Gespräche über alte Spiele
00:00:08: Er hüpft noch, der Amiga-Ball, aber das Hüpfen verlangsamt sich,
00:00:12: bis er schließlich liegen bleibt.
00:00:14: Denn heute sprechen wir über das Ende des Amigas, Gunnar.
00:00:17: Wie poetisch du das jetzt am Hüpfen festgemacht hast. Ich hoffe,
00:00:21: jetzt spielst du nochmal den Sound des Amiga-Hüpfballs ein, verlangsamt.
00:00:26: Natürlich.
00:00:27: Um deutlich zu machen, dass dem jetzt die Luft ausgeht.
00:00:30: Der arme Ball und der arme Amiga, er hat das Schicksal nicht verdient,
00:00:34: das ihn da erwartet. Dabei endeten wir zuletzt ja eigentlich auf einer positiven Note.
00:00:41: Der Amiga hat gerade sein Potenzial entfaltet mit dieser Zweiteilung,
00:00:46: dem Amiga 500 von 1987 und dem Amiga 2000.
00:00:50: Und die sind ja durchaus erfolgreich, anders als das Urmodell.
00:00:53: Modell, der 500er als Heimcomputer, wenn man so will, der ultimative Heimcomputer,
00:00:59: endlich der echte Nachfolger des C64 und vielleicht sogar die beste,
00:01:03: zumindest leistungsfähigste Heimspiele-Plattform überhaupt.
00:01:06: Und der Amiga 2000, der etabliert sich jetzt so langsam als Multimedia-Maschine.
00:01:13: Das war der Tausender ja auch schon, aber der 2000er darf es jetzt auch wirklich
00:01:17: sein. Aber wie kommt es überhaupt dazu?
00:01:20: Fangen wir mit dem 500er an. Wie wird der jetzt zur ultimativen Spieleplattform, Gunnar?
00:01:26: Als wir ihn verlassen haben in der letzten Folge, da fing das mit dem Verkaufserfolg schon an.
00:01:31: Aber es gab noch keine Spiele, als der Amiga gestartet ist. Fast keine Spiele für das Gerät.
00:01:37: 1986 fängt es dann an, dass da ein bisschen was kommt. Commodore selber ist nicht in dem Geschäft.
00:01:43: Anders als beim C64 machen sie keine eigenen Spiele, Publischen nichts,
00:01:47: aber die Großen kommen jetzt langsam und veröffentlichen Spiele für die Plattform EA, Sierra,
00:01:54: Infocom sind immer dabei, auch wenn sie jetzt nicht gerade die fortschrittlichsten
00:01:58: Spiele machen und Activision sind ab 86 dann dabei und als dann der Amiga 500 kommt.
00:02:06: Dann explodiert das Angebot.
00:02:07: Und im Jahr 1988 ist der Amiga dann auch führend in dieser Hinsicht gegen den
00:02:14: großen Rivalen Atari ST, der einen Startvorteil hatte bei den Spielen.
00:02:18: Und das führt dann sogar dazu, dass spezielle Magazine erscheinen.
00:02:22: 1989 gibt es die berühmte Amiga Joker aus Deutschland.
00:02:25: Das ist eins der ersten Amiga-Spiele-Magazine, das nur über Amiga-Spiele berichtet.
00:02:30: Es scheint ja dann genügend Spiele gegeben zu haben, wenn es ein Magazin voll gibt.
00:02:34: Mehr und mehr Spiele nutzen das technische Potenzial, das diese Plattform bietet.
00:02:39: Es wurde schon hinlänglich an anderer Stelle über Cinemaware gesprochen und
00:02:42: Defender of the Crown, das 1986 zuerst auf dem Amiga erscheint,
00:02:46: dort auch am besten aussieht und die Plattform adelt durch seine Anwesenheit,
00:02:51: weil das was ist, was man rumzeigen kann.
00:02:53: Plattformen brauchen ja immer so Vorzeigspiele, wo man dann Leute in sein Kinderzimmer
00:02:57: oder sein Büro führt und sagt, hier guck mal, was meine Maschine kann.
00:03:00: Und da sind Amiga-Besitzer ab 1986 dabei, indem sie Defender of the Crown vorzeigen
00:03:07: können. Es gibt auch noch andere frühe Vorzeigetitel, die nicht ganz so berühmt sind wie das.
00:03:12: Es gibt das schöne Rollenspiel The Fairytale Adventure von 1987,
00:03:16: sehr schönes Spiel, und die Amiga-exklusive 3D-Flugsimulation FA-18 Interceptor
00:03:22: von 88. Die habe ich nicht gespielt, muss ich sagen.
00:03:26: Aber von unseren Interviewpartnern Joe Decuir und RJ Mical,
00:03:30: die haben das unisono als ihr Lieblingsspiel bezeichnet.
00:03:33: Und auch Jay Miner, diese entscheidende Figur für den Amiga,
00:03:37: der hat das mal früher in einem Interview als sein Lieblingsspiel genannt.
00:03:40: Insofern ist das halt hochgeadelt.
00:03:43: Zur Einordnung der Plattform hat dir Andrew Braybrook im Gespräch erzählt,
00:03:47: dass für ihn damals der Amiga primär eine Spielemaschine war.
00:03:51: Und der Atari ST war für ihn wie ein Amiga, aber ohne Spielzeuge und der PC
00:03:55: war nur eine Maschine, um Texte zu schreiben.
00:03:58: Aber der Amiga ist ja mehr als eine reine Spieleplattform, er ist ja vor allen
00:04:02: Dingen auch eine Multimedia-Maschine.
00:04:04: Ja, und eben insbesondere in seiner 2000er-Ausprägung. Ende 1985 kommt in diesem
00:04:11: Multimedia-Kontext ein ganz entscheidendes Produkt raus. Wir haben es schon
00:04:15: mal an anderer Stelle kurz erwähnt.
00:04:17: Ein Malprogramm oder Zeichenprogramm Deluxe Paint von Electronic Arts,
00:04:21: die damals noch nicht nur Spiele rausgebracht haben.
00:04:24: Das basiert auf einem internen Entwicklungswerkzeug, das sie also für die Spieleentwicklung
00:04:28: eigentlich benutzt haben und das wird dann ausgebaut zu einem kommerziellen
00:04:33: Produkt und infolgedessen auch deutlich populärer als Commodores eigenes Programm.
00:04:38: Die haben nämlich auch ein Malprogramm im Sortiment, das ist das,
00:04:41: das Warhol bei der Präsentation in New York 85 benutzt hat, Graphicraft.
00:04:45: Das ist extern entwickelt, aber von Commodore selbst vertrieben,
00:04:50: aber das verblasst gegenüber Deluxe Paint.
00:04:53: Die Computerzeitschrift schreibt im April 86, Deluxe Paint enthalte praktisch
00:04:58: alles, was sich jemals irgendwer für ein Computergrafikprogramm wünschen kann.
00:05:03: Wenn man es dann mal ausprobiert, wird man überrascht sein, was ihm doch noch alles fehlt.
00:05:07: Aber gut, es entwickelt sich damals sehr schnell zum Standard,
00:05:10: auch in der Spieleentwicklung wieder und in der Demoszene, die auf dem Amiga sehr aktiv ist.
00:05:15: Zumal mit Version 3 ab 1989 eine wesentliche Funktion hinzukommt,
00:05:19: nämlich die Unterstützung für Animationen.
00:05:21: Und damit kann man ja in gewisser Weise kleine Zeichentrickfilme erstellen.
00:05:26: 1986 kommt noch eine weitere wichtige Multimedia-Anwendung, Digiview von einer Firma namens NewTek.
00:05:33: Das ist ein Bündel aus Software und Bildscanner und das erlaubt im Zusammenspiel
00:05:37: erstmals die Digitalisierung von Fotos, also von analogen Papierfotos,
00:05:42: wie es sie damals noch gab. Die holt man auf die Weise mitgebracht.
00:05:45: Mit dieser Apparatur und der Software in den Rechner rein und kann sie dann
00:05:49: weiter bearbeiten, so wie Warhol.
00:05:51: Und das ist ein ganz wesentlicher Brückenschlag zwischen der physischen Welt und der digitalen Welt.
00:05:57: Da beginnt eigentlich das Zeitalter der Digitalfotografie, auch ohne Digitalkamera.
00:06:03: NewTek macht noch weiter von sich reden.
00:06:06: 1990 veröffentlichen sie ein weiteres revolutionäres Produkt,
00:06:09: den Videotoaster für den Amiga 2000.
00:06:12: Das ist wieder eine Kombination aus Hardware und Software. im Bündel und die
00:06:16: ermöglicht es jetzt, Videos von externen Quellen zu verarbeiten.
00:06:19: Wir erinnern uns, das ist möglich wegen der Gen-Log-Fähigkeit des Amigas.
00:06:24: Das heißt, man kann Videos, die extern zugespielt werden von der Kamera oder
00:06:28: von einem Videorekorder oder so, abmischen.
00:06:31: Man kann sie mit digitalen Effekten versehen und das alles viel günstiger als
00:06:35: üblich zu dieser Zeit mit teuren Spezialgeräten.
00:06:38: Der Toaster kann zum Beispiel, um mal einen Anwendungsfall zu skizzieren,
00:06:43: bestimmte Farben im Videosignal durch andere oder bestimmte andere Inhalte ersetzen.
00:06:48: Zum Beispiel, wenn man einen Blue Screen beim Filmen eingesetzt hat.
00:06:51: Also alles, was blau ist im Bild, durch etwas anderes ersetzen.
00:06:55: Oder Animationen einfügen, Texte ins Programm einblenden, auch ins laufende
00:07:00: Programm zum Beispiel Zwischenstände bei Sportübertragungen.
00:07:03: Für all diese Dinge wird der Videotoaster und damit auch der Amiga in den folgenden
00:07:06: Jahren benutzt und auch sehr lange benutzt.
00:07:10: Das sind alles Killer-Applikationen, nur für einen kleinen Kundenkreis,
00:07:14: aber sie sorgen dafür, dass sich der Amiga also unter den Kreativschaffenden
00:07:18: als unverzichtbar, zumindest für einige Jahre, etabliert.
00:07:22: Es gibt weitere, denn ein Bestandteil dieser Toaster-Suite, der erweist sich
00:07:27: als besonders populär, da liegt nämlich ein 3D-Rendering-Programm bei namens Lightwave 3D.
00:07:32: Und das wird dann so populär, dass es auch ausgekoppelt wird als eigenständiges Produkt.
00:07:37: Das kommt dann auch in professionellen Fernsehproduktionen zum Einsatz,
00:07:40: zum Beispiel in Babylon 5.
00:07:42: Die sind nicht gut gealtert, die Effekte, aber damals war es revolutionär,
00:07:46: dass all das am Computer entstand.
00:07:48: Das habe ich gerade noch mal gesehen, die erste Staffel. Und ich hatte,
00:07:51: wäre Wunder, was in Erinnerung.
00:07:53: Aber das ist ja wirklich krass, sehr undetailliert, die Animationen.
00:07:57: Das sieht heutzutage ganz schön scheiße aus.
00:07:59: Ja, das reißt ein bisschen raus aus der Immersion. Da wähnt man sich eher in
00:08:03: einem Computerspiel als in einer Fernsehserie.
00:08:06: Das stimmt, aber damals war das, zumindest revolutionär, dass sowas überhaupt
00:08:09: möglich war an einem so günstigen Computer.
00:08:12: Und Lightwave gibt es ja immer noch, allerdings ist es heute natürlich nur Windows- oder macOS-Programm.
00:08:17: Und eine weitere Multimedia-Anwendung, die so eine Art Killer-Applikation ist,
00:08:21: will ich auch noch nennen,
00:08:23: Scala, das kam 1988 raus und das ermöglichte das Einfügen von Titeln und kunstvollen
00:08:30: Übergängen in Videos und wurde dann mit der Zeit immer mächtiger und wuchs heran
00:08:35: zu so einem Multimedia-Authoring-System für die Erstellung von interaktiven Präsentationen.
00:08:40: Und auch Scala gibt es immer noch. Das hat also alles seinen Ursprung auf dem Amiga.
00:08:46: Auch den Toaster gibt es noch, aber nicht mehr als Amiga-Zubehör und unter anderem Namen.
00:08:50: Aber das ist noch nicht ganz am Ende dieser Zweig.
00:08:53: Nee, das hat ja diesen Zweig aufgemacht, der Amiga mit diesen Programmen.
00:08:58: Deswegen haben die ja auch überdauert, weil das halt so einen Aufschlag getan
00:09:01: hat, gerade mit solchen Sachen wie dem Videotoaster.
00:09:04: Naja, dank der Spiele, die jetzt mehr kommen und der eben genannten Multimedia-Anwendungen,
00:09:11: jetzt entwickelt sich das Amiga-Gespann langsam zu einem Erfolg.
00:09:15: Und mit diesem Erfolg hebt es Commodore aus der Krise.
00:09:19: Im Geschäftsjahr 86 macht das Unternehmen enorme 128 Millionen Dollar Verlust.
00:09:25: Und schon im Jahr darauf, 1987, ist das gedreht und sie sind bei einem Gewinn von 28 Millionen.
00:09:31: Zu der Zeit macht Commodore noch etwa 70 Prozent seines Umsatzes mit dem alternden
00:09:37: C64, aber schon 88 liegt der Amiga gleich auf und 89 liegt er vorn.
00:09:43: Wie das halt immer so ist bei solchen Firmen, ab jetzt ist Commodore vom Amiga
00:09:48: abhängig. Und das liegt hauptsächlich an dem Einstiegsmodell,
00:09:52: dem 500er, der sich vor allen Dingen in Europa blendend verkauft.
00:09:57: Vor allen Dingen auch in England und in Deutschland.
00:10:00: Du hast mit Petro Tchischchenko gesprochen, der war seit 1982 bei Commodore
00:10:06: Deutschland und war zwischenzeitlich verantwortlich für die internationale Logistik,
00:10:09: also auch über Deutschland hinaus hat er gearbeitet bei Commodore und der hat
00:10:14: sich folgendermaßen an diese Hochphase erinnert.
00:10:18: Wir haben damals auch die Computer eigentlich gar nicht verkauft,
00:10:22: sondern wir haben sie verteilt.
00:10:31: Kriegst du oder 1.000 oder und so weiter. Gerade im Weihnachtsgeschäft.
00:10:36: Wow, das ist ein Luxusproblem, würde ich sagen.
00:10:40: Ja, genau. Da ging es dann schon nur darum, dass halt alle, die welche haben
00:10:44: wollten, auch welche gekriegt haben. Da musste man nicht so viel hinterher sitzen,
00:10:48: dass da überhaupt was abgenommen wurde.
00:10:49: Und der Erfolg, der hält auch noch an.
00:10:52: Die Nachfrage nach dem Amiga 500 wächst weiterhin dramatisch,
00:10:56: so schreibt es jedenfalls der Jahresbericht von 1990.
