geworden,
Paul: es geht immer noch viel Wortwitz, einfach Lost in Translation das ist glaube
Paul: ich so, das lässt sich, also auch wenn man Big Bang Theory oder sowas anguckt
Paul: das ist ja nicht nur ein Problem, was die Simpsons haben die Simpsons sind aber
Paul: leider zu Recht legendär für ihre furchtbaren Übersetzungen.
Rahel: Paul, hast du denn zum Schluss auch Folgenempfehlungen für uns.
Paul: Ja, habt ihr eine Stunde Zeit, dann gehe ich das jetzt gerne mal.
Paul: Nein, ist natürlich so ein bisschen schwierig.
Paul: Natürlich würde ich alle Treehouse-of-Horror-Episoden empfehlen,
Paul: einfach so grundsätzlich.
Rahel: Vielen Dank.
Paul: Guckt die in chronologischer Reihenfolge, macht die überhaupt nichts verkehrt.
Paul: Generell ist das bei den Simpsons natürlich so, man kann ruhig mittendrin einsteigen,
Paul: aber es ist manchmal gar nicht verkehrt, wenn man einfach die Charaktere und
Paul: ihre kleinen Macken schon so ein bisschen kennt.
Paul: Deswegen, wer jetzt wirklich mal ganz unbeleckt einfach rangehen möchte und
Paul: so ein bisschen gucken möchte, wie sind die Simpsons Und vor allem auch,
Paul: wir sind die alten Simpsons, die ich ja eben schon so gelobt habe,
Paul: würde ich jetzt mal zwei ältere Folgen empfehlen.
Paul: Das ist einmal Der Musterschüler aus Staffel 2, die erste Folge.
Paul: Da haben wir im Grunde diesen ganzen Sitcom-Kram, den ich eben schon beschrieben
Paul: hatte, wunderbar zusammengefasst.
Paul: Da geht es eben um Bart, der auf der einen Seite als Rabauke unterwegs ist und
Paul: in der Schule viel Terror macht, aber hier eben auch wirklich mal lernt,
Paul: dass das Ganze Konsequenzen hat, denn ihm droht das Sitzenbleiben und dem hätte
Paul: natürlich zufolge neue Klasse,
Paul: neue Leute, neue Lehrer und da merkt er schon so, naja Moment,
Paul: das kann so nicht funktionieren.
Paul: Man würde jetzt ja erwarten, dass das dann so eine schöne Heldengeschichte ist
Paul: und am Ende geht er da triumphierend raus, aber nee,
Paul: ganz so einfach ist das dann für ihn doch nicht, denn es hat schon Gründe,
Paul: warum er nicht gut in der Schule ist und es wird hier auf der einen Seite mit
Paul: viel Humor, aber eben auch wirklich
Paul: mit schönen, herzlichen und familiären Momenten richtig schön gezeigt.
Paul: Und das zweite, dann ein bisschen später nochmal, Staffel 9,
Paul: die erste Folge, als Kontrast dazu, das ist die Folge Huma und New York.
Paul: Das ist im Grunde 20 Minuten einfach nur feinster Klamauk.
Paul: Die Simpsons fahren nach New York, weil Humas Familienkarre sich da auf mysteriöse
Paul: Weise hin verirrt hat. Ich möchte gar nicht zu viel verraten.
Paul: Und im Grunde haben wir da einfach nur 22 Minuten wildeste Parodien auf berühmte Filme.
Paul: Wir haben ganz viele Referenzen, Bezüge auf andere Sachen. Die CC-Top-Szene,
Paul: die ich eben erzählt hatte, kommt aus dieser Folge.
Paul: Aber wir sehen auch das Mad Magazine und haben auch einen schönen Kontrast zwischen
Paul: Huma auf der einen Seite, der einen furchtbaren Tag in New York hat und der
Paul: restlichen Familie, die eigentlich einen ganz schönen Tag hat.
Paul: Und am Ende kommt das dann alles zusammen in einem großen Finale. Schöne Folge.
Rahel: Ja, vielen Dank dir.
Paul: Gerne.
Rahel: Ich denke, wir sind jetzt ein bisschen klüger und geht die Simpsons gucken.
Paul: Mach das jetzt.
Rahel: Ciao.
Paul: Ciao.
Mháire: Ich würde dich zumindest fragen, ob du eine Lieblingsfolge hast.
Mháire: Das würde ich zum Abschluss gerne tun.
Rahel: Bei mir haben immer die Treehouse-of-Horror-Folgen einen sehr wichtigen Platz
Rahel: im Herzen. Auch wenn ich bei wenigen sagen würde, dass sie wirklich gut sind.