00:11:00: Da hat man eine halbe Million von den Amigas 500 verkauft und auch 91 ist der
00:11:05: wiederum gestiegene Gewinn vor allen Dingen zurückzuführen auf den Amiga 500.
00:11:10: In der Zeit werden auch die osteuropäischen Märkte geöffnet,
00:11:13: da kommt dann also auch noch was dazu.
00:11:16: Aber ja, der Amiga 500 im Jahr 1991, der ist ja zu der Zeit bereits vier Jahre
00:11:22: alt und die Technik, auf der er basiert, ist ja schon sechs Jahre alt.
00:11:26: Das ist ja nicht das erste Amiga-Modell.
00:11:28: Die Frage sei erlaubt an der Stelle, warum gibt es denn nicht längst einen Nachfolger?
00:11:33: Die Konkurrenz schläft ja nicht.
00:11:35: So ist es. Wo bleibt der Amiga 501 oder 502 oder vielleicht 600?
00:11:41: Naja, zu dem kommen wir noch.
00:11:42: Aber ja, das wird ein Problem. Die Konkurrenz schläft wahrlich nicht,
00:11:46: vor allem in dieser Zeit, später 80er, Anfang der 90er.
00:11:49: Da passiert enorm viel auf dem Computermarkt, insbesondere beim PC,
00:11:53: aber auch beim großen Konkurrenten, beim Atari ST.
00:11:55: Der bleibt ja auch nicht stehen beim Urmodell von 85. Da kommen in schneller
00:11:59: Folge weitere Modelle, zum Beispiel 86 der STF.
00:12:02: Der hat ein eingebautes Laufwerk und ein Megabyte RAM.
00:12:05: Das hatte Amiga zu der Zeit noch nicht. 87 kommt der Mega-ST,
00:12:09: der ist größer mit abgesetzter Tastatur, professionelles Gerät,
00:12:12: also ein Gegner für den Amiga 2000. Hat sogar einen Blitter-Chip integriert.
00:12:17: 89 der STE, den hatte ich damals auch, mit vergrößerter Farbpalette,
00:12:21: auch Blitter und Genlock.
00:12:23: Also Atari holt hier auf. Haben nicht den gleichen Erfolg, aber technisch sind sie nah dran.
00:12:28: Apple holt auch auf. 87 beheben sie endlich mal das größte Problem des Uhr-Macintoshs.
00:12:34: Der konnte ja nur Schwarz-Weiß-Bilder darstellen.
00:12:36: Der neue Macintosh, der Mac 2, der jetzt rauskommt, der kann Farben darstellen
00:12:41: und nicht nur 4 oder 8, sondern der schöpft aus einer Palette von 16,7 Millionen.
00:12:46: Das heißt, der unterstützt schon True Color, kann er nicht gleichzeitig alle
00:12:49: anzeigen, aber immerhin.
00:12:51: Und dann ist da ja noch, wie gesagt, der große PC, also die IBM-PC-Klone,
00:12:56: die kompatiblen. Die machen noch viel größere Fortschritte.
00:12:59: 87 kommt von IBM die PS2-Generation raus.
00:13:03: Die haben nicht nur den PS2-Anschluss, den man viele Jahre später noch kennt,
00:13:06: sondern auch einen 32-Bit-System-Bus.
00:13:08: Die haben auch VGA-Grafik, ganz besonders entscheidend für diese Geschichte.
00:13:13: Die hat höhere Auflösungen, kann 16 Farben gleichzeitig darstellen aus rund 262.000.
00:13:20: 88 geht es noch weiter. Da kommen super VGA-Karten verschiedener Hersteller
00:13:24: raus. Die unterstützen wiederum noch mehr Pixel und Farben.
00:13:28: Und dann ist da auch noch die große Baustelle beim Sound. Bislang konnte der
00:13:32: PC ja nur diese Speaker-Piepstöne ausgeben.
00:13:35: Das ändert sich jetzt. 87 kommen die Adlib-Karten raus mit FM-Klangsynthese.
00:13:40: Mehr darüber in unserer Soundkarten-Folge.
00:13:42: Und 89 folgen die Soundblaster-Karten von Creative Labs, die unterstützen PCM-Samples.
00:13:48: Etwas, was bislang ein großes Alleinstellungsmerkmal des Amigas war.
00:13:51: Jetzt endlich ist es mit diesem Speaker-Geschnarre endgültig vorbei.
00:13:56: Und jetzt wird es aber wirklich eng für den Amiga.
00:13:58: Und das ist ja immer noch nicht alles. Die Prozessoren werden ja auch immer schneller.
00:14:02: Im Amiga steckt immer noch der gleiche 68.000er mit seinen ungefähr 7 MHz.
00:14:08: Bei den PCs geht es Schlag auf Schlag. 1989 kommt schon der 486 Prozessor auf
00:14:12: den Markt. Der läuft anfangs mit 25 Megahertz.
00:14:16: Fünf Jahre später ist das schon der Pentium 100, also nominell viermal so schnell
00:14:20: mit vierfacher Taktfrequenz.
00:14:22: Die eigentliche Rechenleistung, die man ungefähr angeben kann in Millionen Befehlen
00:14:27: pro Sekunde, also MIPS, die steigt im gleichen Zeitraum aber ums Achtfache.
00:14:32: Und im gleichen Jahr, 1994, kommen
00:14:34: auch noch erste spieletaugliche 3D-Beschleuniger-Karten auf den Markt.
00:14:37: Die taugen nicht so viel wie die späteren Voodoos, aber sie sind da.
00:14:41: Also da passiert unheimlich viel, was alles bei Commodore leider nicht passiert.
00:14:46: Nun kann sich Commodore darauf zurückziehen, sie sind ja immerhin die stärkste
00:14:50: Spieleplattform im Preiseinstiegsbereich.
00:14:53: Die einzige bezahlbare 16-Bit-Spieleplattform, aber das sind sie auch nicht
00:14:57: lange. 87 kommt schon die PC Engine raus.
00:15:00: Das ist noch eine 8- und 16-Bit-Hybrid-Konsole, aber die ist schon sehr leistungsfähig.
00:15:04: Die Grafik kommt durchaus an den Amiga ran.
00:15:06: Und 88 kommt das Mega Drive. 1990 das Super Nintendo.
00:15:11: Und das ist auch sogar laut Joe Decuir die erste Maschine, die dem Amiga multimedial
00:15:16: das Wasser reichen kann.
00:15:17: Also sowohl was die Grafik und die Animation angeht, als auch beim Sound.
00:15:21: Commodore hat jetzt also spätestens die technologische Führung verloren.
00:15:26: Also zurück zu der Frage, die
00:15:28: ich gerade gestellt habe, wo bleiben die Nachfolger? Wo ist der Amiga 501?
00:15:33: Um das zu beantworten, müssen wir nochmal ins Jahr 1987 zurück.
00:15:37: Das ist das Jahr des Amiga-Relaunches. In dem Jahr kommen die Modelle 500 und 2000 raus.
00:15:43: Und es ist das Jahr der Rückkehr von Commodore in die Profitabilität.
00:15:47: Das hatte ich ja schon gesagt. Und all das verdankt Commodore zu großen Teilen
00:15:52: seinem seit April 86 amtierenden CEO und Präsidenten Thomas Rattigan.
00:15:57: Der hat Mitarbeiter entlassen, Standorte geschlossen, unprofitable Produkte,
00:16:02: rigoros eingestellt und alles auf den Amiga konzentriert.
00:16:06: Das hat die Wende gebracht.
00:16:09: Der hat noch bis 1991 Vertrag. Das sieht eigentlich alles ganz langfristig geplant
00:16:13: aus, aber so weit kommt es nicht.
00:16:15: Im April 1987, da scheint es ja wieder gut zu laufen für Commodore.
00:16:19: Die neuen Modelle sind erfolgreich in Europa gestartet. Der US-Staat steht ebenfalls kurz bevor.
00:16:25: Ist offenbar der Vorstandsvorsitzende und der größte Aktionär von Commodore,
00:16:30: Irving Gould, unzufrieden.
00:16:32: Vor allen Dingen mit dem US-Geschäft.
00:16:34: Und er handelt. Der hat die Firma in den 60er-Jahren gerettet und dann lange
00:16:38: finanziert und nun besiegelt er den Untergang des Unternehmens,
00:16:43: möchte man sagen. Denn am Montag, dem 20.
00:16:45: April 1987, lässt er Rettigan von Sicherheitskräften aus dem Gebäude führen.
00:16:51: Rettigan sagte, er hätte keine Gründe erfahren für diesen Rauswurf und am 22.
00:16:56: April, zwei Tage später, muss dann der CEO von seinen Ämtern zurücktreten.
00:17:00: Einen Tag drauf übernimmt Gould selber die Geschäftsführung Und der entlässt
00:17:05: auch noch weitere US-Manager, ersetzt sie alle durch getreue Gefolgsleute.
00:17:09: Die kommen alle von Commodore Canada, der Gould ist Kanadier.
00:17:13: Und es ist nicht so klar, über den Golf der Zeit hinweg zu sprechen.
00:17:17: Zu ermitteln, was da die Gründe für waren. Rattigan meinte später,
00:17:22: es seien persönliche Differenzen gewesen.
00:17:24: Er glaubt, der Gould wäre neidisch gewesen auf Rattigans Ruhm als Firmenretter.
00:17:28: Gold selbst hat sich dazu nicht näher geäußert.
00:17:30: Die Chicago Tribune hat ihn mal zitiert mit den Worten, die Gründe seien zu
00:17:35: sensibel, um diskutiert zu werden.
00:17:37: Und ergänzt, er hätte mit der Umstrukturierung sicherstellen wollen,
00:17:41: dass man sich mehr auf Vertrieb und Verkauf konzentriert und weniger auf Verwaltung.
00:17:46: Was immer er da mit Verwaltung meint, aber das ist vielleicht auch eine Chiffre
00:17:51: für dieses lästige Forschen und Entwickeln, das Computerfirmen immer haben.
00:17:56: Vielleicht braucht man das nicht so.
00:17:57: Ja, das könnte es sein. Ich fürchte das auch.
00:18:01: Dass die sich damals nicht so richtig äußern zu den Gründen liegt auch daran,
00:18:06: dass Rattigan direkt nach seinem Rauswurf die Firma verklagt hat.
00:18:10: Und Jahre später nach einem langen Rechtsstreit bekommt er dann auch Recht und
00:18:14: Commodore muss ihm 9 Millionen Dollar zahlen.
00:18:17: Also wohl das ihm entgangene Gehalt vermutlich.
00:18:21: Also späte Genugtuung für Rattigan. Aber deswegen wissen wir auch nicht so genau,
00:18:25: warum das überhaupt alles passiert ist.
00:18:27: Aber wir kennen die Folgen und das ist, dass jetzt Forschung und Entwicklung
00:18:31: ein bisschen zurückgefahren werden.
00:18:33: Gould scheint nämlich wenig Bedarf dafür zu sehen, viel Geld zu investieren in
00:18:36: Forschung, aus der ja auch manchmal nichts rauskommt.
00:18:39: Ist so schwer berechenbar, die Forschung, lästig. Der ist halt kein Ingenieur,
00:18:43: kein Techniker und der versteht auch nichts von Technik.
00:18:45: Der gibt sogar unumwunden im Jahr 88 in einem Interview zu, er wisse gar nicht,
00:18:50: wie man einen Computer einschaltet. Und er behauptet damals auch,
00:18:53: ja Ingenieure, die sind ganz toll und klug, aber die geben selten gute Geschäftsleute ab.
00:18:58: Da möchte man ihn schütteln und hinweisen auf andere Unternehmen in der IT-Branche,
00:19:03: um ihn herum, die das Gegenteil beweisen.
00:19:05: Zum Beispiel bei Intel, die ersten vier CEOs, die Intel zu Weltruhm geführt
00:19:09: haben, waren alle Ingenieure.
00:19:11: Das ist eigentlich ein Erfolgsmodell. Naja, der Gould, der konzentriert sich
00:19:15: lieber auf den Vertrieb und ein bisschen aufs Marketing.
00:19:17: Der versucht, die Margen zu erhöhen, versucht alles aus den bestehenden Produkten
00:19:21: raus zu quetschen und auch mit verschiedenen Steuertricks die Gewinne zu maximieren.
00:19:26: Vermutlich, das ist jetzt eine Unterstellung, um den Wert seiner großen Aktienanteile zu steigern.
00:19:32: Und er zahlt sich selbst ziemlich fürstliche Gehälter aus.
00:19:35: 88 kriegt er eine halbe Million Dollar. 1990 kriegt er schon 1,75 Millionen.
00:19:41: Und der CEO von IBM, nur mal zum Vergleich, das Unternehmen ist ein kleines
00:19:45: bisschen größer, der kriegt in dem Jahr nur 700.000 Dollar.
00:19:49: Also mag sein, dass der IBM CEO noch Boni bekommt, Aktienpakete vielleicht.
00:19:54: Aber das reine Gehalt ist deutlich niedriger als das von Gould.
00:19:58: Die Entwicklung von neuen Computern und neuen Chips, die ja entscheidend sind
00:20:03: für den Amiga, die stellt er hingegen zurück.
00:20:05: Nun ist sehr oft zu lesen in der Rückschau auf die Geschichte von Commodore,
00:20:10: dass an all dem, also dem Eindampfen von Forschung und Entwicklung,
00:20:14: ein anderer Herr verantwortlich sei, nämlich ein Mahdi Ali.
00:20:19: Das ist der 1989 eingesetzte neue Präsident von Commodore, ein Getreuer von Gould.
00:20:26: Und das ist ebenfalls ein Manager ohne technische Expertise.
00:20:30: Ich weiß nicht, ob der einen Computer einschalten konnte, möglicherweise.
00:20:33: Aber der kam von Pepsi, also auch aus einer ganz anderen Branche.
00:20:37: Und es ist eben oft zu lesen, der habe die Forschungsausgaben reduziert.
00:20:41: Aber die Geschäftsberichte, in denen ich sehr viel gelesen habe,
00:20:44: die belegen, dass Gould das schon in Gang gesetzt hat. Und das ist wirklich eine
00:20:48: sehr traurige Entwicklung.
00:20:50: Bis Mitte der 80er Jahre, also in den Jahren zuvor, sind die jährlichen Entwicklungsausgaben
00:20:56: von Commodore noch stetig gewachsen, ohne Unterbrechung.
00:20:59: Im Jahr 1980 waren es noch 6,6 Millionen Dollar und 1985 waren es schon 46 Millionen,
00:21:06: die sie ausgegeben haben für Forschung und Entwicklung.
00:21:09: Dann gerät Commodore ja in Geldnöte, wie wir es beschrieben haben und 86 sinken
00:21:14: die Ausgaben wieder leicht auf 36 Millionen, mehr geht einfach nicht,
00:21:17: aber dann unter Gold geht es rasant bergab im Geschäftsjahr 87 sind es nur noch
00:21:22: 16 Millionen und dann nur noch 15 Millionen.
00:21:27: Die Zahlen, wenn sie nur so für sich stehen, sagen noch nicht allzu viel aus.
00:21:31: Interessanter ist es, wenn man sie ins Verhältnis setzt zum Unternehmensumsatz.
00:21:35: Also wie hoch ist der Anteil von Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz?
00:21:39: Und das ist auch sehr deutlich.
00:21:42: 1985 sind das noch 5,2 Prozent.
00:21:45: 1988 sind es nur noch 1,7 Prozent.
00:21:49: Und im gleichen Jahr gibt Atari, nun mal zum Vergleich, 4,7 Prozent aus und Apple 5,7 Prozent.
00:21:56: Also deutlich mehr als das, was Commodore investiert. Die ruhen sich aus.
00:22:02: Nun bekommt der Medi, wie gesagt, sehr viel Schelte dafür.
00:22:05: Tschetschenko hat mir gegenüber im Gespräch allerdings in Schutz genommen.
00:22:09: Und der sagte zum Beispiel, ja, was die Techniker immer haben wollten,
00:22:13: das haben die Kaufleute halt nie realisieren können, weil das Geld dafür gefehlt
00:22:17: habe. Und das mag sicherlich zum Teil gestimmt haben.
00:22:21: Die wollten wahrscheinlich ständig neue Chipsätze entwickeln,
00:22:23: aber dafür fehlte das Geld.
00:22:25: Aber es gibt ja nun mal einige Jahre in den späten 80er Jahren,
00:22:28: in denen Commodore wirklich große Gewinne einfährt.
00:22:31: Und da müsste eigentlich genügend Geld sein für die Entwicklung neuer Chipsätze.
00:22:37: Der Luck, der bestätigt das, das ist ein ehemaliger Commodore-Entwickler,
00:22:41: der hat die Boing-Demo miterfunden.
00:22:43: Der ist im Jahr 88 gerade nur Aktionär und nicht angestellt bei Commodore.
00:22:47: Und der hat aber der Presse gegenüber damals gesagt, niemand sorgt sich noch
00:22:51: um die Finanzen. Wir wollen wissen, wie es weitergeht.
00:22:54: Mit anderen Worten, wo bleiben die neuen Produkte?
00:22:58: Und Gunnar, all das kommt uns doch bekannt vor, oder? Diese ganze Geschichte.
00:23:02: Das ist nicht das erste Mal, dass sowas passiert, sagen wir so.
00:23:05: Genau, denn das gleicht der eingangs erzählten Geschichte von Atari.
00:23:10: Denn dort kam ja auch ein neuer CEO hinzu aus einer ganz anderen Branche.
00:23:14: Das war Ray Kassar. In dem Fall war es die Modebranche, aus der er kam.
00:23:18: Und der hat auch erstmal die Forschung und Entwicklung auf Eis gelegt.
00:23:21: Und es lief ja auch so gut fürs Unternehmen.
00:23:24: Also sah er keinen Bedarf, in neue Hardware zu investieren, wie Miner und Decuir
00:23:29: das vorgeschlagen haben. Und genau diese Entwicklung bei Atari Ende der
00:23:33: 70er Jahre hat ja überhaupt erst später zur Gründung Amigas geführt.
00:23:37: Und jetzt, es ist so tragisch, wiederholt sich diese Geschichte zehn Jahre später bei Amiga selbst.
00:23:43: Und auch deswegen, sagte ich gleich zu Beginn des ersten Teils dieser Folge,
00:23:48: das hier ist irgendwie dann doch eher Folge 3 unserer Atari-Reihe,
00:23:52: weil sich die Geschichte von Atari hier wiederholt.
00:23:55: Dieser Investitionsstopp oder dieses Zurückfahren der Investitionen in Forschung
00:24:00: und Entwicklung, das sieht man auch an den Fertigungsanlagen.
00:24:04: Commodore hat ja Fabriken, Chipfabriken, die waren ein riesiger Wettbewerbsvorteil.
00:24:10: Bei der C64-Fertigung, das konnten sie alles selber machen, waren ein eher vertikal
00:24:15: integriertes Unternehmen, wie man das heute nennt.
00:24:17: Und da wird jetzt aber nicht mehr so viel investiert und die Fertigungsstätten
00:24:21: wandeln sich von dem Wettbewerbsvorteil zu einer Bürde, denn die veralten.
00:24:27: Die Firma MOS Technology, die macht viele Chips, wie die 6502 Prozessoren mit
00:24:33: drei Mikrometer großen Strukturen.
00:24:35: Der komplexe Amiga-Chipsatz entsteht anfangs sogar im älteren,
00:24:39: aber ausgereifteren 5 Mikrometer Prozess.
00:24:42: Der verspricht höhere Ausbeuten bei der Chip-Herstellung.
00:24:46: Feinere Strukturen sind technisch aufwendiger und zunächst teurer,
00:24:50: bedeuten aber langfristig dann niedrigere Produktionskosten für die Chips bei
00:24:54: höheren Taktfrequenzen und geringerer Leistungsaufnahme.
00:24:57: Wettbewerber wie Texas Instruments, die stellen daher im Laufe der 80er Jahre
00:25:01: ihre Fabriken um auf 2 Mikrometer oder gar 1,5 Mikrometer Prozesse.
00:25:07: Den 486er fertigt Intel ab 1989 sogar mit 1 Mikrometer Technik.
00:25:13: Commodore verliert hier an allen Fronten den Anschluss.
00:25:17: Ja, aber wie soll der Gould das verstehen? Der ist halt kein Techniker,
00:25:21: der weiß nicht, was ein Mikrometer ist.
00:25:23: Und das wird man ihm nicht verständlich machen können, weshalb man da investieren sollte.
00:25:27: Ja, aber dann tut sich ja doch was, Gunnar. Gute Nachrichten, am 11. Oktober 89.
00:25:32: Da versucht Commodore nochmal den Neustart, zumindest in den USA,
00:25:36: und lädt, wir kennen das schon, zu einer prunkvollen Gala in New York ein.
00:25:40: Wie schon bei der Einführung des Uhrmodells.
00:25:42: Dann gibt es noch zwei weitere Veranstaltungen in L.A. und Washington D.C.
00:25:46: Und da sind durchaus illustre Gäste eingeladen, zum Beispiel Little Richard,
00:25:50: ein Rock'n'Roll-Sänger, den du bestimmt noch kennst, und Buzz Aldrin,
00:25:54: der Astronaut, den kennst du wahrscheinlich auch noch.
00:25:56: Du warst ja wahrscheinlich damals live dabei bei der Mondlandung.
00:26:00: Ja, wirklich.
00:26:01: Ja, siehst du.
00:26:02: Meine Mutter lag mit mir im Krankenhaus, als die Mondlandung war.
00:26:06: Ich bin während der Mondlandung geboren.
00:26:07: Oh wow.
00:26:08: Oh Gott, das ist so lange her.
00:26:10: Ja, Buzz Aldrin, für die, die es nicht wissen, war der zweite Mensch auf dem Mond.
00:26:14: Aber was diesen Stars hier vorgestellt wird bei dieser großen Gala in New York
00:26:19: und anderswo, sind keine neuen Computer.
00:26:22: Das sind neue Werbespots. Immerhin sind das Spots, in denen diese Stars auch
00:26:26: selbst mitspielen. Wir können mal kurz einen Ausschnitt anhören.
00:26:30: Hier hören wir, wie ein Junge, der einen Amiga zu Hause hat,
00:26:34: deswegen ständig von Stars Besuch bekommt, die was von ihm und seinem Amiga
00:26:38: wollen. Hören wir mal kurz rein.
00:26:56: Ja, das ist schon sehr hübsch. Die sind auch nicht billig, diese Spots.
00:27:02: Die werden produziert von Lucasfilm damals.
00:27:04: Ich wusste gar nicht, dass die auch Werbung machen, aber haben sie damals getan.
00:27:08: Und das Ganze ist Teil einer sehr teuren Werbekampagne von Commodore,
00:27:12: die je nach Quelle 15 bis 20 Millionen Dollar gekostet haben soll.
00:27:16: Und den Slogan hatte The Computer for the Creative Mind.
00:27:20: Und ihr Ziel ist, endlich den Verkauf des Amigas in den USA anzukurbeln.
00:27:25: Also es geht hier nicht um neue Geräte, nicht mal um ein neues Produktbündel
00:27:29: oder so. Es wird einfach nur der A500 beworben.
00:27:32: Ein anderer Amiga ist in den Spots jedenfalls nicht zu sehen.
00:27:36: Also die Spots sind, wie gesagt, schon gelungen viel besser als die alten von
00:27:40: 85. Sie vermittelt ein bisschen besser, warum man zu Hause eine Multimedia-Plattform haben sollte.
00:27:46: Man kann damit 3D-Bilder rendern oder Musik machen, wie hier mit den Pointer Sisters.
00:27:51: Aber sie kommen natürlich viel zu spät und es gibt keine passenden neuen Produkte.
00:27:56: Time spottet damals über diese Veranstaltung. Die habe sich weniger wie eine
00:28:01: Vorschau angefühlt auf etwas, was kommt und mehr wie eine Wohltätigkeitsveranstaltung
00:28:07: für einen alternden Star. Das ist ziemlich bitter.
00:28:10: Und ja, Sie haben auch recht, das Ganze ist fehlgeleitet und missglückt.
00:28:15: Zumindest wenn man sich die Zahlen in den Geschäftsberichten ansieht.
00:28:18: Also Commodore hat in den USA ein Problem, anders als in Europa.
00:28:22: Aber es wird dadurch nicht gelöst. Im Geschäftsjahr 89,
00:28:25: also kurz vor dem Anlauf dieser Kampagne, liegt der US-Anteil am Gesamtumsatz
00:28:30: bei Commodore noch bei 24 Prozent und 1990 nach dieser Kampagne sind es nur
00:28:36: noch 18 Prozent und die Umsätze sinken auch.
00:28:40: Also nicht nur der Anteil, die US-Abteilung macht weiterhin Verluste.
00:28:43: Da hat auch diese 20-Millionen-Dollar-Kampagne nichts dran geändert.
00:28:47: Naja, in Europa läuft es ja noch ganz gut, aber das wird auch nicht ewig so weitergehen.
00:28:54: Kommt denn da endlich mal ein neuer Computer nach neuen Spots, Gunnar?
00:28:58: Ja, beinahe, beinahe. Eben wir da zu Europa kommen, nochmal kurz zur Entwicklungsarbeit.
00:29:05: Die bleibt natürlich nicht ganz stehen, ist ja klar.
00:29:08: 1989 erscheint immerhin der Amiga 2500. Der ist aber nichts weiter als eine
00:29:14: Amiga 2000 mit einer vorinstallierten CPU-Karte, die dann einen Motorola 6820 Prozessor enthält.
00:29:22: Der ist doppelt so schnell getaktet wie der 68.000er und macht den Rechner in
00:29:27: einigen Anwendungen deutlich schneller,
00:29:30: aber nicht kosteneffizienter, weil jetzt gibt es noch die ungenutzte 86.000er
00:29:34: CPU, die da auf der Platine rumsitzt und die jetzt ersetzt wird durch diese Zusatzkarte.
00:29:39: Es gibt noch weitere Amiga-Ableger.
00:29:42: In Großbritannien erscheint der A1500. Der hat ein zweites Diskettenlaufwerk.
00:29:47: Aber das ist alles bloß so dran rumgedoktert. Am technischen Grundgerüst ändert
00:29:51: sich in all diesen Jahren nichts.
00:29:53: Und schon lange kursieren in der Amiga-Community Gerüchte über ein neues Topmodell.
00:29:59: Das muss ja kommen, das stellen sich alle so vor. Schon Mitte 87 fragte die
00:30:05: Happy Computer einen deutschen Commodore-Manager anlässlich der Vorstellung
00:30:08: vom A500 und A2000 nach einem Dreitausender.
00:30:12: Doch der winkt ab und sagt sehr selbstbewusst, ich glaube nicht,
00:30:16: dass wir den Amiga verändern müssen.
00:30:19: Der wird noch ein bisschen halten, der Computer, denken sie.
00:30:21: Aber das ist natürlich falsch.
00:30:23: Sie müssen die Plattform verändern, die müssen die Plattform upgraden.
00:30:27: Und das tun sie auch, aber erst Jahre später. Vielen Dank.
00:30:29: Ja, er begründet das auch in diesem Happy Computer Interview.
00:30:33: Er meint, der A2000 sei ja erweiterbar und damit bräuchte man nichts Neues zu
00:30:37: entwickeln. Den kann man ja einfach ewig erweitern.
00:30:40: Nun ja, es kommt dann trotzdem noch ein neues Modell raus. Mitte 1990 aber erst,
00:30:45: da kommt tatsächlich solch ein Amiga 3000.
00:30:48: Das ist genau wie der 2000er, so ein Desktop-Modell, also mit abgesetzter Tastatur,
00:30:53: gibt es dann aber auch als 3000T im Tower-Format, wie man es vom PC liebt.
00:30:57: Und dieser 3000er, der bekommt jetzt einen modernen Prozessor,
00:31:01: den Motorola 68030 mit wahlweise 16 oder 25 MHz.
00:31:07: Also da ist schon was passiert und er kriegt auch noch eine zusätzliche Gleitkommereinheit,
00:31:11: eine FPU, also einen Co-Prozessor für bestimmte mathematische Operationen und
00:31:15: er kriegt zwei Megabyte RAM.
00:31:17: Im Inneren kann man natürlich nach wie vor über eine Karte noch schnellere Prozessoren
00:31:21: einsetzen. Außerdem kann man Steckkarten einbauen, wie gehabt im neuen,
00:31:25: aber abwärtskompatiblen Format Zorro 3.
00:31:28: Und es gibt zwei ISA-Slots für den DOS-Betrieb, wie man es auch schon vom 2000er kennt.
00:31:34: Und auch eine Festplatte ist jetzt eingebaut mit passendem SCSI-Controller.
00:31:38: Und Gunnar, Überraschung, auch der Chipsatz wird aufgefrischt.
00:31:42: Passiert was am technischen Grundgerüst. Nicht so viel wie erwartet,
00:31:47: aber es passiert immerhin etwas.
00:31:49: Denise, das ist ja der für die Videoausgabe zuständige Chip,
00:31:53: wird befördert zu Hi-Res Denise.
00:31:56: Und die unterstützt, wie der Name schon vermuten lässt, zusätzliche höhere Auflösungen,
00:32:01: wie den Super-Hi-Res-Modus zum Beispiel mit 1280x256 Pixeln bei vier Farben.
00:32:07: Fat Agnus kann jetzt zwei Megabyte Chip-RAM adressieren. Aber das war es auch
00:32:11: schon mit den Neuerungen.
00:32:13: Paula, der Soundchip, bleibt unverändert. Trotzdem, das ganze Gespann ist jetzt
00:32:18: in seiner Gesamtheit bekannt als ECS, als Enhanced Chipset.