Rahel: Aber das ist eben auch so ein bisschen das Ausfallrisiko, wenn man eine Folge
Rahel: hat, die aus mehreren Kurzsegmenten besteht. Davon sind eben nicht immer alle gleich stark.
Rahel: Was mir aufgefallen ist, ist, dass es zwei Folgen, beziehungsweise eigentlich
Rahel: drei gibt, zu denen ich zumindest immer wieder zurückkehre oder die mir besonders
Rahel: gut im Gedächtnis geblieben sind.
Rahel: Das ist einmal, wer hätte es gedacht, March versus the Monorail mit dem verstörendsten Ende.
Rahel: Und das andere ist die Doppelfolge Who Shot Mr. Burns?
Rahel: Weil in der Folge so viel passiert. Also Mr. Burns wird erschossen,
Rahel: aber vorher wird noch für alle Beteiligten ein Motiv etabliert.
Rahel: Und da haben wir auch den riesen Sonnenschirm, der da drin vorkommt.
Rahel: Und mir ist das erst nachher aufgefallen, dass so viele von den Dingen,
Rahel: die mir sehr im Gedächtnis geblieben sind, alle in dieser Doppelfolge passieren,
Rahel: also in insgesamt 40 Minuten.
Mháire: Die Dichte, die gerade die frühen Staffeln haben an Themen und an Gags,
Mháire: ist schwindelerregend.
Mháire: Ich muss an der Stelle sagen, dass jetzt auch mit dem Nochmal-Schauen von vielen
Mháire: Dingen, die Deep Space Homer oder Homer der Weltraum hält,
Mháire: für mich immer noch eins der Highlights ist. Ich weiß gar nicht,
Mháire: ob ich sagen kann, das ist meine absolute Lieblingsfolge, aber es ist diejenige,
Mháire: über die ich mir noch mit den meisten Notizen gemacht habe. Nach tatsächlich March of the Monorail.
Mháire: Oder fast gleich auf. Erstens, weil ich von klein auf eine Riesenfaszination für die Raumfahrt habe.
Mháire: Und da einfach auch so viele Gags drin sind, wie die Leute, die als Astronaut
Mháire: innen ausgebildet werden, sind Elite-Leute.
Mháire: Der Running Gag mit Buzz Aldrin ist der zweite Mann auf dem Mond,
Mháire: aber niemand interessiert sich dafür. Und das war Buzz Aldrin,
Mháire: der sich selber gesprochen hat. Ohnehin ein cooles Ding.
Mháire: Homer wird dann ausgewählt als Durchschnittstyp Astronaut, weil die Zugriffszahlen
Mháire: auf die Übertragung der Weltraummission nicht mehr groß genug sind.
Mháire: Allein diese Idee, dass das Interesse der Öffentlichkeit darüber bestimmt,
Mháire: dass die NASA weiterhin ihre Mission machen darf, ist erstens Hanebüchen und
Mháire: zweitens leider zu real.
Mháire: Aber dass die Konsequenz daraus ist, dass sie einen Deppen mitschicken,
Mháire: der dann die Ameisenfarm kaputt macht und dann treibt in Mikrogravitation eine
Mháire: Ameise sehr nah an die Kamera heran.
Mháire: Und unser Nachrichtensprecher sieht nur diese riesige Ameise.
Mháire: Danach bricht das Ganze ab und er macht direkt daraus, offensichtlich haben
Mháire: wir jetzt eine Invasion von riesigen Weltraumameisen und ich bin dafür,
Mháire: ich hatte es ja schon zitiert, I for one welcome our insect overloads.
Mháire: Der wird für mich niemals nicht lustig sein.
Mháire: Ich weiß, das ist vielleicht sehr individuell, Aber dementsprechend ist diese
Mháire: Folge, das ist die Folge 15 der Staffel 5.
Mháire: Für mich, denke ich, wird die Lieblingsfolge. Und ich glaube,
Mháire: wir haben beide durchaus den Effekt, dass wir wenig Lieblingssachen aus den
Mháire: aktuellen oder späteren Staffeln haben.
Mháire: Was sein weit verbreitetes Phänomen ist. Da kommt für mich Character Degradation rein.
Mháire: Wo wir schon drüber geredet haben, dass Homer anfängt als ein guter Typ,
Mháire: der seine eigenen Träume hat.
Mháire: Und Sachen ausprobiert. Und ja, er ist kleinlich und er ist gemein.