00:32:24: Außerdem kriegt das Betriebssystem endlich mal ein paar neue Funktionen und
00:32:27: auch eine modernisierte Oberfläche, die jetzt betont grau ist und nicht mehr so blau-orange.
00:32:33: Meiner zumindest, dem gefällt das, der ist damals gar nicht mehr bei Commodore,
00:32:36: aber der lobt das bei einer Veranstaltung und sagt, das würde dem Amiga endlich
00:32:40: eine professionelle Anmutung geben, die ihm lange gefehlt habe.
00:32:44: Es läuft auch eine neue Anwendung auf diesem 3000er, Amiga Vision,
00:32:48: die wird ganz stolz von Commodore gemeinsam mit diesem Computer vorgestellt.
00:32:52: Das ist ein Multimedia-Authoring-System, so ähnlich wie Scala.
00:32:56: Und da lassen sich recht einfach über eine grafische Oberfläche Multimedia-Anwendungen
00:33:00: und Präsentationen zusammenstellen.
00:33:01: Also Commodore hat schon erkannt, was die Stärke ihres Systems ist.
00:33:06: Multimedia-Anwendungen. Und das hier ist ja auch kein Spielecomputer.
00:33:09: Der Dreitausender ist ein Profi-Kreativ-Arbeitsgerät. Das wird von der Presse
00:33:14: durchaus wohlwollend wahrgenommen.
00:33:16: Die Byte hat im Mai 1990 das Gerät vorgestellt und darüber geschrieben,
00:33:21: das sei die leistungsfähigste Multimedia-Plattform, die man in einem einzelnen Gehäuse bekommen kann.
00:33:27: Und die Infoworld, die sagt im Januar 91, Amiga sei der Konkurrenz von IBM und
00:33:33: Apple auf diesem Gebiet um Meilen voraus, wohlgemerkt nur auf diesem Gebiet.
00:33:39: Und auch Microsofts gerade angekündigte Multimedia-PC-Plattform,
00:33:44: die Älteren erinnern sich, würde er wegblasen.
00:33:47: Das stimmt auch soweit. Und die Zeitschrift Infobald, die vermutet dann auch,
00:33:53: Commodore habe so eine Chance, doch noch durch die Seitentür in die Bürowelt einzubrechen.
00:33:59: Das war ja von 85 an das erklärte Ziel von Commodore, den Amiga als Bürorechner zu etablieren.
00:34:05: Das ist aber über klassische Büroanwendungen nie gelungen.
00:34:08: Über diese Multimedia-Anwendungen könnte es jetzt doch noch gelingen.
00:34:12: Also doch noch eine Chance für den Amiga.
00:34:16: Aber das ist alles, wie gesagt, nichts für Spieler und Heimanwender,
00:34:18: denn dafür sind diese Geräte ein bisschen teuer, die kosten mindestens 3.500 US-Dollar.
00:34:23: Für die Heimanwender plant Commodore damals was ganz anderes.
00:34:27: Noch mal ganz kurz zu dieser Idee, dass man über die Multimedia-Fähigkeiten in die Bürowelt kommt.
00:34:35: Das ist ja ein bisschen das, was der Mac später gemacht hat. Ja.
00:34:38: Der hat jahrelang mit geringsten Marktanteilen unter 5 Prozent überlebt in den
00:34:42: Designbüros als ganz spezielles Gerät, auf dem man halt im Wesentlichen Premiere
00:34:47: und Photoshop und solche Sachen laufen hatte.
00:34:49: Und dann irgendwann kam die Mode, dann wurde er nach oben gespült und jetzt
00:34:54: ist das ja ein relativ gleichberechtigtes Gerät in den Büros.
00:34:58: Ja, absolut.
00:34:59: Das hätte der Amiga auch machen können, vielleicht, wenn es nur geklappt hätte.
00:35:02: Das ist ein sehr gutes Stichwort. Ich will auch nicht zu viel vorwegnehmen.
00:35:06: Wir kommen ja noch zur Schlussbetrachtung am Ende dieser Episode natürlich.
00:35:09: Aber das Schicksal Apples zeigt doch, dass durchaus neben den IBM PC kompatiblen
00:35:14: noch Platz ist für eine weitere inkompatible Plattform.
00:35:17: Die Frage ist, ob es noch eine dritte Plattform braucht neben diesen beiden,
00:35:22: ob der Amiga da hätte bestehen können.
00:35:24: Aber grundsätzlich wäre es möglich gewesen, trotz Inkompatibilität gegen die
00:35:29: IBM PCs zu bestehen. Gut, aber das ist ein Thema für später.
00:35:33: Was passiert denn da jetzt? Was kriegen die Heimanwender von Commodore Kredenzt?
00:35:37: Der größte Trend in den frühen 90er Jahren ist Multimedia.
00:35:44: Das ist so ein Wort, das ist in aller Munde zu der Zeit und drei Jahre später komplett tot.
00:35:51: Und man darf nicht mehr Multimedia heißen. Aber der Amiga ist bereit für diese
00:35:57: Multimedia-Welle. Mehr als alle anderen Systeme, möchte man sagen.
00:36:00: Der ist dafür schon gut aufgestellt mit seinen Fähigkeiten, hat aber kein CD-ROM-Laufwerk
00:36:06: und CD-ROM ist mit die Voraussetzung für den Multimedia-Trend.
00:36:11: 1989 beschließt eine kleine Gruppe von Commodore-Ingenieuren,
00:36:15: das jetzt zu ändern. Die kombinieren ein Amiga mit einem CD-Laufwerk,
00:36:19: bereiten schnell ein paar Multimedia-Demos vor und dann zeigen sie das dem Management.
00:36:23: Und das Management ist überzeugt. Das ist schon cool, die finden das gut,
00:36:27: aber das führt jetzt nicht dazu, dass der Amiga ein CD-Laufwerk bekommt.
00:36:31: Die Ingenieure haben sich vielleicht zu sehr überzeugt. Das Management beschließt
00:36:35: jetzt die Entwicklung einer neuen Geräteklasse. Sie wollen einen Multimedia-CD-Player
00:36:40: mit Fernbedienung für den Fernseher.
00:36:42: Das CD-TV, das CD-TV.
00:36:46: Naja, das ist ja eine schwierige Geräteklasse, wie wir aus anderen Folgen kennen.
00:36:50: Ja, du meinst das CD-i von Philips vermutlich.
00:36:53: Ja, generell eine Sache, die oft versucht worden ist, diese Setup-Geschichten.
00:36:57: Im Frühjahr 91 kommt das Gerät dann auch auf den Markt.
00:37:00: Scheitert. Das ist teurer als der 500er, kann aber dafür weniger und für klassische
00:37:06: Amiga-Spiele müsste man erstmal noch ein Diskettenlaufwerk anschließen,
00:37:09: das es von Haus aus nicht hat.
00:37:11: Als 1992 dann doch noch ein CD-Laufwerk für den Amiga erscheint,
00:37:16: das ist das A570, das ist CDTV-kompatibel.
00:37:20: Damit ist das CDTV natürlich dann komplett überflüssig geworden,
00:37:23: weil man kann ja dann für den Preis eines CD-Laufwerks zu seinem vielleicht
00:37:27: schon bestehenden Amiga 500 einfach die Fähigkeiten dazu buchen.
00:37:31: Ein zuerst geplanter Nachfolger wird dann noch eingestellt und dann kommt 1993
00:37:36: mit dem Amiga CD32 eine voll aufs Spielen ausgerichtete Konsolenversion mit
00:37:42: fortschrittlicherer Technik.
00:37:44: Und auch die ist ein Fehlschlag, denn was der Markt eigentlich will,
00:37:48: ist eine Fortsetzung dieser Linie C64 Amiga 500 X.
00:37:53: Also Nachfolger für den Amiga 500. Aber der kommt nicht, oder?
00:37:58: Ja, ich habe ja den Namen 501 schon reingeworfen, aber den will ja niemand.
00:38:03: Niemand fängt diesen Ball auf.
00:38:05: Stattdessen nennen sie das, was jetzt kommt, 500+. Ja, immerhin.
00:38:09: Also Anfang 92 passiert jetzt endlich was mit den Heimcomputern bei Commodore.
00:38:14: Nach fast fünf Jahren wird der A500 endlich mal abgelöst durch was völlig Neues,
00:38:19: den Amiga 500+. Der bleibt äußerlich praktisch unverändert, sieht also genauso
00:38:23: aus, aber hat jetzt ein volles Megabyte-Arbeitsspeicher.
00:38:26: Und er hat den ECS-Chipsatz, der ein bisschen weiterentwickelt ist.
00:38:29: Und er hat, Achtung Gunnar, eine Uhrenbatterie. Wow.
00:38:32: Ah, endlich.
00:38:33: Das Betriebssystem wird natürlich auch auf den neuesten Stand gebracht.
00:38:37: Der heißt jetzt Kickstart 2.04 und bringt neue Menüs mit, ein überarbeitetes
00:38:43: Dateisystem, skalierbare Zeichensätze.
00:38:45: Das ist auch wichtig für eine Multimedia-Maschine. Ja.
00:38:48: Und vieles mehr. Es gibt allerdings auch ein Problem mit diesem neuen Kickstart,
00:38:51: nämlich Inkompatibilität mit bestehenden Hardware-Erweiterungen,
00:38:55: aber vor allem mit einigen existierenden Spielen, wie zum Beispiel Lotus Esprit Turbo Challenge.
00:39:01: Und um das ist es echt schade. Das habe ich sehr gerne gespielt, wenn auch auf dem ST.
00:39:06: Gut, aber das ist nur eine Handvoll Inkompatibilitäten und natürlich ist davon
00:39:11: nicht zwangsläufig jeder betroffen.
00:39:13: Trotzdem, Spieler haben von diesem neuen Modell nicht allzu viel.
00:39:17: Das ist vor allem etwas, wovon Commodore selbst profitiert, weil dieses Modell
00:39:21: etwas günstiger zu fertigen ist.
00:39:24: Aber immerhin, es ist ein kleiner Fortschritt und in der Amiga-Community ist
00:39:29: man begeistert von allem, was da Neues kommt von Commodore.
00:39:33: Die dürsten danach. Der 500 Plus ist also insgesamt einigermaßen beliebt.
00:39:38: Er ist allerdings sehr kurzlebig, denn er wird nach kürzester Zeit schon abgelöst
00:39:43: von einem anderen Einstiegsmodell.
00:39:46: Und da müssen wir erst nochmal einen Schritt zurückgehen, um zu erklären,
00:39:51: was es damit auf sich hat, bevor wir also zum Fehlschlag Amiga 600 kommen.
00:39:55: Schon kurz nach dem Amiga 3000 im Jahr 1990 beginnt die Arbeit an einem Chipsarts-Upgrade.
00:40:03: Das ist vor allen Dingen getrieben von Commodore-Ingenieuren wie Porter und
00:40:07: Haney, das sind die Erfinder des Amiga 500.
00:40:11: Der Chipsatz heißt zuerst Pandora, dann heißt er AA, dann heißt er AGA Advanced
00:40:16: Graphics Architecture und der verbessert vor allen Dingen die grafischen Fähigkeiten.
00:40:21: Die Palette wächst auf zeitgemäße 16,7 Millionen Farben, True Color.
00:40:26: Der HEM-Modus kann 262.000 davon auch anzeigen und Agnes wird durch Alice ersetzt
00:40:31: und Denise durch Lisa, viel jüngere Damen.
00:40:36: Bei höheren Auflösungen hält der Chip mit den Super-VGA-Karten auf dem PC aber
00:40:40: nicht mit. Und die Paula bleibt völlig unverändert, das ist der Soundchip.
00:40:44: Ach, die Arme, die wird immer außen vor gelassen.
00:40:47: Ja, die ist halt schon perfekt. Da muss man halt nichts machen, denken sie sich.
00:40:50: Das planen, Ingenieure aufzufangen, indem sie einen neuen Co-Prozessor einsetzen,
00:40:55: den AT&T fertigen soll, der mit einigen Support-Schaltungen unter anderem dann
00:41:00: 16-Bit-Aufnahmen und CD-Audio möglich machen soll.
00:41:03: Das wäre ja schon eine Sache, die jetzt mal sein müsste langsam.
00:41:06: Und gemeinsam mit dem AGA-Chipsatz verbauen sie den Chip dann in einen Prototyp
00:41:10: auf der Basis des Amiga 3000, dem 3000 Plus.
00:41:14: Der Prototyp läuft im Februar 91 schon und später im Jahr wollen sie dann den
00:41:20: Rechner fertig haben. Dazu kommt es aber nicht.
00:41:23: Im Sommer 1991 setzt der Präsident des Unternehmens Ailey einen neuen Entwicklungsleiter ein, Bill Sitnes.
00:41:31: Der war zuvor bei IBM zuständig für den fehlgeleiteten PC Junior.
00:41:36: Oha, ja.
00:41:37: Das ist natürlich nicht so die perfekte Visitenkarte. Tchitschenko hat zu dir
00:41:42: auch gesagt, der habe keine Ahnung gehabt, der Sitnes.
00:41:45: Sitnes bringt Ingenieure mit, die sich auf Commodores PC-Geschäft konzentrieren
00:41:49: und lässt das Amiga-Team unterbesetzt.
00:41:52: Und er legt alle Projekte auf Basis des AGA-Chipsatzes auf Eis,
00:41:57: der 3000 Plus und der ebenfalls geplante 1000 Plus sind damit dann hin.
00:42:02: Ein Projekt jedoch lässt er leben und das ist vielleicht kein gut ausgewähltes.
00:42:06: Ich frage mich, wie dieses Einstellungsgespräch mit dem Sydney gelaufen sein muss.
00:42:11: Hat er das einfach verheimlicht, dass er für den PC Junior verantwortlich war?
00:42:15: Der müsste doch ganz groß auf einer No-Go-Liste stehen eigentlich, der Herr.
00:42:19: Ja, irritierend. Es war ja kein ganz schlechtes Gerät. Es hatte nur keinen Erfolg.
00:42:23: Ach so. Ja, gutes Stichwort. Also jetzt kommt es zum Amiga 600.
00:42:29: Es gibt also während diese Herren hier an dem 3000 Plus arbeiten noch ein weiteres Projekt.
00:42:34: Ein anderer Ingenieur arbeitet nämlich an einem neuen Einstiegsmodell auf Basis
00:42:38: des ECS-Chipsatzes, also noch nicht der neue AGA.
00:42:41: Und das ist der Amiga 300 mit dem Codenamen JUNEBUG.
00:42:46: Der kriegt ein Megabyte RAM, also wieder 500 plus, soll aber viel günstiger sein als dieser.
00:42:51: Der hat ein kleineres Gehäuse ohne
00:42:53: Nummernblock. Der externe Zorro-Erweiterungsanschluss, der fehlt auch.
00:42:57: Dafür gibt es für Erweiterungen jetzt einen neuen Slot, einen PCMCIA-Slot,
00:43:01: den man von Laptops kennt, aus der IBM-kompatiblen Welt.
00:43:05: Und einen ATA-Controller für kleine zweieinhalb Zoll Notebook-Festplatten.
00:43:10: Also ein bisschen zusammengespart, aber auch ein bisschen ergänzt um sinnvolle Neuerungen.
00:43:15: Und dieses Projekt hier, das lässt das Hütnis laufen, anders als die neuen AGA-Systeme.
00:43:21: Aber es gibt eine wesentliche Änderung.
00:43:24: Kurz bevor das Gerät veröffentlicht wird, im März 92, wird dieser Amiga 300
00:43:29: noch umbenannt in Amiga 600.
00:43:32: Und dass er mal 300 hieß, das ist leicht zu erkennen daran, dass auf einigen
00:43:37: frühen Platinen noch die alte Bezeichnung 300 steht.
00:43:41: Ich kann aber nur hoffen, dass das niemand aufgeschraubt hat.
00:43:43: Nun, die neue Modellnummer 600, die suggeriert natürlich einen technischen Fortschritt
00:43:47: gegenüber dem 500 oder auch dem 500 Plus.
00:43:51: Und ich sah auch einige Anzeigen oder Gewinnspiele, in denen der 600er angepriesen
00:43:56: wurde in der Presse als die nächste Amiga-Generation.
00:44:00: So ganz falsch ist es nicht. Er hat ja den ECS-Chipsatz, aber trotzdem,
00:44:04: der Fortschritt gegenüber dem 500 Plus ist so winzig, dass das schon Etikettenschwindel ist.
00:44:09: Der neue Name soll vielleicht auch einfach den höheren Preis rechtfertigen,
00:44:13: denn der 600er, der ist gar nicht so günstig wie mal geplant.
00:44:17: In den USA kostet er am Anfang 500 Dollar, mit Festplatte 750 Dollar.
00:44:22: In Deutschland kriegt man ihn anfangs für 900 deutsche Mark.
00:44:25: Das entspricht inflationsbereinigt heute ungefähr 890 Euro. Und damit ist er
00:44:31: bei den meisten Händlern teurer als der Vorgänger der 500 Plus,
00:44:36: der nicht nur größer ist und mehr Tasten hat, sondern auch leichter erweiterbar ist.
00:44:40: Und besser kompatibel mit bestehender Hardware. Das ist ein schlechtes Angebot.
00:44:46: Den 500 Plus gibt es ja meistens auch im Bündel mit Spielen oder anderer Software,
00:44:51: manchmal mit Joysticks und den 600er am Anfang nicht.
00:44:54: Also das ist klar, dass man da lieber zum 500 Plus greift.
00:44:58: Die Amiga-Presse, die ist trotzdem verhalten positiv damals.
00:45:03: Die Amiga World schreibt zum Beispiel, ja wer seinen Amiga häufiger transportieren
00:45:07: muss, der kann zugreifen. Ein etwas schwaches Argument, aber die fehlende Erweiterbarkeit
00:45:14: sei doch ein großes Manko.
00:45:16: Die Powerplay 1292 aus Deutschland, die ist ein bisschen strenger,
00:45:19: die schreibt damals, der 600er provoziert in Fachkreisen schallendes Gelächter.
00:45:26: Ja, bei uns schon. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei fragwürdig.
00:45:32: Auch bei Commodore selbst ist der 600er sehr unbeliebt, zum Beispiel bei David Pleasant.
00:45:37: Das ist damals der Direktor der britischen Commodore Dependance und der hat
00:45:41: sich auch in den Jahren danach noch gerne geäußert zu diesem Thema und Bücher
00:45:45: geschrieben. Und der hat ihn später als vollständigen Fehlschlag bezeichnet, den Amiga 600.
00:45:50: Der wird auch als Amiga Junior verspottet natürlich, wegen der Verwandtschaft
00:45:55: zum PC Junior in gewisser Weise.
00:45:58: Wie gemein. Das zieht ja auch hart auf den Sidness.
00:46:01: Ja, ja, klar. Der Vertrieb ist auch nicht so begeistert.
00:46:05: Die hätten gerne weiterhin die Vorgänger verkauft, die sehr beliebt sind nach
00:46:09: wie vor, zumindest in Europa, haben aber keine Wahl, denn die Produktion der
00:46:13: Vorgänger wird nach und nach eingestellt.
00:46:15: Nun, also das wesentliche Problem des 600er ist der hohe Preis im Zusammenspiel
00:46:21: mit dem irreführenden Namen.
00:46:23: Und der Preis ist so hoch, weil er sich kaum günstiger herstellen lässt als
00:46:28: der 500er, obwohl das ja so mal geplant war. Denn ein großer Kostenfaktor ist
00:46:33: neben dem Prozessor, der ja unverändert ist, der Chipsatz.
00:46:36: Und den fertigt Commodore nach wie vor im sehr ineffizienten,
00:46:40: mittlerweile 3,5 Mikrometer Prozess, sagen zumindest einige Quellen.
00:46:44: Intel ist im gleichen Jahr schon auf 0,8 Mikrometer umgestiegen.
00:46:49: Commodore hat gröbere Strukturen, also weniger Transistoren pro Fläche,
00:46:53: weniger Chips pro Wafer.
00:46:54: Die Stückkosten sind höher. Und so hat der 600er auch nach anfänglichen kurzen
00:46:59: Erfolgen keinen langfristigen Erfolg.
00:47:02: Tchitschenko hat ihn sogar einen Sargnagel genannt mir gegenüber.
00:47:06: Trotzdem ist er am Ende vom Lied in Deutschland zumindest der zweitmeistverkaufte
00:47:11: von allen Amigas, noch vor dem 500+, der ja aber nicht lange leben durfte, und dem teuren 2000.
00:47:17: Ja, also ein großer Fehlschlag. Aber zur Ehrenrettung, der 600 ist kein schlechtes
00:47:22: Produkt, möchte ich hier mal festhalten. Der funktioniert ja.
00:47:25: Es gibt ein paar Kompatibilitätsprobleme, aber die hat der 500 Plus halt auch
00:47:30: schon wegen des neuen Betriebssystems und die betreffen nicht jeden.
00:47:33: Man kann in aller Regel damit gut spielen und arbeiten.
00:47:37: Es ist nicht so, dass er beim Einschalten explodiert oder dass er radioaktiv
00:47:41: strahlt oder dass er seine Mutter beleidigt oder dass er die Tastatur vom PC
00:47:44: Junior geerbt hätte oder sowas Schlimmes. Nein, er hat einfach nur den falschen
00:47:49: Namen und den falschen Preis.
00:47:51: Und der Preis, der sinkt ja auch sehr schnell.
00:47:54: Und damit ist er eigentlich kein ganz so schlechtes Angebot.
00:47:58: Aber nicht ganz so schlecht reicht leider nicht mehr.
00:48:01: Das reicht ja vor allen Dingen nicht in einem Markt, in dem man einen Nachfolger
00:48:04: erwartet hat und nicht eine Variante.
00:48:07: Ja, richtig.
00:48:08: Kurz nach der Einführung der 600er im Frühling 92 kündigt Commodore dann zwei
00:48:14: neue Modelle für das Jahresende an.
00:48:16: Ein Kompaktgerät namens Amiga 1200 und ein erweiterbares Topmodell, den A4000.
00:48:22: Und die sollen jetzt nun den verschobenen AGA-Chipsatz enthalten.
00:48:27: Der 1200er, der erbt äußerlich Elemente des 500er und des 600ers,
00:48:32: setzt aber innerlich auf eine Variante des fortschrittlicheren 68000-20-Prozessors.
00:48:38: Mit seinen 14 Megahertz und enthält immerhin 2 Megabyte RAM.
00:48:42: Der hat auch einen Ziffernblock, ist erweiterbar, weitgehend kompatibel mit
00:48:45: der A500er Peripherie, nimmt aber wie der 600er auch PCM-CIA-Karten auf und
00:48:51: sogar optionale ATA-Festplatten.
00:48:54: Kurzum, das ist jetzt der wahre A500-Nachfolger, auf den Amiga-Fans seit Jahren warten.
00:49:01: Und für 600 Dollar bzw.
00:49:04: 900 Mark in Deutschland, heute 890 Euro etwa, ist das ein gutes Angebot,
00:49:09: auch wenn die Presse ihre Enttäuschung über den langsamen Fortschritt nicht mehr verhehlen kann.
00:49:14: Sogar der treue Amiga Joker findet es in Ausgabe 1192 irritierend,
00:49:19: dass die Soundfähigkeiten nicht aufgemöbelt worden sind.
00:49:22: Es ist ja immer noch die unveränderte Paula drin, aber 1992 ist der Amiga immer
00:49:28: noch eine formidable Spieleplattform und jede Verbesserung auf der Plattform ist willkommen.
00:49:34: Andrew Braebrook hat zu dir gesagt im Interview, er habe den AGA-Chipsatz und
00:49:38: die 68.020er CPU geliebt.
00:49:41: Man hätte plötzlich mehr Leistung gehabt, mehr Geschwindigkeit, mehr Farben.
00:49:45: Doch die Entwicklung passender Software lohnt sich jetzt kaum noch.
00:49:50: Und Tshishenko hat zu dir gesagt, es mangelt halt an Software,
00:49:53: die die Möglichkeiten des 1200ers genutzt hätte.
00:49:56: Das größte Problem des 1200ers jedoch ist, dass er gar nicht da ist.
00:50:00: Er ist nicht gut verfügbar. Es gibt Bedarf.
00:50:03: Commodore hat Lager voller 500er und 600er Modelle, kann sie aber nicht verkaufen,
00:50:08: weil der Markt jetzt natürlich auf den 1200er wartet.
00:50:11: Das nennt man in der Fachsprache den Osborne-Effekt.
00:50:14: Der hat aber Lieferprobleme und kommt zu spät für das Weihnachtsgeschäft.
00:50:18: Im wichtigen Markt in Großbritannien haben sie zum Launch nur 30.000 Exemplare.
00:50:24: Haney von Commodore hat dieses Weihnachtsfest später als Desaster für das Unternehmen
00:50:29: bezeichnet und die gesamte Gerätegattung des Heimcomputers wird sich davon nicht mehr erholen.
00:50:35: Tragisch.
00:50:36: Ja, wirklich tragisch. Ach, gerade der 1200er, so ein tolles Gerät.
00:50:39: Ja, und er kriegt noch eine große Schwester, den A4000.
00:50:44: Das ist das High-End Pendant. Es gibt ja immer ein Heimcomputermodell und ein
00:50:49: Profigerät dazu. Im beigefarbenen Desktop-Gehäuse mit abgesetzter Tastatur.
00:50:55: Ja, und das ist der Amiga 4000. Der hat jetzt den 68040er Prozessor mit 25 MHz.
00:51:00: Hat auch zwei Megabyte RAM, lässt sich aber deutlich erweitern.
00:51:04: Festplatte ist drin. Ist insgesamt kein schlechtes Paket, aber weit weg von
00:51:10: der Revolution, die man von Amiga ja eigentlich mal erwartet hat.
00:51:14: Und Dave Haney hat spöttisch darüber gesagt, der sei nur aus 3000er Teilen zusammengeworfen worden.
00:51:21: Der A4000 erscheint im September 92 für 3.700 Dollar, aber wird sehr schnell
00:51:26: für unter 3.000 angeboten von den Händlern.
00:51:30: Aber zu der Zeit sind die IBM-Kompatiblen ja technisch in vielerlei Hinsicht ebenbürtig.
00:51:35: Und sie sind, das ist besonders schlimm für Commodore, mittlerweile günstig
00:51:39: genug für den Massenmarkt.
00:51:41: Also Commodore hat den Preisvorteil völlig verloren. Ein PC mit 48633 Prozessor
00:51:47: und auch 2 Megabyte RAM und Super VGA-Karte gibt es schon für die Hälfte dessen,
00:51:52: also für ungefähr 1500 Dollar und mit etwas größerem Softwareangebot.
00:51:57: Die Amiga 4000 Werbung damals ist trotzdem optimistisch, die sagt,
00:52:01: das sei das erste Mitglied einer ganz neuen Generation der Amiga Multimedia Computer.
00:52:06: Aber es kommt nur noch einer raus, 93, die Tower Variante 4000T und davon werden
00:52:12: wahrscheinlich, man weiß es nicht so genau, nur wenige hundert Exemplare überhaupt
00:52:16: ausgeliefert und dann ist es vorbei.
00:52:19: Ja, das war's mit dem Amiga. Oder noch nicht ganz?
00:52:22: Naja, noch nicht ganz. Commodore gibt noch nicht auf.
00:52:26: Da sind noch ein paar unentwegte Ingenieure, die mit Restbudgets noch arbeiten.
00:52:31: Der AGA-Chipsatz im 1200er und 4000er, der war ja eh nur eine Zwischenlösung.
00:52:36: Eigentlich hat ein Team, darunter David Haney, bereits seit 1988 an einer neuen
00:52:41: Generation von Chipsets gearbeitet.
00:52:43: Der wurde bekannt als AAA, Advanced Amiga Architecture.
00:52:48: Und der bringt natürlich wie jeder neue Chipset mehr Farben bei höheren Auflösungen,
00:52:52: erstmals auch verbesserten Sound.
00:52:54: Endlich, Hilfe für die arme Paula.
00:52:57: Dieses Projekt verzögert sich aber ständig wegen der zusammengestrichenen Forschungsgelder
00:53:01: und wird 1993 schließlich komplett aufgegeben.
00:53:05: Denn zu dem Zeitpunkt ist endlich offensichtlich, dass der Chipsatz gegen die
00:53:09: aktuelle PC-Generation doch keine Chance hat.
00:53:12: Und dann nimmt Commodore noch einen allerletzten Anlauf und zwar mit einem Chipsatz namens Ombre.
00:53:18: Aber das ist schon nicht mehr Amiga.
00:53:21: Da sind wir schon bei Hardware, die unter Windows NT laufen soll.
00:53:26: Und der ist nur noch abwärtskompatibel zum Amiga mit einem Zusatzchip.
00:53:32: Diese neue Plattform soll 94 fertig sein, 95 in Produktion gehen,
00:53:35: aber so kommt es wieder nicht.
00:53:39: Ja, jetzt kommen wir dem Ende Commodore's nahe.
00:53:43: Dabei sind ja die frühen 90er, in denen wir ja immer noch sind,
00:53:46: eigentlich eine Zeit des Wachstums für Commodore.
00:53:48: Vor allem Dank des Amigas, aber trotzdem das Ende naht.
00:53:52: Denn wir haben es ja schon das ein oder andere Mal erwähnt. Der PC wird immer
00:53:56: besser. Das wird Christian freuen, dieser Teil der Geschichte.
00:54:00: Die Konkurrenz durch den PC wächst immer mehr. Der PC erobert erst die Büros,
00:54:05: dafür war er ja mal gedacht. Dann auch die Haushalte, weil er günstiger wird.
00:54:08: Und schließlich gemeinsam mit dem Mac auch die Amiga-Bastion der Kreativarbeit,
00:54:13: also die Grafik- und Videoabteilungen.