Mháire: Aber eigentlich will er schon das Richtige tun und für seine Familie da sein.
Mháire: Und er lernt auch durchaus mal Dinge.
Mháire: Aber inzwischen ist auch immer nur noch ein Idiot. Zumindest,
Mháire: wenn ich mal wieder was schaue.
Rahel: Und auch nicht nett. Der ist nie nett.
Mháire: Ja, er ist so richtig gemein geworden mittlerweile.
Rahel: Ja.
Mháire: Das ist seltsam. Deswegen würde ich fast zum Abschluss auch noch sagen,
Mháire: ich möchte eine Empfehlung aussprechen für Leute, die ein ähnliches Sehgefühl haben wollen.
Mháire: Und da ist meine klare Empfehlung, Bob's Burgers, das schon erwähnt wurde.
Mháire: Es konzentriert sich auf eine knapp bei Kasse seiende kleine Familie mit drei
Mháire: Kids, die alle etwas weird sind auf unterschiedliche Art und Weise,
Mháire: die aber liebevoll sind und sehr emotional war.
Mháire: Es hat auch die immer wieder anderen Gags im Vorspann.
Mháire: Es spielt in einem ege-maginären Ort, der aber mehrere verschiedene andere Orte als Vorbilder hat.
Mháire: Und es hat einen splienigen älteren Mann, dem die wichtigsten Dinge in der Stadt gehören.
Mháire: Zwar nicht als Gegenspieler, aber als Antagonist manchmal, den Mr. Fish-Oder.
Mháire: Und es hat Musical-Einlagen. Und teilweise eine extrem hohe Gag-Dichte.
Mháire: Und Whiplash, also du reißt den Kopf hin und her und kannst dich mithalten an
Mháire: Themen wechseln teilweise.
Mháire: Und den Vorteil, den es hat, ist, es ist neuer.
Mháire: Und hat eine sehr viel durchdachtere, liebevollere und nähere Einbindung von
Mháire: eben Themen wie marginalisierten Personen unterschiedlichster Ausrichtung.
Mháire: Also für mich ist das das neue Simpsons.
Rahel: Das bringt mich dazu, für Leute, die jetzt das Drumherum interessiert,
Rahel: hätte ich auch noch zwei Empfehlungen.
Rahel: Nämlich einmal ist das die eben schon erwähnte Dokumentation The Problem with
Rahel: Apu, wo eben dargelegt wird, wie die Simpsons lange Zeit die Repräsentation
Rahel: von People of Color gehandhabt haben, insbesondere eben von Apu.
Rahel: Die ja dann eben große Wellen geschlagen hat.
Rahel: Und es gibt auch noch eine sechsteilige Doku-Reihe mit dem Titel Inside the Simpsons.
Rahel: Die würde ich unter Vorbehalt empfehlen, weil es ist eine sehr amerikanische Doku-Serie.
Rahel: Mit sehr schnellen Schnitten, ein bisschen aufgeblasen alles und auch an einigen Stellen beschönigend.
Mháire: Alles ist auch dramatischer.
Rahel: Ja, aber man muss fairerweise sagen, die Serie gibt einen sehr spannenden Einblick
Rahel: wirklich in die Entstehungsgeschichte.
Rahel: Also auch gerade von den frühen Zeiten und wer eigentlich alles an Bord war
Rahel: und wie das dann wieder mit Fox zusammenhängt und die Gehälter,
Rahel: wie die sich entwickelt haben und wie darum gekämpft wurde.
Rahel: Viele Dinge, wo wir jetzt gar nicht die Zeit so hatten, die werden dann in dieser
Rahel: Dokureihe nochmal ganz gut, wenn auch eben typisch amerikanisch, dargelegt.
Mháire: Ich habe, glaube ich, für heute alles gesagt, was ich, ohne dass ich gänzlich
Mháire: in bizarre Themen abschweife oder bei ganz anderen Dingen lande,
Mháire: über die Simpsons sagen kann.
Mháire: Wenn es dir ähnlich geht, Rahel, lass uns unseren eigenen Abspann machen.
Mháire: Es verabschiedet sich die zu Galert zerfließende Mayri Stritte.
Rahel: Und die wie ein Lizard an der Wand klebende Rahel Schmitz.
Mháire: Vielen Dank. Es war eine launige Episode für mich und ein angenehmes Gespräch.
Mháire: Und ich hoffe, für euch als Zuhörende war es auch so.
Mháire: Wir hören uns demnächst hier bei Stay Forever in einer anderen Die Welt von Folge. Bis dann.
Rahel: Bis zum nächsten Mal.