00:54:16: Und sogar Jay Miner muss 88 zugeben, der Amiga liegt so weit hinter Macintosh
00:54:21: und IBM, hat so viel Schwung verloren, dass ich nicht glaube,
00:54:25: dass er sich davon erholen kann.
00:54:26: Das ist der Vater des Amigas, der das sagt.
00:54:29: Ist das nicht traurig?
00:54:30: Und vor allen Dingen hat er das im Jahr 88 schon gesagt. Und da ist ja noch
00:54:34: einiges passiert danach.
00:54:35: In der Tat. Denn dank fallender Preise und sehr schneller technischer Entwicklung
00:54:41: verdrängen die PCs den Amiga auch vom Thron des führenden Spielecomputers.
00:54:46: Den hat er ja vom C64 geerbt und für einige Jahre verteidigt, zumindest in Europa.
00:54:51: Aber im Dezember 92 schreibt dann die Powerplay, Langsam macht der PC dem Amiga
00:54:57: die Vormachtstellung in Sachen Spiele streitig.
00:55:00: Und ein paar Monate später im März 93 schreibt sie dann sogar, der PC regiert.
00:55:06: Ja, das liegt an seiner überlegenen Leistung und an der VGA-Grafik.
00:55:11: Und das beides prädestiniert ihn ja für eine neue Spielegeneration,
00:55:15: die in den frühen 90ern populär wird.
00:55:17: Vielleicht hat man davon gehört, 3D-Spiele setzen sich langsam durch.
00:55:20: Oder Spiele mit 3D-Anmutung zumindest erstmals, so wie Wing Commander oder Ultima
00:55:25: Underworld, Wolfenstein 3D und alles, was darauf noch kommt.
00:55:30: Ich habe bei anderer Gelegenheit mit Erik Simon mal zu dem Thema gesprochen
00:55:33: und der sagte mir, für die ersten Spiele mit texturierter 3D-Grafik war der
00:55:38: PC auf einmal dem ST und dem Amiga hoch überlegen.
00:55:41: Wolfenstein-ähnliche Grafik haben wir mit all unseren Tricks auf den 16-Bittern
00:55:45: noch geschafft, aber Doom? Alter!
00:55:49: Das Alter ist Teil des Zitats, denn der Amiga ist für schnelle 3D-Grafik nicht gemacht.
00:55:57: Jetzt wird es nochmal kurz technisch, wir steigen nicht zu tief ein,
00:56:00: aber das müssen wir noch einmal kurz erläutern, warum eigentlich nicht,
00:56:04: denn eigentlich hat er ja einen sehr fähigen Grafikchipsatz.
00:56:07: Nun, der arbeitet mit Bitplanes. Das heißt, er speichert seine Bildinformationen,
00:56:11: die einzelnen Bildpixel-Farbinformationen in Bitplanes.
00:56:15: Und Bitplanes sind hintereinander liegende Bildebenen, die für jeden einzelnen
00:56:18: Pixel, also Bildpunkt, jeweils nur ein Bit speichern.
00:56:21: Das heißt, wenn man den vollwertigen Farbwert eines Pixels haben will,
00:56:25: da braucht man alle Bildebenen, alle Bitplanes hintereinander und daraus ergibt
00:56:29: sich der vollständige Farbwert.
00:56:31: Um einen einzelnen Pixel einzufärben, sind also deswegen ganz viele einzelne
00:56:37: Speicherzugriffe nötig.
00:56:38: Einmal für jede einzelne Bitplane. Für die typischen 32 verschiedenen Farben
00:56:42: braucht man also 5 Bitplanes. Wieso?
00:56:45: Eine Bitplane enthält 1 Bit, 0 oder 1, also zwei mögliche Farbwerte.
00:56:49: Für 32 Werte brauche ich 5 Bit. 2 hoch 5 ist 32, also 5 Bitplanes.
00:56:54: Für 2D-Grafik ist das kein Problem, denn hier werden in der Regel keine Einzelpixel
00:56:59: eingefärbt, sondern hier werden komplette größere Pixelblöcke verschoben,
00:57:02: also Sprites oder ganze Hintergründe.
00:57:05: Aber 3D-Grafik funktioniert anders. Wenn ich mit einem Ego-Shooter durch die Gänge laufe,
00:57:10: dann ändert sich ständig die Perspektive und dadurch verändert sich praktisch
00:57:14: mit jedem einzelnen Frame jeder einzelne Bildpunkt auf dem Bildschirm und muss
00:57:19: dadurch neu eingefärbt und neu berechnet werden.
00:57:21: Und das bedeutet extrem viele Speicherzugriffe. Und das Problem wächst natürlich
00:57:26: noch mit steigender Farbtiefe.
00:57:28: Also wenn ich mehr als 32 Farben haben will, was mit dem AGA-Chipsatz ja auch
00:57:32: möglich ist, dann brauche ich noch mehr Bitplanes, sprich noch mehr ständige
00:57:36: Speicherzugriffe und das ist sehr, sehr ineffizient.
00:57:39: VGA auf dem PC arbeitet völlig anders.
00:57:43: Ja und deswegen, es ist zwar möglich, es gibt ja dann später auch Doom für den
00:57:47: Amiga, aber es ist erheblich weniger effizient als bei VGA-PCs.
00:57:53: Das alles und vor allen Dingen natürlich auch der sinkende Marktanteil und der
00:57:57: mangelnde Erfolg in den USA führen dazu, dass der Amiga für die Entwicklerstudios
00:58:02: sich jetzt von einer Lead-Plattform zu einem Nachgedanken entwickelt.
00:58:07: Bei 3D-Spielen ja ohnehin, das ist ja klar, aber auch bei 2D-Spielen.
00:58:12: Ob es nun Wing Commander, Civilization, Monkey Island 2 oder Ultima 6,
00:58:16: die großen Titel erscheinen jetzt in den frühen 90er Jahren zuerst für den PC
00:58:20: und werden dann auf den Amiga nur portiert.
00:58:23: Und im März 1993 schreibt die Computer Gaming World, viele Entwickler würden
00:58:28: dem Amiga jetzt ganz den Rücken kehren.
00:58:31: Und das stimmt auch. Alle vier Titel, die ich eben genannt habe,
00:58:34: bekommen Fortsetzungen. Keine davon ist für den Amiga.
00:58:38: Und zur gleichen Zeit kommt nämlich noch eine neue Spieleplattform auf den Markt,
00:58:42: die Entwicklerkräfte bündelt und Spieler anzieht.
00:58:47: Das Ende des Amigas besiegelt habe für ihn vor allen Dingen die Ankunft der
00:58:53: Playstation, die einen modernen Grafikprozessor hatte, hat dir der britische
00:58:58: Entwickler Andrew Braybook erzählt.
00:59:00: Und der Chyschenko hat das nochmal aus der anderen Sicht bestätigt und sagt,
00:59:04: Als wir praktisch abhängig geworden sind von den englischen Softwarehäusern,
00:59:08: da haben die gekniffen und haben Commodore für Nintendo und Sony im Stich gelassen.
00:59:13: Ja, es stimmt, aber man kann sie nicht wirklich verantwortlich machen dafür.
00:59:21: Nun naht also wirklich oft angekündigt das Ende.
00:59:26: Trotzdem das Geschäftsjahr 92, das im Juni 92 endet bei Commodore,
00:59:31: das wird nochmal ein großer Erfolg.
00:59:32: Die Amiga-Verkäufe erreichen einen neuen Höchststand mit über einer Million
00:59:37: verkauften Geräten, getrieben von den Restbeständen des 500ers und auch vom neuen 600.
00:59:42: Aber wenn man das mal genauer betrachtet, die Geschäftszahlen,
00:59:46: dann sieht man, der Zenit ist schon erreicht im Weihnachtsquartal 91.
00:59:50: Das bringt Commodore nämlich noch 40 Millionen Dollar Gewinn ein.
00:59:55: Aber zur Jahresmitte 92 rutscht Commodore schon in die Verlustzone und kommt
01:00:00: nie mehr raus bis zum Ende.
01:00:02: Im Geschäftsjahr 93, da gehen die Amiga Stückzahlen dann schon um 20 Prozent zurück.
01:00:08: Der Umsatz sinkt sogar um 40 Prozent.
01:00:11: Das kann man sich auf Dauer nicht leisten. Kommodore häuft in diesem Geschäftsjahr
01:00:15: einen Verlust von über 350 Millionen Dollar an.
01:00:19: Jetzt könnte man es ihnen nicht mehr vorwerfen, wenn sie nicht mehr in Forschung
01:00:23: und Entwicklung investieren, hätten sie das mal früher getan.
01:00:26: Das sieht man dann auch am letzten Geschäftsbericht. Ich habe sie ja alle,
01:00:29: wie gesagt, sehr ausgiebig gelesen.
01:00:32: Da sind immer so hübsche Hochglanzfotos drauf gewesen von neuen Computern und
01:00:36: auch der Vorstand stellt sich vor auf dem Foto und lächelt in die Kamera.
01:00:39: Der letzte Geschäftsbericht ist ganz
01:00:41: traurig. Das ist einfach nur noch ein schmuckloser Text ohne jedes Bild.
01:00:45: Darin verkündet Commodore zum Beispiel, sie würden sich jetzt endlich mal aus
01:00:49: dem PC-Geschäft zurückziehen, das defizitär war.
01:00:52: Man wollte sich jetzt ganz auf den Amiga konzentrieren, zum Beispiel auf die CD32-Konsole.
01:00:57: Und da schreiben sie noch, wir hoffen sie zu einem führenden Mitbewerber auf
01:01:01: dem Videospielemarkt zu machen.
01:01:02: Ganz kleinlaut und das gelingt natürlich nicht, wie wir wissen, dass CD32 floppt.
01:01:08: Und der A1200, der ja eigentlich ein Erfolg ist in Europa, der kann das Unternehmen nicht alleine retten.
01:01:14: Am 29. April 1994 ist Commodore pleite.
01:01:20: Da endet also diese Ära mit der Insolvenz des Mutterkonzerns Commodore International
01:01:25: und die einzelnen nationalen Dependancen, die folgen nach und nach in die Pleite.
01:01:31: Zu dem Zeitpunkt wurden insgesamt ungefähr 4,8 Millionen Amigas verkauft.
01:01:37: Das ist ein beachtlicher Erfolg, aber es ist noch nicht ganz das Ende für die Marke.
01:01:42: Es gibt noch einen Hoffnungsschimmer, denn irgendwie geht es ja doch immer weiter.
01:01:45: Der Ball, der hüpft noch ein bisschen, Gunnar.
01:01:48: Für die Marke soll es noch ein bisschen weitergehen. Ein Jahr später steht dann
01:01:53: Commodore zum Verkauf und die noch bestehende britische Dependance,
01:01:57: die möchte gerne die Mutter kaufen.
01:02:00: Dell bewirbt sich noch darum, der Computerhersteller, angeblich auch Samsung, den Zuschlag erhält.
01:02:05: Ein bisschen aus dem Leftfield, wie man so sagt, der deutsche Computerhändler und Hersteller S-Com.
01:02:12: Der zahlt 15 Millionen Mark. Eskom hat aber gar nicht richtig Interesse am Amiga,
01:02:18: denn das sagte der Chischenko auch.
01:02:20: Der Eskom-Chef, der wolle den Namen Commodore benutzen und der Amiga ist vielleicht
01:02:24: wegen der Patente interessant, aber nicht, um dieses Produkt in den Laden zu bringen.
01:02:29: Aber dennoch gründet Eskom die Amiga Technologies GmbH.
01:02:33: Chischenko leitet sie, also er übernimmt auch den Chischenko damit.
01:02:36: Die übernimmt den Abverkauf der Lagerbestände und legt sogar die Modelle 1200
01:02:42: und 4000T wieder auf und verkauft dann, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen,
01:02:47: immerhin noch 100.000, 1200er.
01:02:50: Tchischenko sagt, das Unternehmen schafft es aber nicht, die Amigas in nennenswertem
01:02:54: Maße über die S-Compt-Filialen zu verkaufen.
01:02:56: Die konzentrieren sich eher auf den lukrativeren PC.
01:03:00: Auf der CeBit 96 zeigt Amiga immerhin sogar noch eine neue Entwicklung,
01:03:05: den Heimcomputer Walker mit CD-ROM und modernem Chipsatz, aber der kommt nicht mehr auf den Markt.
01:03:12: Mitte 96 ist Escom selber insolvent.
01:03:16: Ach nee.
01:03:17: Aus ganz anderen Gründen, ja. Das hat gar nicht spezifisch was mit Amiga zu
01:03:20: tun, aber da sind sie ins falsche Zelt geschlüpft und die sind dann selber pleite gegangen.
01:03:25: Tchischchenko bleibt umtriebig, der nutzt seine Kontakte, um einen neuen Käufer
01:03:29: zu finden, klopft bei Motorola an, bei Apple und 1997 geht die Amiga-Sparte,
01:03:34: ohne den Rest von Commodore, an den PC-Hersteller Gateway.
01:03:38: Immer noch geleitet von Tchischchenko, der hier der Steward des Amiga ist,
01:03:43: die ganze Zeit in dieser Phase.
01:03:45: Und öffentlich spricht Gateway wieder nur von einem interessanten Patentportfolio,
01:03:50: das sie damit erworben haben,
01:03:51: stellt aber 1999 mit dem Amiga MCC für Multimedia Convergence Computer immerhin
01:03:59: noch einen neuen Rechner vor mit Transmeta-CPU, Netzwerkanschluss und 3D-Grafik von ATI.
01:04:05: Das Projekt verläuft allerdings im Sande und es ist immer noch nicht vorbei.
01:04:09: Im Jahr 2000 geht Amiga dann in eine Ausgründung ehemaliger Gateway-Mitarbeiter
01:04:14: namens Amino und die Firma will sich dann auf das Betriebssystem konzentrieren
01:04:19: und die Hardware-Entwicklung Lizenznehmern überlassen.
01:04:22: Wie nach dem IBM-Modell. Und danach wird die Geschichte noch verworrener.
01:04:27: Amino lässt Amiga OS 4.0 vom Softwareportierer Hyperion Entertainment entwickeln.
01:04:32: Der erhält später auch die Rechte daran.
01:04:34: Die Amiga-Markenrechte jedoch gehen in eine Art Dauerrechtsstreit und bleiben
01:04:39: in der Luft hängen zwischen Amino, Hyperion und zwei Firmen namens iTech und Cloanto.
01:04:46: Das ist alles nicht hilfreich.
01:04:48: Ja, einige von diesen Firmen nennen sich auch selbst zeitweise um in Amiga.
01:04:53: Es ist sehr unübersichtlich und ist es nach wie vor, auch aus unserer heutigen
01:04:57: Perspektive 2025, ist das nicht geklärt.
01:05:01: Aber das schließen wir jetzt mal ab. Blicken wir mal zurück auf die gesamte
01:05:07: Amiga-Zeit, die ja nur erschreckend wenige Jahre währte, zumindest die aktive Amiga-Zeit.
01:05:14: Warum war sie letztlich nicht erfolgreich? Woran lag das jetzt?
01:05:17: Man könnte das ganz analytisch angehen. Was braucht eine Computerplattform überhaupt
01:05:22: für langfristigen Erfolg?
01:05:24: Und wir haben das schon mal geklärt, eigentlich erschöpfend,
01:05:27: Gunnar, nämlich in der Stay Forever Technik Folge über den IBM PC. Das war Folge 4.
01:05:31: Und da haben wir vier Gründe genannt dafür, dass sich der IBM PC und seine Klone durchgesetzt haben.
01:05:37: Und das waren vier Dinge, die können wir jetzt nochmal aufzählen.
01:05:41: Offenheit, Modularität, Kompatibilität und konstante Weiterentwicklung.
01:05:47: Und an drei davon können wir für den Amiga einen Haken machen.
01:05:50: Offen ist die Plattform einigermaßen zumindest, sie ist modular,
01:05:53: zumindest die größeren Modelle und weitgehend abwärtskompatibel zu früheren Amigas.
01:05:59: Das Problem liegt also am vierten Punkt in der Weiterentwicklung.
01:06:03: Die ist einfach zu langsam.
01:06:05: Denn nach der Einführung der zweiten Generation, also 87, der 500er und der 2000er.
01:06:11: Wir haben es beschrieben, da hat das neue Commodore-Management um Gold und Ali
01:06:14: die Entwicklung auf Eis gelegt.
01:06:16: Neue Chips, neue Computermodelle kamen viel zu zögerlich.
01:06:21: Auch der Pleasence, den wir schon mal zitiert haben, der sagte dazu,
01:06:24: es habe durchaus talentierte Ingenieure gegeben bei Commodore,
01:06:28: aber sie wurden nicht geführt.
01:06:30: Commodore starb, weil sie die Entwicklungsabteilung verhungern ließen.
01:06:35: Und das sagen viele Zeitgenossen. Die Folge dessen ist, dass alle weiteren Amiga-Modelle
01:06:40: nach dem 500 und dem 2000 viel zu spät kamen.
01:06:44: Ja, der 1200er kam, du hast es gesagt, das war praktisch der Heimcomputer-Nachfolger,
01:06:49: auf den alle gewartet haben, aber den hätte man kurz nach dem 500er gebraucht
01:06:52: und nicht fünf Jahre später.
01:06:54: Der Dreitausender, der Viertausender, die haben alle keine neuen Trends mehr gesetzt.
01:06:59: Auch die neuen Chipsätze, ECS, AGA, die sind nur anderen Trends hinterhergelaufen.
01:07:04: Die haben ein paar Lücken gestopft und dabei auch immer wieder die Paula vergessen.
01:07:08: Und so hat der Amiga die Alleinstellungsmerkmale verloren, die er anfangs noch
01:07:13: hatte, die 85 noch so revolutionär waren auf der Bühne in New York.
01:07:17: Die Multimedia-Fertigkeit, das farbige GUI, das Multitasking,
01:07:22: all das ist bald kein Alleinstellungsmerkmal mehr. weil die anderen das auch können.
01:07:26: Das ist nicht so schlimm, wenn Amiga nachliefert und neue Alleinstellungsmerkmale
01:07:31: rausbringt. Aber die kommen halt nicht.
01:07:33: Sowas wie ein 3D-fähiger Chipsatz zum Beispiel wie der Ombre oder das CD-ROM-Laufwerk,
01:07:39: wenn sie das in den 80ern gebracht hätten.
01:07:41: Das hätte sie vorangebracht, aber das ist eben alles ausgeblieben.
01:07:45: Das war auch nicht möglich mit nur einer Handvoll Amiga-Ingenieuren und einem
01:07:49: zusammengestrichenen Entwicklungsbudget.
01:07:51: Und wenn Commodore dann doch noch Produkte entwickelt hat, das ist ja durchaus
01:07:55: noch passiert, dann oft am Markt vorbei.
01:07:58: Wir haben den Amiga 600 ja schon dafür gedisst oder das CDTV oder CD32 und gleichzeitig
01:08:06: hat Commodore ja noch in andere Geräte Entwicklungsressourcen gesteckt,
01:08:10: von denen sie nicht genug hatten.
01:08:12: In völlig chancenlose Projekte, zum Teil wie den C-65.
01:08:16: Das war mal ein angedachter und nie veröffentlichter C-64-Nachfolger,
01:08:21: obwohl es eigentlich mit dem Amiga 500 schon C-64-Nachfolger gab, in gewisser Weise.
01:08:26: Das hätte man sich also schenken können. Oder die ganze PC-Sparte.
01:08:30: Mit der hat Commodore nie, zumindest nicht langfristig, Erfolg gehabt.
01:08:34: Die hatten überhaupt keine Chance, damit Erfolg zu haben gegen die ganzen asiatischen Klonhersteller.
01:08:38: Das hat Michishchenko auch so bestätigt. Der sagte mir, die Produkte aus taiwanischer
01:08:43: Produktion waren halt viel billiger.
01:08:46: Und die letzten Commodore-PCs mussten mit riesigen Verlusten abverkauft werden.
01:08:51: Also hätte man sich all das geschenkt und vollständig auf den Amiga konzentriert,
01:08:56: vielleicht wäre die Geschichte anders abgelaufen.
01:08:58: Vielleicht hätten wir ein zweites Apple hier entstehen sehen.
01:09:03: Ja, und wer ist schuld am Ganzen?
01:09:06: Ja, letztlich ist immer das Management schuld und das sagt auch Pleasance so.
01:09:10: Der sagte, Zitat, Commodore hatte nie intellektuell qualifiziertes Management,
01:09:15: das sich für das Geschäft interessierte.
01:09:17: Ist die Frage tatsächlich, ob es ein zweites Apple hätte geben können und ob
01:09:21: es überhaupt irgendeine kleine Firma schaffen kann,
01:09:24: in den normalen Segmenten mit den IBM-kompatiblen mitzuhalten,
01:09:28: die ja einfach diese Marktmacht haben durch die vielen Firmen,
01:09:32: die daran beteiligt sind und die halt innovieren können,
01:09:35: ohne dass da eine einzelne Entwicklungsabteilung sitzt, auf deren schmalen Schultern
01:09:38: dann die ganze Last landet.
01:09:40: Wir werden es nie erfahren, logischerweise. Ich habe noch weitere Gründe für
01:09:45: das Scheitern des Amiga, die man mindestens mal abhandeln hier müsste.
01:09:49: Der Amiga war von Anfang an nicht so klar positioniert, wie es hätte sein müssen.
01:09:54: Der Tausender war weder Heimcomputer noch Bürorechner und Commodore hat in den
01:09:59: ersten Jahren weder richtige Vertriebswege gefunden, noch eine klare Werbeaussage zu diesem Gerät.
01:10:05: Dann gab es die mangelnde Bürotauglichkeit, die aber einherging irgendwie mit
01:10:10: einem tiefen Wunsch der Firma im Büro vorzukommen.
01:10:13: Die frühen Amigas haben die hohen Auflösungen, die dafür nötig sind,
01:10:17: nur im Interlace-Modus erreicht, also mit der abwechslenden Anzeige zweier Halbbilder.
01:10:21: Und das hat dann zu Schlieren und Flimmern geführt, jedenfalls wenn man nicht
01:10:24: noch zusätzlich einen Flickerfixer hat, was am Fernseher völlig okay ist.
01:10:28: Aber bei der Bildschirmarbeit an dem Monitor ist das nicht zumutbar.
01:10:32: Hattest du einen Flickerfixer an deinem Amiga?
01:10:34: Ich hatte einen Fernseher, logischerweise.
01:10:36: Ach so. Ja, ist die günstigere Lösung.
01:10:40: Und damit war das Flickern gefixt.
01:10:42: Ja.
01:10:42: Und es haben Anwendungen gefehlt. In den ersten Jahren fehlt es an Bürosoftware.
01:10:47: Die marktführenden Programme wie Lotus 1, 2, 3 oder Word oder D-Base, die kommen nicht.
01:10:53: Und die Kompatibilität zum Branchenstandard DOS kriegen sie nur hin mit teurer
01:10:59: Zusatzhardware oder mit großen Leistungseinbußen.
01:11:01: Die DOS-Sachen liefen ja dann sehr langsam.
01:11:04: Tchetschenko hat das auch beschrieben. Da hören wir ihn noch mal kurz in einem Einspieler.
01:11:24: Und wir hatten es schon sehr deutlich gesagt, vor allen Dingen fehlen in der Frühzeit Spiele.
01:11:30: Das Gerät hat ja später seine größte Marktausdehnung im Wesentlichen als Spielemaschine
01:11:35: erreicht und die waren am Anfang nicht da.
01:11:38: Einer der Ingenieure von Commodore, Ron Nicholson, hat gemutmaßt,
01:11:43: Commodore habe gar kein Interesse daran gehabt, eine Spielefirma zu sein und
01:11:46: das Marktpotenzial falsch eingeschätzt.
01:11:49: Was ein bisschen merkwürdig ist, nachdem man den C64 auf den Markt gebracht hat.
01:11:54: Ja, es ist unbegreiflich.
01:11:55: Und auch das ist eine Geschichte, die schon oft erzählt wurde.
01:11:58: Der Amiga ist eine beliebte Plattform für Raubkopierer. Commodore nimmt es hin.
01:12:02: Tchitschenko hat gesagt, die waren da nicht böse drum und haben gedacht,
01:12:05: naja, wenn die Leute mehr Software zu Hause haben, dann brauchen sie auch mehr Geräte.
01:12:09: Aber die Spielefirmen haben da natürlich sehr genau drauf geschaut.
01:12:13: Und der Braybrook hat dir auch erzählt, die Piraterie war so weit verbreitet,
01:12:18: dass es nicht mehr nachhaltig war, auf dieser Plattform weiterzumachen.
01:12:21: Und die PlayStation 1, die damals frisch gestartet ist in der Endphase des Amiga,
01:12:27: die war am Anfang nicht kopierbar.
01:12:30: Also am Anfang. Das hat ja auch nicht so lange gehalten, aber am Anfang war sie nicht kopierbar.
01:12:34: All das hat dem Amiga das Genick gebrochen. Aber trotzdem hatte das Gerät großen
01:12:39: Einfluss auf das Medium und den Markt.
01:12:41: Ja, dann kommen wir zum Fazit. Was hat er uns denn gebracht,
01:12:45: der Amiga? Was ist geblieben von ihm?
01:12:48: Hat er die Heimcomputerindustrie revolutioniert, wie Electronic Arts das damals
01:12:53: in der Pressemitteilung prophezeit hat?
01:12:55: Schauen wir mal. Also die Einflüsse des Amigas sind mannigfaltig.
01:12:59: Wir zählen mal ein paar auf.
01:13:01: Zunächst mal hat der Amiga geholfen, gemeinsam mit dem ST und viel mehr noch
01:13:06: als der Macintosh, der viel zu teuer war, die mausgesteuerte grafische Oberfläche,
01:13:11: also das GUI, zu etablieren, auch im Preiseinstiegsbereich.
01:13:14: Der hatte ja sogar eine Zwei-Tasten-Maus, anders als der Mac.
01:13:17: Also in der Hinsicht war er viel besser.
01:13:19: Und damit hat er vielen Menschen Zugang zu dieser neuen Technik verschafft,
01:13:23: den der Computer vorher zu kryptisch, zu fremdartig, zu schwer zu bedienen war.
01:13:27: Das ist ein großes Verdienst, abseits seiner Multimediatauglichkeit.
01:13:32: Ebenso etabliert hat er das Multitasking und dadurch hat er die Art verändert,
01:13:37: wie wir heute mit dem Computer arbeiten.
01:13:39: Das ist ja für uns heute selbstverständlich, dass man zum Beispiel etwas ausdrucken
01:13:44: und gleichzeitig dabei weiterarbeiten kann. Aber das war es nicht immer.
01:13:48: Und dazu hören wir mal kurz etwas vielleicht Überraschendes für diese Folge.
01:13:53: Ein Werbespot für das Betriebssystem OS2, in dem genau damit geworben wird,
01:13:59: wenn ihr OS2 benutzt, könnt ihr
01:14:00: gleichzeitig drucken und gleichzeitig weiterarbeiten. Hören wir kurz rein.
01:14:12: Ja Gunnar, weißt du, wann dieser Werbespot rausgekommen ist?
01:14:15: Na sag.
01:14:15: Das war 1994. Warum konnten die selbst 1994 noch damit werben, dass sowas möglich ist?
01:14:21: Weil damals Windows 3.11 noch aktuell war.
01:14:25: Und damit war es halt nach wie vor nicht möglich, ein Dokument zu drucken und
01:14:29: gleichzeitig weiterzuarbeiten. Oder nur mit sehr starken Einschränkungen.
01:14:32: Und auf dem Amiga ging das schon seit vielen Jahren, seit 1985.
01:14:37: Und das ist mal eine Ansage. Gleichzeitiges Drucken und Weiterarbeiten.
01:14:42: Also was hätte die Volkswirtschaft, die globale Volkswirtschaft an zusätzlichen
01:14:47: Gewinnen machen können, wenn alle Menschen gleichzeitig weitergearbeitet hätten beim Drucken?
01:14:52: Der Amiga war auch der erste Multimedia-Computer. Schon vor ihm konnten Computer
01:14:57: natürlich mit Bildern und Klängen umgehen.
01:14:59: Aber der Amiga hatte diese hochauflösende farbreiche Grafik, den PCM-Sound.
01:15:05: Und das zusammen war nicht nur ein quantitativer Sprung, sondern ein qualitativer Sprung.
01:15:10: Beispiel los zu dieser Zeit. Der konnte visuelle und akustische Eindrücke der
01:15:14: Echtwelt abbilden, konnte sie verarbeiten,
01:15:16: mit digitalen Elementen vermengen und baute dadurch diese Brücke zwischen der
01:15:20: virtuellen und der physischen Sphäre, zwischen digitaler Kunst und analoger
01:15:24: Kunst und hat damit, und das ist nicht zu hoch gegriffen, die Weise verändert,
01:15:29: wie wir das Medium Computer begreifen.
01:15:31: Ja und als solch ein Gerät, als Multimedia-Computer, war der Amiga eine Plattform
01:15:37: für Künstler und für Musiker und für Hobbyentwickler.
01:15:40: Der IBM PC war für Büroanwendungen gedacht und der Mac für Desktop-Publishing
01:15:45: und der Amiga für digitale Künstler. Und so half er, Künstler und Künstlerinnen
01:15:52: zu ermächtigen und jeden Hobbyisten zu Künstlern zu machen.
01:15:55: Der hat jedem erlaubt, Fotos zu bearbeiten oder 3D-Grafik zu rendern,
01:16:00: animierte Filme zu erstellen, Musik selbst zu komponieren, Spiele zu entwickeln und so weiter.
01:16:05: Und so hat er in gewisser Weise geholfen, digitale Kreativarbeit zu demokratisieren.
01:16:11: Und wenn man es noch etwas höher aufhängt, kann man sagen, er hat uns gezeigt,
01:16:15: dass Technologie ein Werkzeug für den Ausdruck sein kann und nicht nur für die Arbeit oder den Konsum.
01:16:23: Und all das, was wir gerade aufgezählt haben, das mögen andere Systeme später
01:16:28: stärker verbreitet haben als der Amiga selbst, insbesondere natürlich der IBM PC.
01:16:34: Aber der Amiga war der Pionier hier, der war der Visionsträger für eine multimediale Zukunft.
01:16:41: Und, naja, das haben wir das ein oder andere Mal auch schon anklingen lassen,
01:16:44: er war ja eine durchaus brauchbare Spieleplattform.
01:16:48: Und jetzt, nach all diesen Stunden, Gunnar, ist es Zeit, dass wir mal über Spiele sprechen.
01:16:53: Ja, der Amiga bleibt uns natürlich, also mir speziell, auch am meisten in Erinnerung
01:16:59: wegen der Spiele, die ich darauf gespielt habe.
01:17:01: Aber wie viele Spiele gab es eigentlich und wann sind die erschienen und was
01:17:06: waren die besten Spiele?
01:17:08: Wir hatten ja gesagt, die Spieleentwicklung für den Amiga ist erst langsam in Schwung geraten.
01:17:13: Das gab diesen zögerlichen Anfang. 85, 86 und 87 ging es dann so richtig los.
01:17:18: Der Höhepunkt ist im Jahr 1990 erreicht. In dem Jahr erscheinen auch über 500
01:17:23: Spiele. fast so viele wie für DOS.
01:17:25: Und danach flaut das Angebot dann langsam ab. In den 80er Jahren sind die meisten
01:17:29: Amiga-Spiele Portierungen.
01:17:30: Die hochkarätigen Exklusivtitel, die erscheinen in der Tendenz in den frühen 90er Jahren.
01:17:36: Ab 95, da ist ja Commodore dann schon insolvent, da geht die Zahl neuer Amiga-Spiele krass zurück.
01:17:42: 1997 ist sie nur noch zweistellig. Und das auch nur, wenn man die Titel aus
01:17:47: der Public Domain mitzählt.
01:17:49: Zu den letzten großen Amiga-Titeln gehören müsst von 97.
01:17:53: Und 1998 die nachgeschobene Quake-Umsetzung für den 1200er und den 4000er.
01:18:00: Der letzte nennenswerte Titel außerhalb der Homebrew-Community ist The Wipeout XL von 1999.
01:18:07: Ich möchte da kurz aus eigener Anschauung das unterstützen. Ich habe ja zu der
01:18:12: Zeit im Spieleladen gearbeitet, in den späten 90ern noch.
01:18:15: Wir hatten eine Wand mit Amiga-Spielen und die war immer unverändert. Da ist nie was passiert.
01:18:22: Die Spiele mussten ständig abgestaubt werden, weil die natürlich gealtert sind.
01:18:25: Aber da wurde nie was verkauft.
01:18:27: Außer Bing, der Krankenhaus-Simulation. Die ging immer mal. Die haben wir dann
01:18:31: hin und wieder nachbestellt. Da wurde dann so eins pro Woche verkauft.
01:18:35: Alles andere lag wie Blei in den Regalen.
01:18:38: Insgesamt sind für den Amiga, je nach Datenbank, etwa 3.500 bis 3.800 kommerzielle Spiele erschienen.
01:18:46: Die späteren Homebrew-Veröffentlichungen sind in dieser Rechnung nicht mit drin.
01:18:50: Damit liegt der Amiga deutlich vor seinen 16-Bit-Konkurrenten wie dem Atari
01:18:54: ST mit 2.500 Spielen, dem Super Nintendo mit 1.200 und dem Mega Drive mit 1.000.
01:19:01: Und die meisten davon laufen auch auf dem Urchipsatz, brauchen aber in der Regel
01:19:07: mindestens die 512-KB-Speicher des Amiga 500.
01:19:11: Einige spätere Spiele profitieren dann noch von größeren Speichermengen oder
01:19:15: brauchen wie Quake den AGA-Chipsatz, der immerhin dann noch von 300 kommerziell
01:19:21: veröffentlichten Spielen unterstützt wird.
01:19:23: Ja, aber genug von der Statistik. Jetzt kommen wir zu den besten Spielen.
01:19:27: Was sind denn die absolut objektiv besten Spiele für den Amiga über alle Generationen hinweg?
01:19:33: Das habe ich ermittelt durch Auswertung von verschiedenen anderen Bestenlisten,
01:19:37: wie ich es damals beim C64 auch schon gemacht habe.
01:19:40: 50 Listen habe ich zusammengeführt in einer großen Excel-Tabelle,
01:19:45: die Christian stolz machen würde.
01:19:47: Und dabei habe ich nur jeweils die ersten zehn Ränge beachtet.
01:19:51: Darunter sind verschiedene Listen von Redaktionen wie Amiga Action oder Amiga
01:19:56: Power oder Nutzer-Rankings von Datenbanken wie Lemon Amiga oder Mobi Games.
01:20:01: Und ich habe auch Branchenveteranen und geschätzte Podcast-Kollegen gefragt
01:20:05: nach ihren persönlichen Top Ten mit Ranking, also mit Run-Folge.
01:20:09: Darunter sind Patrick Becher vom Retro-Kompott.
01:20:13: Paul Kautz von Game Not Over, Ben und Daniel und Hardy von den Nerdwelten.
01:20:19: Marius und Fabian und Ringo und Tim von Down to the Detail, Heinrich Lehnhardt
01:20:24: von Pixel Kino und den Spiele-Veteranen,
01:20:26: Steffen und Armin von den Spiele-Archäologen, Heiko Klinge von einem Magazin
01:20:31: namens GameStar, Winnie Forster vom Gameplan Verlag, Anatol Locker und natürlich
01:20:36: Gunnar, kennst du, und Fabian.
01:20:39: Gunnar, zu deinem Top-Spiel, das du genannt hast, an erster Stelle deiner Top-Ten,
01:20:44: kommen wir gleich noch bei der Gesamtauswertung.
01:20:47: Ich selbst, nur der Vollständigkeit halber, ich habe keine eigene Bestenliste
01:20:51: erstellt, weil ich ja damals nur auf dem ST gespielt habe und nur bei meinem
01:20:54: Freund Malte ab und zu mal über die Schulter gucken konnte.
01:20:58: Aber wenn ich jetzt eins nennen müsste, dann wäre das Pirates.
01:21:01: Das war mein Lieblingsspiel auf dem ST und das gab es natürlich auch auf dem Amiga.
01:21:05: Und meine Güte sah das viel besser aus auf dem Amiga.
01:21:07: Aber davon reden wir jetzt nicht, denn Pirates spielt in dieser Top-Liste keine
01:21:13: weitere Rolle aus irgendwelchen Gründen.
01:21:15: Ich habe das folgendermaßen ausgewertet. Für den Spitzenplatz so einer persönlichen
01:21:20: oder redaktionellen Top-Ten-Liste gibt es 10 Punkte.
01:21:23: Für Platz 2 9 Punkte und so weiter. Und daraus ergibt sich ein Gesamtranking,
01:21:29: wobei ich ein bisschen geschummelt habe.
01:21:30: Ich habe jede Spiele-Serie nur mit ihrem jeweils populärsten Teil auftreten lassen.
01:21:35: Also wenn mal Kick-Off genannt wird und mal Kick-Off 2, dann habe ich die zusammengezählt
01:21:41: und in der Liste taucht dann nur der populärere Teil auf.
01:21:44: In dem Fall Kick-Off 2, weil der häufiger genannt wird als der erste.
01:21:48: Der erbt dann quasi die Punkte von Kick-Off 1.
01:21:51: Und Homebrew-Spiele habe ich außen vor gelassen. Die sind zu gut, das zählt nicht.
01:21:56: Gunnar, wenn du die Liste der Top 10, die wir gleich im Schnelldurchlauf vorstellen
01:22:00: wollen, betrachtest, was fällt dir dabei auf? Fällt dir überhaupt irgendwas dabei auf?
01:22:05: Überrascht mich jetzt ein bisschen die Frage, aber das ist doch eine sehr vernünftige Liste.
01:22:10: Kein Spiel aus den 80ern dabei, es sind alles späte Spiele.
01:22:14: Richtig, das wollte ich sagen, es sind alles Spiele aus den 90ern,
01:22:17: mehr als fünf Jahre nach dem Start der Plattform.
01:22:20: Das ist ein wiederkehrendes Muster, das war beim C64 auch schon so und beim
01:22:24: Atari 400, 800, dass die besten Spiele rund um die Fünfjahresgrenze rauskamen.
01:22:29: Also nach fünf Jahren haben die Entwickler das System verstanden.
01:22:32: Es fällt aber noch was auf, nämlich bis auf ein Spiel sind das alles europäische Titel.
01:22:38: Und das sehen wir ja nicht oft, dass eine Plattform so europa-dominiert ist.
01:22:42: Ja, aber der Amiga hat ja wirklich hier in Europa alles weggerockt und in Amerika
01:22:47: war er halt nur unter Ferner liefen.
01:22:50: Das ist halt schon sehr eine europäische Plattform in der Wahrnehmung.
01:22:54: Genau, aber das wird hier nochmal bestätigt. Und jetzt kommen wir endlich zum Ranking.
01:22:59: Wir gehen von 10 immer weiter rauf, bis schließlich Platz 1 erreicht ist und
01:23:04: damit das offiziell beste Amiga-Spiel aller Zeiten gekürt ist.
01:23:08: Möchtest du anfangen mit Platz 10?
01:23:10: Ja, Platz 10 ist ein Titel, der würdig ist, aber ich habe ihn in meiner Hitliste nicht gehabt.
01:23:17: Das ist Lotus Turbo Challenge 2 von 1991.
01:23:21: Das war super. Platz 9 habe ich auch nie selbst gespielt, soll aber super sein.
01:23:25: Das ist ein Top-Down-Shooter von den Bitmap Brothers, The Chaos Engine von 1993.
01:23:31: Fantastisches Spiel. Ebenso wie Platz 8, das ist Worms von 1995.
01:23:35: Dazu gibt es auch eine Stay Forever-Folge.
01:23:38: Ja, das gilt auch für Platz 7. Die Siedler von 93 wissen vielleicht nicht alle,
01:23:44: das erschien zuerst auf dem Amiga, genau wie Worms.
01:23:47: Auf Platz 6 ist nun ein Spiel, wo diese Mechanik greift, die du erzählt hast,
01:23:51: das erbt auch die Stimmen seines Vorgängers.
01:23:53: Turrican 2, The Final Fight von 1991.
01:23:57: Zu Teil 1 gibt es immerhin eine Stay Forever-Folge.
01:24:00: Ja, Turrican 2 wird übrigens auch von Braybrook mir gegenüber genannt als sein
01:24:04: persönliches Lieblingsspiel. Ein deutsches.
01:24:07: Platz 5 ist Cannon Fodder von 93.
01:24:10: Echtzeit-Taktik-Action-Mischung. Sehr hübsch, schwarzer Humor.
01:24:15: Auch zuerst auf dem Amiga rausgekommen.
01:24:16: Cannon Fodder ist so ein Spiel, da musste dabei gewesen sein, sag ich immer.
01:24:20: Okay.
01:24:21: Auf Platz 4 ein persönlicher Favorit von uns beiden. Speedball 2 Brutal Deluxe von 1990.
01:24:28: Da fehlt die Stave River-Folge. Christian, hörste, das müssen wir mal machen.
01:24:33: Unbedingt. Ice Cream und so. Also Platz drei, dazu habt ihr schon eine Folge
01:24:37: gemacht, Sensible World of Soccer, das erbt diverse Stimmen des Vorgängers Sensible
01:24:42: Soccer oder auch einiger Nachfolger, die da noch rausgekommen sind.
01:24:46: Ein Fußballspiel, sehr actionreich, aber auch mit Manager-Modus.
01:24:50: Kam zuerst auf dem Amiga raus, wird bis heute gespielt.
01:24:53: Auf Platz 2 ist ein Spiel, das nur portiert worden ist. The Secret of Monkey Island von 1991.
01:24:59: Dazu gibt es selbstverständlich auch eine Stay Forever-Folge.
01:25:03: Und das ist auch in meiner persönlichen Top 10 auf Platz 1.
01:25:06: Das erschien aber zuerst für DOS. Ich habe es natürlich zuerst auf dem Amiga
01:25:10: gespielt, weil DOS, bitte, 1991, hat man sowas noch nicht gehabt.
01:25:14: Jetzt aber Platz 1, das beste Amiga-Spiel überhaupt. Das erschien wieder zuerst auf dem Amiga.
01:25:21: Und auch dazu gibt es eine Stay Forever Folge und wenn ihr noch nicht erraten
01:25:24: habt, was es ist, dann vielleicht jetzt, wenn wir mal kurz reinhören.
01:25:50: Ja, das ist unverkennbar, oder? Das ist natürlich Lemmings von 1991.
01:25:56: Echtzeit-Puzzle mit kleinen, doofen Lemmingen, die gerettet werden wollen.
01:26:01: Das ist jetzt nicht unbedingt ein technischer Vorzeigetitel für die Multimedia-Maschine
01:26:05: Amiga, aber hier wie dort wunderbares Spiel.
01:26:09: Ja, und mit dieser wertvollen Erkenntnis, welches das beste Amiga-Spiel aller
01:26:15: Zeiten war, entlassen wir euch jetzt aus den Amiga-Festspielen.
01:26:19: Wir hoffen, wir konnten euch diese sensationelle Spielplattform in all ihrer
01:26:25: Größe, Glorie und Tragik ein bisschen näher bringen.
01:26:29: Meinst du, die Zeit hat gereicht dafür, ja?
01:26:31: Wir hoffen's.
01:26:32: Ja, wenn nicht, dann gibt es ja noch einen Nachschlag, denn bei Zeiten wird
01:26:36: es für Unterstützerinnen und Unterstützer noch eine Trivia-Bonus-Folge geben.
01:26:41: Da sprechen wir wieder über ein paar Spiele. Ich habe ja auch noch ein Schachspiel
01:26:45: auf dem Amiga ausprobiert, wie immer, wie es die Tradition verlangt.
01:26:48: Darüber müssen wir reden, unbedingt.
01:26:49: Und dann auch noch über weitere Themen, über Amiga-Prototypen,
01:26:52: über Easter Eggs, über die Guru-Meditation, über den 500 Mini und diverse andere
01:26:58: Themen. Ich freue mich drauf.
01:26:59: Genau, ich mich auch. Vielen Dank euch fürs Zuhören.
01:27:03: Vielen Dank, Henner, für die ganze Arbeit rund um diese Folgen.
01:27:07: Und bis zum nächsten Mal.
01:27:09: Bis dahin.